Was mir so eingefallen ist.... Arno Hildebrandt

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Was mir so eingefallen ist... - Arno Hildebrandt

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wir heut’ nicht informiert.

      Anfangs wollte man nur berichten –

      festhalten, was geschehen war.

      Später erfand man auch Geschichten,

      die bot man als Romane dar.

      Die Sprache wurde kultiviert,

      man wählte Worte sorgsam aus.

      Einige, die darin versiert,

      machten Theaterstücke draus.

      Zur Prosa strahlt die Lyrik jetzt;

      Rhythmik mit Sinn ist ihre Sache.

      Geistvoll bereichernd eingesetzt

      ist sie die Krönung jeder Sprache!

      Der Mensch liest massenweise Prosa,

      von harter Lesekost bis rosa,

      historisches und Zukunftsträume

      öffnen neue Gedankenräume.

      Krimis liest man in einem Zug,

      es geht einem nicht schnell genug,

      weil deren Spannung weitertreibt.

      Gibt es da einen Wert, der bleibt?

      Die Lehrbücher in großer Zahl

      liest man mitunter zwei- dreimal.

      Manche quälen sich da herum,

      doch nötig ist’s, sonst bleibt man dumm.

      Jedoch in der Literatur

      gibt es nicht solche Schriften nur.

      Im Land der Dichter und der Denker

      macht man auch mal ’nen Lyrik-Schlenker.

      Dass Sie jetzt diese Zeilen lesen,

      beweist Ihr interessiertes Wesen

      sowie auch Freude am Gedicht.

      Ein Selbstverständnis ist das nicht.

      In Reimen formulierte Sprache

      ist nun nicht jedes Lesers Sache.

      Manches Gedicht blieb uns jedoch

      von früher im Gedächtnis noch.

      Manch alter Mensch wird’s sicher wagen,

      noch Schillers Glocke aufzusagen.

      Dazu ›Der Taucher‹ (die Ballade),

      kriegt man zusammen noch so grade.

      Wer spät noch ritt durch Nacht und Wind,

      fällt einem da auch ein geschwind.

      ›Der Schatzgräber‹– gleichfalls von Goethe –

      mancher noch auswendig darböte.

      Das ›Heideröslein‹– Goethes Hit –

      gibt man den Nachkommen stets mit.

      Dieses Gedicht wurde gekonnt

      von Komponisten auch vertont.

      So ist’s dem ›Abendlied‹ ergangen,

      der Text: ›Der Mond ist aufgegangen‹,

      das Adalbert Chamisso schrieb

      und uns bis heut’ erhalten blieb.

      Dem Poesie enthaltnen Reim

      geht man nachhaltig auf den Leim.

      Manches bleibt im Gedächtnis kleben

      von Kindheit an ein ganzes Leben.

      Drum sind Gedichte so gemacht,

      dass man sie aufnimmt mit Bedacht –

      dass Botschaften, die dort versteckt,

      im Doppelsinn man oft entdeckt.

      Beim Lesen der gereimten Worte

      öffnet sich eine neue Pforte

      zu einer musischen Struktur,

      die sich nicht zeigt in Rhythmik nur.

      Man schaut hindurch auf eine Lichtung –

      auf Textinhalte in Verdichtung,

      welche auf ein Verständnis zielt;

      mal hintergründig – mal verspielt.

      Das, was Heinz Erhardt, Eugen Roth,

      verschmitzt und ernst uns Lesern bot,

      kann man genießen auch am Tresen.

      Wohlan – auch mal Gedichte lesen!

      Menschen, die kulturelles tun,

      sind von Natur aus Optimisten!

      Sie schaffen mit Begeisterung –

      sind allesamt Idealisten.

      Die Politik ist zwar entzückt

      über das, was die Szene macht.

      Ums Fördern man sich meistens drückt,

      denn daran wird zuletzt gedacht.

      Ob bildnerisch, ob musikalisch,

      ob darstellend, ob literarisch,

      steh’n sie ganz unten auf den Listen

      von Dingen, die sie fördern müssten.

      Kulturschaffende jeder Art

      schaffen – wie das Wort sagt – Kultur!

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