Berufsbezogenes Marketing. Gerhard Seidel

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Berufsbezogenes Marketing - Gerhard Seidel

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       3.1.2 Ein Bild sagt mehr als tausend Worte!

      Als ich die ersten Module des berufsbezogenen Marketings entwickelt hatte, war ich immer noch als Personalleiter beschäftigt und nur ab und zu als „besondere Zugabe“ in den 41a-Maßnahmen als „Gastarbeiter“ tätig.

      Weil der Mensch ein Augentier ist, stellte ich meine Vorschläge am Flipchart bildlich dar und hängte sie anschließend auf. Am Ende meines Vortrages waren alle Wände des Seminarraumes mit Flipchart-Bildern dekoriert, das sah immer sehr beeindruckend und irgendwie lustig aus.

       Flipchart-Bilder und Folien als Trainerleitfaden

      Diese Charts waren bei den Trainern sehr begehrt, denn ich konnte nicht an jedem Seminar teilnehmen und so wurde mit der Zeit eine Art visualisierter Trainerleitfaden des berufsbezogenen Marketings entwickelt. Denn auch die Trainer hatten nur wenig Erfahrung mit den Methoden eines erfolgreichen Bewerbertrainings und waren froh über jede Anregung und jeden Vorschlag.

      Irgendwann habe ich dann nur noch mit Folien und Overheadprojektor gearbeitet und anschließend die Folien zur weiteren Verwendung an die Trainer verteilt.

      Die letzte Entwicklung waren dann Power-Point-Präsentationen, die noch einfacher herzustellen und dauerhaft zu benutzen waren. Inzwischen existieren zum berufsbezogenen Marketing weit mehr als 200 elektronische Folien samt Erläuterungen (dazu mehr auf Seite 5), einige wichtige finden Sie in diesem Buch.

       3.2 Sichtweisen des Arbeitsmarktes

      Über unterschiedliche Sichtweisen habe ich schon geschrieben. Bei der Entwicklung des BBM fiel mir vor allem in der Seminararbeit auf, dass man die Betrachtung des Arbeitsmarktes und die sich daraus ergebenden Konsequenzen häufig miteinander vermischt. Das gilt nicht nur für die Arbeitslosen, sondern auch für die Trainer. So mancher Frust entsteht bei den Mitarbeitern von Weiterbildungsinstituten auch dadurch, dass man bei den Verhältnissen auf dem Arbeitsmarkt seine eigene Arbeit manchmal für ziemlich sinnlos hält (was ich überhaupt nicht so sehe!).

       Über die Sinnhaftigkeit von Bewerbertrainings

      Immer wieder tauchte die Frage auf: Sind Bewerbertrainings im Hinblick auf so viele Arbeitslose überhaupt sinnvoll? Nun, das Problem der Massenarbeitslosigkeit zu lösen ist nicht Aufgabe und Zielsetzung eines solchen Seminars. Auch das betriebliche Marketing will ja nicht das gesamte wirtschaftliche Geschehen manipulieren, sondern nur das eines ganz speziellen Unternehmens, mit ganz besonderen Zielsetzungen und mit bewährten Instrumenten. Das Gleiche gilt auch für das berufsbezogene Marketing. Es ist eine individuelle Vorgehensweise und kein allgemein wirkender strategischer Ansatz.

       Globale und individuelle Sichtweisen

      Man kann den Arbeitsmarkt von „oben“ betrachten – also global – und man kann ihn aus der Sicht des einzelnen Arbeitslosen betrachten und kommt dann zu ganz unterschiedlichen Erkenntnissen und Verhaltensweisen.

      Den Arbeitsmarkt kann man in seiner Gesamtheit beispielsweise dahin gehend untersuchen, wie sich die Berufszweige (z. B. Landwirtschaft oder Dienstleistungen) entwickelt haben oder wie sie sich entwickeln werden, welche Berufsfelder welche neuen Herausforderungen (z. B. durch die EDV, die Globalisierung usw.) meistern und wie die Ausbildungsinhalte korrigiert werden müssen. Auch kann man prognostizieren, welche generellen bzw. speziellen Tendenzen den Arbeitsmarkt zukünftig beeinflussen werden. Untersuchen kann man auch, welche Zukunftsberufe interessant sind und welche Berufe es bald nicht mehr geben wird.

