Amateure. Katherine V. Forrest

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Amateure - Katherine V. Forrest

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Ellen wollte schreien, doch heraus kam nur ein heiseres Flüstern. »Hören Sie, hier ist ein Toter, und wer immer es getan hat, ist wahrscheinlich noch hier –«

      »Um Himmels willen! Bleiben Sie genau da, wo Sie sind, und rühren Sie sich nicht von der Stelle.«

      Ellen legte den Hörer auf und schlang beide Arme um sich, sie fror und begann heftig zu zittern, während sie zusammengekauert auf dem Boden saß. Ihre Zähne hämmerten unkontrolliert aufeinander.

      Er hört mich, er kommt heraus und hört mich. Ich muss sterben. Und das, wo Mutter von mir enttäuscht ist und Stephie wütend, weil ich überhaupt hier bin.

      Auf Augenhöhe sah sie an der Wand einen Regler mit der Aufschrift Musik, der auf einer Skala von insgesamt zehn Einheiten auf vier eingestellt war. Ellen schob den Regler auf zehn hoch und saß von heftigem Schüttelfrost überfallen auf dem Boden, während die Vorhalle von Red Sails in the Sunset widerhallte. Ein Fahrstuhllicht blinkte, die Tür öffnete sich und zwei blaugekleidete Männer mit gezogenen Waffen kamen vorsichtig heraus.

      Sie sprang auf. Die Waffen richteten sich ruckartig auf sie. »Ich habe Sie angerufen! Ich bin es.«

      »Verdammt!«, brüllte ein muskelbepackter blonder Wachmann und ließ die Waffe sinken, die er mit beiden Händen zitternd umklammert hielt. »Beinah hätte ich Sie erschossen.«

      »Hol die Dame, Rick!«, befahl der dunkelhaarige Wachmann. »Ich sichere diese Tür, du behältst die Tür hinter ihr im Auge.«

      Ellen drehte die Musik leiser, als der Sicherheitsbeamte namens Rick vorsichtig näher kam. Seine weit aufgerissenen Augen waren starr auf die Doppeltür hinter ihr gerichtet, und die wieder erhobene Pistole zitterte in seinen Händen.

      »Sind Sie sicher, dass er noch da drin ist?«, flüsterte er heiser.

      Der Anblick offizieller blauer Uniformen und schwarzer Waffen hatte sie beruhigt. »Sicher bin ich nicht. Es könnte sein.«

      »Gehen Sie in den Fahrstuhl«, rief der dunkelhaarige Wachmann. »Sofort. Beeilen Sie sich.«

      Sie rannte durch den Raum und riss in der Eile einer im Weg stehenden Pflanze einige Blätter ab. Im Fahrstuhl drückte sie wieder und wieder den Knopf Eingangshalle. Nichts geschah. Sie starrte hinaus und beobachtete, wie die beiden Wachleute sich rückwärts dem Fahrstuhl näherten, ihre Pistolen zielten auf die Doppeltür. Der dunkelhaarige Wachmann steckte einen Schlüssel in ein Schloss, die Fahrstuhltüren schlossen sich, der Fahrstuhl fuhr abwärts. Voller Erleichterung atmete sie tief durch und fragte: »Sollte nicht einer von Ihnen oben bleiben?«

      »Nicht um alles in der Welt«, sagte Rick, schob seine Waffe tief in das Halfter und ließ den Verschluss zuschnappen. »Nicht für fünfeinhalb Dollar die Stunde. Die Polizei ist auf dem Weg. Was ist passiert? Was haben Sie gesehen?«

      »Ein Mann … wurde erstochen …« Sie stockte und schwieg, versuchte, das Bild zu verdrängen.

      Der dunkelhaarige Wachmann sagte: »Ich bin Mike. Das ist Rick.«

      »Ellen«, flüsterte sie.

      »Können Sie den Täter beschreiben –«

      »Ich habe den … Mörder nicht gesehen.« Sie schloss die Augen. »Ich habe gehört, wie –«

      »Sind Sie sicher, dass der Mann tot ist?«

      »Ja.« Ellen brach in Tränen aus.

      »Lass sie in Ruhe, Rick. Sie wird noch genug Fragen beantworten müssen.«

      Die Fahrstuhltüren öffneten sich. In der Eingangshalle drängten sich Dutzende von Leuten vor den nicht funktionierenden Fahrstühlen. Einige der Wartenden kamen zu ihnen herübergeeilt.

