Trevellian und der Henker von Harlem: Action Krimi. Pete Hackett

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Trevellian und der Henker von Harlem: Action Krimi - Pete Hackett

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der Mörder, dass nicht nur die kleinen Straßenverkäufer zur Rechenschaft gezogen werden würden, sondern auch die Drahtzieher im Hintergrund. Sagt euch der Name Iwan Tschertschenkow etwas?“

      „Ja“, erwiderte ich und versuchte in den Zügen meines Chefs zu lesen. „Russenmafia. Ist erst dabei, die Leiter emporzuklettern. Hat immer wieder bei den anderen Syndikaten auf Granit gebissen und schon so manche Schlappe einstecken müssen.“

      „Getarnt als Kunstmäzen“, fügte Milo hinzu. „Besitzer einer eigenen Galerie – Schutzgelderpresser und Rauschgifthändler.“

      „Genau der“, bestätigte Mr. McKee. „Dass er Schutzgelder erpresst und einen Rauschgifthandel aufgebaut hat, konnten wir ihm allerdings – leider, möchte ich sagen – noch nicht beweisen. Er residiert in der Upper East Side, in der Second Avenue.“

      Ich war ein wenig verwirrt. „Besteht ein Zusammenhang zwischen dem Mord an Floyd Tanner und dem Russen?“, fragte ich in der Hoffnung, nicht als begriffsstutzig rüberzukommen. Etwas verunsichert schaute ich von Mr. McKee auf Milo, aber dankenswerterweise zeigte der auch einen ziemlich ratlosen Ausdruck in den Augen.

      „Der Name des Russen taucht – hinter vorgehaltener Hand natürlich –, immer wieder in der Harlemer Rauschgiftszene auf. Die Kerle, die die Schutzgelder kassieren, sprechen akzentuiertes Englisch, und manchmal verliert der eine oder andere einen Einwurf auf russisch. Sieht aus, als würde Tschertschenkow seine Hände nach Harlem ausstrecken, um dort das ziemlich lukrative Geschäft an sich zu reißen.“

      „Und wenn er dort etabliert genug ist, so dass ihm keiner mehr die Butter vom Brot nimmt, dann expandiert er.“

      Ich spürte Zorn in mir. Es war immer dasselbe. Die kriminelle Energie dieser Mafiabosse war unerschütterlich und grenzenlos. Stadtteil um Stadtteil wurde kassiert und mit Verbrechen überschwemmt. Das endete erst, wenn die Schufte entweder uns in die Fänge gerieten, oder wenn einer kam, der das Geschäft mit dem Tod noch besser beherrschte und noch ein Ende skrupelloser war. Das Wort Verbrechen kennt eine Steigerung …

      „Okay, okay“, murmelte Milo. „Wir werden also nicht nur Schreibtischkram wälzen, wir werden uns auch Iwan den Schrecklichen vorknöpfen.“

      „Das war‘s.“ Mr. McKee klatschte mit der flachen Hand auf den Schreibtisch. „Ich werde von hier aus meine Ermittlungen betreiben und euch auf dem Laufenden halten. Jesse, Milo, trinkt euren Kaffee aus, ihr könnt auch gerne noch eine zweite Tasse bekommen, doch dann lasst Taten sprechen.“

      Mr. McKee grinste in der ihm eigenen Art. Es erinnerte mich immer an das Lächeln eines weisen Mannes, der dem Geheimnis der menschlichen Natur auf die Schliche gekommen ist.

      Als wir draußen waren, meinte Milo: „Jetzt weiß ich auch, weshalb der Chef bis zum Nachmittag gewartet hat, um uns mit diesem Auftrag zu versorgen. Er …“

      „… hat bereits von sich aus recherchiert und für uns die Spur gelegt“, fuhr ich ihm in die Parade.

      „Ich bin stolz auf dich, Jesse“, lobte Milo mit süffisantem Gegrinse. „Der alte Spruch, dass irgendwann auch Hackstöcke blüh‘n, bewahrheitet sich bei dir mal wieder auf geradezu frappierende Weise.“

      „Danke für die Blumen“, sagte ich und deutete grinsend einen rechten Haken an.

      7

      Wir fuhren in die Upper East Side, Second Avenue, und fanden die Galerie Tschertschenkows auf Anhieb. Es war ein vierstöckiger Bau, rosafarben angestrichen, mit Jugendstilornamenten um die hohen, schmalen Fenstern und riesigen Schaufenstern im Erdgeschoss.

