Drei Historische Liebesromane: Das 1500 Seiten Roman-Paket Sommer 2021. Alfred Bekker
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„Ich gab ihm stattdessen meine Sporen, um das thracische Ufer zu erreichen!“
„So seid Ihr nicht mit leeren Händen aus den Bergen jenseits von Samarkand zurückgekehrt!“
„So ist es!“
Näheres wollte Fra Branaguorno dazu im Augenblick offenbar auch gar nicht erfahren. Es würde sich schon noch eine Gelegenheit ergeben, bei der sie allein miteinander sprechen konnten. Aber fürs erste reichte dem Mönch diese Information. Er wirkte jetzt etwas entspannter und lehnte sich etwas auf seinem Stuhl zurück.
„So war unser beider lange und beschwerliche Reise vielleicht letztlich doch nicht umsonst!“, fand Arnulf, der dann auch gleich das Gespräch auf ein anderes Gebiet lenkte, obwohl Bruder Markus anscheinend wohl noch gerne ein paar zusätzliche Einzelheiten erfahren hätte, wie seinem enttäuschten Gesichtsausdruck anzusehen war. „Wie steht es denn um die Hochzeitsmission unseres verehrten Gesandten Johannes Philagathos?“, fragte Arnulf. „Werden wir bald wieder eine Kaiserin aus Byzanz an der Seite unseres obersten Lehnsherrn haben?“
„Im Moment stehen die Möglichkeiten einer schnellen Einigung schlechter, als noch vor einem halben Jahr, in der Zeit, da ich Euch zum ersten Mal die Straßen dieser Stadt entlang geführt habe, Arnulf!“, sagte Fra Branaguorno.
„So? Berichtet mir! Ich wäre gerne auf dem neuesten Stand, was die Beziehungen zwischen den beiden Kaisern und ihren Reichen angeht!“
„Lasst es mich so zusammenfassen, werter Arnulf: Diese Beziehungen sind zurzeit nicht von vordringlicher Wichtigkeit. Ihr erinnert Euch, dass wir eine ziemlich informelle Audienz bei Basileios bekamen, der ja ohnehin dafür bekannt ist, dass er das Protokoll gerne mal umgeht. Aber zurzeit wäre so etwas wohl undenkbar. Die Verhandlungen von Johannes Philagathos steckten anscheinend im Morast der oströmischen Hofdiplomatie fest. Ich habe noch vor kurzem mit ihm gesprochen. Es ist monatelang her, dass er mit dem Kaiser sprechen konnte. Stattdessen musste er immer wieder mit wechselnden Logotheten als Gesprächspartner vorlieb nehmen.“
„Das ist bedauerlich“, meinte Arnulf. „Ich hatte eigentlich gehofft, eine frohe Botschaft mit nach Magdeburg nehmen zu können, wenn es denn an die Heimreise geht...“
„Die Bulgaren sind auf dem Kriegszug. Sie sind nach Thracien eingefallen und es ist nur eine Frage der Zeit, wann sie vor den Mauern der Stadt stehen werden“, berichtete Fra Branaguorno.
„Aber das wird seit langem erwartet und es sollte uns auch nicht allzu viel Sorgen machen“, mischte sich nun Bruder Markus in das Gespräch ein. „Die Mauer der Stadt sind unüberwindlich! Es mag den Bulgaren gelingen. Thracien ist schnell zu erobern, aber sie werden sich an den Schutzmauern genauso die Zähne ausbeißen wie die Goten. Und dann wird Basileios zurückschlagen und sich rächen!“
„Der Strom der Flüchtlinge, die in die Stadt kommt, hält jedenfalls unvermindert an“, stellte Fra Branaguorno fest. „Es werden jeden Tag mehr und die verbreiten nicht unbedingt die beste Stimmung gegenüber dem Kaiser. Schließlich scheint es ihm nahezu gleichgültig zu sein, dass die Bulgaren Thracien verwüsten. Er verlässt sich auf den Schutz seiner dicken Stadtmauern!“
„Und auf die Rückkehr eines großen Teils seiner Truppen, die derzeit an der Ostgrenze kämpfen, wo sich die Muslime gegenseitig töten!“, stellte Arnulf fest. „Ich hatte alle Mühe, nicht in diese Auseinandersetzungen hinein zu geraten und war gezwungen weite Umwege zu gehen.“
Nachdem sich Arnulf so satt gegessen hatte, dass ihm der Magen gut gefüllt war, ließ Bruder Markus vom Novizen Andreas Wein einschenken. Fra Branaguorno allerdings lehnte dankend ab, während Arnulf dies jedoch gerne annahm. „Ein guter Tropfen“, stellte er fest, nachdem er bereits einen halben Becher davon geleert hatte.
