Drei Historische Liebesromane: Das 1500 Seiten Roman-Paket Sommer 2021. Alfred Bekker

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Drei Historische Liebesromane: Das 1500 Seiten Roman-Paket Sommer 2021 - Alfred Bekker

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      Fünfzehntes Kapitel: Konstantinopel

      Arnulf von Ellingen stand an der Kaimauer im Hafen von Chrysopolis und blickte über die Meerenge nach Konstantinopel. Die Kuppel der Hagia Sophia war das unumstößliche Beweis dafür, dass er es wirklich geschafft hatte! Er atmete tief durch. Fast ein ganzes Jahr hatte er gebraucht, um sich aus den Bergen von Tukharistan aus bis hier her durchzuschlagen. Ein Krieg zwischen unterschiedlichen muslimischen Fürstenfamilien, die nominell zwar alle dem Kalifen in Bagdad unterstellt waren, aber in Wahrheit längst ihre eigenen Reiche regierten und um die Vorherrschaft kämpften, war mit dafür verantwortlich, das seine Reise so lange gedauert hatte.

      Abgerissen wie ein Bettler stand er jetzt da. Seine Kleidung starrte vor Dreck, der Umhang hatte Löcher und der einzig wirklich wertvolle Besitz, über den er im Moment verfügte, war das Schwert aus unzerbrechlichem Stahl, das er bei seiner Flucht aus Thorkilds Lager erbeutet hatte. Und auf dem langen Irrweg durch die Kysylkum und die Länder am kaspischen Meer bis zum Norden des Zweistromlandes und den kleinasiatischen Bergen, hatte diese Klinge ihm mehr als einmal gute Dienste erwiesen und ihm Freiheit und Leben erhalten.

      Wie oft hatte er sich vorgestellt, endlich wieder die bekannten Gebäude dieser größten Stadt der Christenheit vor sich zu sehen. Das Hippodrom erhob sich ebenso über das Häusermeer wie der kaiserliche Palast und die alte Akropolis, wo sich der innerste Kern der Stadt befand, an dem einst die Griechen den Keim dieses Imperiums gelegt hatten.

      „Wie willst du die Überfahrt bezahlen, Fremder?“, fragte der Kapitän des kleine Fährschiffs, der seinen Lebensunterhalt damit verdiente, Reisende über die Meerengen von Bosporus, Marmara-Meer und Goldenem Horn zu bringen. Der Kapitän war ein Grieche, aber sprach Arnulf auf Latein an, nachdem er gemerkt hatte, dass sein Gegenüber kein Griechisch verstand. Auch wenn das Griechisch in den Straßen zweifellos vorherrschte, so konnten doch sehr viele Bewohner auch Latein, das immer noch eine offizielle Amtssprache im Reich war. Die Bewohner des Imperiums nannten sich schließlich selbst Rhomäer – Römer. Das erste Rom, die Stadt des Papstes, hatte allerdings kaum einer der Rhomäer je gesehen.

      Wie aus weiter Ferne hörte er die Worte des Kapitäns, der Gorgios hieß und von dem man Arnulf gesagt hatte, er sei der Preiswerteste unter den Schiffern von Chrysopolis.

      Gut achthundert Schritt trennten ihn jetzt noch von dem Boden der Stadt, die man nicht umsonst die Große nannte. Aber wenn er hier in Chrysopolis kein Schiff fand, dass ihn übersetzen ließ, dann musste er eben die drei oder vier Meilen nach Süden nach Chalcedon wandern, von wo ebenfalls tagtäglich Dutzende von mehr oder minder großen Barkassen das Marmara-Meer befuhren.

      „Na, was ist?“, fragte Gorgios.

      „Ich kann dir meine Sporen geben“, sagte Arnulf. Ein Pferd besaß er im Moment ohnehin nicht. Also war das kein besonderer Verlust. Und seinen sächsischen Ritterhelm hatte er bereits bei anderer Gelegenheit in ein paar Münzen getauscht.

