Ohle und der Brunnen der sieben Schlüssel: Die Abenteuer der Koboldbande (Band 8). Jork Steffen Negelen

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Ohle und der Brunnen der sieben Schlüssel: Die Abenteuer der Koboldbande (Band 8) - Jork Steffen Negelen

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Handschuh hüpfte vor Aufregung auf dem Schoß von Sehto hin und her. »Meinst du etwa die Schlacht, bei der Dämonicon vor über siebenhundert Jahren von dem großen König Alfagil besiegt wurde?«, rief er so laut er konnte.

      Sehto betrachtete den Handschuh und er konnte sein Erstaunen nicht verbergen. Dann nickte er, bevor er antwortete. »Ich saß bereits in diesem verfluchten Käfig, als die Schlacht stattfand, doch ich wäre gern bei dem Sieg von Alfagil dabei gewesen. Erst jetzt, nach so langer Zeit, erfahre ich von dem Triumph dieses großartigen Königs. An seiner Seite wollte ich unbedingt kämpfen. Deshalb habe ich mein Tal mit dem Baumhaus verlassen. Ich wollte mich gerade auf den Weg machen und meine Flugschale zum Fliegen vergrößern. Doch da kam dieser hässliche Schrat hinter einem dicken Baum hervor. Er hat mich überrumpelt und mit einem magischen Netz gefangen. Danach hat er mich in seinen Käfig gesperrt und so habe ich die Schlacht verpasst. Nur einmal kam ich aus dem Ding heraus. Die Gitterstäbe rosteten langsam durch und so bekam ich einen neuen Käfig. Doch wie konntest du mir helfen und den magischen Eisenring zerbrechen, der um meinen Hals hing?«

      »Ich weiß es nicht genau«, antwortete Trajan. »Eine Stimme sagte mir, dass ich auftauchen sollte. Hilf dem Mann im Käfig, hat die Stimme mir gesagt. Und so habe ich den Ring zerbrochen. Doch mein Körper ist weg und ich sitze hier in einem Handschuh und sehe durch das Auge eines gemeinen Schrates.«

      »Das ist bedauerlich«, meinte Sehto. »Doch jetzt sind wir hier, weil uns das Schicksal zusammengebracht hat. Morgen will ich versuchen, zu meinen früheren Herren zu kommen. Mit ein wenig Glück erinnere ich mich an den Zauberspruch, den ich für meine Flugschale brauche. Vielleicht finden wir eine Siedlung mit friedlichen Menschen oder Elfen, die uns weiter helfen können. Und du kannst mir berichten, was sich alles in den letzten siebenhundert Jahren in der Welt ereignet hat.«

      Trajan erzählte Sehto von der Schlacht, so wie ihm sein Großvater von ihr erzählt hatte. Dann berichtete er von dem Kampf um die Stadt Viedana und von Vagho, der zusammen mit seiner Schwester dem Geist des Dämonicon einen Nekromantenkörper gegeben hatte. Sehto schlief am Feuer ein, als Trajan ihm von den Kämpfen im Nebelgrund berichtete. Trajan bemerkte es, und so beschloss er, den Schlaf des alten Dieners zu bewachen. Als Seele konnte er selbst ohnehin nicht gut schlafen.

      Am nächsten Morgen wurde Sehto von einem Brüllen in seinem linken Ohr unsanft geweckt. Es war Trajan, der ihm ins Ohr schrie. »Wach auf, du alter Narr! Es sind Wölfe in der Nähe! Wach endlich auf!«

      »Ja doch, es ist ja schon gut«, stöhnte Sehto. »Ich habe es vernommen und ich werde gleich aufstehen.«

      Der alte Diener stand mühselig auf und reckte und streckte sich ausgiebig. Seine Glieder waren steif von der Kälte. In der Nacht war das Feuer fast ganz erloschen. Mit einer Handbewegung entfachte er es wieder.

      »Brauchst du keinen Zauberstab, wenn du dich deiner Magie bedienst?«, fragte Trajan erstaunt.

      Sehto sah lächelnd auf seine linke Schulter. Dort saß der Handschuh mit der Seele und er zwinkerte immer wieder mit dem Auge des Schrates.

      »Manchmal habe ich einen Zauberstab benutzt«, antwortete der alte Diener. »Das war früher, als ich die Nekromanten traf und ihr Diener wurde. Doch ich habe meinen Zauberstab oft verloren oder verlegt. Da musste ich mich umstellen und so benutze ich seit dem meistens meine Hände. Ich bin erstaunt, dass ich nach siebenhundert Jahren noch nichts verlernt habe. Ein Feuer zu entfachen, ist gar nicht so einfach.«

      Sehto sah sich um und er entdeckte das Wolfsrudel, vor dem ihn Trajan gewarnt hatte. Knurrend sahen die unbarmherzigen Jäger der Nacht den alten Mann mit seinem zerlumpten Mantel an. Das lodernde Feuer ließ sie zurückschrecken. Doch es würde nicht mehr lange dauern, bis ihr Hunger über ihre Angst siegte. Nichts konnte sie dann zurückhalten und sie würden sich auf alles stürzen, was sie fressen wollten.

