Maria - Fräulein der Friesen. Andreas Scheepker
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Читать онлайн книгу Maria - Fräulein der Friesen - Andreas Scheepker страница 14
»Es ist 14 Jahre her«, erwiderte Fockena. »Und etliche, die davon wissen, sind am Ende damit einverstanden, dass das Jeverland von den Grafen übernommen wird. Wir müssen Zeit gewinnen.«
Boing von Oldersum seufzte und erklärte dann feierlich: »Die Zeit läuft ab, Ihr Herren. Wir können diese Sorgen nicht von den Fräulein fernhalten. Wir haben Kunde, dass Junker Balthasar, der Herr von Esens, einen Krieg gegen Jever vorbereitet. Und die Überfälle der Landsknechte Owelackers werden immer dreister. Keno Middens wird für die kommende Woche die Regenten auf die Burg einladen. Dann soll beschlossen werden, wie es weitergeht. Er wird vorschlagen, dass die Regenten und Häuptlinge den Eid auf die Grafen schwören und sie mit der Regentschaft über Jever beauftragen. Offiziell und für immer.«
Rimberti konnte sich gut an seinen kurzen Aufenthalt bei Junker Balthasar erinnern. Rimberti war als sein Gefangener großzügig bewirtet worden, war ihm dann aber doch in die Falle gegangen. Nur mit Hilfe von Ulfert Fockena war es ihm gelungen, einen Angriff von Balthasars Männern auf die Insel Bant zu verhindern. Gleichzeitig hatte er aber Balthasar vor einer Intrige der ostfriesischen Grafen bewahrt. Die kaltblütige Gewalt des Herrn von Esens schreckte ihn ab, aber gleichzeitig hatte er Respekt vor diesem Junker, der mit aller Kraft und allen Listen seine kleine Herrschaft vor den Angriffen der Grafen verteidigte.
Besorgt fragte er: »Und was wird aus den beiden Fräulein?«
»Fräulein Anna wird in ein Damenstift eingekauft«, erklärte Boing. »Und Maria wird einem Landjunker vermählt.«
»So einem wie Ihr und ich?«, fragte Fockena.
»Oder noch schlimmer«, schloss Boing.
9
Kurze Zeit später saßen Rimberti und Fockena bei einem Frühstück aus Brot, Butter, Käse und Dünnbier.
Entschlossen sagte Rimberti, ohne dabei den Blick von seinem Teller zu heben: »Wir müssen uns die drei Gefangenen vornehmen. Warum will Graf Enno nicht, dass wir sie hier verhören?«
»Vielleicht will er sie selber befragen«, antwortete Fockena kurz und biss herzhaft in ein Stück Brot.
»Aber dazu hatte er ja längst die Gelegenheit gehabt. Inzwischen ist er abgereist.«
Fockena erhob sich und wischte sich den Mund mit dem Ärmel ab. »Ihr gebt ja doch keine Ruhe. Kommt.«
»Und der Wachtposten?«
»Ich möchte den Wachtposten sehen, an dem ich nicht vorbeikomme.«
Mit einem Ruck ging Fockena kos, und Rimberti folgte ihm über den Burghof bis zum Burgverlies. Hier war kein Wächter. Rimberti sah durch die kleine Luke in der Tür zum Kerker, aber er konnte niemanden darin erkennen.
»Herr, was sucht Ihr?«, fragte plötzlich jemand. Ein junger Soldat stand hinter ihnen. Er japste nach Luft und war vermutlich schnell hinter ihnen hergelaufen. Die Krümel und Flecke auf seinem Wams verrieten, dass er wohl in der Küche gewesen war.
»Die drei Gefangenen. Wo sind sie?«
»Herr Isko Onninga war vorhin hier und hat sie abgeholt. Er kam im Auftrag von Graf Enno.«
»Hatte er ein Schreiben bei sich?«, knurrte Fockena.
