Markus Blume führt dich durch die Zeit. Lüerß Werner

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Markus Blume führt dich durch die Zeit - Lüerß Werner

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war sprachlos und griff nach ihr. Meine Hände gingen nicht durch sie hindurch wie vor einem Jahr. Ich wollte sie fragen, wie sie hieß; meine Gedanken wurden getragen ohne Worte.

      „Ich bin Miriam. Und du bist der durchgeknallte Markus mit der schönen Stimme.“ Ein Lächeln von mir.

      Was war nur geschehen? Wir verstanden uns.

      „Markus, das war nicht geschickt von dir, dich an die Decke zu nageln! Es war ein Geschrei, furchtbar, du hast mir richtig Angst gemacht! Das hatte ich schon lange nicht mehr gespürt.“

      „Tut mir leid, Miriam, ich habe mich sehr ungeschickt angestellt.“

      „Schon gut.“

      Ich versuchte mich aufzurichten, schwankte durch den Raum. Miriam folgte mir bis an die Tür.

      „Komm mit.“

      „Nein, Markus, ich kann nicht.“

      Sie verschwand im Raum der Zeit.

      Mir ist kalt, Markus! Ich ließ die Badewanne volllaufen. Heiß war das Wasser des Lebens; mein verletzter Finger pulsierte, schwoll an. Scheißfinger! Ich stieg aus der Wanne, ein warmes Frotteehandtuch umhüllte mich.

      Prinz war nicht gut drauf, er mied meine Nähe.

      Schließlich konnte ich die Schmerzen nicht mehr ertragen und ging zum Notarzt. Er legte mir einen Verband an und gab mir eine Tetanusspritze. Morgen, am Montag, sollte ich wiederkommen, zum Verbandswechsel.

      *

      Als ich zurückkam, lag das Haus im Dunkeln. Ich rief nach Prinz, er antwortete nicht. Komisch, dachte ich. Da zupfte es an meiner Hand.

      „Prinz, verdammt - hast du mich erschreckt!“

      Es zog mich in die Vergangenheit, dem „Blutraum“ entgegen. Ängstlich öffnete ich die Tür.

      Mein Atem stockte. Die andere, ferne Zeit war wieder da. Auf dem Tisch stand ein Adventskranz, die erste Kerze brannte, sonst war Stille. Alles war, wie ich es vor einem Jahr gesehen hatte. Und ich konnte es fassen, berühren – eine reale andere Welt!

      Ich packte den ersten Kaffeehausstuhl, musste mich setzen, befühlte meine Stirn. Fieber? Nein! Pochender Finger? Ja! Ich bin hier, bin angekommen.

      Ungläubige Blicke führten mich durch den Raum. Ich stand auf, wanderte umher, berührte alles mit den Fingern: Furchen in den alten Eichenplatten zeigten mir das Leben, das einmal an diesem Ort pulsiert hatte. Der Verkaufstresen, die alte Kasse, die Schubkästen mit den Messingbeschlägen, die Spiegel, am Rande schon blind werdend – eine vergessene Welt lebte hier weiter. Ich bückte mich, öffnete einen Schrank – leer! Beim Schließen bemerkte ich einen weißen Zipfel an der rechten Seite im Schrank. Ich zog daran, aber es geschah nichts. Ich schlug mit der gesunden Hand dagegen und eine geheime Tür öffnete sich. Ein gerahmtes Bild und eine alte, dunkelblaue Kladde lagen dort verborgen. Ich schlug das Heft auf – Gräser, getrocknete Blumen, in Zeitungspaper eingeschlagen.

      Lokal-Anzeiger der Reichshauptstadt/Montag, der 17. Mai 1920.

      „Markus, du hast mein Geheimnis gefunden.“

      Ich zuckte zusammen.

      „Miriam, das hat mich jetzt wirklich zusammenzucken lassen!“

      „Ich habe die Sachen schon vermisst.“

      „Wer ist das da auf dem Bild?“

      „Das bin ich, da war ich vier Jahre alt.“

      „Ein hübsches Mädchen.“

      „Mein Vater hat immer zu mir gesagt: Du bist mein Goldschatz.“

      Wir lachten, sie zeigte mir ihre Sammlung, erklärte, wo und wie sie alles gefunden hatte. Auf der nächsten Seite lag das gleiche Bild von ihr zwischen getrockneten Pflanzen – wie auf einer Blumenwiese liegend. Eine Seite weiter, zwischen der Judenkirsche, war ein anderes Bild eingefügt. Sie lachte.

      „Das bin ich auch, mein erster Schultag.“

      „Warum hast du die Bilder zwischen getrocknete Blumen gelegt?“

      „Weil die nicht so vergänglich sind wie Menschen.“

      Wir blätterten weiter, ich hörte sie lachen. „Das hier ist mein Vater, Gustav.“

      Ich sah einen Mann, halb verborgen hinter einem Farn. „Warum denn so?“

      „Weißt du, im Wald beim Blaubeersammeln, da habe ich mich immer versteckt! Vater und Mutter suchten mich.“

      Auf der letzten Seite noch einmal das gleiche Bild mit einem kleinen Zweig, dazwischen Blätter und zwei Blüten.

      „Warum ist dies hier anders, Miriam?“

      „Ich habe sie vom Grab meiner Mutter. Ich wollte, dass mein Papa nicht mehr traurig ist.“

      „Du, Miriam?“

      „Ja, was ist?“

      „Du bist ein tolles Mädchen.“

      Sie lachte, wir lachten. Ich wollte sie in die Arme nehmen, doch sie wich zurück.

      „Miriam, wie heißt dein Vater eigentlich?“

      „Gustav Petach – meine Mutter Frida, ich“, erklärte sie Markus, „ich bin die Miriam-Magdalena. Mein Kosename ist Miri.“

      „Ich habe euch gesucht.“

      „Warum, Markus?“

      „Monatelang – aber niemanden von euch gefunden!

      „Wir sind in der anderen Zeit. Deshalb musste dein Suchen nach uns erfolglos bleiben.“

      Ich schüttelte mit dem Kopf.

      Unser Gespräch wurde lang. Nächte wurden zu Tagen und schließlich Wochen des Kennenlernens. Vertrauen wurde unser Herzschlag; unser Seelentakt stimmte sich aufeinander ein. Wie oft wollte ich sie in die Arme nehmen und drücken! Es blieb immer ein Abstand zwischen uns. Sie vertraute mir – aber ihre Seele war nicht frei. Sie war klein mit einem großen Herzen, ich war es „noch“ nicht!

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