Kalte Zukunft. Benjamin Blizz

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Kalte Zukunft - Benjamin Blizz

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mit einem Vertreter eines großen Energiekonzerns war Feyn um den guten Ruf seines Magazins besorgt und geizte daher nicht mit Ermahnungen dieser Art. Früher hatte Shane nie lange gefackelt und jedwede Kritik entrüstet von sich gewiesen, doch im Laufe der Jahre war er etwas selbstkritischer geworden. Feyn hatte recht, in seinen Äußerungen bezüglich Öl, Erdgas und Atomstrom wurde er tatsächlich immer ›radikaler‹ – was vor allem daran lag, dass seiner Ansicht nach die konventionellen Energiegewinnungsmethoden dem absoluten Untergang geweiht waren. Trotzdem scheffelten die meisten Energieunternehmen in ihrer Ignoranz und Geldversessenheit damit immer noch Milliarden, statt sich mutig an der Erforschung zukunftssicherer Energiequellen zu beteiligen. Methoden wie Fracking waren in Shanes Augen der Gipfel dessen, was man der Erde antun konnte.

      Er klappte das Netbook zu und verstaute es in seiner Aktentasche, in der sich noch ein altmodischer Terminkalender und ein Ersatzunterhemd befanden sowie einige Unterlagen, die er auf dem Flug eigentlich hatte durchsehen wollen. Als er den Reißverschluss der Tasche zuzog, ging ein Ruck durch das Flugzeug, und das Quietschen von Bremsen erfüllte die Kabine. Sie waren gelandet, zweifelsohne. Der Pilot aktivierte die Schubumkehr und die Maschine wurde langsamer. Während sie zum Terminal rollte, bedankte sich der Copilot bei den Fluggästen für ihre Anwesenheit und wünschte ihnen noch einen schönen Tag.

      Mühsam, als wäre er am Polster festgebacken, stemmte sich Shane aus dem Sitz, klemmte sich die Aktentasche unter den Arm und steuerte auf den Ausgang zu. Obwohl das Flugzeug über eine Gangway mit dem Terminal verbunden war, schlug ihm eine brütende Hitze entgegen.

      Dann mal rein ins Vergnügen!, dachte er sich und ging auf das Empfangskomitee zu.

      Kapitel 2

      »Im Namen von Hawkes Energy möchte ich Sie ganz herzlich in Sun City willkommen heißen, Mr. O’Brien. Ich hoffe, Sie hatten einen angenehmen Flug.«

      Diesmal lächelte ihm eine schwarzhaarige Asiatin zu, wahrscheinlich eine Japanerin, aber das konnte er nicht mit Sicherheit sagen. Trotz seiner ausgedehnten Reiseerfahrung fiel es ihm immer noch schwer, einige ethnische Gruppierungen auseinanderzuhalten.

      »Danke der Nachfrage; es war so angenehm, wie ein Fünf-Stunden-Flug nur sein kann«, bemerkte er ironisch und reichte sein Handgepäck einem Roomboy in adretter Uniform, der sich bisher diskret im Hintergrund gehalten hatte.

      »Ich bin die Hotelmanagerin, mein Name ist Amaya Ling. Wenn Sie irgendetwas benötigen, zögern Sie nicht, sich an mich zu wenden. Ich stehe Ihnen jederzeit zur Verfügung.«

      »Der Regen in der Nacht - ein interessanter Name«, bemerkte Shane zur Überraschung der jungen Managerin.

      Sie schaute ihm fasziniert in die Augen, als ob sie darin nach einer Erklärung für seine Sprachkenntnisse suchte. »Eine … treffende Übersetzung«, begann sie zögerlich. »Entschuldigen Sie, wenn ich irritiert wirke, aber bislang sind mir nicht viele Menschen begegnet, die auf diesem Gebiet bewandert sind, und Sie sehen nicht aus, als hätten Sie asiatische Wurzeln.«

      Shane lächelte entwaffnend. »Nein, in der Tat nicht. Allerdings werden Sie noch viel erstaunter sein, wenn ich Sie darauf aufmerksam mache, dass Ihr Vorname japanischen, Ihr Nachname hingegen chinesischen Ursprungs ist. Äußerst merkwürdig.«

      Mit beinahe mystischer Stimme wies er sie auf diesen Umstand hin, als wäre er ein Zauberer, der sein Publikum mit der Magie seiner Worte fesseln wollte. Sie konterte mit einem herzerwärmenden Lächeln und gratulierte ihm konsequenterweise mit einer westlichen Redewendung: »Hut ab!«

      Shane ließ seinen Blick schweifen. Alles wirkte so mondän, wie man es von den Riesen der Energiebranche erwarten konnte: edle Marmorfliesen im Schachbrettmuster, weiß getünchte Wände, mit Samt bespannte Stühle … er hätte den Raum mit geschlossenen Augen beschreiben können.