      »Außer Betrieb«, rief Mike und zog seinen Schlüssel aus dem Schloss. »Die Fahrstühle sind außer Betrieb!«

      »Was zum Teufel ist denn los?«, fragte verärgert ein korpulenter Mann im grauen Anzug mit einer Aktentasche.

      »Wir warten auf die Polizei. Treten Sie bitte zurück.« Mike nahm Ellens Arm und führte sie aus dem Fahrstuhl.

      Mit schrillem Sirenengeheul fuhren nacheinander vier Polizeiwagen vor. Polizisten – einige mit Gewehren bewaffnet – stürmten heraus und rannten in das Gebäude.

      »Sechzehnter Stock«, sagte Mike, als sich fünf Polizisten durch die Menge zum Fahrstuhl vorgedrängt hatten. »Es gibt keine Beschreibung, ich kann Ihnen nicht sagen, nach wem Sie suchen sollen –«

      »Sie.« Ein schnurrbärtiger Polizist deutete mit seinem Gewehr auf Rick. »Sie bringen uns hoch.«

      »Wenn es unbedingt sein muss«, sagte Rick unglücklich und steckte seinen Schlüssel in das Schloss. Die Fahrstuhltüren schlossen sich.

      »Bitte verlassen Sie das Gebäude!«, rief einer der zurückbleibenden Polizisten. Mit ausgestreckten Armen trieben sie die Menge vor sich her. »Gehen Sie zurück! Zurück! Zu ihrer eigenen Sicherheit!«

      Mit kreischenden Sirenen und dröhnenden Auspuffen hielten ein weiterer Streifenwagen und zwei Motorräder vor der Tür.

      »Kommen Sie mit in unser Büro«, sagte Mike zu Ellen. »Ich besorge Ihnen eine Tasse Kaffee.«

       Stephie … Ich werde Stephie anrufen … Alles wird gut werden …

      »Bitte«, flüsterte Ellen. »Danke.«

      Die Kriminalbeamtin Kate Delafield bog vom Olympic Boulevard ab, hielt ihren Plymouth an und sah die Merlin Street hinunter. Es war ihr immer merkwürdig vorgekommen, dass man in dieser modernen Stadt eine mehrspurige Durchgangsstraße verlassen und in eine Seitenstraße einbiegen konnte, die so schmal war, dass zwei Autos nur mit knapper Not aneinander vorbeikamen. Wie so viele andere Straßen war diese voller winziger, stuckverzierter Häuser, die gelb, braun, weiß und grün gestrichen waren, meistens gab es irgendwo dazwischen auch noch ein rosa Exemplar. Die Häuser hatten die üblichen roten Ziegeldächer und die üblichen spanischen Rundbogenfenster. Gehwege mit gesprungenen Platten grenzten an unscheinbare Rasenflächen, die von verschiedenen niedrigen kalifornischen Gewächsen mit dicken Blättern umgeben waren. Aber diese Straße war anders als die anderen. Hier gab es Bäume. Eichen. Sie sah die schwarzen knorrigen Zweige an, die sich gegen den Februarhimmel abhoben, und dachte sehnsüchtig an Anne und an die ausladenden grünen Bäume ihres Heimatstaates Michigan. Als sie ausstieg, bedauerte sie, dass dieser Mord nicht im Mai oder im Juni passiert war, wo sie diese Bäume in voller Schönheit hätte bewundern können.

      Sie ging um das Becker-Gebäude herum. Ed Taylor war schon seit mehr als zwei Stunden am Tatort, und ein Ermittlungsteam arbeitete im 16. Stock, aber sie konnten auch noch etwas länger ohne sie auskommen. Es sparte den Steuerzahlern von Los Angeles Geld, wenn sie sich mit dem Terrain vertraut machte; das würde unnötige Fragen und falsche Vermutungen ausschließen. Ihre Gründlichkeit mochte bei ihren Mitarbeitern Ungeduld und Murren hervorrufen, aber die wichtigen Leute wussten sie zu schätzen. Eine von Kate Delafield durchgeführte Untersuchung war fundiert, exakt, gut belegt, ein logisches Mosaik von Fakten – es gab keine Schlampereien, keine offen gebliebenen Fragen, keine unangenehmen Überraschungen für den Bezirksstaatsanwalt, keins dieser

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