Hannibals Elefantenmädchen Buch Eins. Charley Brindley
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»Ja.«
Yzebel füllte die Schüssel zu Hälfte mit dem Contu Luca und reichte sie mir. Ich setzte mich ans Feuer, während sie den großen Topf umrührte und mir die Geschichte von Königin Elissa von Anfang an erzählte.
Als sie zu dem Teil über das Silber kam, fragte ich: »Talent? Was ist …?«
Yzebel schaute mich mit einem Ausdruck der Besorgnis an, dachte vielleicht, dass ich wieder in Ohnmacht fallen würde, aber dann grinste ich sie an. Sie lächelte und fuhr fort.
»Ein Talent ist ein großer Barren Silber.« Sie nahm ihr Messer. »Zweimal die Länge meines Messers und gleicht dem Gewicht, das ein Mann einen Tag lang tragen kann. Sein Wert ist der von sechs Kriegselefanten, oder vielleicht sieben.« Sie nahm eine Karotte aus dem Korb und schnitt sie scheibenweise in den riesigen Topf. »Unsere Elissa war sehr schön, mit langen, fließenden Locken und einem liebreizenden Lächeln, aber sie war nicht so begriffsstutzig, wie sie diesen einfachen Eingeborenen vielleicht erschienen sein mochte. Nach etwas Nachdenken nahm sie ihr Angebot an. Dann, mit der Hilfe ihrer Dienerinnen, fuhr sie damit fort eine Ochsenhaut in viele dünne Steifen zu schneiden. Königin Elissa legte dann diese Streifen Ende an Ende in einem breiten Bogen, der sich vom Meeresufer um einen Hügel herum und auf der anderen Seite zurück zum Ufer erstreckte.
»›Ich werde dieses Land haben, das jetzt von der Haut eines einzigen Ochsens umschlossen ist‹, sagte Elissa zum Oberhaupt dieses Volkes.
»Da sie sahen, dass sie überlistet wurden, gaben die Eingeborenen ihr widerwillig das Land und wünschten ihr Glück dabei eine Siedlung aufzubauen. Sie gingen mit dem Talent Silber weg, um über ihrem Verlust zu brüten.
»Elissa hatte sich einen Abschnitt des Küstenstreifens ausgesucht, der einen der ausgezeichnetsten natürlichen Häfen enthielt, den es entlang der ganzen südlichen Küste des Thalassa Meeres, von den Römern Mare Internum genannt, gab. Das würde sich später als sehr vorteilhaft für Königin Elissa und die Siedlung, die sie Neue Stadt benannte, was unser Karthago ist, erweisen.«
Der Junge, der mich mit seinem Stock im Wald bedroht hatte, kam zu Yzebel. Ich war überrascht ihn zu sehen und wunderte mich, warum er an ihr Feuer kam.
Er griff in den Topf für einen Fleischbrocken, aber Yzebel packte seine Hand und schob sie weg.
»Schau, wie dreckig deine Hände sind. Du weißt es besser.«
»Ich bin hungrig.«
»Du kannst wie der Rest von uns warten. Hast du das Feuerholz zu Bostar gebracht, wie ich es dir gesagt habe?«
Er nickte, aber seine Augen lagen auf mir und meiner Schüssel Contu Luca. »Sie hat Tendaos Umhang gestohlen.«
»Nein, hat sie nicht.«
Ich nahm ein großesFleischstück aus meiner Schüssel und biss hinein. Ich studierte den Jungen, der älter als ich zu sein schien, vielleicht einen Sommer. Im Gegensatz zu Yzebels braunen Augen waren seine ein seichtes Grau.
Was ist die Farbe meiner Augen? Ich hoffe, dass sie braun wie ihre sind.
»Warum trägt sie ihn dann?«, fragte der Junge mit weinerlicher Stimme. Sein Verhalten Yzebel gegenüber war unwirsch und er grinste mich spöttisch an, als ob ich ihn anwiderte.
Yzebel schlug ihren Holzlöffel so heftig auf den Rand des Topfs, dass ich dachte, er würde zerbrechen. Sie blickte dann den Jungen finster an, bis er seine Augen senkte.
