Rosaleen Norton. Nevill Drury
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Den Vorsitz der Untersuchungskommission der Anglikanischen Kirche hatte der Dekan von Sydney namens Lance Shilton inne und an dieser Kommission nahmen vier Priester der Anglikanischen Kirche teil, von denen ein paar bereits ihre glühende Opposition zu allem, was nur im Entferntesten mit dem Okkulten in Verbindung stand, ausgedrückt hatten. Dies betrifft unter anderem den Pfarrer Peter Hobson, der in St. Michaels in Surry Hills bereits wegen der Austreibung von „Geistern“, der Hare Krishnas, des Tabakrauchens, der Theosophie, Homosexualität, des Spiritismus und vielen anderen „abartigen“ Praktiken zu einiger Bekanntheit gelangt war. Die Kommission sollte gegen diese Dinge dreierlei unternehmen:
– die gegenwärtige Faszination des Okkulten, besonders bei jungen Leuten, ausloten
– die biblische Grundlage des Spiritismus und verwandter Praktiken untersuchen, sowie Warnungen gegen die Beschäftigung mit dem Okkulten herausgeben
– verschiedene gegenwärtige Ausdrucksformen des Okkulten und ihre Wirkungen untersuchen
Der Bericht der Untersuchungskommission sollte dann veröffentlicht werden, um Richtlinien „zur empfohlenen Einstellung der Christen und der Handlungsweise der Kirche als Gesamtes“ darstellen zu können.
Die Untersuchungskommission wurde in der breiten Öffentlichkeit bekannt und es gab Einsendungen von allen möglichen Leuten – Christen, Okkultisten, christlichen Okkultisten, Akademikern, Lehrern und Psychologen – und am 13. August 1975 wurde besagter Bericht schließlich veröffentlicht. Einleitend wurde darin behauptet, dass die „finsterste“ aller modernen „Hysterien“ Okkultismus und Satanismus wären, die durch die Massenmedien Verbreitung fänden; desweiteren würden beide schnell zu Ansehen gelangen. Man stellte die Vermutung auf, das Interesse an dem Okkulten stände mit der Zunahme von Gewalt und Pornographie in der Literatur in Zusammenhang, da im Okkultismus Pornographie „mit einer religiösen Grundlage ausgestattet sei, von welcher die Praktizierenden ausgehen könnten.“
Die Schlussfolgerung der Untersuchung zur Frage, warum es gegenwärtig eine derartige Faszination am Okkulten gäbe, reflektierte die Meinungen mehrerer Kirchenmänner: Sie beinhaltete das Versagen der organisierten Kirche, den Verlust der persönlichen Identität und des Lebenssinnes, der sich aus der Sterilität der modernen, technologischen Gesellschaft herleite, sowie die Tatsache, dass genau dies ein Vakuum bei den Menschen hinterließe, welches mit alternativen von der Kirche nicht akzeptierten Glaubenssystemen gefüllt werden würde. Die Kommission war besonders an der Meinung des teilnehmenden Psychiaters Dr. David Collison interessiert, der das Konzept eines „Besessenheitssyndroms“ entwickelt hatte. Dabei handelte es sich um eine mentale Störung, die nach okkulten Praktiken auftreten würde, doch es war schwer, diese mit den Mitteln konventioneller Medizin zu definieren und zu behandeln. Tatsächlich vermutete man, dass eine konventionelle Behandlungsweise den Zustand nur noch verschlimmern würde. Dr. Collison glaubte daher, dass Exorzismus doch wirksam sein könnte und hatte bereits mit Patienten, die von diesem Syndrom betroffen waren, in diese Richtung gearbeitet. Er beriet auch mit seinen Kollegen darüber, dass sich diese psychiatrischen Störungen immer mehr verbreiteten und zu großen mentalen Leiden und sogar Selbstmord führen könnten.
