Trevellian und der Henker von Harlem: Action Krimi. Pete Hackett

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Trevellian und der Henker von Harlem: Action Krimi - Pete Hackett

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als seine Hände jäh durchblutet wurden. „Normalerweise sollte dein Kadaver schon auf irgendeiner Müllhalde liegen. Aber es ist etwas dazwischen gekommen, und du hast einen Sonderauftrag in der Tasche. Danke deinem großen Boss da oben, ich meine den hinter den Wolken.“

      Er zog mit dem letzten Wort Franklin den Knebel aus dem Mund.

      Der Schwarze atmete zuerst einmal tief durch. Nicht nur, weil der Knebel seine Zunge nicht mehr gegen den Gaumen drückte wie ein welkes Blatt, sondern weil er noch einmal eine Chance erhielt. Seine Hinrichtung war ausgesetzt, verschoben worden. Und wenn er sich anstrengte, fand er vielleicht sogar Gnade bei seinem Boss – seinem irdischen Boss natürlich.

      „Sonderauftrag“, schnappte er. „Das ist gut. Ich mache alles, was der Chef von mir verlangt.“

      „Das wollen wir dir auch geraten haben“, versetzte Semjon, der dunkelhaarige Mafioso mit der Figur eines Catchers.

      „Was soll ich tun?“

      Bob, das Wiesel, war plötzlich richtig quirlig vor Elan. Er fühlte sich wie neugeboren.

      „Dasselbe wie bisher“, knurrte Igor zwischen den Zähnen. „Du verkaufst weiterhin deinen Stoff. Und zwar vor dem Maxim.“

      Bob Franklin schaute verdutzt. „Ist das nicht Floyd Tanners Domäne?“

      „Floyd wurde heute morgen mit einer fetten 45er Kugel in der Brust gefunden. Und du übernimmst seinen Platz.“

      Bob Franklin zuckte zusammen.

      Sie verbanden ihm die Augen, dann führten sie ihn nach oben. Er wurde zwischen Rücksitz und Lehne des Beifahrersitzes ins Auto gedrückt, so dass er nicht mehr zu sehen war, nachdem die Tür geschlossen wurde.

      Bei der Mother African Methodist Episcopal Zion Church in der West 137th Street nahmen sie ihm die Augenbinde ab, gaben ihm eine Tüte voll mit exakt portioniertem Heroin, und warfen ihn aus dem Ford.

      Igor sagte grollend: „Das ist Stoff für zehntausend Dollar. Deine zehn Prozent musst du draufschlagen. Aber du weißt ja Bescheid, Wiesel. Solltest du wieder mehr als zehn Prozent draus machen, dann finden sie dich auch mit einem Stück Blei in der Figur in irgendeinem Rinnstein. Klar?“

      „Klarstens!“, versicherte Bob Franklin, verstaute das Rauschgift in den Taschen seiner Kleidung und warf die leere Tüte achtlos fort.

      „Na denn – viel Glück.“

      Die beiden Russen sprangen in den Wagen und rauschten davon.

      Das Wiesel machte sich auf den Weg. Es war noch einmal mit einem blauen Auge davongekommen.

      6

      Am Nachmittag dieses Tages zitierte Mr. McKee Milo und mich in sein Büro. Wir nahmen Platz. Unser väterlicher Freund fragte: „Kaffee?“

      Natürlich ließen wir es uns nicht entgehen, eine Tasse von Mandys vorzüglichem Kaffee zu genießen.

      Mandy bekam den Auftrag von Mr. McKee, dann sah er uns – erst mich, dann Milo, dann wieder mich – an und begann: „In Harlem tut sich was, Leute. Es geht um Rauschgift. In der vergangenen Nacht wurde einer der Straßenverkäufer erschossen. Sein Name ist Floyd Tanner – ein Schwarzer.“

      „Dass irgendwo eine Leiche im Rinnstein mit ‘ner Kugel in der Figur aufgefunden wird, ist dort oben an der Tagesordnung“, gab Milo zu verstehen. Er seufzte. „Aber wenn tatsächlich Rauschgift im Spiel ist, dann ist es wohl unser Fall.“

      „So ist es“, nickte Mr. McKee. „Mir liegt der Bericht der Mordkommission vor. Einige Jugendliche haben sich heute Vormittag dort gemeldet und eine Aussage gemacht. Habt ihr schon mal was von einer Initiative rauschgiftgefährdete Jugendliche gehört?“

