Eine gesundheitsbewusste Lebensweise - Medical Wellness - mit NEWSTART – PLUS. Marwin H. Heide
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Die erste internationale Fachkonferenz zur Gesundheitsförderung fand 1986 in Ottawa, Kanada, statt und benannte fünf für die Gesundheitsförderung unabdingbare Handlungsbereiche (zit. nach 4):
Entwicklung einer gesundheitsförderlichen Gesamtpolitik; Gesundheit als Kriterium für Entscheidungen in allen politischen Bereichen. (24)
Schaffung gesundheitsförderlicher Lebenswelten; keine Trennung in der Betrachtungsweise von gesundheitlicher Entwicklung und den sozialen und ökologischen Umweltbedingungen einer Bevölkerung. (22)
Unterstützung gesundheitsbezogener Gemeinschaftsaktionen.
Neuorientierung gesundheitsrelevanter Dienste.
Förderung der Entwicklung persönlicher Kompetenzen.
Wenngleich dieser idealistisch anmutende Anspruch der Ottawa-Charta entsprechender Kritik unterzogen wird (16), fanden die Inhalte der Charta doch internationale Verbreitung und hohe Akzeptanz. Im Public-Health Bereich wird die Gesundheitsförderung mittlerweile als elementarer Bestandteil angesehen (26) und auch in der Fachsprache der Gesundheitsförderung hat eine Anpassung der Terminologie mit entsprechender Etablierung derselben stattgefunden. (23) Ebenso wurden in den Bereich der Prävention wesentliche Inhalte der Gesundheitsförderung mit übernommen. Sowohl in der Gesundheitsförderung als auch in der Prävention lassen sich hinsichtlich der Ausführung diverser Projekte und Maßnahmen kaum Unterschiede erkennen. Wesentliche Elemente der Gesundheitsförderung sind vor allem bei unspezifischen und auch bevölkerungsbezogenen Präventionsmaßnahmen anzutreffen. (10,27)
Die Bedeutung der präventiven Medizin in der Vergangenheit und Gegenwart
„In dem Maß, wie die Grenzen der modernen Medizin bei der Heilung von Krankheiten sichtbar werden und die Kosten der medizinischen Versorgung eskalieren, wird die Notwendigkeit der Prävention auf der ganzen Welt zunehmend akzeptiert.“ (3)
Die vielfach – gerade auch in der allgemeinen Bevölkerung – noch vorherrschende Meinung, allein die medizinischen Errungenschaften seien der Grund für eine höhere Lebenserwartung einer bestimmten Population, werden widerlegt durch genauere Betrachtung von krankheitsabhängigen Sterberaten im Zeitverlauf. Hierbei zeigt sich immer wieder, dass für Krankheiten der unterschiedlichsten Art der Einsatz einer definierten Medikation zwar schon eine Mortalitätsreduzierung verzeichnen lässt, jedoch war diese Reduzierung in manchen Fällen auch schon vorher deutlich sichtbar; mitunter sogar ausgeprägter – also auch ohne medikamentöse Intervention! Beispielhaft genannt seien hier die Behandlung von Infektionskrankheiten wie Pneumonie, Tuberkulose, Diarrhoe und Cholera. Die bereits erwähnten Einflussfaktoren wie zum Beispiel Hygiene und Ernährung zeigen also ihre deutliche Wirkung. (7)
Ebenso ist es ein bekanntes Faktum, dass Veränderungen der Altersstruktur einer Bevölkerung, sowie auch das evtl. Vorhandensein von epidemischen Erkrankungen die zeitlichen Veränderungen des Gesundheitsstatus einer Population beeinflussen. Die Sterblichkeitsraten in den Industrienationen ändern sich vor allem in den untersten Altersgruppen: wo ehemals den Infektionskrankheiten Tribut gezahlt werden musste, sind heute Verkehrsunfälle die wichtigste Todesursache bei Kindern in vielen Industriestaaten. (3)
