So schlank wie ich will!. Brigitte van Hattem
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Oft bekam Karin zu hören, sie sei überqualifiziert! Dabei stellte sie längst keine Ansprüche mehr und hätte jeden Job genommen, der sich ihr bot. Unterdessen nahm Karin stressbedingt mehr und mehr zu: „Die Waage stand zum Schluss bei 89,9 Kilo – da habe ich mich nicht mehr gewogen!“
Die Wende kam mit ihrem neuen Job. Nach langer Arbeitssuche begann Karin im September 2007 bei der Post als Briefträgerin. „Am Anfang hatte ich ganz schön Muskelkater – das viele Laufen!“, erinnert sie sich. Doch langsam baute Karin Beinmuskulatur auf und wurde immer fitter. Seit Dezember arbeitet sie nicht mehr nur als Austrägerin, sondern sortiert in der Frühschicht die Post auch in die entsprechenden Fächer. Das bedeutet, dass sie um 03.30 Uhr morgens aufstehen muss!
„Mein ganzer Tagesablauf hat sich umgestellt! Ich bewege mich jetzt viel und bin an der frischen Luft – das tut mir gut. Doch zum Essen komme ich dabei nicht! Ich esse erst abends richtig, mit meinem Mann zusammen.“ Ganz ohne Diät hatte Karin in vier Monaten 25 Kilo abgenommen! „Am Anfang habe ich das gar nicht gemerkt, denn zunächst wurde ja alles nur straffer! Aber dann haben mich immer wieder Leute darauf angesprochen. Da habe ich mich wieder gewogen. 65 Kilo!“, strahlt sie.
Dieses Fallbeispiel hat mir freundlicherweise der Sport-Biologe und Abnehm-Experte Gunther Schmitt aus Eggenstein-Leopoldshafen kommentiert:
„Karins Beispiel führt uns wieder sehr anschaulich vor Augen, dass eine dauerhafte Verringerung des Körperfetts ohne regelmäßige Bewegung fast unmöglich ist. Diäten alleine wirken in der Regel nur kurzfristig. Danach holt sich der Stoffwechsel ganz schnell wieder das, was ihm genommen wurde und – gewissermaßen zur Sicherheit – noch etwas mehr. So wird er die nächste Diät noch besser überstehen. Jeder kennt das als „Jojo- Effekt“.
Dabei muss die Bewegung kein schweißtreibender Sport sein. Schon tägliches flottes Spazierengehen (oder Briefe austragen!) regt den Fettstoffwechsel nachhaltig an. Führt man dann dem Körper weniger Energie zu, als er benötigt, greift er zum Ausgleich bereitwillig seine angesammelten Fettreserven an, um seinen Energiebedarf zu decken.
Wenn man nur weniger isst, aber sich nicht ausreichend bewegt, so regelt der Stoffwechsel seine Intensität auf „Sparflamme“ herunter. Auf diese Weise versucht er, Energie einzusparen und zu vermeiden, dass seine Fettdepots zu schnell aufgebraucht werden. Das ist ein normales biologisches Notfallprogramm, das wir von unseren Vorfahren geerbt haben. Die regelmäßige Bewegung verhindert das Einschalten dieses Notfallprogramms.
Wenn man, wie Karin, weniger Energie zu sich nimmt als man verbraucht, so muss die Nahrung besonders hochwertig sein. Ausreichend Mikronährstoffe (Vitamine, Mineralstoffe, Spurenelemente, sekundäre Pflanzenstoffe), hochwertiges Eiweiß, gesundes Gemüse und Obst helfen dem Körper, die Belastung durch den Fettabbau gut zu bewältigen.
Übrigens: Als „Bewegungswesen“ sind wir dazu bestimmt, uns zeitlebens viel zu bewegen. Wenn Sie nach einer erfolgreichen Körperfett-Reduktion Ihren Bewegungsdrang wieder einschlummern lassen, wird alles wieder so werden wie es war, nur noch etwas schlimmer („Jojo- Effekt“). Wenn Sie ganz sicher gehen wollen, lassen Sie sich individuell beraten.“
Minus 16 Kilo: Bernd (40)
Mit seiner Tanzpartnerin Sibille Vinzenz war Bernd Lachenmaier 2010 siebter der Weltrangliste Senior Latein. Das bedeutete: Nur sechs Paare der gleichen Altersstufe tanzten weltweit die Rumba, den Salsa oder den Paso Doble besser als diese beiden.
Man sah den Tänzern ihren Erfolg an. Braungebrannt, in ausgefallenen Kostümen, repräsentierten sie vorbildlich eine Generation sportlicher „Best Agers“. Dass Bernd Lachenmaier auf sein Gardemaß von 1,82 Metern einmal 90 Kilo wog, konnte man sich nicht vorstellen. Rank, schlank und beweglich absolvierte er minutenlange Höchstleistungsküren auf dem Parkett. Dabei wollte Bernd eigentlich gar nicht mehr tanzen!
