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drängte die innere Uhr: Mein Mietvertrag lief aus, ich musste raus. Beim Einzug in mein neues Heim versuchte ich, so schnell wie möglich fertig zu werden. Vieles verschwand rasch in den Zimmern; das Haus war riesig gegenüber meiner alten Bleibe. Prinz suchte sich den besten Platz: Er schlug sein Lager in der Diele zum Nebeneingang auf.

      In der ersten Nacht leuchtete der Mond wolkenverhangen. Sterne glitzerten im Schleier der Vergänglichkeit … Schlaf, Markus! Ich war schon auf meiner Trauminsel angekommen, er noch nicht.

      Träume suchten mich heim. Ich durchlebte noch einmal die letzten Monate und Wochen, rege Begegnung der Seelen der Vergangenheit. Mein Leben hatte neuen Sinn bekommen. Ich war ein anderer.

      *

      Ein paar Tage später schaute Erika vorbei. Sie hatte Briefe unter dem Arm. Auf den ersten Blick Rechnungen und anderes dummes Zeug.

      „Ich glaube, Markus, es gibt Ärger!“

      „Warum das denn?“

      „Lies, dann verstehst du!“

      Atemstillstand.

      „Setz dich Markus, schau dir an, was ich meine!“

      Scheibenkleister, darauf hätte ich auch kommen können: 14.500 Mark Grunderwerbsteuer – Grundbucheintragung! Ich hatte gepennt! Ich wollte alles zu schnell.

      „Ich hab dir von Anfang an gesagt …“

      „Langsam, Markus.“

      Erika wusste genau, ich hatte verstanden – Bremsspuren. Unsere Kasse zeigte noch genau 6.500 Mark – mehr hatten wir nicht!

      „Markus, du bist ab Januar arbeitslos, deine Bezüge brechen weg!“

      Ich wurde rot. Verdammt, lebte ich in einer Traumwelt? Wahrscheinlich, Markus. He, ich möchte nicht immer von dir bevormundet werden!

      Frieden hatte ich nun nicht mehr. Es begann ein Ritt auf einem Mustang, ungebrochen und wild. Meine Nächte, bislang ruhig und friedlich, kehrten sich um ins Gegenteil. Angst hatte ich, oh Mann, die als Banker verkleideten Plagegeier zogen ihre Bahnen um mich! Pläne mussten her, aber welche? Geld, dieser Moloch, verlangte nach mir und meiner Seele: Komm! Befriedige meine Forderungen, ich habe lange Arme, mir entkommt keiner! Banken mit ihren Geldeintreibern kreisten durch mein Gehirn. Sie marterten mich; meine Gefühle wurden stumpf, verfielen in Winterschlaf, Worte anderer verhallten im Raum der Zeit. Markus, vorwärts jetzt, es muss weitergehen! Ich wollte nicht. War zerrissen. Erika war meine letzte Instanz. In einer langen und kontroversen Runde öffnete sie mir einen Ausweg. Ich musste mir Arbeit suchen – aber wo?

      Die Zeitachse begann sich neu zu justieren. Tagelang suchte ich in der Vergangenheit nach einer Lösung. Dieter, der aus der dunklen, vergangenen Jugend, Discofieber-Dieter, der verrückte Dieter, fiel mir ein. Ich hörte, er sei Installateur geworden: „Gas – Wasser – Scheiße.“

      Gott sei Dank fand ich ihn schnell. Er erkannte mich nicht. Zeiten verändern die Hülle des Lebens. Es war gut, meine Fehler einfach erzählen zu können, ohne Wenn und Aber. Mehr als auf die Schnauze kriegen war bei ihm nicht möglich. Discofieber-Dieter war seinem Motto treu geblieben: Lachen hilft! Er bot mir schließlich an, bei ihm zu arbeiten – Bingo!

      Es war eine schwere Zeit der Umgewöhnung. Einen neuen Job einfach nur ausüben ist es nicht; du musst ihn spüren und annehmen, nur dann wird etwas daraus. Ich wollte und konnte es – sechs Wochen Schnellkurs Löten und Schweißen, ich war ein Naturtalent! Die Lötspitze „6 - 9“ wurde mein Liebling, schnelle Bewegungen erlaubten mir viel. Ich war glücklich, nicht versagt zu haben. Für Markus und seine Seele ein Neubeginn.

