Killer sind auch nur Mörder: 7 Strand Krimis. A. F. Morland

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Killer sind auch nur Mörder: 7 Strand Krimis - A. F. Morland

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style="font-size:15px;">      Ein gefundenes Fressen für die Zeitungen ! Es war für Rufus Maretti ein Jammer, dass er für die Schlagzeilen, die er der Presse lieferte, kein Honorar fordern konnte. Rufus Maretti zog die Tür ins Schloss, ging behutsam bis zum Ende der hufeisenförmig angelegten Galerie, drückte einen Holzschieber beiseite und blickte aus der etwa handbreiten Öffnung auf das zunehmende Besuchergewimmel im Saal hinab.

      Die Tanzfläche war aus Mattglassteinen zusammengesetzt und wurde von unten her beleuchtet. Um dem gewaltigen Raum eine intime Atmosphäre zu geben, hatte man auf eine Deckenbeleuchtung verzichtet und jeden Tisch mit Lampe und Telefon ausgerüstet. Die Tischnummern waren in die Lampenschirme eingelassen und aus jeder Saalecke erkennbar.

      Maretti steckte die Taschenlampe ein, stellte das Futteral ab und zog sich den Stuhl heran, den er bereits am Nachmittag herbeigeholt hatte. Er setzte sich, öffnete den Trompetenbehälter und nahm das zusammenlegbare Gewehr heraus. Es hatte einen abgesägten Lauf und einen verkürzten Kolben. Maretti fügte die Teile ineinander, schob das Zielfernrohr in seine Verankerung, nahm die Waffe hoch und ließ das Fadenkreuz mit seinem stark vergrößernden Nachtglaseffekt über die Tischreihen gleiten. Er sah lachende, erwartungsvolle oder auch nur gelangweilte Gesichter. Er kannte keines davon, sie interessierten ihn nicht, aber als ihm eine besonders widerwärtig anmutende Männervisage ins Fadenkreuz kam, juckte es ihm in den Fingern, sein Killertalent unter Beweis zu stellen.

      Natürlich war der Nichtsahnende im Saal völlig ungefährdet. Maretti tötete nur auf Bestellung und gehörte nicht zu denen, die sich den Luxus von Gefühlen leisteten.

      Maretti zog eine Taschenflasche aus dem olivgrünen Regenmantel und nahm einen Schluck daraus. Er rauchte nicht, er war auch kein Trinker, aber er liebte in gewissen Situationen die belebende Wärme des Alkohols. Sie erleichterte ihm das Warten.

      Aus seiner Vogelperspektive beobachtete er das Treiben im Saal und fuhr sich rasch mit der Zunge über die Lippen, als er plötzlich das Girl bemerkte, dem sein Kommen galt.

      Er nahm die Waffe hoch, um Cindy durch das Zielfernrohr besser sehen zu können. Sie sah fantastisch aus, vielleicht um eine Nuance zu aufgedonnert für einen Schuppen vom Charakter des 'Plaza'. Das schulterfreie Kleid nahm sich in einer von Straßenanzügen und Konfektionsfähnchen bestimmten Umgebung wie ein Fremdkörper aus. Aber wenn jemand die apfelgrüne Chiffonkreation tragen konnte, dann sicherlich die fabelhaft gewachsene Cindy Bell.

      Maretti hatte ihre Biographie im Kopf.

      Clarissa Bell, genannt Cindy. Sechsundzwanzig Jahre alt, ledig, zwei geplatzte Verlobungen, davon eine sehr spektakuläre mit John Hillary, dem Millionenerben und Juniorchef des gleichnamigen Kugellagerimperiums.

      Cindy hatte das gewisse Etwas. Sie war naturblond. Ihre Zähne hatten schon oft genug für Zahnpasten geworben, und das Strahlen ihrer großen, violett schimmernden Augen bewährte sich mindestens einmal im Jahr auf dem Deckblatt eines der großen Magazine.

      Cindy war Playgirl, Fotomodell und Kleindarstellerin (Film und Fernsehen) in einem, sie gehörte zu den Randfiguren des Jetsets. Sie war aus verständlichen Gründen überall gern gesehen, aber sie hatte schon vor Jahren herausgefunden, dass sie den Reichen und Möchtegernreichen vor allem als Garnierung diente, als optische Party-Attraktion, und dass man sie wegen ihrer Herkunft aus einer Grubenarbeiterfamilie niemals in jene Kreise aufnehmen würde, deren Erschließung ihr durch die Verlobung mit Johnny Hillary um ein Haar geglückt wäre.