      Eine andere, globale Betrachtung wäre es, die Form der Arbeitslosigkeit zu erforschen, so z. B. ob es sich lohnt, Kurzarbeitergeld zu zahlen, weil es eine saisonale Arbeitslosigkeit ist. Man kann sich aber auch fragen, ob die arbeitspolitischen Maßnahmen eher geeignet sein sollen, um kurzfristige Arbeitslosigkeit zu beenden oder ob man sich mehr um die Langzeitarbeitslosen kümmern muss.

      Für diese Beurteilung und deren Veränderungen sind die übergeordneten Instanzen zuständig. Diese haben die Voraussetzungen zu schaffen oder vorhandene Fehlentwicklungen zu korrigieren, damit die Volkswirtschaft gut funktioniert. Die Entscheidungen und Maßnahmen betreffen nicht den einzelnen Arbeitslosen, sondern alle.

      Bei der individuellen Betrachtung des Arbeitsmarktes ist aus der Sicht des einzelnen betroffenen Arbeitslosen die Problemstellung eine vollkommen andere. Dazu passt die Antwort einer Trainerin auf die Frage einer Teilnehmerin bei einem vom Arbeitsamt bezahlten Seminar für Bewerbertraining: „Hat das Ganze bei so vielen Arbeitslosen in unserer Region überhaupt einen Sinn?“

      Die Trainerin antwortete: „Richtig ist, nach den letzten statistischen Meldungen gibt es zurzeit im Arbeitsamtsbezirk etwa sechstausend Arbeitslose. Richtig ist aber auch, dass im letzten Monat über sechshundert einen neuen Arbeitsplatz gefunden haben. Die einzige Frage, die uns jetzt interessiert, ist: Was können wir beide tun, damit Sie nächsten Monat bei den sechshundert dabei sind? Und noch etwas, was für Sie spricht: Von den sechstausend Arbeitslosen ist nur ein sehr kleiner Teil – vielleicht sind es 10 bis 20 Prozent – am Arbeitsmarkt wirklich aktiv.“

      Die Behauptung, es gebe nicht genügend offene Stellen, ist aus globaler Sicht richtig. Individuell gesehen aber falsch. Falsch ist aus globaler Sicht die Politiker-Ausrede: Wer will, der kann auch. Individuell betrachtet gibt es sehr wohl viele Chancen, um einen neuen Arbeitsplatz zu finden.

      Fazit: Es gibt einen falschen Informationsstand der Teilnehmer in den Seminaren. Sie vermuten, es seien nicht genügend Arbeitsplätze vorhanden und eine Bewerbung sei somit sinnlos. Doch auch so mancher Trainer vermischt diese beiden Sichtweisen und hat damit seine Probleme. Deshalb ist es wichtig, diesen Irrtum zu korrigieren.

       Individuell gesehen: Es gibt Chancen!

      Auch in diesem Jahr haben Millionen von Menschen in Deutschland einen neuen (sozialversicherungspflichten) Arbeitsplatz gefunden (in Österreich sind die Zahlen natürlich geringer). Man schätzt, dass etwas weniger als die Hälfte der neuen Arbeitsverhältnisse durch die Kontakte der Behörden (Jobcenter, AMS usw.) zustande gekommen sind.

      Das bedeutet, rund 60 Prozent aller Arbeitsplätze werden ohne behördliche Unterstützung öffentlich „gehandelt“, wovon wiederum 80 Prozent über Netzwerke laufen.

      Nun sind sicher nicht alle offenen Stellen für einen Bewerber richtig. Sei es aus regionalen Gründen, weil der Beruf nicht stimmt, man zu alt oder zu jung ist. Es gibt sicher eine Menge Gründe, warum es nicht immer passt. Doch wenn wir unterstellen, dass bei 100.000 offenen Stellen nur eine einzige für den Arbeitssuchenden richtig wäre, dann sind das zig Chancen für ihn – und er braucht doch nur eine.

      Die daraus folgende logische Aufgabe des Arbeitslosen ist es, sich so gut vorzubereiten, dass er (s)eine günstige Gelegenheit nutzen kann. Für das Problem, auf welches eingestimmt werden soll, gilt es zu sensibilisieren und es ist herauszufinden, aus welchen Gründen man beispielsweise bei der Besetzung dieser offenen Stellen nicht berücksichtigt wird.

      Aufgabe für uns als Trainer ist es, gemeinsam mit den Teilnehmern für eine gute Vorbereitung zu sorgen. Des Weiteren suchen wir gemeinsam mit den Teilnehmern nach Chancen auf dem Arbeitsmarkt.

       Arbeitsaufgabe

      Ich

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