      In der Heinrich-Müller-Straße wuchs ein Neubau empor – meine erste Bewährungsprobe. Ich zauderte, Disco-Dieter nicht. Im Bauwagen ging es fröhlich zu und ausgelassen. Ich fühlte mich gut. Meine Ausgeglichenheit war zurück. Mein Prinz und auch Erika fühlten es. Ich auch. Lebenslust war mein Begleiter, lachend ging ich meinem Tag entgegen. Gute Erfahrungen soll man spüren und leben! Markus? Bist du noch bei mir? Ja doch. Du hast dich in der letzten Zeit so richtig wichtig gemacht. Ich wollte dich nicht stören, ich war nur begeistert. Veränderungen sind eine geile Sache. He, du bist ja gut drauf! Na, klar doch.

      *

      Montag unterschrieb ich meinen Arbeitsvertrag bei der Firma Peugaß. Ich als Schweißer – welche Veränderungen die Wege des Lebens machen können! Dieter stellte mir meinen Arbeitsort vor, einen großen Komplex.

      „Hier entsteht etwas Neues für unsere Alten – für unsere Senioren, meine ich. Mal reingucken?“

      „Klar, mach auf.“

      Eine Tür zum Untergrund öffnete sich: Dunkelheit, spartanische Beleuchtung, Kriechkeller. Höhe: ganze 90 cm. Mein neues Arbeitsgebiet. Besprechungen an der Öffnung zur Unterwelt. Schock, Klaustrophobie, weiche Knie. Der Boden unter mir öffnete sich. Ich lächelte Dieter an.

      „Ich dachte …“

      „Dieter, meine Angst verstehst du nicht. Ich lächle aus Verzweiflung, nicht aus Freude!“

      Eintauchen in eine unbekannte Welt: Rohrleitungen aus Kupfer, glänzend, kilometerlang, in verschiedenen Dicken, 15 mm bis 110 mm, durch Absperrventile unterbrochen, ungelötet. Na, mal sehen.

      Tage im Reich der Unterwelt erwarteten mich.

      „Montag in einer Woche fängst du hier an, Markus. Atze und Sauerstoffflaschen sind bestellt, nebst Schläuchen und Brenner.“

      Ich nickte ihm zu. Aber ich fühlte Angst.

      *

      In der Nacht fingen die Alpträume an. Schweißnass wanderte ich durch unbekannte Räume, öffnete Türen, wanderte über nächtliche Treppen. Was ist es, was du suchst, Markus? Angstgeräusche erfüllten meine Seele. Was suchst du? Hör auf, mich mit deinen Fragen zu martern, ich kann nicht mehr!

      Nasser Schlafanzug, kalter Körper. Prinz blinzelte mich an mit müden Augen.

       „Komm, leg dich schlafen alter Knabe, mein innerer Schweinehund hatte genug!“

      Ich hörte Worte – diese verstehen? Nein, nicht wirklich! Markus ist wieder auf seinem alten, schlimmen Trip. Drogenähnlich. Nein. Noch schlimmer.

      *

      Ein müder Samstag. Der Dezember war da. Verdammt warm draußen, Sonne, kein Regen, Südwestwind, leichte Brise. Tannenrauschen vor dem Haus.

      „Guten Morgen, Prinz!“

      Er wollte raus, ich nicht. Ich öffnete schlaftrunken die Hintertür zum 2000-Quadratmeter-Garten, Prinz tobte sich aus. Ich fühlte mich noch nicht danach, er war eben etwas verrückt. Kaffee am Tisch ist immer toll, den Blick in die Sonnenwelt gerichtet. Plötzlich war wieder Ruhe, stille in mir. Seltsam, Markus. Findest du? Ich führte meine Seele aus im friedlichen Zwiegespräch. Kein Streit, wie so oft. Wollen wir die Fenster weihnachtlich schmücken? Willst du? Schon, ein wenig. Na, dann los.

      Ich holte die Kiste aus dem Keller, schmückte die Fenster, viel war nicht übriggeblieben, der Umzug hatte in meinem Weihnachtsschmuck gewütet, schade. Der Tag ging schnell dahin, die Nachmittagssonne verschwand im Schatten. Ich ging ins Bett,

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