„Ich hatte eine berufliche Herausforderung im bayerischen Bad Aibling angenommen!“, erzählt er. „Zuvor lebte ich in der Nähe von Stuttgart und war Mitglied des bekannten Tanzsportclubs Ludwigsburg.“ Seit seinem 14. Lebensjahr hatte Bernd für den TC Ludwigsburg getanzt und war 1998 mit der Formation Sieger im Europacup Latein geworden. „Für mein neues Leben in Bayern musste ich das alles hinter mir lassen. Doch beruflich hat sich das ausgezahlt.“
Bernd war gar nicht bewusst geworden, wie sehr er das Tanzen vermisste, bis er per Zufall in München Sibille Vinzenz (41) kennenlernte. Ihr Tanzpartner hatte ein paar Monate zuvor aus familiären Gründen das Tanzen aufgegeben. Seitdem war sie auf der Suche nach einem gleichwertigen Ersatz. „Wir konnten vom ersten Moment an toll miteinander tanzen!“, erinnert sich Bernd. Doch Bernd hatte keine Neigung, den Tanzsport wieder aufleben zu lassen – geschweige denn, wieder Turniere zu tanzen. Doch Sibille ließ nicht locker.
„Ich habe mit allen meinen Freunden telefoniert. Die meisten von ihnen sind Sportler und rieten mir ab, als Senior wieder einzusteigen“, erinnert sich Bernd an die Nacht, die alles entschied. Doch irgendwie kam Bernd nicht von dem Gedanken los, es noch einmal versuchen zu wollen. „Mir war aber klar: Mit 16 Kilo Übergewicht komme ich gar nicht erst in Form!“
Im Morgengrauen 2007 fiel bei Bernd die Entscheidung: Er wollte mit Sibille trainieren und so schnell wie möglich alle erreichbaren Siegertreppchen besteigen. „Sibille freute sich riesig! Von da an trafen wir uns fünf Mal in der Woche in München und trainierten stundenlang!“
Gleichzeitig stellte Bernd seine Ernährung rigoros um. „Ich ließ alle Süßigkeiten weg, trank keinen Alkohol mehr und aß abends nur noch Eiweiß!“ Im Lokal bestellte er sich Fleisch mit Gemüse und Salat und ließ die Kohlenhydratbeilagen wie Brot, Kartoffeln oder Nudeln einfach weg. „Zuhause machte ich mir abends einen riesigen Salat mit Putenstreifen oder Thunfisch!“ Mittags allerdings durfte es schon etwas deftiger sein: „Da gab es schon ein paar Maultaschen oder Nudeln, denn schließlich musste ich abends mit Sibille trainieren – dazu brauchte ich Energie!“
Der viele Sport und die veränderte Ernährung taten schnell ihre Wirkung. Kaum war das Tanzpaar das Projekt "Senioren-S-Latein" angegangen, galten sie auch schon als Paradebeispiel für gesunden, sportlichen Ehrgeiz. 16 Kilo verlor Bernd innerhalb eines halben Jahres mit seiner gesunden Ernährung, der Trennkost und dem Sport. Und als Bernd und Sibille 2007 ihr erstes Turnier tanzten, die IDSF Open Senior Latin, erreichten sie auf Anhieb den dritten Platz.
In den nächsten zweieinhalb Jahren tanzten sich die beiden nach oben. Sowohl mit Tanz- als auch mit ihren Kostümkreationen begeisterten sie die Zuschauer ebenso wie die Jury. Doch sie haben dabei nicht nur unzählige Preise eingeheimst, sondern sich noch einen weiteren Wunsch erfüllt: „Wir tanzten auch Standard-Tänze zusammen!“, erzählt Bernd, ein unüblicher Wechsel für einen Latein-Tänzer. „Im April 2010 wurden wir deutsche Vizemeister über zehn Tänze, im Mai landeten wir bei einer Konkurrenz von 90 Paaren weltweit auf Platz 7. Das ging nur, weil ich mein Übergewicht los bin!“
Als Bernd Lachenmaier auf die Vierzig zuging, setzte er ein Wohlstandsbäuchlein an. Doch dann hatte der Hobbytänzer einen großen Traum! Und er hat sehr konsequent auf alles verzichtet, wovon man landläufig weiß, dass es der Linie schadet. Übrigens hat er damals auch das Rauchen aufgegeben, um für die sportlichen Herausforderungen fit zu sein. Die meisten, die aufhören zu rauchen, nehmen zu, doch Bernd war hier wirklich sehr ehrgeizig. Mit Erfolg!
Leider hat Bernd 2011 mit Tanzen ebenso plötzlich wieder aufgehört, wie er es 2007 begonnen hatte. Ob er sein Traumgewicht von 74 Kilo auch ohne