Der Tote unterm Weihnachtsbaum. Elke Boretzki

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Der Tote unterm Weihnachtsbaum - Elke Boretzki

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ist es. Ich wohne seit sechs Monaten nicht mehr in diesem Haus.“

      „Aha.“ Höflich sah zu seinem Assistenten hinüber und bedeutete ihm mit einer energischen Geste, Notizen zu machen.

      Dieser war allerdings damit beschäftigt, die Titel auf den Buchrücken zu entziffern.

      Grimmig wandte sich Höflich ab und wieder Frau Maus, der ehemaligen Dame des Hauses, zu.

      „Wir benötigen natürlich Ihre neue Adresse. Doch erzählen Sie uns zuerst wann und warum Sie hierher kamen.“

      „Ich kam so gegen 9.30 Uhr und klingelte. Als niemand öffnete, beschloss ich zu warten und es später noch einmal zu probieren.“

      „Haben Sie denn keinen Schlüssel mehr, Frau Maus?“

      „Natürlich habe ich noch einen Schlüssel“, antwortete sie hochmütig. „Doch ich dachte mir, dass ich meinem Mann noch etwas Zeit gebe, denn ich war etwas eher da, als verabredet. So bin ich noch einige Zeit durch den Park gegangen, ganz in der Nähe. So tief verschneit wie jetzt ist er sehr romantisch, wissen Sie.“

      „So, ist er das?“ Höflich tat verschwörerisch und zwinkerte seinem Assistenten unauffällig zu. „Hat Sie denn jemand gesehen?“

      „Möglich. Ich weiß es nicht. Im Park war ich allein. Brauche ich denn ein Alibi?“ Ihre Stimme klang immer frostiger. Höflich zog die Schultern hoch. „Wie kamen Sie dann herein?“

      „Als ich zurückkam, sah ich das Auto der Sekretärin meines Mannes vor dem Gartentor. Ich klingelte noch einmal und wurde von Frau Klingbeil eingelassen. Da war er bereits tot.“

      „Sind Sie sicher?“

      „Ja, ich sah ihn in seinem Blut unter dem Weihnachtsbaum liegen.“

      „War noch jemand im Haus?“

      „Nein.“

      „Die Köchin?“

      „Lulu? Sie kam später, so gegen 12 Uhr, glaube ich. Da war die Polizei bereits da.“

      „Was taten Sie dann?“

      „Ich sagte der Sekretärin, sie solle die Polizei benachrichtigen.“

      „Ah ja, warum taten Sie es nicht selbst?“

      Sie sah ihn kalt an. Nach einer kleinen Ewigkeit, wie es schien, antwortete sie: „Wozu ist schließlich eine Sekretärin da?“

      Höflich starrte sie an. Diese Frau war kalt und herzlos. Kein Wunder, dass er fror. Sie war ihm ausgesprochen unangenehm. Am liebsten hätte er ihr eine Antwort an den Kopf geworfen, die sich gewaschen hatte. Er nahm sich zusammen.

      „Lässt Sie der Tod Ihres Mannes denn völlig kalt?“ Vorwurfsvoll sah er sie an. Auch Rosenkranz, der sich mittlerweile auf seine Aufgabe zu besinnen schien, betrachtete sie aufmerksam.

      Doch die Dame erhob sich. „Falls Sie mich nicht mehr brauchen, würde ich gern wieder nach Hause fahren. Heute ist schließlich Heiligabend.“

      „Das ist es für uns alle.“ Höflich war empört. Höchstwahrscheinlich ihretwegen hatte er das hier auf dem Hals.

      „Was wollten Sie eigentlich von Ihrem Mann?“

      Sie zögerte etwas, sagte dann aber: „Das, was ich schon seit Monaten versuche mit ihm zu klären. Finanzielle Angelegenheiten.“

      „Womöglich Unterhaltszahlungen?“

      „Unter anderem. Schließlich haben wir zwei Kinder.“

      „Und wo sind diese Kinder?“ Höflich ließ sich seinen Abscheu anmerken. Doch die Frau blieb ruhig, klang jedoch weniger kühl. Das fand zumindest Rosenkranz.

