Briefe an Thomas Bernhard. Anneliese Botond
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Mit herzlichen Grüssen
Ihre
[Anneliese Botond]
1 Th. B., Der Bleistiftkönig. Eine Kindheitserinnerung. EinTyposkriptfragment mit Korrekturen hat sich erhalten (Sl 11.13).
2 Th. B. las am 15. Mai 1963 in der von Wolfgang Kraus geleiteten Österreichischen Gesellschaft für Literatur (Wien). Rudolf Hirsch, der ebenfalls anwesend war, schrieb Th. B. am 30. Mai 1963: »[…] es war gut, Sie in Wien gesehen zu haben, und ich hatte den Eindruck, dass Sie selbst in einem schönen Sinn heiter waren. Die Atmosphäre während und nach der Lesung förderte das Gelingen des Planes, Sie im eigenen Lande, was oft das Schwerste ist, zu situieren. Inzwischen ist Ihr Buch ausgeliefert und wird also sein Schicksal haben.« Frost erschien am 29. Mai 1963. Neben Rudolf Hirsch waren A. B. und Fritz Arnold bei der Veranstaltung zugegen.
[8; Postkarte: »Besucht Österreich! St. Johann in Tirol«; hs]
[Wien]
15. IV. 63
Liebe Frau Dr. Botond,
ich bin in Unruhe über das Gesamtbild der Insel, weil ich keinerlei Nachricht in der immerhin mir entscheidenden Zeit erhalte. Ich hoffe, Sie haben meine vor 2 Wochen von hier abgeschickte Post bekommen. Ich bitte auch um den angekündigten Vorschuß sowie das »Briefträger«-Honorar.
Ich habe eine gute Arbeitszeit, bleibe vorläufig in Wien und grüße Sie herzlich
Ihr Thomas Bernhard.
P. S. Der 19zehner-Band ist sehr enttäuschend – aber das enttäuscht mich nicht. Was für ein Aufwand für Fast-Nichts. Arme deutsche Prosa! Was für Vorstellung von Prosa, von [...], von einer solchen erbärmlichen Sache die Leute doch haben!
[9; Anschrift: <Wien>; Briefbogen Insel-Verlag; 2 Bl. hs]
9. 5. 63
Lieber Herr Bernhard,
das ist aber schade, daß Sie schon am Mittwoch wieder nach Salzburg müssen. Und unsere Flugkarten und Hotelzimmer sind schon lange bestellt, so daß ich nicht mehr früher fahren kann als am festgesetzten Reisetag, Dienstag 14. Wahrscheinlich werde ich bis übers Wochenende dort bleiben und hatte eigentlich gehofft, wir könnten dies und das zusammen anschauen.
Daß Sie Ihren ersten Roman jetzt schon zur Barbarei degradieren, ist ja einerseits erfreulich, weil Sie schon das Größere vor sich sehen, aber ich bin doch dafür, daß wir zunächst einmal den ›Frost‹ ehren und feiern wollen.
Herzliche Grüße
Ihre
Anneliese Botond
[10; Anschrift: Wien; Briefbogen Insel-Verlag; 1 Bl. masch]
21. 5. 63
Lieber Herr Bernhard,
kaum aus Wien zurückgekehrt, das ich im Grunde Ihnen, Ihrer Lesung verdanke, finde ich hier die Fahne mit Ihrem Beitrag für den Literatur-Kalender und schicke sie Ihnen mit der Bitte, sie uns prestissimo mit Ihren Korrekturen zurückzugeben. Zeit werden Sie wohl haben in Salzburg und vielleicht ganz erfreut sein, zwischen Schrauben, Muttern, Motoren und Mechanik einen sauber gedruckten Text aus Ihrer Feder vor sich zu sehen. Das Manuskript dazu habe ich nicht hier. Ich erinnere mich aber, den Text ein wenig gekürzt zu haben: Der Raum des Literatur-Kalenders beschränkt den schönsten Frühling.1
Vergessen Sie auch nicht, uns die ungedruckten Manuskripte der »Ereignisse« zuzusenden, die Sie uns versprochen haben? Und lassen Sie bald wieder von sich hören.
Herzliche Grüße
Ihre
Anneliese Botond
1 Th. B., Ein Frühling, in: Spektrum des Geistes 1964. Literaturkalender. Ebenhausen bei München: Hartfrid Voss 1963, S. 36. Im Zuge der Drucklegung von Frost bat Peter Schünemann Th. B. am 23. Januar 1963 um einen Beitrag für den Literaturkalender Spektrum des Geistes, um dem »Leserpublikum« den Autor des neuen Romans vorzustellen (siehe Brief 2, Anm. 1). Einen Monat später, am 23. Februar 1963, schickte Th. B. ein »Stück Prosa [. . .] ohne Titel«, zwei Tage später »eine gekürzte bessere Fassung des Kalendertextes« mit der Bitte, die vorangegangene zu vernichten.
[11; Anschrift: Wien; Briefbogen Insel-Verlag; 1 Bl. masch]
19. 8. 1963
Lieber Herr Bernhard,
hier der Abzug einiger »Ereignisse«, die im »Insel-Almanach« erscheinen sollen. Seien Sie doch bitte so gut, ihn uns umgehend mit Ihren Korrekturen zurückzusenden.1 Ich höre gar nichts mehr von Ihnen.
Mit freundlichen Grüßen
Anneliese Botond
1 Th. B., Zwei junge Leute, Das Mädchen, Der Vierzigjährige, Die Verwalterin (in der Buchausgabe: Die Verwalterin der Gutsbesitzerin), Eine Maschine und Der Schuldirektor, ebenfalls mit kleinen Abweichungen zur späteren Buchausgabe der Ereignisse, in: Insel-Almanach auf das Jahr 1964, Frankfurt am Main 1963, S. 60-64.
[12; Anschrift: Wien; Briefbogen Insel-Verlag; 1 Bl. masch.]
21. 8. 63
Lieber Herr Bernhard,
Verlagsleute sind Quälgeister, jedoch nur zum Besten ihrer Autoren. Kaum haben wir den »Insel-Almanach« annähernd unter Dach und Fach, bereiten wir schon das neue Heft des »Inselschiffes« vor, das unsere Romanciers vorstellen soll.1 Da die »Ereignisse« schon im »Almanach« enthalten sind, wollen wir darauf nicht noch einmal zurückgreifen. Haben Sie vielleicht einen kurzen Text (zwischen zwei bis vier Schreibmaschinenseiten), am besten eine in sich geschlossene kleine Erzählung, die Sie uns schicken könnten, oder würden Sie uns etwas Neues schreiben?
Ich hoffe, das Lob, das die Presse, zuletzt die »Süddeutsche Zeitung« Ihrem Roman zollt, wird Sie beflügeln.2 Allerdings müßten wir den Text bis spätestens 10. September hier haben. Können Sie das bewerkstelligen?
Für heute mit herzlichen Grüßen
Ihre
Anneliese Botond
1 »›Das Inselschiff‹ sollte die Öffentlichkeitsarbeit des Verlags verbessern und erschien seit März 1961 in einer ›Neuen Folge‹ [die erste Folge datiert von 1919 bis 1942] zwei Mal im Jahr mit zwölf Seiten Umfang. Die Redaktion übernahmen Fritz Arnold und Lektoren des Verlags. Die Abgabe erfolgte kostenlos. Da der Verlag