Alkohol adé. Bernd Dr. med Guzek

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Alkohol adé - Bernd Dr. med Guzek

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zittern. Erleichtert konnte ich verneinen. Ein anderes beliebtes K.-o.-Kriterium: „Trinken Sie allein?“ Klare Antwort: „Nein!“ (Der Hund war ja immer da). Damit war das Thema erst mal wieder erledigt.

      Sag ich doch: Ich habe kein Alkoholproblem. Ich trinke nur zu viel.

      Sehr viel später habe ich aber eines gelernt. Sobald man sich fragt, ob man ein Alkoholproblem hat – dann hat man auch eins. Eigentlich weiß man es schon, der Selbstbetrug ist nur so perfektioniert. Ich gehe davon aus, dass Sie dieses Buch nicht wegen seines schönen Covers gekauft haben. Somit kann ich Ihnen ins Ohr flüstern: Sehr wahrscheinlich sind wir schon zu zweit. Aber vielleicht wissen Sie das ja schon. Oder Sie sind Angehöriger.

      Gehen wir also mal davon aus, Sie haben ein Alkoholproblem. Ob das so ist, verrät Ihnen unser Test, den Sie auf unserer Website anonym machen können: https://www.alkohol-ade.com/test.

      „Ich habe ein Alkoholproblem“, das konnte ich nach einiger Zeit dann doch hinausquetschen. Jedenfalls gedanklich. Probleme lassen sich ja lösen, in der Regel liegt das in der eigenen Hand. „Ich bin Alkoholikerin“ aber – das ging irgendwie gar nicht. Daran hinderte mich nicht mal mehr so sehr der Gedanke an die armen Gestalten vor dem Hauptbahnhof. Vielmehr störte mich die Aussicht, dieses Etikett lebenslang mit mir rumzutragen. Laut Lehrmeinung ist man ja selbst dann noch Alkoholiker, wenn das letzte Glas schon Jahrzehnte zurückliegt. Dann heißt man „trockener Alkoholiker“. Warum eigentlich? Es gibt doch auch keine „trockenen Raucher“ oder „trockene Heroinsüchtige“. Letztere adelt man im Gegenteil sogar mit dem Etikett „clean“.

      Einmal am Alkohol kleben geblieben – lebenslang krank. Egal, ob man noch trinkt oder nicht. Eine Jammertal-Perspektive, fand ich. Ich will aber nicht lebenslang krank sein. Ich will wieder gesund werden. So gesund, wie ich es vor den alkoholgetränkten Jahren war. Auch will ich mich nicht noch nach Jahren vor eine Selbsthilfegruppe stellen und sagen: „Ich bin Alkoholikerin.“

      Als Wissenschaftsjournalistin guckte ich mir natürlich auch an, wie man Menschen mit Alkoholproblemen helfen will, davon wieder wegzukommen. Mein Frust wuchs ins Unendliche. Der Standard: körperliche Entgiftung, danach Langzeittherapie und lebenslanger Besuch einer Selbsthilfegruppe. Erfolgsquote: miserabel. Etwa einer von fünf schafft es so, die Finger langfristig vom Glas zu lassen.

      Ich war mir sicher, noch nicht so stark abhängig zu sein, dass ich einen Entzug in der Klinik brauchen würde. Langzeittherapie? Unmöglich. Allein zeitlich – drei Kinder, selbstständig, beruflich voll eingespannt? Ein klares Nein. Und außerdem: Körbchenflechten und Specksteinschnitzen fand ich schon in der Schule doof.

      Stopp! Bevor Sie jetzt innerlich feixend applaudieren – ich habe jetzt bewusst mal ganz tief in die Kiste mit Vorurteilen gegriffen. Bitte legen Sie diese ab – genau wie ich. Ob jemand in die Klinik zur Entgiftung muss oder nicht, das ist überhaupt nicht leicht zu entscheiden. Allein und kalt zu entziehen birgt – je nach Abhängigkeitsgrad – große Risiken. Ich war in einer besonderen Situation: Mein Mann ist Arzt. Hätte ich mich getäuscht und es wäre doch zu körperlichen Entzugserscheinungen gekommen, hätte er fachkundig eingegriffen. Im Extremfall kann ein kalter Entzug auch tödlich enden. Witzig geht wirklich anders.

      Zweitens: Eine Langzeittherapie bietet natürlich mehr als Malen, Basteln und Stuhlkreis. Das habe ich aber erst später von Menschen gehört, die sie absolviert haben und denen sie geholfen hat. Ich habe mich wie gesagt dagegen entschieden – und es hat bei mir auch ohne geklappt.

      Was ich über Hilfen zum Alkoholausstieg erfahren konnte, hinterließ anfangs trotzdem mehr Fragezeichen als Antworten. Denn vieles passte nicht zu dem, wie ich mich selbst wahrnahm. Ich hatte nie das Gefühl, mein ständiger Drang zum Glas hätte etwas mit meiner Psyche zu tun. Mir ging es ja gut. Ich musste mir keinen Kummer wegschwemmen oder Mut antrinken, Freunde hatte ich genug und glücklich war ich auch. Ich konnte trotzdem nicht aufhören.