      Das Orchester begann zu spielen. Eine Schnulze, die sich als 'Theme Song' anbot und die an das Highlife der dreißiger Jahre erinnerte. Die Musik verebbte, der Bandleader sagte ein paar heiter-banale Worte, dann ging’s richtig los, die Band spielte einen Quickstepp. Rufus Maretti nahm einen zweiten letzten Schluck aus seiner Flasche.

      Der Tanz in den Tod konnte beginnen.

      „Wollen wir?“, fragte der Mann, der sich in Cindy Beils Begleitung befand. Er blickte zur Tanzfläche, die sich rasch füllte. Mit den Fingern der rechten Hand vollzog er den Musikrhythmus nach. Sie saßen an Tisch 13.

      „Du bist nicht im Takt“, rügte Cindy.

      Er sah sie an. Sein Name war Herb Greene. Er war neunundzwanzig und besaß ein paar Second-Hand-Läden zwischen der 105ten und 113ten Straße. Man wusste von ihm, dass er die Geschäfte nur betrieb, um seine Aktivitäten als Hehler tarnen zu können. Aus irgendeinem Grund ließ man ihn weitgehend unbehelligt, anscheinend besaß er die richtigen Drähte zur Polizei. Tatsache war, dass er sich gelegentlich als Spitzel betätigte und auf diese nicht risikoarme Weise zu besonderen Privilegien gelangt war.

      „Was ist los mit dir?“, fragte Herb und ließ die Hand sinken. „Nervös?“

      Er hatte einen kantigen Schädel und wegen einer Fehlschaltung in seiner Pigmentenzentrale schlohweißes, aber sehr dichtes Haar. Es reichte ihm bis weit in den Nacken. Er sah damit recht gut aus und hielt sich auf sein Äußeres nicht wenig zugute.

      „Wundert dich das?“, fragte Cindy und fischte ein Päckchen Zigaretten aus ihrer Handtasche. Greene gab ihr Feuer und starrte dabei fasziniert in die wohlgefüllten Tiefen von Cindys Ausschnitt.

      „Du übertreibst“, erklärte Herb Greene. „Warum teilst du dem Mann nicht ganz normal mit, was du auf dem Herzen hast und loswerden möchtest?“

      „Das habe ich dir schon einmal erklärt. Ich habe das Gefühl, dass ich beobachtet werde. Ich möchte fast wetten, dass mein Telefon angezapft ist. Der Mann, der die Informationen bekommen soll, gehört leider nicht zu denen, die eine feste Adresse mitsamt Telefonnummer haben. Er ist wie ein Phantom, aus gutem Grund. Hier im Saal lassen sich Nachrichten geradezu ideal und völlig unverfänglich austauschen. Ein Drittel der Tischtelefone wird ständig benutzt. Neun von zehn Leuten geht’s dabei ums Anbandeln, aber ein paar dürften auch dazwischen sein, die die Anlage als konspirative Kommunikationsquelle benutzen.“

      „Ist er schon da?“

      „Fragen stellst du! Ich habe keine Ahnung, wie er aussieht. Ich kann nicht mal sagen, ob sein Name stimmt. Rick Briggs. Klingt nicht sehr vertrauenerweckend, oder?“

      „Ich finde nichts Ungewöhnliches daran“, erklärte Herb Greene.

      Das Tischtelefon läutete.

      Cindy erstarrte. Sie musterte den Apparat mit einem Gesichtsausdruck, als sei zu befürchten, dass er gefährliche Stromschläge verteilte.

      „Nimm ab“, drängte Herb Greene, der einen blauen Samtblazer mit knallroter Schleife trug. „Worauf wartest du noch?“

      „Geh zur Toilette“, forderte sie Greene auf, ohne den Blick vom Telefon zu lösen.

      „Warum denn das?“

      „Ich will nicht, dass du mithörst.“ Greene runzelte die Augenbrauen. Er hatte sie, um einen Kontrast zum Haupthaar zu erzielen, schwarz gefärbt. „Vertraust du mir nicht?“

      „Das steht nicht zur Debatte. Aber wenn du mitkriegst, was ich weiß und zu sagen habe, gerätst du automatisch in den gleichen Gefahrenstrudel wie ich. Es ist nur in deinem Interesse, wenn du verduftest.“

      „Ich bin kein ängstlicher Typ, das weißt du.“

      „Verschwinde! Es ist ja nur für ein paar Minuten“, sagte Cindy.

      Herb Greene zuckte mit den Schultern. „Wie du meinst“, sagte er, stand

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