Psychosoziale Beratung. Группа авторов

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Basisfertigkeiten der Gesprächsführung

      Gespräche sind in der Gestaltung der Beratungsbeziehung das wichtigste Medium. Deshalb benötigen Beraterinnen und Berater neben den Grundlagenkenntnissen über die menschliche Kommunikation besondere Basisfertigkeiten, die bei Gesprächen mit Einzelklienten oder mit einem Klientensystem (z. B. Paar oder Familie) eingesetzt werden können. Während für Beratungsgespräche mit Einzelnen in der Gesprächspsychotherapie grundlegende Haltungen und Techniken entwickelt worden sind, bereichern Konzepte und Methoden aus der systemischen Therapie die Basisfertigkeiten, wenn mehrere Personen zur Beratung kommen.

      3.2.1 Basisfertigkeiten der Gesprächsführung mit Einzelklienten

      Rogers (1942) hat in seinem Werk »Counceling and Psychotherapy« nicht nur die Grundlagen für die Gesprächspsychotherapie gelegt, sondern Basisfertigkeiten der Gesprächsführung beschrieben, die in keiner Beratung oder Psychotherapie fehlen dürfen. Nach der Auffassung von Rogers (1942) können Gespräche die ›Selbstaktualisierung‹ beim Klienten fördern, also seine Integrität, Autonomie und Wertschätzung optimieren, allerdings nur dann, wenn drei Basisvariablen realisiert werden:

      »Je mehr der Klient den Therapeuten als real oder echt, als empathisch und ihn bedingungsfrei akzeptierend wahrnimmt, desto mehr wird sich der Klient von einem statischen, gefühlsarmen, fixierten, unpersönlichen Zustand psychischer Funktionen auf einen Zustand zu bewegen, der durch ein fließendes veränderliches, akzeptierendes Erleben differenzierter persönlicher Gefühle gekennzeichnet ist.« Rogers (1977, 128)

      • Empathie (griechisch: empatheia, einfühlendes Verstehen) bedeutet die Fähigkeit, sich in die Gedanken, Gefühle und das Weltbild von anderen Menschen hineinzuversetzen und auch einzufühlen. Nach Truax & Carkuff (1967) ist die höchste von fünf Stufen so definiert: »Die Reaktionen des Helfers fügen den Gefühlen und dem Sinn der Äußerungen des Klienten in der Weise entscheidend etwas hinzu, dass er Gefühle genau auf einer Ebene ausdrückt, auf der der Klient sich selbst nicht äußern konnte, oder dass er in den tiefsten Momenten ganz beim Klienten ist, wenn dieser sich weiter und intensiv selbst exploriert. Beispiel: Der Helfer reagiert genau auf alle tiefen Empfindungen und Oberflächengefühle des Klienten. Er ist auf die ›Wellenlänge‹ des Klienten eingestimmt. Der Helfer und der Klient können gemeinsam vorher unexplorierte Bereiche menschlicher Existenz explorieren. Insgesamt reagiert der Helfer in vollem Bewusstsein dessen, wer die andere Person ist und mit einfühlsamem und genauem einfühlendem Verständnis auf die tiefsten Gefühle dieses Menschen« (Übersetzung: Goldstein 1977, 33).

      Komponenten der Empathie

      ›Empathie‹ ist nicht nur eine Basisvariable für die Gestaltung einer professionellen Beratungsbeziehung, sondern eine notwendige Bedingung für soziales Verhalten schlechthin. In der aktuellen Forschung werden mindestens zwei Aspekte der Empathie unterschieden. Bei der kognitiven Komponente steht die Fähigkeit im Mittelpunkt, intellektuell die Perspektive eines anderen Menschen zu übernehmen (Theory-of-Mind), während mit der affektiven Komponente die Fähigkeit angesprochen wird, Emotionen von anderen Menschen mit dem ganzen affektiven Programm nachzuempfinden. Die bisherigen neurobiologischen Studien weisen darauf hin, dass für die Empathie ein neuronales Netzwerk zuständig ist, mit Schwerpunkten für die kognitive und die affektive Seite der Empathie. Während bei der kognitiven Verarbeitung der dorsale anteriore midzinguläre Kortex (aMCC) eine Schlüsselstruktur darstellt, ist bei der affektiven Komponente eine Aktivierung der rechten anterioren Insula zu beobachten (vgl. Fan et al. 2011).