      „Mein Sohn studiert in Amerika und verbringt das Weihnachtsfest bei Freunden. Meine Tochter studiert ebenfalls in Amerika. Sie ist jedoch seit Kurzem zurück und wohnt vorübergehend bei mir. Zur Zeit besucht sie eine Schulfreundin.“

      „Gut. Es kann sein, dass ich Ihre Tochter ebenfalls vernehmen muss.“

      Höflich fühlte sich einerseits abgestoßen von der Kälte dieser Frau, andererseits war er verunsichert. Er schlug ein Bein über das andere und wedelte mit der Hand. „Ich muss Sie beide bitten, die Stadt nicht zu verlassen. Für eventuell weitere Fragen warten Sie bitte …“ Dabei entfiel ihm die Zigarette, landete auf dem weißen, flauschigen Teppich, kullerte ein kleines Stück weiter, wobei sie eine Spur zeichnete, blieb dann liegen und brannte ein Loch hinein.

      „ … noch im Haus“, beendete er den Satz, während er erschrocken auf seine Zigarette starrte, die sich eben noch zwischen seinen Fingern befunden hatte.

      Dann versuchte er Augenkontakt zu seinem Assistenten aufzunehmen, um ihn mit beschwörenden Blicken zu bedeuten, das Malheur schnell zu beseitigen. Doch Rosenkranz notierte gerade etwas in sein Notizbuch. Auch mehrmaliges Räuspern half nichts.

      Höflich fühlte den Blick seiner Gastgeberin auf sich gerichtet. Wenn Blicke töten könnten, kam ihm in den Sinn.

      „Sie haben ein Loch in meinen Teppich gebrannt“, hörte er sie sagen.

      Schließlich wandte er sich ihr zu. „Das ist mir wirklich …“ Mit diesen Worten sprang er auf, um die Zigarette aufzuheben. Dabei redete er unaufhörlich: „Das war sehr ungeschickt von mir. Tut mir wirklich leid … sehr unangenehm.“

      Er hörte eine Tür. Als er sich umwandte, war sie gegangen.

      Verärgert sah er seinen Assistenten an, der sich erhoben hatte. „Also Sie …“ Vor Wut wurde er rot. „Wenn ich Ihnen Zeichen gebe, dann reagieren Sie gefälligst!“

      „Aber …“

      Er ließ Rosenkranz keine Zeit. „Die nächste Zeugin …“ Etwas anderes beschäftigte ihn jetzt. Was hatte sie gesagt? „Sie haben ein Loch in MEINEN Teppich gebrannt.“

      Höflich kniff ein Auge zu … „AHA!“

      Anita Klingbeil saß steif in einem gemütlichen Sessel der Bibliothek und sah Höflich erwartungsvoll an. Sie hatte gerade ein wenig über sich erzählt. Sie war alleinerziehende Mutter von einer sechsjährigen Tochter. Sie wohnte seit fast zwei Jahren in der Stadt, hatte jedoch noch keine Freunde gefunden.

      Ihre Eltern lebten über 100 Kilometer weit entfernt von hier, was sie sehr bedauerte.

      Rosenkranz hatte eine Ewigkeit gebraucht, Frau Klingbeil in die Bibliothek zu führen. Auch jetzt noch versuchte er immer wieder ihren Blick einzufangen. Nanu, was geht denn hier vor, dachte der Kommissar. Das konnte ja sogar ein Blinder sehen.

      Haha, Blinder und sehen. Guter Witz, schmunzelte Höflich über seinen eigenen einfältigen Scherz in sich hinein.

      Sein Assistent, der sonst eher ein mönchisches Dasein führte, hatte sich offenbar in diese blasse Blondine verguckt. Er fuhr sich mit der Hand über das Haar und ordnete es über der kleinen kahlen Stelle an seinem Hinterkopf, die er gern verdeckt hielt.

      Nachdenklich betrachtete er

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