Nina und die Sphinxwelt. Sarah Nicola Heidner

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Nina und die Sphinxwelt - Sarah Nicola Heidner

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zwar auch nicht gerade ihrem Alter entsprachen, aber ein guter Zeitvertreib waren.

      Irgendwann musste Nina wohl eingeschlafen sein, denn sie erwachte, als Mia ihr vorsichtig in die Seite boxte. „Wir stehen schon seit fast einer Stunde im Stau“, jammerte sie. Gähnend schaute Nina aus dem Fenster – tatsächlich.

      Der Bus hatte angehalten, sie standen im Stau. Pia und Maria schliefen, nur Jana döste und kraulte dabei Schneewittchen, die, während Nina geschlafen hatte, wohl zu ihr auf den Arm gekrochen war. Neben dem Bus hupten Autofahrer wie wild und schrien aus den Fenstern, sie hätten es eilig.

      Plötzlich traf Nina von hinten ein Papierkügelchen am Kopf. Sie hob es auf und drehte sich zu Tom um, der ihr zuzwinkerte.

      „Haha!“, sagte sie tonlos und entfaltete das Blatt Papier. Als sie es gelesen hatte, weckte sie auf der Stelle ihre schlafenden Freundinnen.

      „Was’n?“, stöhnte Jana genervt, aber die anderen hörten Nina aufmerksam zu, als sie laut vorlas: „Wir schlagen euch einen Tausch vor: Zehn Euro – und wir lassen euch in Ruhe. Wir kennen da zwei Damen und einen Herrn, die Nina nicht mögen. Wenn wir die zehn Euro innerhalb von drei Tagen nicht bekommen, könnte es sein, dass wir den dreien – natürlich nur aus Versehen – sagen, wo sie steckt.“ Sie machte eine kurze Pause und fügte dann lachend hinzu: „Na, das ist ja mal ein fantasievoller Scherz!“

      Maria und Pia lachten schallend und Maria prustete: „Mensch, die sind echt besser geworden! Wisst ihr noch, letztes Jahr am Wandertag haben sie behauptet, ein paar Kühe hätten ihre Süßigkeiten gefressen und wir müssten ihnen neue kaufen.“

      Mia nickte. „Zu viel Fantasie“, meinte sie.

      Jana war gerade eingeschlafen.

      Sogleich schrieben die Mädchen einen Brief zurück: „Ihr habt zu viel Fantasie. Zehn Euro – nein danke. Und wenn ihr wirklich jemanden kennt, der Nina etwas antun will, sind wir alle zusammen der Kaiser von China! Ihr seid echt nicht mehr ganz dicht! PS: Denkt an die Kühe!“

      Pia faltete den Zettel und warf ihn in Richtung der Jungen, die ihn begierig öffneten. Anscheinend schienen sie nicht zufrieden zu sein, eine Reaktion kam aber auch nicht.

      Den Rest der Fahrt verbrachten sie halb schlafend, halb redend und sie rätselten nebenbei, wie klug Schneewittchen war, wenn es ihr gelungen war, unbemerkt in den Rucksack zu springen.

      Die Jugendherberge bestand aus vielen kleinen Bungalows, für jede Klasse einen. Nina und ihre Klasse wohnten in Haus zwölf und Nina, Mia, Pia, Jana und Maria teilten sich ein Zimmer. Sie warfen nur schnell die Koffer in die Ecken und trafen sich kurz darauf mit der ganzen Klasse auf dem Volleyballfeld. Sie teilten sich in Mannschaften ein und begannen zu spielen.

      Am Abend gab es ein Lagerfeuer mit Stockbrot und um zehn Uhr mussten sie im Bett liegen. Dann aßen sie ein paar Süßigkeiten, schrieben SMS und schickten sie an die Jungen im Nebenzimmer, die sogleich antworteten. So ging es eine Weile hin und her, bis sie müde wurden und ihre Handys weglegten. Nina kraulte Schneewittchen, die zusammen mit ihr im Bett lag. „Wieso bist du bloß mitgekommen, hm?“ Erst begann Schneewittchen zu schnurren, dann wand sie sich aus Ninas Armen und raste zur Tür, die einen Spalt breit offen war, damit ein bisschen Licht vom Flur hereinfiel.

