Nina und die Sphinxwelt. Sarah Nicola Heidner

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Nina und die Sphinxwelt - Sarah Nicola Heidner

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wieder auftauchte, wusste sie nicht, was angeblich mit ihr geschehen war …

      Sie drehte sich um und begutachtete ihr Zelt. Es war wirklich von einer sehr einfachen Machart. Ob es wohl einem Sturm standhalten würde? Seufzend ließ sie ihren Blick noch einmal über die Schlucht schweifen.

      Dann hörte sie ein Geräusch. „Was machst du denn da?“, gluckste eine Stimme. „Wenn ich dich so ansehe, meine ich, deine Gedanken lesen zu können. Sie sagen: Spring ich oder spring ich nicht?“

      Nina fuhr herum. Sie erkannte einen älteren Mann mit langem, silbernem Haar, der neben ihrem Zeltlager stand. „Was denken Sie sich eigentlich dabei, mich so zu erschrecken?“, fuhr sie ihn wütend an.

      „Wenn du mich als Schutzengel nicht möchtest, dann sag es“, meinte der Mann lächelnd.

      „Oh, äh …“ Verwirrt schüttelte Nina den Kopf. „Das meine ich nicht“, sagte sie schnell. „Wer sind Sie?“

      „Ich heiße Unicus“, sagte der Mann mit dem silbernen Haar und lächelte leicht. „Aber nun zu dir, wie geht es dir?“

      „Äh … gut, wieso?“ Misstrauisch schaute Nina ihn an.

      Er winkte lächelnd ab. „Also, ich soll dir helfen … hm … also, du musst einfach meinen Namen sagen, wenn du in die Welt der Sphinxen gelangen möchtest. Die Tore öffnen sich aber erst um Mitternacht der Sonnenwende und schließen sich wieder bei dem ersten Sonnenstrahl. So ist es auch am einundzwanzigsten Dezember, der Wintersonnenwende. Nun, Nina“, Unicus räusperte sich, „wir müssen uns beeilen, denn zehn Tage, um bis zur Sphinxwelt zu kommen, sind wahrlich nicht viel.“

      „Aber wieso können wir denn nicht, also ich weiß ja nicht, wo das ist, aber wie wäre es, wenn wir mit dem Flugzeug …“

      „Wir?“ Unicus lachte. „Du willst ins Land der Sphinxen, nicht ich. Ich gebe dir nur den Hinweis, wo du hinmusst. Es ist an einem Ort, an dem früher die mächtigste Sphinx, die je gelebt hat, einen Teil ihrer Magie gespeichert hat. Sie lebte in Nordbayern, wenn sie nicht im Land der Sphinxen war, und hieß Elisabeth Salser.“

      Er holte eine Karte aus der Tasche seiner langen, goldenen Jacke – die übrigens nicht sehr mit seinem silbernen Haar harmonierte – und rollte sie aus.

      „Ist das – Pergament?“, fragte Nina und versuchte verzweifelt, nicht loszulachen.

      Unicus sah sie stirnrunzelnd an. „Äh … ja“, sagte er ein wenig irritiert. „Die heutigen Schulen nutzen natürlich Papier.“ Er machte eine wegwerfende Handbewegung, „aber Pergament ist immer noch das bessere Papier.“

      „Ah ja“, machte Nina verständnislos.

      „Auf jeden Fall“, Unicus deutete auf die Karte, „musst du hier lang.“ Er deutete auf einen rot eingezeichneten Weg, der einige Kilometer lang zu sein schien, auf das Symbol eines Flugzeuges und schließlich auf einen großen, grünen Punkt. „Das ist Stonehenge. In England, wie du sicher weißt. Du musst daran denken: Es ist der einzige Weg in die Sphinxwelt!“

      „In Ordnung. Das da ist eine Straße?“, fragte Nina und deutete auf einen gestrichelten Weg.

      Unicus nickte.

      „Dann kann ich vielleicht einen Bus nehmen … wenn es dort eine Haltestelle gibt“, überlege Nina.

      Unicus räusperte sich. „Ich müsste dann weiter. Hast du noch irgendwelche Fragen?“

      Nina musste nicht lange überlegen. „Was können Sphinxen eigentlich?“

      „Sie können sich telepathisch verständigen, also per Gedankenübertragung. Und sie sind geübte Schwertkämpfer und beherrschen Schwerter, wie du das Feuer beherrschst. Du wirst Schwerter noch besser schmieden können als die anderen Sphinxen, denn die haben immer Probleme mit dem Feuer. Deine Schwerter werden gut werden. Nun denn, ab nach England. Auf zu Stonehenge, Nina!“ Unicus hob den Zeigefinger. „Ich bin immer bei dir!“ Die letzten beiden Worte klangen noch nach, als Unicus schon verschwunden war – er war einfach weg.

