So schlank wie ich will!. Brigitte van Hattem
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Zu dem gleichen Ergebnis kamen auch die Autoren eines Übersichtsartikels zur Bewertung verschiedener Schlankheitsmittel in der anerkannten Fachzeitschrift „Ernährung & Medizin“. „Den chitosanhaltigen Medizinprodukten fehlt ein wissenschaftlich fundierter Leistungsnachweis, so dass deren Rechtmäßigkeit in Frage gestellt werden muss“, so Mitautor Professor Dr. N. Andreas von der Universität Hannover.
Eine weitere Pille auf dem Schlankheitsmarkt heißt Reductil und greift als Appetitzügler in den Stoffwechsel unseres Gehirns ein. Wir fühlen uns satt, kämpfen aber mit teils heftigen Nebenwirkungen. „Die Patienten klagen über Verstopfung, Übelkeit, Mundtrockenheit und Schlaflosigkeit, ihnen ist schwindlig, sie haben Schweißausbrüche, einen erhöhten Blutdruck und einen schnellen Puls“, beschreibt Dr. Harry König das Martyrium der Abnehmwilligen.
Die Zauberpille ganz ohne Nebenwirkungen könnte aus einer ganz anderen Richtung kommen. Dr. Jürgen Reimann, Sachverständiger für Nahrungsergänzungsmittel und diätetische Lebensmittel und Fachapotheker für Arzneimittelinformation und pharmazeutische Analytik in München verweist auf das große Geheimnis des Ex-Brustschwimm-Weltmeisters Mark Warnecke: „Er hat mit Hilfe von Aminosäuren innerhalb kürzester Zeit 18 Kilogramm abgenommen, gleichzeitig Muskulatur zugelegt und seine Leistung hat nicht darunter gelitten.“
Aminosäuren stehen in vielen Bereichen der Gesunderhaltung hoch im Kurs. „Sie können eine ganzheitliche Adipositastherapie mit reichlich Bewegung wirksam unterstützen“, kommentiert Professor Dr. Jürgen Spona, Aminosäurenexperte aus Wien und wissenschaftlicher Beirat der Gesellschaft für Ernährungsmedizin und Diätetik. Dabei fördern sie zum einen die Fettverbrennung und zügeln gleichzeitig den Appetit. Bei diesen Prozessen spielen vor allem die Aminosäuren Arginin, Ornithin, Lysin und Phenylalanin eine entscheidende Rolle. „Arginin, Ornithin und Lysin gelten als Stimulanzen des Wachstumshormons, das die Fettmobilisierung und Fettverbrennung fördert“, erläutert Professor Spona. Phenylalanin stimuliert die Produktion eines weiteren Hormons, nämlich die des Cholecystokinins, von dem bekannt ist, dass es den Hunger dämpft.
So richtig überraschen dürften diese neuen Erkenntnisse eigentlich nicht, denn Aminosäuren sind Eiweißbausteine und eine eiweißreiche Ernährung kam in den letzten Jahren nicht nur in Sportlerkreisen zu Ruhm und Ehre. In einem von dem Fernsehsender RTL 2005 ausgerichtetem Diät-Duell traten vier Teams gegeneinander an: Low Carb gegen Weight Watchers gegen Brigitte-Diät gegen Strunz forever young. Bei Low Carb wird auf Kohlenhydrate wie Brot, Reis und Nudeln verzichtet, Obst, Gemüse und Salat sind jedoch Bestandteil der täglichen Ernährung. Die Weight Watchers geben ihren Lebensmitteln Punkte, von denen sie eine Gesamtzahl am Tag nicht überschreiten dürfen. Die Brigitte-Diät setzt auf ein Kalorienlimit bei einer insgesamt fettarmen Ernährung, während die Strunz forever young Diät Eiweiß und viel Bewegung zu den Abnehm-Garanten erklärte.
Der klare, aber überraschende Sieger dieses Diät-Duells war das Team um Dr. Strunz. Die Probanden hatten schon nach zwei Monaten über 18 Kilo mehr als jedes der anderen Teams abgespeckt. Damit wurde zum ersten Mal bewiesen, wie wichtig sowohl ein hoher Eiweißanteil in der täglichen Ernährung als auch regelmäßig betriebener Sport für die schlanke Linie ist. Tatsächlich finden sich in diesem Buch auch einige Fallbeispiele von Frauen, die mit einer eiweißreichen Diät einfach und wirkungsvoll abgenommen haben.
