Nina und die Sphinxwelt. Sarah Nicola Heidner

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Nina und die Sphinxwelt - Sarah Nicola Heidner

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ihn auf den Arm und trug ihn zum Badezimmer, weil das schneller ging, und da sie gelernt hatte, wie man die Windeln wechselte, ging es ihr zügig von der Hand.

      Zehn Minuten später saß sie zusammen mit ihrem Bruder unter der Eiche. Er spielte Hund und krabbelte auf allen Vieren aufgeregt um den Baum herum, während Nina über die merkwürdigen Dinge nachdachte, die sie auf dieser Klassenfahrt bisher erlebt hatte: ein Gespräch zwischen einer Frau namens Blyn und Herrn Malan, zwei Frauen und ein Mann, die sie umbringen wollten, eine Kette, die sich nicht abnehmen ließ. Nicht zu vergessen Schneewittchen, ein Stück Papier, auf dem Herr Malan ihr mitteilte, dass die Kette Ignis hieß, ein Zettel mit dem Zeichen der Sphinxen, was aber vielleicht auch zu den merkwürdigen Dingen rund um Schneewittchen gehörte, eine Schlangenfrau, die sich in Frau Barinkson verwandeln konnte und sich genauso wie Herr Malan in Luft aufgelöst hatte, eine rätselhafte Botschaft von Herrn Malan an Frau Barinkson und zu guter Letzt ihr Bruder, der einfach so aufgetaucht war. Sie hatte noch nie etwas wirklich Ungewöhnliches erlebt und diese Klassenfahrt schien den Rahmen alles Denkbaren zu sprengen. Herr Malan musste damit zu tun haben. Irgendwie hing ihr Lieblingslehrer in dieser Sache mit drin, dachte sie.

      Da rief Tobias: „Da, der Mann! Er ist mit Toto gefogen!“

      Ninas Kopf schoss herum. Auf der Wiese, etwa zehn Meter von ihr entfernt, stand Herr Malan in der frühen Mittagssonne und lächelte sie an.

      „Herr Malan, da sind Sie ja!“, begrüßte ihn Nina und rannte, gefolgt von ihrem Bruder, auf ihn zu. „Ich habe jetzt sehr, sehr, sehr, sehr viele Fragen an Sie!“

      „Nicht jetzt, Nina“, beschwichtige Herr Malan seine Schülerin und hob abwehrend die Hände. „Komm morgen früh um zehn in das Zimmer, an dessen Tür du gelauscht hast.“

      „Woher wissen Sie …?“, fragte Nina, doch der Lehrer lächelte nur milde, drehte sich um und ging.

      „He, lassen Sie mich hier nicht so stehen! Ich habe Fragen an Sie, verstanden?“ Wutschnaubend lief das Mädchen Herrn Malan hinterher, doch der hatte sich schon wieder in Luft aufgelöst. „Er ist ein Magier“, durchfuhr es Nina. „Er und die Schlangenfrau sind Magier!“

      „Nein, is er nich“, widersprach Tobias. Anscheinend hatte das Mädchen in seinem Erstaunen laut gesprochen.

      „Was nicht?“, fragte Nina.

      „Kein Mackir“, sagte Tobias und lächelte. „Zu Toto er sag, sei ein Slinx.“

      „Sehr lustig“, fauchte Nina. „Das ist kein Scherz, okay? Hier stimmt irgendetwas überhaupt nicht! Außerdem gehörst du nach Hause.“

      „Ja, nach Ause“, pflichtete Tobias ihr bei und klatschte in seine Patschhändchen. „Ja, ab nach Ause, Ina.“

      „Heute wird das nichts mehr. Bis morgen wirst du wohl hierbleiben müssen“, entschied Nina. „Am besten, wir rufen zu Hause an.“ Doch zunächst einmal lehnte sie sich gegen die Eiche und starrte in den wolkenlosen Himmel.

      „Anufen?“, fragte Tobias.

      „Hm“, brummte Nina. „Gleich.“ Doch irgendwann – sie spürte es und konnte doch nichts dagegen tun – glitt sie in die Welt der Träume.

      Mia weckte sie wutschnaubend und verkündete, dass die Jungen Pias Fotoapparat geklaut hätten.

      „Och Mensch! Kann man nicht mal in Ruhe schlafen?“, gähnte Nina und rappelte sich auf. Doch die Eiche war nicht gerade der perfekte Ort zum Schlafen gewesen, denn ihr Rücken schmerzte.