      In den Schaufenstern sahen wir Bilder – Bilder moderner Künstler und richtige Gemälde, die die Patina vergangener Jahrhunderte aufwiesen. Da waren auch Skulpturen und und einige Kunstwerke, von denen ich beim besten Willen nicht sagen konnte, was sie darstellten. Manche sahen aus wie aus Metall geformte, verbogene Kleiderständer.

      Wir betrachteten kurz die Auslage, Milo zuckte vielsagend mit den Schultern, dann betraten wir das Geschäft.

      Eine schwarzhaarige Dame, zwischen 40 und 45, mit Brille und in einem dunklen Kleid, unter dem sie eine weiße Bluse trug, empfing uns. Sie war nicht gerade eine Schönheit, so wie sich präsentierte, aber sie hatte etwas an sich, dem ich mich nicht zu entziehen vermochte. Sagen wir mal, sie war eine herbe, wenn auch schon etwas verblühende Schönheit. Wenn man ihr die Brille abnahm und die strenge Frisur auflockerte – konnte man sie vielleicht sogar zur gehobenen Mittelklasse der Schönen des Landes zählen. So dachte zumindest ich.

      „Gentleman“, sagte sie, nachdem wir einen Gruß ausgetauscht hatten, „was kann ich für Sie tun? Interessieren Sie sich für Bilder oder Skulpturen, oder darf ich Ihnen unsere Ausstellung zeigen, die für jeden Geschmack …“

      „Weder noch“, unterbrach Milo nicht gerade zuvorkommend ihren Redefluss. Er zückte seine ID-Card. „FBI, Ma‘am, ich bin G-man Tucker, mein Kollege heißt Trevellian. Wir hätten gerne Mr. Iwan Tschertschenkow gesprochen. Er wohnt doch hier.“

      Ihre braunen Augen schienen sich noch um eine Idee zu verdunkeln. Prüfend musterte sie Milo, dann schaute sie auf die Karte mit seinem Bild und den Angaben zu seiner Person, die ihn als Spezial Agent des FBI auswies, und schließlich sagte sie kühl: „Ja, Mr. Tschertschenkow wohnt hier. Seine Wohnung befindet sich in der ersten Etage. Es – es wird Mr. Tschertschenkow aber gewiss nicht gefallen, dass Polizei so einfach in seinen Laden kommt. Wir führen hier ein sauberes Geschäft, G-men.“

      „Davon bin ich überzeugt“, versetzte Milo trocken und hintergründig. Er schob seinen Ausweis wieder ein. „Alles legal hier. Es gibt für jedes Kunstwerk sicherlich ein Zertifikat. Legaler kann es gar nicht zugeh‘n.“

      „Sie können sich jederzeit davon selbst überzeugen, Gentleman“, versetzte die Lady in Schwarz etwas spitz und einen Ton zu laut.

      In eine Tür, die wahrscheinlich zu einem Ausstellungsraum führte, trat ein blonder Mann, ein Brocken von einem Mann, der das Türrechteck geradezu ausfüllte.

      „Gibt‘s ein Problem, Sarah?“, fragte er mit dem harten Akzent des Osteuropäers.

      „Die beiden Gentleman sind vom FBI, Igor“, klärte ihn die Lady auf. „Sie möchten mit Iwan sprechen.“

      Seine linke Augenbraue zuckte hoch. „Mr. Tschertschenkow ist oben. Wen darf ich melden, und in welcher Angelegenheit?“

      „Melden Sie ihm die G-men Tucker und Trevellian“, sagte ich, „und in welcher Angelegenheit wir mit ihm reden wollen, dass würden wir ihm gerne selber sagen.“

      Seine Brauen schoben sich über der Nasenwurzel zusammen. Seine Kiefer mahlten. „Haben Sie einen Durchsuchungsbefehl?“, fragte er plötzlich.

      „Ist das nötig, in einem Haus, in dem alles seine Ordnung hat?“, kam es etwas spöttisch von Milo.

      „War nur so eine Frage. „‘n Augenblick. Ich melde Sie beim Boss an.“

      Der Bulle zog sich zurück.

      Milo und ich schauten uns an. Und ohne ein Wort zu verlieren, waren wir uns einig: Der Goliath war alles andere als ein Bilderverkäufer. Das war ein Bodyguard, ein Gorilla, einer von der Sorte, mit der sich nicht nur Politiker und bekannte Künstler umgaben, sondern auch Gangsterbosse.

      Die schwarz

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