Die Welt unter Strom. Arthur Firstenberg

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Die Welt unter Strom - Arthur Firstenberg

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Kanadas Mitte, die sich von Hopedale, Labrador, bis Dawson Creek, British Columbia, über 4.300 Kilometer erstreckte, bestand aus 98 leistungsstarken Doppler-Radargeräten, die 48 Kilometer voneinander entfernt und ungefähr 480 Kilometer nördlich der Pinetree-Linie lagen. Der Bau der ersten Station begann am 1. Oktober 1956; das fertiggestellte System wurde am 1. Januar 1958 offiziell eröffnet.

      Die 58 Stationen der Fernwarn- oder DEW-Linie hielten ungefähr entlang des 69. Breitengrades Wache im Frost, 320 Kilometer nördlich des Polarkreises, in einer Kette, die sich von der Baffininsel bis zu den Nordwest-Territorien und über Alaska hinweg erstreckte. Jeder Hauptstandort, von denen es 33 gab, hatte zwei gepulste Sender. Einer davon strahlte immer einen Pencil Beam, quasi einen „Bleistiftstrahl“, für die Präzisionsverfolgung über große Entfernungen und der zweite einen breiteren Strahl für die allgemeine Überwachung aus. Jeder Strahl hatte eine Spitzenleistung von 500 Kilowatt, sodass jeder Standort eine maximale Spitzenleistung von einer Million Watt hatte. Die Frequenz lag zwischen 1.220 und 1.350 MHz. Die anderen 25 „Lückenfüller“-Stationen hatten Dauerstrich-Doppler mit einer Leistung von 1 Kilowatt, die mit 500 MHz betrieben wurden. Der Bau begann 1955 und das fertiggestellte System wurde am 31. Juli 1957 offiziell eröffnet.

      Die DEW-Linie erstreckte sich in Linien aus Marineschiffen – vier im Atlantik und fünf im Pazifik – den Atlantik und den Pazifik hinunter, ergänzt durch Lockheed-Flugzeugflotten, die in zwölf- bis vierzehnstündigen Schichten bei 900 bis 1.800 Meter Höhe Patrouille flogen. Die Heimathäfen der radartragenden Schiffe und Flugzeuge der Atlantikbarriere befanden sich in Maryland und Neufundland. Von dort wurde das Meer bis zu den Azoren überwacht. Der Atlantikbetrieb begann testweise am 1. Juli 1956 und wurde ein Jahr später voll eingesetzt. Der Pazifik-Wall, der in Hawaii und Midway stationiert war, scannte den Ozean vor dem Westen Nordamerikas und patrouillierte ungefähr von Midway nach Kodiak Island. Die ersten beiden Schiffe wurden Pearl Harbor 1956 zugewiesen und der Wall war am 1. Juli 1958 voll einsatzbereit.

      Zusätzlich wurden drei „Texas-Türme“, die mit Fernradargeräten ausgestattet waren, etwa 160 Kilometer vor der Atlantikküste aufgestellt und im Meeresboden verankert. Der erste, 175 Kilometer östlich von Cape Cod, wurde im Dezember 1955 in Betrieb genommen, während der letzte, 135 Kilometer südöstlich des New Yorker Hafens, im Frühsommer 1957 aktiviert wurde.

      Schließlich musste jeder der 195 ursprünglichen Radarstandorte, die den kanadischen Himmel überlagerten, in der Lage sein, Überwachungsdaten von größtenteils sehr entfernten Orten zu senden. So wurde jeder Standort mit Hochleistungsfunksender ausgestattet, die typischerweise im Mikrowellenspektrum zwischen 600 und 1.000 MHz und mit Sendeleistungen von bis zu 40 Kilowatt betrieben wurden. Sie verwendeten eine Technologie namens „troposphärische Streuung“. Riesige Antennen in Form gewölbter Werbetafeln richteten ihre Signale über den fernen Horizont, um sie von Partikeln in der unteren Atmosphäre 9,5 Kilometer über der Erde abprallen zu lassen und so einen Empfänger zu erreichen, der Hunderte von Kilometern entfernt war.

      Gleichzeitig wurde in ganz Alaska ein weiteres vollständiges Netzwerk solcher Antennen installiert, das sogenannte White Alice Communications System. Die ersten wurden am 12. November 1956 in Betrieb genommen und das gesamte System wurde am 26. März 1958 offiziell eröffnet.

      Die „Asiatische“ Grippepandemie begann Ende Februar 1957 und dauerte über ein Jahr. Die meisten Todesfälle gab es im Herbst und Winter 1957–1958.

