Nina und die Sphinxwelt. Sarah Nicola Heidner
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„In einer halben Stunde geht es los, macht euch also schon einmal fertig und nehmt Wasser und Proviant mit!“, meldete sich Herr Malan zu Wort.
Als Nina ihren Lehrer sah, erinnerte sie sich wieder an die Ereignisse der letzten Nacht. Sie schauderte.
Doch Jana riss sie aus ihren Gedanken: „Komm, Nina. Machen wir uns fertig.“
„Und ich?“, protestierte Mia.
„Tut mir leid“, sagte Jana. „Mit Blondinen rede ich nicht.“
„Ich bin auch blond“, protestierte Nina.
„Aber nicht dämlich“, verbesserte Jana sie.
„Ich bin zehnmal klüger als du! Nimm dich lieber in Acht!“, warnte Mia.
„Was machen zwei Blondinen, die Strohballen hin und her werfen? – Gedankenaustausch! Soll ich dir auf dein Strohballenhirn spucken?“
„Nein, igitt! Ich spuck dich zuerst an!“
„Immer zehnmal mehr als du!“
„Gilt nicht!“
„Wohl!“, rief Jana laut.
Die beiden kabbelten sich den ganzen Weg von der Wiese bis hin zu ihrem Bungalow. Erst dort gaben sie endlich Ruhe.
„Cool!“, rief Maria. Sie, Jana, Pia, Mia und Nina standen nebeneinander an der Reling der großen Fähre, die sie zur benachbarten Insel bringen sollte, und der Fahrtwind zerzauste ihnen das Haar.
„Denkt ihr, wir sehen Delfine?“, fragte Pia und stellte sich auf die Zehenspitzen, um nach unten auf die Gischt blicken zu können.
„Brr!“, machte Nina, als ihr die Wassertropfen ins Gesicht klatschten.
„Dir ist doch jetzt nicht kalt?“, fragte Maria, denn alle trugen nur T-Shirts und Shorts und keiner außer Nina fror.
„Frostbeule“, meinte Jana, als Nina aufstand und in die Mitte des Sonnendecks ging, wo die ganze Klasse die Rucksäcke hingestellt hatte. Sie holte sich eine rote Strickjacke, zog sie an und kehrte wieder zu den anderen zurück, um den Wind und die frische Seeluft zu genießen.
Delfine sahen sie zwar nicht, aber als sie ankamen, durften sie in Gruppen den Strand erkunden. Sechs Jungen hatten sich die Erlaubnis geholt, die Stadt hinter den Dünen zu erkunden und waren bald verschwunden. Die Mädchen schlenderten eine Weile am Strand entlang, gingen dann aber auch in Richtung Stadt und ließen sich neben einem Holzweg, der zur Stadt führte, auf einer Wiese nieder. Sie legten sich ins trockene Gras und blinzelten in die Sonne.
„Wie schön kann das Leben sein!“, seufzte Jana und streckte sich. „Wäre da nicht noch diese Mia!“
„Na warte!“, rief Mia und eine Sekunde später wälzten sich die beiden auf dem Gras hin und her, sodass ihre Kleidung einen grünlichen Ton annahm.
Maria, Pia und Nina sahen lachend zu, wie mal Mia, mal Jana oben war und die beiden langsam, aber sicher, dem Strand immer näher kamen. Kurz darauf verfolgte Mia Jana über den Holzweg, und dann waren die beiden wieder am Strand verschwunden.
„Ich wette, bald landen die im Meer“, kicherte Pia.
„Ich hatte euch gewarnt“, sagte eine vertraute Stimme hinter ihnen.
Die drei Mädchen fuhren herum und erblickten Tim, der zwischen zwei Frauen und einem Mann stand.
Nina schluckte, die Drohung im Bus hatte sie völlig vergessen! Die drei Fremden waren ganz in Schwarz gekleidet, mit dicken Regenmänteln und dunklen Kapuzen. Das wäre selbst ihr zu warm geworden! Sie schreckte zusammen, als ihr auffiel, dass alle an ihrem Gürtel ein langes Schwert trugen und in der Hand einen Dolch hielten.
