Soldatis und der König der Schattenalp: Die Abenteuer der Koboldbande (Band 5). Jork Steffen Negelen
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Читать онлайн книгу Soldatis und der König der Schattenalp: Die Abenteuer der Koboldbande (Band 5) - Jork Steffen Negelen страница 8
Nachdem es ihm gelungen war, ein Feuer zu entfachen und ein Stück geräuchertes Fleisch aufzutauen, aß er es hastig auf. Dabei schaute er sich immer wieder um, denn das Heulen eines Wolfes zeigte ihm die Gefahr an, die bereits auf ihn lauerte.
Vagho trank noch einen Schluck aus seiner Kürbisflasche und löschte dann das Feuer. Für den Wolf war dies wohl das Zeichen zum Angriff. Doch Vagho hatte keine Lust, dem grimmigen Tier mit seinem Zauberstab Manieren beizubringen. Er setzte sich auf seine Flugschale, hüllte sich in seine Felle und stieg schnell in eine sichere Höhe auf.
Ohne sich noch einmal umzusehen, flog der Schattenalp davon und der Wolf sah ihm erstaunt hinterher. Der Flug ging weiter zu dem Fluss Brag, der die Ebene von Braganda in zwei Teile spaltete. Um den Flug über das raue Meer zu vermeiden, flog Vagho im weiten Bogen zu der alten Festung Zandum. Er hielt einen großen Abstand zu diesem Ort, damit ihn die Wachen des Königs Core nicht entdecken konnten.
Nach dem der Schattenalp eine zweite Rast in den Wäldern des Tieflandes eingelegt hatte, flog er geradewegs nach Süden. Hinter den Wäldern des Tieflandes empfing ihn ein wohltuend warmer Wind. Vagho streifte seine Felle ab und band sie zu einem Bündel zusammen, das er sich auf den Rücken binden konnte. Dann hielt er nach den Bergen des Silbergebirges Ausschau.
Die Sonne ging jedoch langsam unter und so musste der Schattenalp seine dritte Rast einlegen. Zu seinem Glück fand er in dem weiten und flachen Steppenland, das nördlich des Silbergebirges lag, einen großen Baum. Vagho überlegte nicht lange und kletterte einfach auf einen seiner dicken Äste. Er war nicht sehr bequem, doch er bot genügend Schutz gegen die Wölfe und andere Jäger der Nacht. Mit einem festen Seil konnte sich der Schattenalp so an den Baum binden, dass er im Schlaf nicht herunterfiel.
Die Nacht war jedoch von den Schreien der Eulen und Käuze erfüllt und die Wölfe jaulten so laut, dass Vagho kaum ein Auge zubekam. Immer wieder sah er sich um und seine rechte Hand fuhr mehr als einmal zu seinem Zauberstab. Doch er brauchte ihn nicht aus seinem Gürtel ziehen. Die Tiere griffen ihn nicht an. Als er am nächsten Morgen doch noch ein wenig Schlaf fand, da kamen ihm im Traum die Zentauren entgegen. Sie zerrten an ihren Sklavenhalsbändern und schrien ihn an. Er konnte sie nicht verstehen, doch er sah ihre Waffen. Sie drohten ihm und Vagho wollte immer weiter zurückweichen. Doch er konnte es nicht und er schrie vor Angst auf.
Der Schattenalp erwachte und sah in das Licht der Sonne. Sie war schon längst aufgegangen und Vagho brauchte einen Augenblick, um zu begreifen, dass er nur geträumt hatte. Er wischte sich den Schweiß von der Stirn und löste das Seil vom Baum. Bevor er herunterkletterte, sah er sich die nähere Umgebung an. Es war weder ein Feind noch ein Tier zu sehen und so schaute der Schattenalp nach Süden. Dort standen in all ihrer majestätischen Schönheit die Berge des Silbergebirges.
Vagho stand auf dem dicken Ast des Baumes, hielt sich an der rauen Borke des Stammes fest und betrachtete für einen Moment diese Berge. Sie waren wirklich so beeindruckend, wie er es schon so oft gehört hatte. Der Schnee, der selbst im Sommer auf den höchsten Gipfeln lag, glänzte im Schein der Sonne wie reines Silber.
Vagho kletterte geschickt vom Baum und suchte sich ein wenig Holz für ein Feuer. Er bereitete sich ein Frühstück vor und aß es dieses Mal in aller Ruhe auf. Nach dem der Schattenalp sich noch einmal umgesehen hatte, holte er seine Flugschale hervor und flog weiter nach Süden.
Die Landschaft veränderte sich schnell und Vagho betrachtete sie mit größter Aufmerksamkeit. Wie immer, wenn er einen gefährlichen Auftrag zu erfüllen hatte, musste er sich auch dieses Mal zu Ruhe zwingen. Der Schattenalp wollte nicht, dass der Reiz des gefährlichen Abenteuers ihm zu Kopf stieg.
Als die Hügel, die am nördlichen Rande des Silbergebirges lagen, immer größer wurden, entdeckte Vagho eine alte Straße. Er folgte ihr eine halbe Stunde, denn er ahnte gleich, dass sie ihn ein gutes Stück zu seinem Ziel führen würde.