»Wenn du nicht lernst deine Zunge im Zaum zu halten, wird jemand diesen gehässigen Dolch aus deinem Mund schneiden. Hast du mich verstanden?«
»Ja«, sagte er, während er mich aus den Augenwinkeln anfunkelte.
Glaubt er, dass ich die Schuld an seiner Schelte habe? Er hat eine gemeine Zunge und verdient, was er bekam. Ich nahm eine weitere Rübe aus dem Korb. Möglicherweise hat er nichts aus Yzebels Worten gelernt, aber ich. Und von der Art und Weise, wie sie ihn behandelte,denke ich, dass er ihr Sohn sein könnte, möglicherweise Tendaos Bruder. Zu schade, dass er absolut nicht wie der junge Mann war.
Ich wollte mehr von Königin Elissa und ihren fließenden Locken, ihrem liebreizenden Lächeln und schlauen Gepflogenheiten hören, aber wollte nicht, dass Yzebel ihre Geschichte weiterführte, wenn der Junge anwesend war. Ich wollte, dass sie mir allein erzählt wurde, dass ich sie hatte, um sie bis zu dem Tag zu behalten, wenn ich sie an ein anderes törichtes kleines Mädchen weitergeben konnte, das kein Wissen über schöne Dinge hatte.
Ich war damit fertig die Schale der Rübe abzuschneiden, und nachdem ich sie in den Topf geschnitten habe, blickte ich zu Yzebel hoch und deutete auf den Korb. Sie nickte und ich nahm eine weitere heraus, um daran zu arbeiten.
Der Junge wischte seine Hände an seiner Tunika ab, nachdem er sie gewaschen hatte, und kniete sich in den Schmutz. Er griff nach einer Rübe und schälte sie mit einem Messer, das er aus einer Scheide an seinem Gürtel zog.
»Jabnet«, sagte Yzebel. »Siehst du, wo die Sonne ist?«
Sein Name ist also Jabnet. Ein dummer Name für einen dummen Jungen. Der Name, den ich für mich ausgesucht habe, ist viel besser und auch nobel, vielleicht sogar majestätisch.
Jabnet schaute nach Westen, wo die Sonne am entfernten Ende des Lagers bereits hinter die Baumkronen gefallen war. »Ja, Mutter.«
Er war beinahe so groß wie seine Mutter und, wenn er gelegentlich lächeln würde, könnte er vielleicht sogar ansehnlich sein. Aber sein bitterer Gesichtsausdruck verdarb seine ganze Person.
»Was ist jeden Tag deine Aufgabe, wenn die Sonne untergeht?«
»Die Tische säubern.« Seine Schultern sackten zusammen und er starrte zu Boden. »Und die Trinkschalen, den Wein und die Lampen herausstellen.« Er ließ die zum Teil geschälte Rübe wieder in den Korb fallen und wischte sein Messer an seinem Ärmel ab.
»Muss ich dir jeden Tag zu dieser Zeit sagen, was du tun sollst?«
»Nein, Mutter.«
Jabnet schaute mich finster an und schob das Messer wieder in seine Scheide. Als er sich umdrehte, um seinen Pflichten nachzugehen, trat er mit seiner Sandale absichtlich auf meinen nackten Fuß. Der Rand seiner Sandale schnitt in die Oberseite meines Fußes, aber ich weigerte mich ihm die Genugtuung zu geben mich aufschreien zu hören oder mich bei seiner Mutter zu beschweren.
»Nachdem die Soldaten kommen«, sagte Yzebel, »werden wir für dich einen Platz zum Schlafen machen. Würdest du heute Nacht gerne in meinem Zelt bleiben?«
»Soldaten?«
Ich mochte sie nicht. Sie waren gemein und abstoßend. Ich wusste, dass sie sich über mich und den armen Obolus, den Elefanten, lustig machen würden. Ich konnte all den Hohn wegstecken, den sie über mich häufen wollten, aber Obolus konnte sich nicht länger verteidigen. Sie schnitten ihn gerade wahrscheinlich auseinander und kochten sein Fleisch über ihren Feuern, während sie sich gut über seine Dummheit amüsierten. Das große Tier tat mir leid und es machte mich traurig darüber nachzudenken, dass ich der Grund seines Todes war.
»Ja«, sagte Yzebel. »Am Abend kommen die Männer in das Lager, suchen nach … ähm … Vergnügen, dann kommen ein paar