Aufgrund ihres Auftrages, veränderbare Krankheitsursachen zu identifizieren und im optimalen Fall auch entsprechende Konsequenzen aussprechen und empfehlen zu können, spielt die Epidemiologie in der Prävention oft eine zentrale Rolle. In den letzten Jahrzehnten durchgeführte epidemiologische Studien, die sich thematisch mit der koronaren Herzkrankheit auseinandergesetzt haben, konnten das Ausmaß und die wichtigsten Ursachen der Erkrankung aufzeigen und entsprechende Gegenstrategien und Präventionsmaßnahmen benennen. In vielen Ländern konnte dadurch die Sterblichkeit an koronaren Herzerkrankungen gesenkt werden. (3,7) Jedoch sind immer noch die Herz-Kreislauferkrankungen die Todesursache Nummer eins in Deutschland. Im Jahre 2001 verstarb nahezu jede zweite Person (47,2 Prozent) an einer Erkrankung des Herz-Kreislaufsystems. (20) Der an erster Stelle zu nennende Herzinfarkt kommt meist ohne Vorwarnung, jedoch ist die in aller Regel zugrunde liegende Arteriosklerose ein schleichender Prozess, der dann spontan seinen dramatischen Höhepunkt, zum Beispiel in Form eines Infarktes erreicht. Erschreckend hierbei ist die Beobachtung, dass „bereits 15 Prozent der Jugendlichen im Alter zwischen 15 und 20 Jahren ausgedehnte arteriosklerotische Gefäßveränderungen aufweisen, die im Laufe der Jahre weiter zunehmen.“ (6)
Allzu häufig werden Prävention und Therapie leider immer noch als zwei sich gegenseitig ausschließende Funktionen angesehen; durch das o. g. sollte jedoch klar geworden sein, dass Prävention fester Bestandteil in allen Funktionsbereichen des Gesundheitswesens sein sollte. Das Selbstverständnis der medizinischen Berufsgruppen, und hier auch insbesondere von uns Ärzten, sollte dahin gehen, eben nicht nur „Spezialist für Krankheit“, sondern sehr wohl auch „Experte für Gesundheit“ zu sein. Fast jede Behandlung von Erkrankungen trägt immer einen Teil Prävention in sich; Komplikationen werden verhindert, es wird vor möglichen belastenden Auswirkungen durch die Umwelt bewahrt und dem Tod vorgebeugt. Vielerorts ist daher die vordergründige Trennung von Kurativmedizin und Prävention nur scheinbar vorhanden. (7)
Waren zu Beginn der Präventionsbewegung vorwiegend Kinder und junge Menschen die erklärten Zielgruppen entsprechender Interventionen (15), wird nicht zuletzt auch aufgrund der demographischen Entwicklung in den Industrienationen zunehmend die Personengruppe der älteren Menschen als relevante Zielgruppe mit hohem ungenutzten Potential für Präventionsmaßnahmen definiert. (17)
Innerhalb einer Bevölkerung können – entsprechend dem jeweiligen Gesundheitsverhalten und der Inanspruchnahme von Angeboten zur Gesundheitsförderung – verschiedene Gesundheitstypen unterschieden werden (nach 11):
Aufgrund des entsprechenden Risikoprofils sind Typ I (Ernährung, Rauchen und Alkohol), Typ II (Ernährung, Bewegung, Entspannung) und Typ IV (Bewegung) für eine präventive Maßnahme besonders gut geeignet. Auch eine bestimmte Sozialschichtzugehörigkeit ließ sich bei den vier Typen feststellen: zu den Typen I und IV gehören tendenziell häufiger Unterschichtangehörige, zu Typ III signifikant häufiger Oberschichtangehörige und bei Typ II zeigt sich eine besondere Geschlechtszugehörigkeit: 70 Prozent bestehen aus Frauen. (nach 11)
Wurde in der Motivation zur Umsetzung von Präventionsmaßnahmen anfänglich auf Konzepte mit dem Inhalt Abschreckung und Aufklärung gesetzt, so hat die Gesundheitspsychologie als mögliche Erklärung für weitgehende Erfolglosigkeit gezeigt, dass das Individuum aufgrund eigener Erfahrungen, Abwehrtendenzen, falscher Selbsteinschätzung und subjektiver Vorstellungen von einem unrealistischen Optimismus hinsichtlich