      Ich war mir sicher: Das lag nicht an meinem zu schwachen Willen. Im Gegenteil. Ich bin ein sehr willensstarker Mensch, Durchsetzung ist mein zweiter Vorname.

      Nur beim Wein, da klappte das nicht.

      Für mich fühlte sich das körperlich an. Etwa so, wie meine zuckerkranke Schwiegermutter ihren übermächtigen Drang nach Schokolade, Kuchen und Co beschrieb. Diabetiker hecheln dem Zucker ja auch nicht hinterher, weil sie ein „Psychoproblem“ haben. Das hat handfeste medizinische Gründe.War da vielleicht eine Parallele?

      Ich bin nicht umsonst seit 30 Jahren Medizin- und Wissenschaftsjournalistin. Meine Neugier war geweckt – und jetzt hatte ich den besten Recherchegrund überhaupt: Ich war auf der Suche nach Hilfe für mich selbst. Mein Mann ist Arzt und ebenfalls Wissenschaftsjournalist. Gemeinsam begannen wir zu recherchieren. Wir haben uns mehr als vier Jahre durch Fachliteratur gefräst. Was ist Alkoholsucht wirklich? Was passiert da im Körper? Wie schafft es Alkohol, mich so ans Gängelband zu nehmen? Unsere Ergebnisse stehen in diesem Buch. Sie lauten:

       Der Drang zum Alkohol ist eine körperliche Erkrankung. Die Unterscheidung πpsychisch abhängig“ und „körperlich abhängig“ ist genau genommen falsch. Bekommt man die Finger nicht vom Glas, hat das keine psychologischen Gründe. Die Triebfeder liegt in Nervenbotenstoffen, deren Balance der Alkohol aus der Bahn geworfen hat.

      Es ist von Anfang an eine körperliche, biochemische Abhängigkeit. Die sogenannte psychische Abhängigkeit ist eigentlich nur die Soft-Version der sichtbaren körperlichen Abhängigkeit. Eigentlich ist Alkoholsucht eine Art Stoffwechselerkrankung. Warum, das erklärt Ihnen dieses Buch.

      Sie werden verstehen, dass nicht Ihre „Psyche“ nach Alkohol schreit, sondern dass Ihr Drang zum Glas rein medizinische Gründe hat. Als ich das verstanden hatte, fiel mir ein Stein vom Herzen, denn damit konnte ich viel besser umgehen. Wer sich das Bein bricht, beschimpft ja auch nicht die eigene Psyche dafür, dass er nicht gehen kann. Es ist wie mit Asthma, Diabetes oder Rheuma: Wer die eigene Krankheit genau versteht, kann am besten dagegen angehen und sie am Ende besiegen. Wenn Sie das erste Buchkapitel gelesen haben, wird es Ihnen mit dem Alkohol so gehen.

       Alkoholsucht ist eine handfeste medizinische Erkrankung. Man kann dem Körper helfen, sich davon wieder zu erholen. Hilfe zur Selbsthilfe heißt das Stichwort. Der Schlüssel waren für mich Nährstoffe. Vitamine, Mineralstoffe, Spurenelemente und Aminosäuren haben den Drang zum Alkohol in den Flüstermodus geschickt. Dafür waren aber Dosierungen nötig, die über die Ernährung nicht zu erreichen sind – ich habe diese Nährstoffe als Tabletten, Pulver und Shakes zu mir genommen. Wir schildern in diesem Buch, welche Nährstoffe dies waren.

       Der Alltag kann natürlich nicht so bleiben, wie er mit Alkohol war. Die Versuchung lauert an jeder Ecke, man braucht Tricks und Tipps für das Leben in unserer alkoholgeschwängerten Gesellschaft. Sie sind gerade im Notfall Gold wert und machen es leichter, „Nein“ zu sagen.

      Auch wenn Sie bereits abstinent leben, sich trotzdem aber nicht wirklich wohl in Ihrer Haut fühlen, ist dieses Buch für Sie sicherlich hilfreich. Denn leider kehrt mit dem Abschied vom Alkohol nicht immer automatisch auch die volle Gesundheit zurück. Nicht nur sogenannte „psychische“ Symptome bleiben oft übrig, sondern auch handfeste Beschwerden wie Muskelschmerzen, Magen-Darm-Probleme oder Herzrhythmusstörungen. Die Ursache hierfür kann ebenfalls ein Riesenmangel an Vitaminen, Mineralstoffen und Co sein.

      Vieles mag Ihnen zunächst ungewöhnlich erscheinen. Immerhin entspricht es oft nicht dem, was allgemein über Alkoholabhängigkeit gesagt und geschrieben wird. Sie können sich aber darauf verlassen, dass wir ganz fest

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