      »Würden Sie mir bitte folgen?«, sagte Miss Ling und führte ihn von der Gangway fort. »Ich schlage vor, dass ich Sie zunächst mit den Annehmlichkeiten des Hotels vertraut mache, bevor ich Ihnen Ihr Zimmer zeige.«

      Ihre spitzen, hochhackigen Schuhe klackten auf dem kalten Steinboden, als sie dicht gefolgt von Shane die klimatisierte Wartehalle durchquerte. Sie kamen zu einem Durchgang, vor dem ein Ganzkörperscanner und ein Röntgengerät für Handgepäckstücke standen. Ling nickte den Sicherheitsleuten kurz zu und schritt dann durch den Scanner.

      Als sie Shanes skeptischen Blick bemerkte, erklärte sie kurz: »Eine Routinekontrolle. Zu Ihrer eigenen Sicherheit!«

      Belustigt und zugleich resigniert schüttelte der Journalist den Kopf. »Sie haben eine wundervolle Art, von den Tatsachen abzulenken, aber ich lebe nicht hinter dem Mond, wissen Sie? Mir ist sehr wohl bewusst, dass wir es mit einer neuartigen, hochsensiblen Technologie zu tun haben, an deren Geheimhaltung und Schutz Hawkes Enterprises sehr gelegen ist. Ich bin schließlich seit über zwanzig Jahren im Geschäft.« Befreit, das losgeworden zu sein, legte er ohne weitere Aufforderung Armbanduhr, Gürtel sowie Brieftasche ab und ließ sich durch den Scanner führen.

      Auf der anderen Seite wurde er von Ling in Empfang genommen, die ein wenig wie vor den Kopf gestoßen wirkte, allerdings ihre professionelle Freundlichkeit aufrechthielt. Shane konnte sich gut vorstellen, was in diesem Moment in ihr vorging. Erst hatte er sie für sich eingenommen und ihr dann ihre eigene Unzulänglichkeit vor Augen geführt. Bereute er seine spitze Bemerkung? Ein wenig, aber im Gegensatz zu ihr würde er sich nicht weiter damit befassen.

      Versöhnlich nahm er das Gespräch wieder auf, so als wäre nichts geschehen. »In Anbetracht der Ausmaße der Kollektorflächen stelle ich es mir schwierig vor, überall einen hohen Sicherheitsstandard aufrechtzuerhalten. Man sagte mir, es sei in letzter Zeit vermehrt zu Übergriffen seitens einheimischer Extremisten gekommen.«

      Auf Lings Gesicht trat ein Ausdruck von Überraschung, aber auch Verärgerung. »Ich weiß nicht, woher Sie diese Informationen haben und kann Ihnen versichern, dass es sich nicht um Übergriffe, sondern lediglich um friedliche Protestaktionen gehandelt hat – von Nomaden, die seit Jahrtausenden diese Wüste bevölkern und in unserer Anwesenheit eine Schändung ihres Lebensraumes sehen. Bisher haben sie jedoch keine aggressiven Tendenzen oder Absichten gezeigt; sie wollen schlicht und ergreifend, dass wir ihr Land verlassen.«

      Shane konnte förmlich spüren, wie es in Ling kochte. Sie empfand offenbar große Sympathie für die Wüstenbewohner, daran änderte auch ihre Anstellung bei diesem Unternehmen nichts. Er vermutete, dass ihr eigener kultureller Hintergrund maßgebend für ihre Anteilnahme war.

      »In den Nomaden hat man praktischerweise einen Verantwortlichen gefunden«, fuhr die Managerin fort.

      »Einen Verantwortlichen wofür?«, hakte Shane sofort nach. Seine journalistische Neugier wurde schlagartig geweckt, und einmal angefacht brannte sie wie ein Napalm-Feuer.

      Ling stockte, und aus den Augenwinkeln konnte Shane sehen, wie sich ihr Gesichtsausdruck verhärtete. Es schien, als würde sie abwägen, wie viel sie sagen konnte. Sagen durfte.

      »Die Sicherheit der Anlage zu gewährleisten ist kein Kinderspiel. Dass es da zu gewissen …« Sie zögerte.

      »Es gab also Schwierigkeiten, verstehe ich Sie da richtig?«

      »Nun ja …«

      »Und Sie denken, dass die Nomaden als Sündenbock dafür herhalten müssen.«

      Mit seinen Schlussfolgerungen manipulierte Shane die junge Frau geschickt und sie ging ihm in die Falle.

      »Ja, aber die Nomaden

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