Die Berge wurden immer höher und Vagho stieg mit seiner Flugschale immer weiter auf. Doch die Straße, die sich zwischen den Bergen wie ein Band hindurchschlängelte, führte ihn in die Nähe der Stadt Saphira. Immer wieder blockierten große Haufen von Steinen und Geröll diesen alten Weg der Wüstenzwerge. Hier und da war kaum noch etwas zu erkennen, doch als Vagho die erstaunlich gut erhaltenen Türme und die Stadtmauer von Saphira sah, da schlug ihm das Herz bis zum Hals hinauf. In seinen Ohren dröhnte jeder einzelne Schlag.
Eine halbe Meile vor dem großen Stadttor landete der Schattenalp. Er sah sich sogleich die nähere Umgebung an. Die Stadt lag vor ihm auf einer erstaunlich weiten Hochebene. In großem Abstand umsäumten riesige Berge ihre Mauern und das Sonnenlicht konnte die meiste Zeit des Tages auf die löchrigen Dächer der verlassenen Häuser fallen. Nirgendwo stand ein Baum und nur wenige Büsche wuchsen auf dem Boden vor der Stadt. Selbst das Gras war nur spärlich vorhanden. Ein kühler Wind zog von der Stadt zu dem Schattenalp.
Vagho war ein Meisterdieb und er konnte sehr leicht wittern, wenn sich ihm jemand näherte. Er hielt die Nase in den Wind und er bemerkte sofort, dass eine große Gefahr in der Stadt lauerte. Der Geruch war eine unerklärliche Mischung aus Magie und den Tränen der Wut und Verzweiflung.
Hinter einem großen Felsen, der irgendwann von den Bergen ins Tal gestürzt war, versteckte sich der Schattenalp. Er hatte beschlossen, die Dunkelheit der Nacht zu nutzen. Doch das schaurige Schauspiel, das sich ihm im nächsten Augenblick bot, musste er sich ansehen.
Mit einem fürchterlichen Rumpeln und Quietschen öffneten sich langsam die beiden mächtigen Torflügel des Stadttores. Eine Horde Janus-Elfen kam heraus und ihre krächzenden Schreie jagten dem sonst so hart gesottenen Schattenalp einen eiskalten Schauer über den Rücken. Er duckte sich unwillkürlich noch dichter an den Felsen und schien mit ihm verschmelzen zu wollen.
Was er nun sah, übertraf seine schlimmsten Befürchtungen. Die Janus-Elfen sahen in ihren zerlumpten Kleidern schon sehr heruntergekommen aus. Doch die langen Krallen an ihren Händen, die großen Zähne und ihr grimmiger Blick zeigten Vagho, das mit ihnen nicht zu spaßen war.
Auf einer alten Kutsche, die schon längst keine Räder mehr hatte, flog eine unerwartet schöne Frau durch das Tor. Sie hatte drei ihrer hässlichen Dienerinnen davor gespannt und trieb sie mit einer Peitsche unbarmherzig zu Eile an. Die Schreie dieser Dienerinnen ließen Vagho das Blut in den Adern gefrieren. Sie selbst glich eher einer weißen Elfe, ohne die langen Krallen und die großen Zähne. Doch ihre zerrissenen Kleider zeigten dem Schattenalp, dass sie seit langer Zeit die Königin der Janus-Elfen war. Sie musste die sagenhafte Opyhra sein. Von ihr hatte Vagho schon so viele Geschichten gehört, doch er hatte niemals geglaubt, dieser Frau und ihren Dienerinnen zu begegnen.
Langsam flogen die Janus-Elfen an dem Felsen vorbei, hinter dem sich der Schattenalp versteckte. Immer wieder stießen diese Kreaturen ihre Schreie aus, und Vagho wagte es nicht mehr, zu atmen. In ihrer Mitte stand stolz die Königin auf der Kutsche und schwang die Peitsche. Bei jedem Knall, den die Peitsche machte, zuckte der Schattenalp zusammen.
Als sich der schaurige Tross entfernt hatte, kam Vagho langsam hinter dem Felsen hervor. Er atmete tief durch und sah, wie die Janus-Elfen in der Ferne verschwanden. Ein Haufen Gedanken jagte durch seinen Kopf und ihm war klar, dass er sich niemals mit der Königin Opyhra und ihrem Gefolge anlegen durfte. Das wäre sein Ende gewesen und der Schattenalp wollte noch ein Weilchen leben.
Er sah zu dem Stadttor, das sich langsam wieder schloss. Er wusste nicht warum, aber eine Idee schoss durch seinen Kopf und er holte seine Flugschale hervor. Vagho sprang auf und flog auf das Tor zu. Er hätte auch versuchen können, über das Tor zu hinwegfliegen, doch irgendetwas sagte ihm, dass er lieber durch das Tor fliegen sollte. Der Schattenalp schaffte es gerade so, zwischen den beiden hölzernen Torflügeln hindurchzuschlüpfen. Dann schloss sich das Tor und ein riesiger Balken schob sich