Irgendwo grünt doch die Liebe. Gisela Gebhard

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Irgendwo grünt doch die Liebe - Gisela Gebhard страница 6

Irgendwo grünt doch die Liebe - Gisela Gebhard

Скачать книгу

dicker, teilweise klebriger Staub. Der Prediger entnimmt seiner Tasche einen sehr weichen Pinsel und versucht eine erste behutsame Reinigung. Auf fast lederartigem Grund erscheinen einige Buchstaben. Das ist kein Hebräisch! Latein!

      Andreas muss vom Tisch zurücktreten. Er weint vor Freude und Dankbarkeit.

      „Der Schatz gehört jetzt dem Dom“, sagt er. „Ich möchte ihn aber restaurieren lassen und für meine Arbeit verwenden.“

      „Das Kuratorium des Doms wird im eigenen Interesse die Restaurierung ausführen lassen und später das hoffentlich gute Stück ausstellen, gegen Bezahlung an Museen und Wissenschaftler ausleihen. Der Finder soll es übersetzen und seine Übersetzung als Erstdruck in seine Doktorarbeit geben. Ist das ein Wort?“

      „Nicht nur ein Wort! Ein ganzes Kapitel!“, erwidert Andreas, drückt beide Hände des Predigers und fügt hinzu: „Sie sind ein wahrer Vertreter unseres Herrn.“

      Andreas hastet nach Hause, betritt seine Wohnung voll innerer Freude, drängt zum Schreibtisch und blickt zu der Schönen auf.

      „Ich glaube, wir haben gefunden, was dir und mir hilft. Wenn ich’s übersetzt gedruckt habe, bist du frei!“, ruft er ihr zu.

      Er meint, ein ganz feines neues Lächeln in ihrem Gesicht zu entdecken. Ganz sicher ist er sich nicht.

      Seine Freundin kommt nach einer Woche zurück. Die Trennung hat sie näher zueinander gebracht. Andreas kann ihr jetzt mehr seiner Zeit widmen, weil er nicht viel Neues zur Doktorarbeit beitragen kann. Er wartet auf die restaurierten Blätter, die früher einmal zusammengerollt waren, sehr brüchig sind und schwer voneinander zu trennen. Auch manche Passagen können mehr erahnt als erkannt werden. An verschiedenen Rändern fehlen Teilstücke des Textes. Andreas muss fast fünf Monate warten, bis er mit einer Übersetzung beginnen kann.

      Das Original bleibt im Dom. Andreas fotografiert vorsichtig in Zeitaufnahmen, was er zur Übersetzung dann mit nach Hause nimmt. Er hofft wieder auf die Hilfe der Schönen. Ilse darf während der Übersetzungen nicht in seiner Nähe sein. Er braucht absolute Konzentration. Das kann sie verstehen.

      Andreas weiß längst, dass sein Kontakt zu der Schönen, nur als ihr beider Geheimnis lebendig bleibt.

      Er entziffert einiges über Renovierungen in der Kapelle. Der Maler, ein Klosterbruder, wird auch genannt. Dann – kaum noch als Schrift zu erkennen – die Beichte zweier Knechte, die Robert den Alten, als er vor ihnen ausrutschte, mit Fußtritten in die Saale befördert haben. Das geschah Wochen nach Annas Tod. Weil keine direkten Erben vorhanden, wurde Annas Bruder danach Herr auf der Burg.

      In der folgenden Nacht träumt Andreas wieder von Anna. Sie erscheint freudig und stammelt fast unter Tränen: „Mein Geist muss in tiefem Schlaf lange geruht haben, sonst hätte mich der Tod des Alten vielleicht längst schon befreit. Ich habe auch nie empfunden, dass ich so lange still unterwegs war. Erst das Bild, das einer, meine wandernde Seele erahnend, von mir malte, hat mich wieder geweckt. Ich arbeite gern mit dir, weil du mich verstehst und mit deiner Veröffentlichung endlich nach Hause führst. Wo das ist, weiß ich nicht. Vielleicht kann ich da aber auch meinen Udo finden, der im Saleph, als er den Kaiser retten wollte, mit ihm ertrank.“

      Am Morgen ist dem Andreas der Traum noch sehr gegenwärtig. Er lächelt zum Bild auf.

      „Ich hoffe, du findest ihn“, sagt er leise.

      Dann beginnt die Übersetzung von Annas Geschichte. Die kennt Andreas aus seinen Träumen. Vieles an Einzelheiten kommt jetzt hinzu, die Erschütterung des Priesters, seine Erkenntnis über Recht und Unrecht in dieser Welt. Die ist mit Herren und Knechten keine Welt unseres Herren. Päpste und Gegenpäpste suchen die weltliche Macht, nicht die Seelen, stürzen ihre Priester deshalb in eigene Not, weil nicht jeder im Beichtstuhl um Vergebung bittet, vielmehr da Hilfe erfleht. Gebete und Vertröstung aufs Jenseits wirken schal, wenn ein Mensch an seinem Schicksal zerbricht. Die Kirche muss auch echte Wege aufzeichnen, tätige Hilfe im Hier und Heute versuchen, eine neue Straße weisen und zu ihr hinführen. Bei Anna ist es dem Priester gelungen. Er weiß, dass es im päpstlichen Sinne falsch war, einer Frau im Lehren oft so nahe zu sein. Obwohl kein fleischliches Begehren dabei war, zählt es zur Sünde. Die beichtet der Priester nicht, schreibt nur nieder und gibt sein Bekenntnis in die Erde, die Gott für alle erschuf.

