Der neue König von Mallorca. Jörg Mehrwald

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Der neue König von Mallorca - Jörg Mehrwald

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der Strandpromenade schaute sich sein Chef in den Verkaufsständen der fliegenden Händler um und dachte: Diesen Kitsch kann man mit Sicherheit nur nachts verkaufen, tagsüber würde man die Händler dafür verhaften! Als absoluten Höhepunkt seiner Inspektion empfand er das in deutscher Sprache abgefasste Werbeschild eines Mokkatässchenverkäufers: »Echte deutsche Porzellan von Ville, Roy und Bloch«.

      Markus versuchte nach etwa 300 Metern verzweifelt, gut drei Dutzend Handzettel wieder loszuwerden. Junge, dynamische Leute sprachen ihn an: »Heute Abend Bernhard Brink und Nicki im ›Oberbayern‹, kostenloser Eintritt und T-Shirt!« Und um den Attraktionswert noch zu steigern, rief ein spanischer Kollege fünf Meter entfernt: »Heute Abend im ›Oberbayern‹: Nicki … Lauda.«

      *

      An den beiden Marktforschern lief irgendwann auch Ernie, jeden Flyer ablehnend, vorbei. Er suchte nach dieser tollen Frau, die sein Manager vorhin so rüde vertrieben hatte. Er ärgerte sich gewaltig. Denn ihm war klar, dass er unbedingt der nächste Lover dieser wunderbaren Tussi werden musste.

      Wenige Schritte hinter ihm folgte allerdings jemand, der das um jeden Preis verhindern wollte. Hugo Schnaller schwante Übles. Was er jetzt überhaupt nicht gebrauchen konnte, waren dumme Kommentare und Zickereien einer Frau, die ihm irgendwie bekannt vorkam.

      »Wenn das so weitergeht, muss ich noch einen Security-Mann organisieren, um diesen Schwachkopf unter Kontrolle zu halten«, murmelte er vor sich hin.

      Plötzlich packte ihn eine Hand. »Wohnen Sie im ›Kakadu‹?«

      »Nein, im ›Hilton‹«, antwortete Hugo genervt.

      »Hugo? Hugo Schnaller, Mensch, du hier?«

      Hugo blickte in ein Gesicht, an das er sich auf gar keinen Fall erinnern wollte.

      »Boy Rack, das perfekte Double von Roy Black … Kannst du dich etwa nicht mehr an mich erinnern?«

      »Das muss schon sehr lange her sein«, antwortete Hugo kühl und konnte sich nur zu gut erinnern.

      »Du Sau schuldest mir noch zehntausend Mark.«

      »Ich sage doch, schon sehr lange her.«

      »Hugo Schnaller, die ganze Veranstaltung war ein Riesenerfolg. Der Geburtstag von Roy Black. Zweitausend Leute. Eintritt 30 Mark. Ich habe ein gutes Gedächtnis. Bist du eigentlich damals mit dem Hubschrauber abgehauen?«

      Hugo nahm die Hand des Doubles von seiner Schulter. »Ich bin nicht abgehauen. Ich musste damals Vicky Leandros hinterherdüsen … die hatte einen Tobsuchtsanfall, weil irgendein Idiot von ihr verlangt hatte, ›Komm, Roy, wir fahr’n nach Lodz‹ zu singen.«

      »Du lügst, Vicky war nicht da. Ich kann sie fragen. Ich habe die Nummer in meinem Handy.«

      Hugo trat einen Schritt zurück. »Die gibt auch jedem ihre Nummer. Okay, Boy, lass uns ein anderes Mal weiter reden. Ich suche gerade jemand.«

      »Genau wie ich. Aber ich habe dich gefunden«, beharrte Boy auf seinem Erfolg. »Und ich weiß jetzt auch, wo du wohnst. Also, sagen wir mal so: Ich bekomme bis morgen Mittag meine Kohle in Euro. Und sag jetzt bloß nicht, dass du keine hast. Im ›Hilton‹ wohnt man nicht umsonst. Und außerdem kannst du jederzeit deine Kreditkarte in Bewegung setzen. Denn ich werde pünktlich da sein. Und glaub nur nicht, ich weiche dir noch mal von der Seite.« Boy zeigte mit zwei gespreizten Fingern auf Hugos Augen. »Also, morgen Mittag.«

      Hugo lief angewidert weiter. »Geldgieriger Sack«, murmelte er. Jetzt hatte er zwei Probleme zu viel. Er zückte sein iPhone und wählte eine Nummer.

