Nina und die Sphinxwelt. Sarah Nicola Heidner

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Nina und die Sphinxwelt - Sarah Nicola Heidner

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„Guten Morgen“, grüßten sie Herrn Malan, als der an ihnen vorbeizog, um als Erster einzusteigen.

      Er nickte ihnen lächelnd zu.

      Pia, die sich als Erste eingereiht hatte, versprach, einen Sechsersitz freizuhalten.

      „Das dauert ja noch ewig“, stöhnte Jana gerade, als sich die Schlange in Bewegung setzte.

      Und doch ging es nun recht schnell. Sie verstauten ihre Koffer im Gepäckfach im Bauch des Fahrzeuges, schulterten ihre Rucksäcke und stiegen nacheinander in den Bus. Eine Hitzewelle schlug ihnen entgegen.

      „Wir haben Sommer, nicht Winter“, murrte Jana, die hinter Nina stand. „Wie wär’s mal mit einer Klimaanlage?“

      Es gab einen kleinen Stau, weil die Jungen sich nicht entscheiden konnten, wie sie sich aufteilen sollten, aber schließlich entschied es einfach Frau Barinkson. Dann fand Pia einen freien Platz für sich und ihre Freundinnen. Als sie sich in einer Sechserreihe auf einen Sitz fallen ließen, zogen sich alle außer Nina, die es im Bus nicht zu warm fand, die Jacken aus.

      „Na, Mädels?“ Tom, einer der Obermachos, streckte ihnen die Zunge raus und ließ Abfall aus seinem Rucksack auf sie regnen. Leere Papiertüten, klebrige Kaugummis und faulige Äpfel prasselten auf ihre Köpfe. Schnell rannte er weg, doch Nina sprang auf und lief ihm nach, den Müll, den sie aufgefangen hatte, in der zur Faust geschlossenen Hand. Da sie ziemlich schnell rennen konnte, holte sie Tom nach wenigen Schritten ein, riss ihn an seinem T-Shirt zurück und stopfte den Müll in seinen Kragen.

      „Iiiiihh!“, beschwerte der sich, doch Nina war schon wieder zurückgelaufen und die Mädchen lachten über Tom.

      „Bitte ma herhörn!“, sagte der Busfahrer, als alle einen Platz gefunden hatten. „Isch bin der Herr Raschon. Im Bus kein Essen, kein Trinken, keine ’andys oder andere elektronischen Geräte. Kapito?“ Einen Moment lang paffte er seine Zigarette und verkündete dann: „Und kein lautes Geschwätz, das kann isch nämlich net ausstehen.“

      „Der ist ja fast schlimmer als Herr Pikk“, sagte Maria augenrollend und deutete nach hinten, wo ihr Mathelehrer Platz genommen hatte. Er trug Anzug und Krawatte, hatte sich seine Brille bis auf die Nasenspitze geschoben und löste mal wieder Rechenaufgaben auf seinem Block.

      „Aber auch nur fast! Die beiden unterscheiden sich in etwa wie Jana und Mia.“ Nina grinste.

      Die Fahrt ging los und die frühe Morgensonne schien in den Bus. Nina blinzelte in die Helligkeit und lehnte sich zurück. Sie schloss die Augen und ließ die Sonne, die durch die Fenster schien, ihr Gesicht wärmen. Jetzt ging es auf Klassenfahrt! Zwei wundervolle Wochen Jungs ärgern und Faulenzen, Baden gehen, Volley-, Hand- und Fußball spielen lagen vor ihr – und natürlich Zeit zu quatschen, quatschen, quatschen. Außerdem hatte sie sich fünf Bücher mitgenommen, denn viel Programm stand nicht auf dem Plan, schließlich war Frau Barinkson nicht sehr fantasievoll. Nina freute sich aber nicht nur, weil sie auf Klassenfahrt waren, sondern auch wegen ihres dreizehnten Geburtstags in ein paar Tagen! Die Mädchen hatten deshalb – verbotenerweise – ganze Vorräte an Süßigkeiten in den Koffern verstaut.

      „Wie lange fahren wir noch?“, fragte Jana.

      „Das fragst du jetzt schon?“ Mia kicherte. „Also wirklich! Ohne Stau fahren wir, schätze ich mal, knappe zwei Stunden.“

      „Oh nein!“, stöhnte Jana.