      Sphinxen waren also Künstler der Waffen. „Ich hasse Krieg und will keine verdammte Sphinx sein!“, schrie Nina, um ihrer Wut Luft zu machen. Als sie sich wieder beruhigt hatte, schalt sie sich selbst. Sie war nun mal eine Sphinx – und dazu noch die Auserwählte – und konnte daran nichts ändern.

      Also packte sie das Zelt zusammen, stopfte das ganze Zeug in ihren Rucksack, setzte ihn auf und begann schweren Herzens den Berg hinabzusteigen, etwas, wozu sie nicht die geringste Lust verspürte. Deshalb achtete sie auch nicht auf die wunderschöne Umgebung, die Pflanzen und den Ausblick, der sich ihr bot, und wenn sie später jemand gefragt hätte, wie der Berg, auf dem sie gerade wanderte, ausgesehen hatte, hätte sie die Frage wahrscheinlich nicht beantworten können.

      Es dauerte nicht lange, da war Nina schon im engen Tal angekommen. Sie hatte keine Ahnung, wo sie war, wohin sie musste, geschweige denn, wo das nächste Dorf war! Und sie wusste auch nicht, was sie überhaupt erwartete. Nina biss sich auf die Lippe und blieb stehen. Vor sich sah sie nur einen flachen Hügel, der leicht aufwärts führte, und einen Weg durch die vielen grünen Wiesen und Gräser.

      Auf einmal fiel ihr ein: Sie brauchte Geld! Hektisch wühlte sie in ihrem Rucksack und fand schließlich fünf Hundert-Euro-Scheine. Mensch, was ihre Freundin Jana für ein solches Abenteuer gegeben hätte! Der hätte so etwas Freude bereitet, während sie, Nina, noch nie der große Abenteurer gewesen war.

      Nina nahm die Wasserflasche aus dem Rucksack – Herr Malan hatte wirklich an alles gedacht –, trank etwas und aß zum Schluss noch ein Brot mit Frischkäse. Dann ging sie ständig blinzelnd weiter, da – oh Wunder, ein wichtiges Utensil hatte Herr Malan doch vergessen! – sie keine Sonnenbrille dabeihatte. Sie folgte dem sich öffnenden Tal, das verlassen vor ihr lag.

      Wieso tue ich das eigentlich?, fragte sie sich mehr als einmal.

      Als der Sonnenuntergang nahte, ließ sich Nina erschöpft auf einen Stein fallen und schloss für einen Moment die Augen. Dann baute sie ihr Zelt auf, kramte den Schlafsack aus ihrem Rucksack und schlüpfte hinein. Einschlafen konnte sie jedoch nicht. Was hätte sie dafür gegeben, eine ihrer Freundinnen bei sich zu haben!

      Sie erwachte am frühen Vormittag. Träge rollte sie sich auf die andere Seite, bis ihr einfiel, wo sie sich befand! Rasch sprang sie auf, krabbelte aus dem Zelt und blickte sich hektisch um. Alles schien ruhig. Schnell packte sie ihre Sachen zusammen und schulterte den Rucksack.

      Um die Mittagszeit erreichte sie endlich eine Stadt. Sie nahm ein wenig Geld aus ihrem Rucksack und erkundigte sich nach einem Bus in Richtung des Flughafens, der auf der Karte eingezeichnet war.

      Die Sonne brannte heiß auf die Haltestelle nieder, an der sie mit etwa dreißig anderen Männern und Frauen auf den Bus wartete. Als sie endlich eingestiegen war, ließ sie den Kopf an die Fensterscheibe sinken und schloss die Augen. Was für ein Chaos! Hätte sie nicht – wie jedes normale Mädchen im Alter von jetzt dreizehn Jahren – eine ganz normale Klassenfahrt erleben und ebenso normal weiter zur Schule gehen können? Nein, natürlich nicht. Sie musste eine mühselige Reise bewältigen, um dann vor Stonehenge zu stehen und dort – wahrscheinlich – festzustellen, dass dies alles nur mit einem einfachen Trick zu erklären war, dass jemand die Katzen dressiert hatte und es gar kein bescheuertes Land der Sphinxen gab.

      Sie hatte mal eine Fernsehsendung gesehen, bei der so etwas passiert war. Misstrauisch sah sie sich nach Kameras um, konnte aber

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