      Wir schüttelten synchron die Köpfe. Ich sagte darüber hinaus: „Nein. Muss neu ins Leben gerufen worden sein. Aber irgend welche Initiativen werden täglich geboren, und oftmals lässt das Interesse der Initiatoren sehr schnell wieder nach.“

      „Ja“, ergänzte Milo, „und fast jede Initiative ist ein Vorwand, um den eigenen Geldbeutel zu füllen.“

      Mr. McKee lächelte. „Also, die Initiative gibt es scheinbar. Einige der Jugendlichen sagten aus, dass sie dabei waren, als Floyd Tanner an ein paar Fixer Heroin verscherbelte. Da gesellte sich ein Mann hinzu, Amerikaner, um die fünfundfünfzig, und stellte sich als Vertreter der Initiative rauschgiftgefährdete Jugendliche vor. Er soll einige Dinge von sich gegeben haben, die die Jugendlichen und auch Tanner wohl zunächst als humoristische Einlage auffassten. Zuletzt warnte er Tanner noch, und dann verschwand er wieder. Und jetzt ist Tanner tot.“

      Mandy brachte den Kaffee. Sie schenkte uns ein. Er war heiß und schwarz, und der Duft stieg uns in die Nasen. Nichts gegen ein Kaffeekränzchen am Nachmittag, wenn nur nicht immer Mord und Totschlag die Themen gewesen wären.

      Nun, das war so.

      „Das sieht mir eher nach einem Racheakt aus“, meinte ich, nach kurzer Überlegung, nachdem ich vorsichtig von dem heißen Gebräu genippt hatte. Ja, er schmeckte genauso, wie er duftete.

      „Wahrscheinlich ein Vater oder Onkel, dessen Sohn oder Neffe von diesen verdammten Straßenhändlern in die Sucht oder gar in den Tod getrieben wurde“, vermutete Milo. „Die Kerle, die das Gesetz gern in die eigene Hand nehmen, sind auch im Zeitalter der Saturn-Raketen und der ganzen Hochtechnologie nicht ausgestorben.“

      „Daran habe ich auch schon gedacht“, versetzte Mr. McKee. „Nachdem kein Mensch diese Initiative zu kennen scheint, ist es leicht möglich, dass der Mörder Initiator und zugleich einziges Mitglied der Organisation ist. Ein Einzelgänger also, der – wie Sie es ausgedrückt haben, Milo –, das Gesetz in die eigene Hand nimmt.“

      „Wir sollen uns sicher darum kümmern, Sir“, sagte ich.

      „Ja, Jesse. Nehmt euch mal die Angehörigen der Junkies vor, die in den vergangenen sechs Monaten am Rauschgift gestorben sind.“

      „Das dürfte das Problem nicht sein“, sagte ich. „Von den Kollegen des Narcotic Squad bekommen wir sicher eine umfangreiche Liste der Drogentoten. Aber es kann auch der Angehörige eines Süchtigen sein, der noch unter den Lebenden weilt. Und dann wird‘s problematisch.“

      Ich trank von meinem Kaffee.

      „Na denn – Cheerio“, murmelte Milo und hielt seine Tasse in die Höhe, als wollte er mit mir anstoßen. „Das bedeutet zunächst mal Schreibtischarbeit – rückenkrümmende, die Gehirnwindungen mobil haltende Bewältigung von Papierkram.“

      Seine Stimme beinhaltete eine gute Portion Galgenhumor.

      Schreibtischarbeit war uns beiden ein Gräuel.

      „Ich denke“, wandte der Chef ein, „dass es nicht bei dem Vorfall von vergangener Nacht bleibt, Leute. Wenn ich den Täter richtig einschätze, dann ist es einer, der sich zum Richter und Henker aufgeschwungen hat. Denn anders ist es nicht zu erklären, dass er sich als Vertreter oder Angehöriger einer Initiative vorstellte. Hätte er es gezielt auf diesen Floyd Tanner abgesehen gehabt, hätte er wohl vorher kaum über die Gefahren des Rauschgifts gepredigt und Tanner zur Umkehr angehalten. Dann hätte er ihn umgelegt, und für ihn wäre die Sache erledigt gewesen.“

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