      „Busfahrtmuffel“, kommentierte Mia.

      „Wer’s sagt, ist’s selber!“, gab das Mädchen zurück.

      „Nicht jetzt! Ich will schlafen“, stöhnte Maria, die sich zurückgelehnt hatte und die Augen geschlossen hielt, und Mia verkniff sich eine weitere Bemerkung.

      Da es auch im übrigen Bus still war, schwiegen sie. Die Jungen spielten leise Karten, aber die meisten Klassenkameraden versuchten zu schlafen. Das frühe Aufstehen machte den Schülern zu schaffen.

      Nun lehnte sich auch Nina nach hinten und schloss die Augen. Ihren Rucksack hatte sie neben sich gestellt. Wie die Jugendherberge wohl sein würde? Sie versuchte sich an die Unterkunft während der Klassenfahrt in der dritten Klasse zu erinnern. Ein großes Gebäude, mehrstöckig, mehrere kleine Anbauten, ein großer Garten …

      Plötzlich machte es laut: „Miau!“

      Einige drehten sich zu Nina um, denn es war ihr Rucksack, aus dem das Geräusch gekommen war. Schläfrig öffnete Tom sein rechtes Auge und linste zu den Mädchen herüber.

      Wieder: „Miau!“

      „Nina Steller!“, ertönte die unheilverkündende Stimme der Klassenlehrerin. „Herr Raschon, halten Sie bitte den Bus an!“

      Der Busfahrer bremste und fuhr auf den Standstreifen der Autobahn.

      Frau Barinkson stand auf, schritt zügig den Gang entlang und blieb vor Nina stehen. „Rucksack!“, verlangte sie.

      Kleinlaut gab Nina ihr das Gewünschte. War Schneewittchen wirklich darin? Aber dann war sie wohl allein reingesprungen!

      Frau Barinkson packte die Katze und hob sie aus dem Rucksack. „Miau“, machte Schneewittchen kläglich und zappelte.

      „Zum Zurückfahren ist es jetzt zu spät. Aber das wird noch Folgen haben, Nina!“, versprach die Klassenlehrerin und drückte ihr die Katze in die Hand. Schneewittchen schmiegte sich zufrieden in Ninas warme Hände und schloss die Augen.

      Der Bus setzte sich wieder in Bewegung. „Sie muss unbemerkt reingesprungen sein“, verteidigte sich Nina leise und zuckte mit den Schultern, als ihre Freundinnen sie halb überrascht, halb grinsend anschauten. „Mensch, was hast du mir da nur eingebrockt?“, fragte sie und streichelte ihrer Katze das Fell. Doch die schien sich gar nicht darum zu scheren, was für einen Aufruhr sie gerade veranstaltet hatte.

      „Das schaffst auch wirklich nur du“, grinste Mia.

      „Ich hätte Missi auch gern dabei.“ Maria schaute verträumt. „Ja, ich vermisse sie jetzt schon. „Ihr weiches Fell, das leise Wiehern …“

      „Schon gut, Maria“, sagte Jana, die Pferde von ihnen am wenigsten ausstehen konnte. „Wir wissen es.“

      Maria drehte sich beleidigt weg.

      „Ich bin müde“, gähnte Pia. „Ich glaube, ich schlafe ein bisschen.“

      „Ja, das mach ich auch“, stimmte Mia ihr zu.

      Auch die anderen lehnten sich wieder zurück und schlossen die Augen. Nur Nina grübelte noch eine Weile. Ihr war schleierhaft, wie Schneewittchen in ihren Rucksack gekommen sein sollte. Sie hatte ihn doch zugemacht!

      Später spielten sie – leise, weil Pia schlief – „Wahl, Wahrheit oder Pflicht“ und hörten erst auf, als Jana sich auf ihren Sitz stellen und „Alle meine Entchen“ singen musste.

      „Sind wir denn hier im Kindergarten?“, empörte sich Frau Barinkson. Die gesamte Klasse lachte.

      „Jana – sofort runter von dem Sitz!“

      Verlegen grinsend beendeten sie das Spiel und entschuldigten sich bei Frau Barinkson. Nur Pia, die durch den Lärm aufgewacht war, brummte missmutig

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