      Ein Jahrzehnt später brachten die Vereinigten Staaten eine weltweit erste Konstellation von Militärsatelliten in einer Höhe von etwa 33.300 Kilometer in die Erdumlaufbahn, mitten im Herzen des äußeren Van-Allen-Strahlungsgürtels. Die 28 Satelliten, die als erstes Verteidigungs-Kommunikations-Satellitenprogramm oder Initial Defense Communication Satellite Program (IDCSP) bezeichnet werden, wurden nach dem Start der letzten acht Satelliten am 13. Juni 1968 in Betrieb genommen. Die „Hongkong“-Grippepandemie begann im Juli 1968 und dauerte bis März 1970.

      Obwohl es bereits einige Satelliten im Weltraum gab, wurden sie alle in den Sechzigerjahren einzeln gestartet. Zu Beginn des Jahres 1968 waren insgesamt nur 13 Satelliten über der Erde in Umlauf. Das IDCSP erhöhte diese Anzahl schlagartig nicht nur auf das Dreifache, sondern platzierte sie auch noch inmitten der anfälligsten Schicht der Erdmagnetosphäre.

      In jedem Fall der vorgenannten Pandemien – 1889, 1918, 1957 und 1968 – wurde die elektrische Hülle der Erde, die im nächsten Kapitel beschrieben wird und mit der wir durch unsichtbare Fäden verbunden sind, plötzlich und zutiefst gestört. Diejenigen, für die diese Bindung am stärksten war, deren Wurzeln am lebendigsten waren und deren Lebensrhythmus am engsten mit den gewohnten Pulsationen unseres Planeten in Einklang stand – mit anderen Worten, kräftige, gesunde junge Erwachsene und schwangere Frauen – waren auch die, die am meisten gelitten haben und unter denen die meisten Todesfälle vorkamen. Wie bei einem Orchester, dessen Dirigent plötzlich wahnsinnig geworden ist, konnten seine Organe – die Instrumente, die ihm Leben verleihen – nicht länger weiterspielen.

      KAPITEL 9

      Die elektrische Hülle der Erde

      A

      Alle Dinge durch unsterbliche Kraft,

      Nah oder fern,

      Sind versteckt

      Miteinander verbunden,

      So dass du keine Blume berühren kannst,

      ohne dass ein Stern es spürt

      Francis Thompson,

      in The Mistress of Vision

      Wenn ich eine Blume betrachte, sehe ich sie ganz anders als eine Honigbiene, die von ihr angelockt wird, um Nektar zu sammeln. Die Biene sieht wunderschöne ultraviolette Muster, die für mich unsichtbar sind; sie hingegen erkennt die Farbe Rot nicht. Eine rote Mohnblume ist für sie ultraviolett. Die Fingerkrautblüte ist für mich ein pures Gelb, für die Biene ist sie jedoch lila, mit einem gelben Blütenkelch, der sie zu ihrem Nektar lockt. Die meisten weißen Blüten sind in ihren Augen blaugrün.

      Wenn ich in den Nachthimmel schaue, erscheinen die Sterne als glitzerndes Licht, das durch die Erdatmosphäre funkelt. Ansonsten herrscht überall – mit Ausnahme des Monds und einiger Planeten – totale Dunkelheit und Schwärze. Das ist allerdings nur eine Illusion. Wenn wir alle Farben der Welt wahrnehmen könnten, einschließlich des Ultravioletts wie die Honigbienen und des Infrarots wie die Schlangen, und auch die Niederfrequenzen wie die Welse und Salamander, die Radiowellen, die Röntgenstrahlen, die Gammastrahlen, die langsamen galaktischen Pulsationen – wenn wir alles wahrnehmen könnten, wie es tatsächlich in seinen unzähligen Formen und Schattierungen, in all seiner blendenden Pracht ist – dann sähen wir bei Tag und bei Nacht überall Form und Bewegung anstelle von Schwärze.

      Fast die gesamte Materie im Universum ist elektrisch geladen, ein endloses Meer ionisierter Teilchen. Aufgrund des unberechenbaren und lebensechten Verhaltens dieser elektrifizierten Materie werden sie – wie der Inhalt lebender Zellen – Plasma genannt. Die Sterne, die wir sehen, bestehen aus Elektronen, Protonen, blanken Atomkernen und anderen geladenen Teilchen, die in ständiger Bewegung sind. Der Raum zwischen den Sternen und Galaxien ist keineswegs leer. Ganz im Gegenteil, in ihm schwirrt es regelrecht mit elektrisch geladenen subatomaren Teilchen, die in riesigen wirbelnden elektromagnetischen Feldern schwimmen und von diesen Feldern nahezu auf Lichtgeschwindigkeit beschleunigt werden. Plasma ist ein so guter Stromleiter, weitaus besser als alle Metalle, dass Plasmafilamente – unsichtbare Drähte, die Milliarden von Lichtjahren lang sind – elektromagnetische Energie in gigantischen Schaltkreisen von einem Teil des Universums zum anderen transportieren und den Himmel formen. Unter dem Einfluss

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