      »Ja, Hugo hier. Hier läuft was Lästiges rum. Ich bräuchte mal deine diskrete Hilfe. Wie viel? Ich löse mal meinen freien Gefallen ein. Schlagerhäschen Noonu. Ja, die sehe ich wieder, ich habe sogar ihre Handynummer. Die hoppelt auch ganz schnell für mich mal auf dem roten Hotelteppich. Also dann beweg dich. Morgen Mittag. Hilton.«

      Hugo steckte das iPhone in seine Jackettasche. Er hatte die Schnauze voll, aber mit einer gewissen Unterstützung würde er ganz schnell schon wieder klare Verhältnisse herstellen. Zuerst war mal sein Ernie dran, der sich nicht an Probezeiten hielt.

      Um Hugo herum floss das Bier in Strömen, und die Döner- und Hamburger-Buden verströmten das fettige Aroma, mit dem sie die ewig Hungrigen anlockten.

      *

      Von allen Seiten drückten nett lächelnde Jugendliche Markus laufend Ankündigungen von Disco-Nights, Striptease-Shows und Miss-Pobacke-Wahlen gleich drei- und vierfach in die Hand.

      Stefest lehnte ebenso oft energisch ab und setzte seinen finstersten Blick auf, wenn auch nur ein Verteiler in seine Nähe kam.

      »Schmeiß das Zeug in den nächsten Papierkorb«, riet er Müller professionell. Der sah weit und breit keinen Papierkorb und maulte: »Ich wette, hier gibt’s mehr Verteiler als Schmeißfliegen.« Stefest blickte auf Müllers Handzettel: »Ich wäre vorsichtig mit solchen Vergleichen. Du weißt doch, tausend Schmeißfliegen können nicht irren.« Müller ging mit festem Schritt auf einen offensichtlich Besoffenen los, drückte dem bis zum Scheitel Abgefüllten seine gesammelten Werbezettel in die Hand und sagte: »Ich komme in zwei Minuten zurück und hole mir alle wieder ab. Also aufpassen, nicht dass einer fehlt, nachher!«

      »Aber …«, versuchte das im mittleren Alter vor sich hin trinkende Zufallsopfer einen Einwand zu formulieren.

      Markus schnitt ihm scharf das Wort ab: »Kein Blatt darf verlorengehen, verstanden?!«

      Das Opfer salutierte mit der freien Hand und wiederholte lallend: »Alllles klllllaar Schefff. Keinnnnn Blatt daffff velllloren gehhn. Vestannnnen.«

      Markus eilte davon und verschwand im Promenadengewühl. Mit beachtlichem Tempo eilte Stefest in Richtung Bierstraße. Er hatte Durst. Müller holte ihn erst nach einer knappen Minute atemlos ein.

      »Du hast ja einen Schritt am Leib …«

      »Traut man so einem kleinen Dicken wie mir nicht zu, was? Ich hab’ einen Brand, das glaubst du gar nicht! Und wenn ich nicht bald was zum Löschen bekomme, artet das in einen Flächenbrand aus.«

      »Das da vorn scheint diese Bierstraße zu sein«, bemühte sich Müller eilfertig um den Durst seines Chefs.

      »Stell dir mal vor, du kommst jetzt an den Tresen, willst zwei Bier bestellen und dir versagt die Stimme«, merkte Stefest an und lachte dabei ein wenig hysterisch, während sie in die mit Leuchtreklame zweier deutscher Brauereien illuminierte Bierstraße einbogen. Ein Lichtermeer voller verheißungsvoller Angebote zum grenzenlosen Verzehr von Speisen und Getränken eröffnete sich ihren gierigen Blicken. Hier schien auf ein paar hundert Metern Straße die Leuchtreklame einer mittleren Kleinstadt montiert zu sein. Tresen an Tresen präsentierte sich jede Kneipe mindestens doppelt so groß wie zuhause in Deutschland. Ein Straßenzug als riesengroßer stimmungsvoller Ausschank. Dazwischen brutzelten Würste, Steaks und alle erdenklichen Fleischgerichte. Hier konnte man sich für Stunden oder Tage ins Schlaraffenland einkaufen. Wie in ganz Arenal war alles auf deutsche Besucher eingerichtet: Man sprach deutsch, man schrieb deutsch und man trank deutsches Bier.

      Stefest suchte sofort Kontakt zum erstbesten Bierzapfer und öffnete die Hand, um sicherheitshalber gleich mal fünf Bier zu bestellen. Markus kam ihm lautstark zuvor. Stefest sah sich irritiert um.

      »Nur für den

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