Fahrend? Um die Ötztaler Alpen. Группа авторов

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Fahrend? Um die Ötztaler Alpen - Группа авторов Ötztaler Museen Schriften

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mit der Selbst- und Fremdwahrnehmung an. Divergenzen zeigen sich hier etwa besonders deutlich in Bezug auf die Inszenierungen der „Karrner“ und „Laninger“ in den Fasnachten der Region sowie den Reaktionen Jenischer darauf. – Ist es Zufall, dass beide jenischen Gewährsleute ihren Ausdruck in Kunst und Literatur gefunden haben?

      Mit Gedichten von Sieglinde Schauer-Glatz in jenischer Sprache und im Ötztaler Dialekt schließt die vorliegende Publikation den Bogen auf poetische Weise. In den abgedruckten Texten verhandelt die Dichterin, die für ihr jahrzehntelanges Engagement für Menschen mit Behinderung 2010 mit der Verdienstmedaille des Landes Tirol ausgezeichnet wurde, Ausgrenzungen. Der Abschluss ist jedoch geprägt durch den versöhnlichen Ton im Gedicht „Die Hoamat“, in dem sie auf ihre Kindheit in Huben zurückblickt.

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       Abb. 2: Jenisches Lager am Wegesrand im Vorderen Ötztal

      An dieser Stelle soll ein Wort zum Titelbild dieses Bandes nicht fehlen: Wir stellen – symbolisch für die Herangehensweise an dieses komplexe Thema – eine Fotografie von Meinhard Pfaundler aus dem Jahr 1931 an den Anfang dieses Buches (und auf die Titelseite des Projektes): Sie befindet sich mit der Bildbeschriftung „Karrner“ in einem Fotoalbum über Piburg (Gemeinde Oetz) und lässt viele Fragen offen. Nicht nur die Fragen danach, wer auf diesem Foto zu sehen ist oder wo dieses Foto gemacht wurde. Auch die Frage danach, ob es sich wirklich um Jenische handelt oder ob uns einige stereotype Elemente hier in die Irre leiten. Ausgehend von den wenigen Daten, die uns heute noch vorliegen, den wenigen Zeugnissen wie Fotos oder Erinnerungserzählungen sollen Aspekte jener Geschichte von Tirolerinnen und Tirolern rekonstruiert und bewusst gemacht werden, die mitunter gezielt unsichtbar gehalten wurden.

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       Das Bild der wandernden „Tirolerin“ – schon durch die Kleidung Inbegriff stereotyper Zuschreibungen. Georg Emanuel Opitz: „Die Tyrolerinn, der Hausmeister und ein Italiäner mit Gypsfiguren in Wien“, 1804–1812

       Michael Span

      Im Folgenden sollen einzelne Schlaglichter auf Aspekte dieser Geschichte geworfen und so versucht werden, diese in ihrer Mehrdimensionalität zu umreißen und im Tiroler Oberland in der Frühen Neuzeit zu verorten. Dies soll anhand relevanter Literatur zur Thematik erfolgen, deren Grundgerüst durch konkrete Quellenfunde zur Region ergänzt wird. Grundsätzlich mitzudenken gilt es dabei, dass die Region sowohl Ziel- als auch Ausgangsort von Migration sein konnte. In vielen Fällen war sie beides zugleich, denn keineswegs gab es nur transregionale bzw. grenzüberschreitende Wanderungsbewegungen.

      Im Folgenden wird der Ausgang bei der Tiroler Landesordnung aus dem 16. Jahrhundert genommen, die für den in diesem Band behandelten Raum bis weit in die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts als rechtliche Grundlage diente. Hier kommt vor allem die sicherheitspolizeiliche Dimension von Wanderungsbewegungen auf landesfürstlichem Territorium respektive in dieses zum Ausdruck. Dabei wird bereits deutlich, dass die Obrigkeit vor allem mobilen Formen von Handel und Dienstleistungsgewerben sowie Bettler*innen ihre Aufmerksamkeit widmete. Auf die Spuren, die diese Personengruppe als „Vagabund*innen“ in den lokalen Quellen hinterließ, wird in diesem Beitrag ein besonderer Fokus gelegt.

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       Abb. 1: Bettler vor der Stampfanger-Kapelle bei Söll, Bleistiftzeichnung, um 1820

      Entstehen soll so ein konziser Einblick in die Vielschichtigkeit des Themenfeldes Migration und Mobilität, der die eingangs angeführte, triviale Diagnose der historischen Normalität von Wanderungsbewegungen konkretisiert und im regionalen Kontext verankert darstellt.

      

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