„Wir werden dem Kaiserhof eine Botschaft zukommen lassen, dass Ihr eingetroffen seid“, sagte Bruder Markus. „Schließlich solltet Ihr ja ein persönliches Schreiben von Kaiser Basileios an Kaiser Otto nach Magdeburg bringen. Diese Angelegenheit muss ich noch mit Johannes Philagathos besprechen, aber ich denke...“
„Ich wäre Euch dankbar, wenn Ihr das nicht tun würdet“, unterbrach ihn Fra Branaguorno.
Bruder Markus, der ja nicht in alle Geheimnisse jener Mission, mit der Arnulf von Ellingen und der gelehrte Mönch geschickt worden waren, eingeweiht war, runzelte die Stirn. „Aber weshalb nicht? Das wäre eine Gelegenheit, wieder zum Kaiser vorzudringen, denn er lässt unseren Gesandten seit Monaten am Hof weilen, ohne mit ihm zu sprechen oder sich in irgendeiner Weise dazu zu äußern, ob er überhaupt noch daran denkt, die beiden christlichen Kaiserreiche durch eine Heirat zu verbinden.“
„Ihr solltet auch Johannes Philagathos nichts davon sagen, dass Arnulf von Ellingen nach Konstantinopel zurückgekehrt ist“, erklärte Fra Branaguorno.
„Das müsst Ihr mir erklären!“
„Die Ankündigung, Arnulf ein Dokument des Kaisers überbringen zu lassen, diente nur dem einen Zweck: der Kontrolle. Schon die Tatsache, dass wir zu ihm gerufen wurden, war verdächtig. Der Herr allein mag wissen, woher er so gut informiert war, aber anscheinend gab es Zuträger, die ihn misstrauisch gemacht haben...“
„Ihr könntet uns wirklich einige Unannehmlichkeiten ersparen, wenn Ihr darauf verzichtet, Kaiser Basileios um seine persönliche Botschaft zu bitten, die er angekündigt hat.“
„Früher oder später wird er doch erfahren, dass Ihr in der Stadt seid, Arnulf! Es gibt überall Spitzel!
„Aber von dem, was die sagen, wird das meiste bei irgendeinem untergeordneten Logotheten hängenbleiben, so wie ich den oströmischen Hof kenne. Und bis diese Nachricht tatsächlich durchdringt, sind wir längst nicht mehr in der Stadt.“
––––––––
Am nächsten Tag ging Arnulf von Ellingen zum Bader und abschließend erwarb er einen neuen Umhang. Außerdem wurde ihm eine Hose angepasst. Das Lederwams war noch verwendbar, das wollene Unterziehwams nach einer gründlichen Wäsche ebenfalls. Allerdings brauchten die Stiefel neue Sohlen, wofür es in den Handwerkergassen der Stadt genügend kundige Hände gab.
Es war Fra Branaguorno, der Arnulf von Ellingen mit den nötigen Münzen ausstattete. Woher dieses Geld stammte, ob nun aus den Mitteln seiner Ordensbrüder oder denen der kaiserlichen Gesandtschaft oder ob es noch irgendwelche anderen Quellen gab, die er für einen solchen Fall zu öffnen vermochte, darüber gab Fra Branaguorno nur ausweichende Auskünfte.
Er selbst begleitete Arnulf bei dessen Ausflügen in die labyrinthischen Gassen Konstantinopels nicht. Die Verwundung, die er beim Angriff der Normannen davon getragen hatte, schien ihn weit mehr zu beeinträchtigen, als er dies zugegeben hätte.
„Ich will keine kleinen Kinder erschrecken, wenn ich durch die Straßen gehe“, sagte er Arnulf nur. „Als ich mich in Richtung Westen schleppte, da ist das so manches mal geschehen, wenn ich leichtfertigerweise die Kapuze meiner Kutte zurückgeschlagen habe, um meine Wunde zu behandeln oder mich zu waschen.“
„Ich habe Euch damals da liegen sehen, als Thorkilds Männer mich fortführten, ohne Euch helfen zu können“, sagte Arnulf daraufhin. „Von den Normannen hätte keiner