Zwei Freunde. Liselotte Welskopf-Henrich
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»Ich würde auf Martha einwirken, gnädige Frau, damit sie sich möglichst wenig an dem Klatsch über die Kreuderstraße 3 beteiligt und auch ihre Freundin Fanny warnt. Die Mädchen wissen ja gar nicht, was sie anrichten und wie sie sich selber womöglich noch Unannehmlichkeiten zuziehen können.«
Wichmann nahm sich die zweite Krautrolle. Essen mußte man schließlich.
»Aber habe ich Ihnen nicht immer gesagt, Herr Doktor, diese Heirat war ein Unglück?! Die alten Exzellenzen tun mir maßlos leid! In dem Artikel ist ausgedrückt, daß vielleicht noch viel mehr Verpflichtungen bestehen als die gegenüber Schomburg – und denken Sie, ein paar hunderttausend Mark Vermögen von Vater und Großvater auf den Tisch legen für die Schulden von solch einem Weibsstück! Es ist unerhört!«
»Es kommt darauf an, gnädige Frau, welchen Bruchteil des Vermögens der Betrag darstellt.«
»Ja, reich sind die Grevenhagen, Herr Doktor, aber solche Schulden sind kein Pappenstiel. Nein, wenn das mein Mann noch erlebt hätte! Wenn das nur nicht noch ein ganz großes Unglück gibt!«
Wichmann spürte die Schauer, die ihm die Haut zusammenzogen.
»Und wer wird noch alles in die Sache verwickelt sein? Wer wird dieser Person Geld geliehen haben?«
Der Zuhörer spürte die Augen der Geheimrätin und dachte an den Abend, an dem er um Ermäßigung der Miete und häufigere Mahlzeiten im Hause gebeten hatte. Er hatte damals von einem Schulden machenden Verwandten erzählt.
»Um diese Frage brauchen wir uns ja glücklicherweise nicht den Kopf zu zerbrechen, gnädige Frau.«
»Glücklicherweise, ja! Zu dem Studentenfonds habe ich fünfzig Mark gegeben, obwohl mir’s in dem Augenblick nicht leicht fiel – Frau Grevenhagen war mit ein paar Damen zum Tee bei mir – Sie erinnern sich, ich erzählte davon – wenn sie die Stiftung veruntreut hat, das wäre unerhört!«
»Es braucht nicht jede infame Anspielung der Wahrheit zu entsprechen, Frau Geheimrat! Ich bin überzeugt, daß die Angelegenheiten der Stiftung in Ordnung sind.«
»Na wissen Sie – wenn jemand mit dem Betrügen schon anfängt … Nein – nein – aber nehmen Sie doch mehr Süßspeise, Herr Assessor. Ein junger Mann wie Sie muß essen!«
Wichmann war nun doch der Appetit vergangen.
Er verabschiedete sich bald, um den weiteren Feststellungen, wie entsetzlich, unerhört und furchtbar das alles sei, zu entgehen. Er nahm gegen seine Gewohnheit ein abendliches Bad, um sich selbst zu beruhigen, und schlüpfte unter die Daunen. Er war nicht mehr an das Fenster getreten und hatte nicht hinausgesehen. In der Luft um ihn lag eine schwüle Bedrohung. Der treuherzige Kasper mit seinem Zorn, die witzelnden Kollegen, Marthas Bericht und die erregte Geheimrätin waren wie fahles Wetterleuchten vor aufziehenden Wolken. Wichmanns Gedanken vermieden peinlich den Punkt, an dem er sich hätte eingestehen müssen, daß der Ministerialdirigent Grevenhagen unter den Gläubigern seiner Frau auch den Assessor Wichmann finden konnte.
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