      Damit enden die lesbaren Zeilen. Sie wurden auf Tierhaut geschrieben. Die Tinte konnte da gut einziehen. Es scheint, als seien einige Lagen besonders präpariert worden, um sie vor dem Verfall schützen zu können.

      Andreas schaut auf. Das Bild zeigt keine Bewegung. Ist Anna jetzt schon zu Hause, weil dies hier gedruckt werden wird?

      „Ich danke dir“, sagt er leise. „Du hast mir beim Übersetzen die Gedanken geführt. So konnte ich in deine Zeit einsteigen, in ihr leben und nun den Vorgaben meines Professors absolut gerecht werden. Wenn meine Arbeit gedruckt ist, werde ich sie dir zeigen, dann bist du zu Hause.“

      Haben ihm ihre Augen mit leiser Bewegung der Lider eben geantwortet? Vielleicht. Manchmal glaubt er fast, alles geschehe nur in seiner Fantasie, weil er sich in das Bild der Schönen verliebt hat. Aber nie hat er so gut und auch so schnell übersetzt. Im Traum ist ihm Anna erschienen, hat von ihrem Leid und ihrem Leben erzählt. Er konnte in ihren Blick und ihr Lächeln einsteigen. Während seiner Arbeit wuchs das Verstehen der Zeit, die er ergründen sollte. Er weiß, wie sie war durch Annas Blick und die Träume von ihr.

      „Du bist mein Wunder“, flüstert er noch einmal leise. „Wunder geschehen auch in der heutigen Zeit. Wir müssen nur an sie glauben.“

      Конец ознакомительного фрагмента.

      Текст предоставлен ООО «ЛитРес».

      Прочитайте эту книгу целиком, купив полную легальную версию на ЛитРес.

      Безопасно оплатить книгу можно банковской картой Visa, MasterCard, Maestro, со счета мобильного телефона, с платежного терминала, в салоне МТС или Связной, через PayPal, WebMoney, Яндекс.Деньги, QIWI Кошелек, бонусными картами или другим удобным Вам способом.

/9j/4AAQSkZJRgABAgAAAQABAAD/2wBDAAMCAgMCAgMDAwMEAwMEBQgFBQQEBQoHBwYIDAoMDAsK CwsNDhIQDQ4RDgsLEBYQERMUFRUVDA8XGBYUGBIUFRT/2wBDAQMEBAUEBQkFBQkUDQsNFBQUFBQU FBQUFBQUFBQUFBQUFBQUFBQUFBQUFBQUFBQUFBQUFBQUFBQUFBQUFBQUFBT/wAARCAEXAMgDASIA AhEBAxEB/8QAHwAAAQUBAQEBAQEAAAAAAAAAAAECAwQFBgcICQoL/8QAtRAAAgEDAwIEAwUFBAQA AAF9AQIDAAQRBRIhMUEGE1FhByJxFDKBkaEII0KxwRVS0fAkM2JyggkKFhcYGRolJicoKSo0NTY3 ODk6Q0RFRkdISUpTVFVWV1hZWmNkZWZnaGlqc3R1dnd4eXqDhIWGh4iJipKTlJWWl5iZmqKjpKWm p6ipqrKztLW2t7i5usLDxMXGx8jJytLT1NXW19jZ2uHi4+Tl5ufo6erx8vP09fb3+Pn6/8QAHwEA AwEBAQEBAQEBAQAAAAAAAAECAwQFBgcICQoL/8QAtREAAgECBAQDBAcFBAQAAQJ3AAECAxEEBSEx BhJBUQdhcRMiMoEIFEKRobHBCSMzUvAVYnLRChYkNOEl8RcYGRomJygpKjU2Nzg5OkNERUZHSElK U1RVVldYWVpjZGVmZ2hpanN0dXZ3eHl6goOEhYaHiImKkpOUlZaXmJmaoqOkpaanqKmqsrO0tba3 uLm6wsPExcbHyMnK0tPU1dbX2Nna4uPk5ebn6Onq8vP09fb3+Pn6/9oADAMBAAIRAxEAPwDxSiii vnD+VwooooAKKKKACiiigAooooAKKKKACiiigAooooAKKKKACiiigAooooAKKKKACiiigAooooAK KKKACvUfE3wysD4L+G8/hu01O88SeIre6muLOQB/N8qQruiVf4cBvrg157oemxaxq9rZTX9tpcUz 7XvLwkRQj+8xAJx9Aa930b4s+HdO+Mfh7UdM1YW3hnwXoM1po91f2sg+03IgkHmGIAuPMml3bDkg CtYJPc9vLqNGpGXt2kpOMU9Lr3k216RT187HiVz4M16z1ay0ubR72PUr2KOe3tGhbzZY3GUYL1wR k/ga1Lz4T+LbPxm/hQ6JcT68ipIbS3xIdjhSjb

Скачать книгу