      • Positive Wertschätzung (Akzeptanz, Wärme) ist der Versuch, dem Gesprächspartner Achtung, Respekt und Wertschätzung entgegenzubringen und ihm zu vermitteln, dass er mit seinem Anliegen ernst genommen wird. Ein Optimum wäre wieder auf Stufe 5 realisiert: »Auf Stufe 5 vermittelt der Therapeut Wärme ohne Einschränkung. Er respektiert voll den Wert des Patienten als Person und seine Rechte als ein freier Mensch. Auf dieser Stufe hat der Patient die Freiheit, er selbst zu sein, selbst wenn das heißt, dass er sich regressiv verhält, abwehrt oder sogar den Therapeuten selbst ablehnt oder nicht leiden kann. Auf dieser Stufe nimmt der Therapeut zutiefst Anteil am Patienten als Person, aber es ist ihm gleich, welche Wahl der Patient im Hinblick auf sein Verhalten trifft. Er nimmt echt am Patienten Anteil und schätzt seine menschlichen Möglichkeiten ohne Einschränkung und ohne sein Verhalten oder seine Gedanken zu bewerten. Er ist bereit, mit dem Patienten dessen Freuden, Sehnsüchte oder Depressionen und Misserfolge zu teilen. Die einzige Lenkung durch den Therapeuten kann darin bestehen, dass er den Patienten auffordert, persönlich relevantes Material mitzuteilen« (Goldstein 1977, 40–43).

      Neurobiologie sozialer Ausgrenzung

      Menschen haben ein sensibles Gespür dafür, ob sie sozial akzeptiert sind oder von anderen ausgeschlossen werden. Die Fähigkeit, bereits kleine Hinweisreize für soziale Ausgrenzung erkennen zu können, scheint für das psychische und biologische Wohlergehen von Menschen von zentraler Bedeutung zu sein. Mit dieser Fähigkeit einher geht ein neurobiologisches Netzwerk. Eine Studie von Kawamoto et al. (2012) konnte die Ergebnisse anderer Studien belegen, nach denen der dorsale anteriore cinguläre Cortex (dACC) für die Detektion sozialer Ausgrenzung eine erhöhte Aktivierung zeigt und der rechte ventrolaterale präfrontale Cortex (rVLPFC) auf die Regulation von sozial schmerzhaften Erfahrungen anspricht. Hingegen wird die Wahrnehmung von emotionaler Unterstützung durch den ventralen Teil des anterioren Cingulums (vACC) prozessiert.

      • Echtheit (Kongruenz, Selbstaufrichtigkeit) impliziert, dass der Berater einen Zugang zu seinem eigenen Empfinden hat und es in den Beratungsprozess mit dem Klienten einbringt, wenn es angemessen ist (vgl. Rogers 1977). Im Gespräch mit dem Klienten baut der Berater keine Fassade auf und sein Handeln passt zu seinen Gefühlen. Dadurch wirkt der Berater auch als Modell für den Klienten und ermutigt ihn, sein eigenes Erleben selbstaufrichtig zu spüren und mitzuteilen, es entsteht somit eine positive Interpunktion der Kommunikationsabläufe zwischen Berater und Klient im Beratungsprozess (siehe 3. Axiom von Watzlawick et al. 1980).

      Bei allen drei Basisvariablen ist eine Kommunikation durch den Berater nicht nur auf verbaler, sondern auch auf nonverbaler Ebene nötig, damit der Klient durch die Mimik, Gestik und Körperhaltung die Botschaft des Beraters auch nachspüren kann. Darüber hinaus können noch eine Reihe weiterer Bedingungen förderlich sein, damit die drei Basisvariablen voll zur Entfaltung kommen können, insbesondere Einigkeit in den Rollenerwartungen, Zuversicht in den Erfolg der Beratung, Ähnlichkeiten in der sozialen bzw. kulturellen Herkunft und Ähnlichkeiten in der Sprache (vgl. Goldstein 1977).

      Mentalisierung

      Empathie und Echtheit beruhen stark auf der Fähigkeit und inneren Haltung des Beraters zur Mentalisierung, das heißt, die genaue Beobachtung und Reflexion des eigenen inneren psychischen Prozesses als Voraussetzung für ›Echtheit‹ und das Erkennen, welche Intentionen dem Verhalten anderer Menschen zugrunde liegen, als Voraussetzung für ›Empathie‹ (vgl. Brockmann & Kirsch 2015).

      In der Weiterentwicklung der Beratungsmethoden wurde zwar nie die Bedeutung der Empathie angezweifelt, jedoch bemühte man sich um eine Präzisierung der Methoden, wie Empathie in der praktischen Arbeit umgesetzt werden kann, auch wenn damit die Gefahr einer gewissen Verkürzung des Konzeptes als innere Haltung des Beraters nicht ganz ausgeschlossen werden konnte. Gordon, ein Schüler von Rogers, schlägt als Methode das sogenannte ›aktive Zuhören‹ vor, das man für die psychosoziale Beratung so übersetzen kann: Beim aktiven Zuhören konzentriert sich der Berater auf die Rückmeldung (das Spiegeln) der unmittelbar vorausgehenden Botschaft des Klienten in einer Form, dass er dem Klienten aktiv zeigt, dass er den Klienten akustisch und sinngemäß verstanden hat. »Er beweist dem Sender das dadurch, dass er die Bedeutung der gesendeten Botschaft ›rückmeldet‹« (Gordon 1978, 54). Erst durch die

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