„Was … was soll das?“, fragte Maria und sie versuchte, das Zittern in ihrer Stimme zu unterdrücken.
„Schweig, Menschenmädchen!“, sagte der rechts stehende Mann mit einer so gefährlichen Ruhe in der Stimme, dass Pia einen Schritt zurücktrat und den Kopf senkte.
Maria tat es ihr gleich.
Nur Nina musterte die beiden Frauen und den Mann immer noch, ohne eine Spur von Angst zu zeigen. Natürlich fürchtete sie sich, doch sie hatte gelernt, das Ziehen in der Magengegend nicht zu beachten und die schlotternden Glieder zu verbergen. Außerdem war sie – aus welchem Grund auch immer – wütend auf diese Menschen, die hier so einfach aufgetaucht waren. Aber Hilfe war nicht in Sicht, die Lehrer waren weit weg und Jana und Mia waren inzwischen wahrscheinlich schon ins Meer gekugelt.
„So, ihr beiden“, sprach der Mann und trat auf Maria und Pia zu, die schnell noch einen Schritt zurück machten. „Ihr dreht euch jetzt um und kniet euch auf den Boden.“
Mit banger Miene blieben die beiden stehen.
„Wird’s bald!“, forderte die links stehende Frau. Ein paar Spitzen ihrer roten Haare lugten unter der Kapuze hervor und sie schob sie energisch wieder nach hinten.
Die zweite Frau hob den Dolch. „Hier soll niemand unnütz verletzt werden, Kinder. Also tut, was ich euch sage.“ Ihre Stimme klang kalt und fuhr den Mädchen wie Eis zwischen die Glieder.
Als Pia und Maria sich immer noch nicht dazu durchgerungen hatten, sich hinzuknien, hielt der Mann den beiden einen Dolch gegen den Rücken und zwang sie so auf die Knie. Die Frau mit den roten Haaren grinste höhnisch.
Nina hatte mit erstarrter Miene zugesehen, doch jetzt trat sie auf den Mann zu und ihre Wut gewann die Oberhand. „Spinnen Sie denn, uns einfach so anzugreifen? Wir haben Ihnen nichts getan!“, rief sie.
Doch ihre Reaktion war nicht sehr geschickt gewesen.
Der Mann beugte sich zu ihr herunter und sie konnte seine unnatürlich gelben Pupillen sehen. „Deine hübschen Freundinnen müssen sich angewöhnen zu gehorchen“, sagte er langsam und deutlich. „Dann tue ich ihnen auch nichts!“
Jetzt trat Tim vor. „Eigentlich dachte ich, Sie machen einen Scherz. Aber das geht wirklich zu weit. Sie haben uns versprochen, sie nur zu erschrecken. Sie – Sie haben gesagt, Sie wollten den Mädchen einen Streich spielen!“
Der Mann lächelte immer noch und winkte der Frau neben ihm zu, die daraufhin den Jungen mit seinem Dolch zu Boden zwang. „Liegen bleiben“, riet sie, „sonst bekommst du ihn hier zu spüren!“ Sie deutete auf seinen Dolch und grinste genauso grausam wie der Mann.
„Jetzt reicht’s“, sagte Nina und sie spürte, dass der Mann ihr nichts anhaben konnte. „Jetzt reicht’s endgültig!“ Sie wusste nicht, wieso sie es tat, doch sie hob ihre Hände und ließ ihrer Wut freien Lauf. Ihre Sicht war verschwommen. Vor ihren Augen tanzten rote Punkte. Dann wurde ihr kalt und sie begann zu zittern. Mit blauen Lippen fiel sie ins Gras. Sie wollte noch nach den Männern schauen, aber da wurde ihr schon schwarz vor Augen.
Sie erwachte auf der Wiese. Neben ihr lagen Rucksäcke und die drei Lehrer beugten sich besorgt über sie. „Wir haben schon von Tim, Pia und Maria gehört, was passiert ist“, sagte Herr Malan halb besorgt, halb wütend. „Wir werden mit der Jungenbande sprechen müssen.“
Nina