»Das nicht«, antwortete der Soldat verlegen. »Aber jeder weiß doch, dass er als Offizier im Dienst der Grafen steht. Ich stand auch schon unter seinem Kommando.«
»Wohin will er sie bringen?«
»Danach habe ich nicht gefragt.«
»Hat nicht Graf Enno selbst verfügt, dass niemand zu den Gefangenen darf?«, fragte Fockena scharf nach.
»Herr Isko stand mit sechs Männern vor mir und verlangte die Herausgabe der Gefangenen. Im Auftrag der Grafen.« Der Wachsoldat schluckte.
Fockena wollte gerade zu einem Wutausbruch ansetzen, da legte Rimberti die Hand auf seinen Arm. »Lasst gut sein. Er kann nichts dafür.«
»Nur ein einziger Mann kann hier solche Anordnungen geben«, presste Fockena mit kalter Wut hervor, »und das ist euer Drost. Sonst niemand. Weder Herr Isko noch sonst jemand. Geht das in deinen Schädel?«
»Wann sind sie aufgebrochen?«, fragte Rimberti den Soldaten.
»Das ist noch keine Stunde her. Isko Onninga hat seine Männer und die drei Gefangenen mitgenommen. Er wollte mit ihnen zur Friedeburg. Sie haben den Dreien die Hände auf dem Rücken gefesselt und sie auf die Pferde gesetzt«, erklärte der Wächter sichtlich froh, wenigstens durch detaillierte Auskünfte hilfreich sein zu können.
Rimberti sagte: »Das hast du gut beobachtet. Denke daran, dass es hier nur einen Befehlshaber für dich gibt, und das ist der Drost. Wenn du das noch einmal vergisst, wird man dich bestrafen.«
Der Soldat nickte verlegen.
Drost Boing war über einen Brief gebeugt, als Rimberti und Fockena in seine Amtsstube kamen.
»Schlechte Nachrichten«, brummte er.
»Wir bringen noch schlechtere«, entgegnete Fockena. »Isko Onninga hat heute früh die drei Gefangenen aus dem Kerker geholt und mitgenommen.«
Der Drost sprang auf. »Isko …«, stieß er hervor. »Wir müssen ihnen hinterher. Wir müssen die drei Gefangenen verhören. Sonst werden wir nie erfahren, wo Ewert Owelacker und seine Strauchdiebe sich verstecken. Sie erscheinen wie aus dem Nichts und schlagen zu. Dann sind sie blitzschnell wieder verschwunden. Kommt, vielleicht können wir sie noch einholen.«
»Das glaube ich zwar nicht«, bemerkte Rimberti, »aber reitet lieber ohne mich.«
»Es ist mir wichtig, dass Ihr dabei seid, wenn ich die drei verhöre«, antwortete der Drost.
Fockena nickte. »Vielleicht nehmen wir noch ein paar Männer mit.«
»Besser nicht. Ich möchte nicht, dass die Fräulein etwas mitbekommen. Und wenn wir hier mit einer Truppe aufbrechen, werden sie merken, dass etwas nicht stimmt. Außerdem bin ich ihm im Rang übergeordnet. Er wird nicht wagen, mir zu widersprechen.«
»Da bin ich nicht so sicher«, antwortete Fockena trocken. »Aber er wird sicher nicht mit Gewalt gegen Euch vorgehen. Wenn Ihr dafür sorgt, dass drei Pferde für uns bereitstehen, werden Doktor Rimberti und ich noch einmal den Wächter im Kerker besuchen und ihm einschärfen, dass er den Mund hält.«
»Das muss er, denn ich …«, wollte Boing erklären.
»Das wird er«, bestätigte Fockena mit Nachdruck. »Dafür werde ich persönlich sorgen.«
Eine Viertelstunde später hatten die drei Männer Jever verlassen. Mit ihnen war ein junger Reitknecht aufgebrochen, der aus einem der Dörfer südlich von Jever stammte. Der Drost hatte ihn mitgenommen, weil der Junge wusste, wie man fernab von der üblichen Wegstrecke zur Friedeburg reiten und dabei den Weg abkürzen konnte.
Auch wenn es noch früher Vormittag war, brannte die Sonne schon heiß