      „Schneewittchen! Komm zurück!“, zischte Nina, aber die Katze war schon verschwunden. Unschlüssig stand Nina auf. „Jana? Mia? Pia?“, fragte sie leise. „Maria? Seid ihr wach?“ Aber es kam keine Antwort. Nina tastete nach ihren Hausschuhen, schlüpfte hinein, quetschte sich durch die Tür und durchquerte den Flur. Gerade als sie an der Tür zum Zimmer der Lehrer vorbeikam, hörte sie von dort gedämpfte Stimmen. Erstaunt drehte sie sich um. Eigentlich tat sie so etwas nicht, doch von einem Impuls gelenkt trat sie an die Tür, legte das Ohr an das milchig schimmernde Glas und lauschte.

      „... die Neue …“, hörte sie eine tiefe Männerstimme sagen, die, wie Nina überrascht feststellte, Herrn Malan gehörte.

      „... noch nicht so weit …“, war eine hohe Stimme zu hören.

      „... keine Zeit mehr …“, sagte ihr Lehrer ruhig.

      Die Frauenstimme flüsterte etwas, das das Mädchen nicht verstand.

      „Nein!“, antwortete Herr Malan laut. „Dass kann nicht sein, Blyn. Du musst dich täuschen. Es kann nicht ihre Bestimmung sein …“

      „Sch...!“, unterbrach ihn die Frauenstimme. „Ich kenne sie besser als du, erzähl keinen Unsinn.“

      „Dann ist sie also nicht nur die Neue, sondern auch die Auserwählte.“ Herr Malan seufzte.

      „Der wievielte ist heute?“

      „Wie bitte?“, fragte Herr Malan, der anscheinend nicht zugehört hatte.

      „Ich habe gefragt, welches Datum wir haben“, wiederholte die Frau mit einem leicht ungeduldigen Tonfall.

      „Es ist der siebte Juni, wieso?“, antwortete Ninas Lehrer.

      „Das tut nichts zur Sache.“

      Nina war inzwischen wie erstarrt. Was ging dort vor? Wovon redeten die beiden? Und noch viel wichtiger: Wer war diese Frau?

      „Dann hat sie ja nur noch … bist zum einundzwanzigsten, Jan, rechne mal bitte.“

      „Du warst noch nie gut in Mathe.“

      Nina konnte geradezu sehen, wie Herr Malan nett lächelte, so als wenn er in ihrer Klasse unbegabten Mathematikkünstlern wie ihr zum vierten Mal ein und dieselbe Sache erklären musste und dabei nicht die Geduld verlor. „Vierzehn Tage hat sie noch, Blyn. Und das sind ganze zwei Wochen.“

      „Aber dann sieht das arme Kind ja seine Eltern nicht mehr, bevor … bevor es in die Welt eintaucht“, stöhnte Blyn.

      „Leider“, sagte Herr Malan mit ernster Stimme, die Nina von ihm gar nicht gewohnt war.

      Stühle wurden gerückt und Nina löste sich aus der Starre, stolperte nach hinten und rannte, während die Tür mit einem leisen Quietschen aufging, zurück in ihr Zimmer. Sie konnte das Gespräch nicht nachvollziehen. Aber sie ahnte, dass es nicht gut war, was die beiden besprochen hatten. Nina war froh, dass sie nichts mit all dem zu tun haben würde.

      Sie konnte ja nicht wissen, wie sehr sie sich täuschte.

      Schnell schlich sie in ihr Zimmer zurück, kletterte in ihr Bett und beschloss, morgen nach Schneewittchen zu suchen. Es dauerte lange, bis sie endlich einschlafen konnte, und dann träumte sie einen wirren Traum von Herrn Malan, der mit ihrer Katze sprach, die plötzlich Blyn hieß.

      „Wir machen einen Ausflug“, verkündete ihre Klassenlehrerin, als sie sich nach dem Frühstück draußen auf der Wiese im Schatten einer großen Eiche – denn es war trotz der frühen Stunde sehr heiß – zusammengefunden hatten, „den Herr Malan organisiert hat.“

      „Hätte mich auch gewundert, wenn sie das getan hätte“, flüsterte Jana und die anderen Mädchen kicherten.

      „Girls …“, seufzte Dirk, einer der Jungen mit hoher Stachelfrisur, und verdrehte die Augen.

      „Wir gehen zum Hafen und fahren von dort auf die nächstgelegene Insel, die wir in kleinen Gruppen erkunden werden.“

      „Jippie!“,

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