      „Ich würde lieber dein Schwert nehmen“, meinte er.

      „Die Sporen sind schon viel mehr wert, als du normalerweise für eine Überfahrt verlangen könntest“, erwiderte Arnulf. „Alles andere wäre unchristlicher Wucher!“

      Gorgios lachte. „Einen Versuch war es jedenfalls wert. Lass mal deine Sporen sehen!“

      Arnulf schnallte den rechten Sporen ab und gab ihn Gorgios. Der Grieche sah ihn sich von allen Seiten an und kratzte sich dann an seinem leicht gelockten Haupthaar. „Die haben auch schon bessere Zeiten gesehen. Aber ich will mal nicht so sein!“

      „Du weißt genau, dass es nicht dein Schaden ist!“

      ––––––––

      Wenig später stand Arnulf an der Reling des schwankenden Fährschiffs. Der Wind blähte die Segel. Vor Chrysopolis ragte der Leanderturm aus dem Wasser, auf dem Nachts ein Leuchtfeuer brannte, um den Schiffen auch bei Dunkelheit Orientierung zu geben. Und außerdem ragte hier das eine Ende jener gigantischen Eisenkette ans Ufer, die hochgezogen wurde, wenn angreifende Flotten die Durchfahrt verwehrt werden sollte. Dann spannte sich diese Kette siebenhundertfünfzig Schritt weit über das Meer.

      Keine Winden wären stark genug gewesen, diese manngroßen Eisenglieder zu spannen. Dazu dienten bootsförmige Schwimmer, die am Ufer für den Ernst bereitstanden. Nur mit ihrer Hilfe war es möglich, die Kettenglieder in der Nähe der Oberfläche zu halten, sodass sie für Schiffe ein unüberwindliches Hindernis darstellten.

      Gorgios Fährschiff überquerte die Meerenge und fuhr dann am thracischen Ufer des Marmara-Meeres die Küste entlang. Sein Ziel war der Eutherios-Hafen. Außer Arnulf waren ein paar Tuchhändler an Bord. Außerdem eine Gruppe von Pilgern, die auf dem Landweg ins Heilige Land aufgebrochen waren und sich nun auf dem Rückweg befanden.

      Sobald sie Konstantinopel erreicht hatten, lag allerdings noch eine weite Reise vor ihnen. Sie stammten nämlich ihrer Sprache nach aus Italien. Arnulf hörte mehrfach das Wort 'Amalfi'. Offenbar stammten sie aus der italienischen Handelsstadt.

      Als das Schiff im Eutherios-Hafen einfuhr, musste gerudert werden, da der Wind aus seiner ungünstigsten Richtung kam.

      „Ich wünsche dir viel Freude mit meinen Sporen“, sagte Arnulf an Giorgos gewandt.

      Dieser grinste. „Ich werde sicherlich einen guten Preis dafür erzielen.“

      „Davon bin ich überzeugt.“

      ––––––––

      Arnulf drängte sich durch das bunte Treiben am Hafen. In seinem Aufzug war kaum in Gefahr von einem der Händler angesprochen zu werden. Niemand erwartete, dass er auch nur eine einzige Kupfermünze übrig hatte - so abgerissen wie er aussah.

      Nicht einmal die Bettler und Kriegsveteranen in den Gassen glaubten offenbar, dass er ihnen etwas hätte geben können. Nicht ein Einziger streckte die Hand aus, um von ihm ein Almosen zu erbitten.

      Es war nicht einfach, sich in den labyrinthischen Gassen der Stadt zurechtzufinden. Dazu war sein erster Aufenthalt in Konstantinopel einfach nicht lang genug gewesen. Hier und da fragte er jemanden nach dem Weg und musste feststellen, dass nicht alle, die er fragte, überhaupt genug Latein verstanden, um seine Frage zu begreifen.

      Aber schließlich stand er doch vor jenem Gebäude zwischen den Lagerhäusern, südlich des Hippodrom, in

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