Die Kommission war besonders über die okkulten Paraphernalien besorgt – Tarotkarten, Hexenbretter und verschiedene „alternative Publikationen“ – und schlug vor, die Rechtsprechung zum Schutz von Kindern gegen entflammbare Schlafanzüge vielleicht auch für den Schutz der Kinder gegen das Okkulte anzuwenden! Desweiteren schlug sie vor, dass die Medien den Okkultismus auf eine realistische Art und Weise darstellen und seine schädliche Faszination und deren Effekte erwähnen sollten. Die Untersuchenden erklärten auch, dass es eine Notwendigkeit zur Einschränkung okkulter Literatur und Ausstattungen gäbe, da es ja auch Beschränkungen für Gegenstände geben würde, die mit Gewalt und Pornographie in Verbindung standen. Auch empfahl die Kommission, dass der Raum, der in bekannten Magazinen und Tageszeitungen der Veröffentlichung von Horoskopen und Zukunftsdeutungen eingeräumt wurde, lieber Artikeln über den christlichen Glauben zur Verfügung stehen sollte, da diese Religion wäre „von der Mehrheit namentlich akzeptiert werden würde.“
Der Bericht präsentierte seine spektakulären Ergebnisse in den Zeitungen und über Wochen las man in der Boulevardpresse dramatische Schlagzeilen zu diesen. Dabei wurden auch zahlreiche Illustrationen mittelalterlicher Hexen, Bilder aus dem Film The Exorcist und düstere Fotos von modernen Okkultisten mit abgedruckt. Es war abzusehen, dass die Journalisten nun begierig darauf waren, eine Antwort auf all das von Rosaleen Norton zu bekommen.
Als Gus de Bito vom Sunday Mirror Roie im August 1975 aufspürte, lebte sie im Keller eines Häuserblocks in Roslyn Gardens, unterhalb des El Alamein-Brunnen in Richtung Rushcutters Bay. Sie sah ein wenig verwahrlost, doch „hexenhaft“ wie immer aus; trug ein okkultes Medaillon um den Hals und äußerte sich, in der Eingangstür ihrer Wohnung stehend zu den Entdeckungen der Kirche.
Überraschenderweise stimmte sie mit Dean Shiltons Ansicht überein, dass Amateure, die sich nur nebenbei mit dem Okkulten beschäftigen, in tiefes Fahrwasser gelangen können. „Magie kann mit einem ganz schön was machen“, sagte Roie mit einem Augenzwinkern. „Sie ist so gefährlich wie Drogen.“ Sie erläuterte auch, dass die wirkliche Gefahr von Leuten ausging, die ohne Wissen über Magie oder Hexenwesen Rituale ausprobierten, über die sie irgendwo etwas gelesen hatte. „Sie können verschiedene Entitäten in die Welt bringen, über die sie nichts wissen“, sagte Roie. „Solche Leute wissen nicht, wie sie mit diesen Entitäten umgehen müssen … “ Allerdings war Roie nicht mit dem Vorschlag einverstanden, Hexenbretter aus dem Handel zu verbannen. Theoretisch, gab sie zu, könnten Schulkinder mit einem Gerät wie diesem mit Geistern in Kontakt treten, doch sie persönlich konnte „keine Gefahr darin sehen.“33
Norton 1975
Dieser Auftritt in der Boulevardpresse war eine von Rosaleen Nortons letzten Medienverlautbarungen. Sie war bereits dabei, sich vollkommen zurückzuziehen und ihre täglichen Kontakte auf einige wenige enge Freunde und ihre Schwester Cecily zu beschränken, die jetzt nur einige Wohnungen den Gang hinunter im selben Häuserblock lebte. Es war eine zunehmend private Existenz, und das war das Leben, wie Norton es liebte. Wie mir Cecily später erzählte, war Roie dabei mit sich selbst ganz zufrieden. Gemeinsam mit ihren zwei Hauskatzen lebte sie inmitten von alten Staffeleien, Gemälden und Büchern, und mochte es, die Fische in ihrem Aquarium dabei zu beobachten, wie sie graziös darin umher schwammen. Sie verbrachte auch viel Zeit damit, klassische Musik zu hören – Mozart, Strawinsky, Beethoven, Bach und Sibelius gehörten zu ihren Lieblingskomponisten. Und obwohl ihre Wohnung ein dunkles und etwas düsteres Wohnzimmer hatte, war es zu einem Hinterhof mit viel Grün hinaus gelegen – eine abgeschirmte Naturoase. In den Sommermonaten liebte Roie es, bei ihren französischen Fenstern in der Sonne neben einem roten