      „Tobias schläft im Zimmer“, rief Mia, die schon vorgerannt war. „Wir haben ihn dort hingebracht. Ist doch okay, oder?“

      „Klar. – Wer hat ihn geklaut?“, wollte Nina wissen und rannte Mia hinterher. „Also nicht Tobias, den Fotoapparat meine ich.“

      „Alle zehn Jungen. Sie haben uns abgelenkt!“

      Stöhnend lief Nina hinter ihrer Freundin her, quer über das gesamte Gelände der Jugendherberge und hinein in den Wald.

      „Wo sind sie?“ Jana schaute sich suchend um.

      Alle Mädchen hatten sich an einer Weggabelung eingefunden. „Ich habe keine – ah!“, kreischte Pia, denn einer der Jungen hatte sich von hinten an sie herangeschlichen und war ihr in den Nacken gesprungen. Jetzt lagen sie beide im Schlamm und lieferten sich eine Schlacht, bei der sie nach ein paar Sekunden an Erdferkel erinnerten.

      „Gebt meine Kamera her, sofort!“, rief Pia und spuckte Schlamm auf den Boden.

      „Wir helfen dir!“ Die Mädchen kamen hinzu, nur leider auch die Jungen, und die waren in der Überzahl. Nach etwa fünfzehn Minuten rückten die Jungen endlich den Apparat heraus und behaupteten, sie hätten ihn sich nur ansehen wollen.

      Zurück in ihrem Zimmer stürzten die Mädchen nacheinander unter die Dusche. Danach schlichen sie ins Zimmer der Jungen, dessen Tür, wie Tobias, der inzwischen wieder wach war, netterweise für sie herausgefunden hatte, nicht verschlossen war, und klauten den Jungen alle Schuhe, die sie finden konnten.

      „Oh, die stinken!“ Jana hielt sich die Nase zu, während sie zwei Paar Turnschuhe hin und her wedelte. „Wo verstecken wir sie?“, fragte sie mit zugeklemmter Nase, was sich ziemlich witzig anhörte.

      „Am besten bei uns, oder?“ Jana hielt Jonas’ Schuhe so weit es ging von sich weg und verließ vor den anderen das Zimmer der Jungen.

      „Nee, am besten im Mädchenklo“, schlug Pia vor und ging voraus.

      Nina verließ das Zimmer der Jungen als Letzte, stellte die Schuhe ab und schloss die Tür, bevor sie den anderen hinterherrannte. Sie versteckten die Schuhe sorgfältig in verschiedenen Kabinen der Mädchentoilette und gingen danach wieder in ihr Zimmer.

      „Das war super.“ Mia zwinkerte mit den Augen, warf sich auf ihr Bett, kramte ihr Tagebuch aus dem Koffer und begann darin zu schreiben. Jana und Pia begannen eine Schachpartie und Maria erklärte, sie würde jetzt ihr Pferdebuch weiterlesen, was niemanden außer sie selbst interessierte.

      Nina seufzte und stand eine Zeit lang unschlüssig im Raum. Dann entschwand sie im Badezimmer, um sich den restlichen Dreck abzuwaschen, der sich trotz Duschens hartnäckig in ihren Haaren festgesetzt hatte.

      Eine halbe Stunde später saß die Klasse im Hauptgebäude und aß zu Mittag. Nina war etwas hibbelig, weil sie es nicht erwarten konnte, Herrn Malan am nächsten Tag endlich all ihre Fragen zu stellen. Was hatte er noch mal gesagt? Zehn Uhr morgens in dem Raum, vor dem sie gelauscht hatte? Woher wusste er das? Und was wollte er ihr wohl sagen?

      „Wir unternehmen heute einen Ausflug auf eine weitere Insel, die ihr euch nach eurem Belieben anschauen könnt“, verkündete Frau Barinkson, als sich alle Schüler nach dem Essen um sie versammelt hatten. „Wir fahren wieder mit einer Fähre, aber vorher erst ein paar Kilometer mit dem Bus. Macht euch also fertig und kommt dann zum Parkplatz, dort werden wir nämlich schon erwartet.“

      Nach vierzig Minuten langweiliger Busfahrt, die die Mädchen damit zubrachten, sich gegenseitig zu fotografieren, kamen sie endlich am Hafen an und mussten sich in eine lange Menschenschlange einreihen, wo sie auf die Fähre warteten. Tobias war nicht mitgekommen, der Leiter der Jugendherberge hatte sich freundlicherweise bereit erklärt, ihn mit in sein Büro zu nehmen und ein bisschen mit ihm zu spielen.

      „Guckt

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