Dass Eiweißstoffe beim Abnehmen helfen, bestätigt auch der Internist und Orthomolekular-Experte Dr. Friedrich Douwes aus Bad Aibling, der seinen Patienten gelegentlich ein entsprechendes Präparat empfiehlt. „Gleichzeitig wird auch die Libido angeregt, was den Effekt noch unterstützt“, schmunzelt der Wahlbayer, der jedoch – zugegeben – auch ständig gegen die Zentnerlast der eigenen Pfunde kämpft.
Und auch Nahrungsergänzungsmittelexperte Dr. Jürgen Reimann entspricht rein äußerlich dem Bild eines „ganzen Mannes“ und trägt Bauch. Aber er sieht es gelassen. „Glauben Sie mir, wenn es wirklich ein Mittel gäbe, das dagegen hilft, würde ich anders aussehen!“, sagte er mir im Interview.
Aber: Es gibt Menschen, die trotz der fehlenden Wunderpille abgenommen haben. Lesen Sie, wie sie es geschafft haben und suchen Sie sich von den vielen aufgezeigten Wegen den Weg aus, der Ihrer sein kann. Ich wünsche Ihnen alles erdenklich Gute dabei!
P. S.: Dieses Buch erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Wenn Ihr eigener Weg zur Gewichtsabnahme anders aussah, aber erfolgreich war, dann schreiben Sie mir bitte.
Brigitte van Hattem
Kapitel 1
Den Körper bewegen
Wer jahrelang keinen Sport getrieben hat oder in der Schule schon eine „sportliche Niete“ war, tut sich schwer mit dem Ratschlag, sich mehr zu bewegen. Daher haben wohl auch die meisten Frauen, mit denen ich gesprochen habe, erst dann mit Sport und Bewegung angefangen, nachdem sie abgenommen hatten. Doch es gibt auch Menschen, die abnehmen, weil sie sich mehr bewegen. Von ihnen handelt dieses Kapitel.
Minus 25 Kilo: Karin (39)
Die hübsche blonde Frau, die mir die Tür öffnet, trägt einen roten Kaftan über locker sitzenden Jeans. „Das passt noch am besten!“, erzählt sie, fast ein wenig entschuldigend. Denn Karin aus R. hat in den letzten Monaten ganz unabsichtlich nebenbei 25 Kilo abgenommen – und muss dringend wieder neue Kleider einkaufen!
Als Kind war die 1,60 Meter große Karin eine Sportskanone. „Ich spielte acht Jahre lang Fußball, ging elf Jahre ins Ballet und machte fünf Jahre lang Leistungssport an den Geräten. Gewichtsprobleme hatte ich damals gar keine!“ Doch mit zwanzig war Schluss: Zahlreiche Knieverletzungen zwangen Karin, ihren geliebten Sport aufzugeben. „Aber ich hatte immer noch ein Pferd und ritt viel!“, erinnert sie sich.
Vor vier Jahren war bei Karin dann alles im Umbruch. Das Pferd musste eingeschläfert werden, sie trennte sich von ihrem langjährigen Freund und lernte ihren jetzigen Ehemann Hendrik kennen. Weil die beiden Kinder wollten, unterzog sich Karin einer Hormonbehandlung. „Ruckzuck habe ich zugenommen!“ Trotz zahlreicher Diäten konnte Karin diesen Prozess nicht stoppen.
Obwohl Karin lange Zeit nur für ihren Beruf gelebt hatte, wurde ihr gekündigt, nachdem sie ihrem langjährigen Arbeitgeber mitgeteilt hatte, dass sie von nun an regelmäßig zu Untersuchungen und zur Befruchtung nach Heidelberg fahren müsse. Sie musste sich Kommentare wie „mit Ihnen kann man dann ja gar nicht mehr rechnen!“, und sie sei „für so einen kleinen Betrieb nicht mehr tragbar“ anhören und erhielt nach ihrer zweiten künstlichen Befruchtung am 20.03.2006 die Kündigung – ohne Angabe eines Grundes. Jetzt fehlte jegliche Bewegung und jegliche Motivation – Karins Gewicht stieg weiter!
Die Suche nach einem neuen Arbeitsplatz gestaltete sich für Karin schwieriger als gedacht. Ein Jahr lang klapperte sie alle Arztpraxen in der Umgebung ab – vergeblich. Wie gut, dass wenigstens Hendrik eine gute Stelle als Bauhelfer hatte. Doch dann geschah ein schwerer Unfall: Karins Mann fiel bei seiner Arbeit vom Gerüst. Tagelang bangte Karin um Hendriks Leben. Als klar war, dass Hendrik durchkommt, kam die nächste Schreckensnachricht: Sein rechtes Bein war so kompliziert gebrochen, dass er nie wieder als Bauhelfer arbeiten kann. Zwei Jahre lang konnte er sich nur mit Krücken fortbewegen.