      »Was willst du jetzt tun?«, fragte Trajan zaghaft.

      »Bleib ganz ruhig auf meiner Schulter«, flüsterte Sehto. »Das Feuer wird uns helfen. Es ist unser Verbündeter und die Wölfe wissen das.«

      Langsam rückten die Wölfe vor und Sehto erkannte, was sie wirklich zum Angriff antrieb. Im Schatten der Bäume, die hinter dem Wolfsrudel standen, verbarg sich der wahre Gegner. Es war das Viel-Auge, dass mit seinen magischen Kräften die Wölfe gegen Sehto aufstachelte.

      Der alte Diener streckte seine rechte Hand zum Feuer hin und ein großer Feuerball stieg langsam empor. Er wurde immer größer, und als er die ersten Baumwipfel erreichte, ließ Sehto ihn auf den Waldschrat los. Der Feuerball raste auf den Baum zu, hinter dem sich der Schrat verbarg. Mit einem lauten Knall schlug er im Baum ein und der Stamm des Baumes zerplatzte wie eine Seifenblase.

      Mehr als hundert Schritte flog der Waldschrat durch die Luft, dann blieb er im Schnee benommen liegen. Die Wölfe rannten in den Wald hinein und Sehto ging zu dem Viel-Auge. Als er bei ihm ankam, versuchte der Schrat gerade, sich zu erheben. Nur mühsam kam er wieder auf die Beine.

      »Dämonicon hatte recht gehabt«, sprach der Schrat mühsam zu Sehto. »Du bist wirklich ein starker Gegner.«

      »Was hast du mit diesem schwarzen Prinzen zu tun?«, wollte der alte Diener wissen. Er sah den Schrat herausfordernd an und über seinen Händen schwebte ein kleiner Feuerball.

      »Nicht viel«, meinte das Viel-Auge. »Ich bin mit ihm einen Monat vor der großen Schlacht einen Handel eingegangen. Ich sollte dich fangen und sicher verwahren. Der schwarze Zauberer wollte dich gleich nach der Schlacht holen. Er hatte dich im Verdacht, irgendwelche Schlüssel von ihm gestohlen zu haben. Doch ich habe keine Schlüssel bei dir gefunden und Dämonicon ist nie zu mir in die Höhle gekommen. Also habe ich gewartet.«

      »Und warum hast du nicht ein einziges Mal mit mir gesprochen?«, fragte Sehto aufgebracht. »Du hättest doch mit mir darüber reden können!«

      »Er hat es verboten«, antwortete der Schrat und er trat einen Schritt zurück, weil er sich vor dem Feuerball fürchtete. Der kam ihm unheimlich vor, denn er änderte immer wieder seine Farbe. Gerade jetzt leuchtete er in seiner Mitte hellblau auf.

      »Ich durfte auf keinen Fall mit dir sprechen. Und wenn du mich etwas fragen würdest, so sollte ich dir nicht antworten. Dämonicon sagte mir, das könnte die Magie des eisernen Halsringes beeinflussen, den er mir für dich mitgegeben hatte.«

      Sehto wurde jetzt erst richtig wütend. »Und diesen Unsinn hast du Narr ihm geglaubt!?«, brüllte er das Viel-Auge an. »Du bist ein Waldschrat! Ein Hüter von Bäumen, Sträuchern und Wiesen! Unser Schöpfer hat dich für diese Aufgabe auserwählt! Und du bist trotzdem einen Handel mit einem Träger der schwarzen Magie eingegangen! Das wird dir der Schöpfer nie vergeben!«

      Verzweifelt fiel der Schrat auf seine Knie. Dann faltete er flehend seine Hände und er streckte sie Sehto entgegen. »Er hat mir das ewige Leben versprochen, wenn seine Heerscharen siegreich gewesen wären. Verstehst du mich? Das ewige Leben, das höchste Glück, das ich erlangen kann. Doch er hat die Schlacht verloren und er kam nie in meine Höhle.«

      Sehto sah die Verzweiflung und die Tränen, die aus den vielen Augen des Waldschrates kullerten. »Warum hast du mich so lange in deinem Käfig gefangen gehalten?«, fragte er mit brüchiger Stimme.

      »In den ersten hundert Jahren habe ich einfach nur abgewartet, ob er oder einer seiner Diener kommen würde,« antwortete der Schrat. »Doch dann wurde mir klar, dass er mich vergessen hatte. Und da war noch meine Angst. Ich konnte sie nicht überwinden und so habe ich mich immer weiter an den Handel gehalten. Als ich hörte, dass er wieder da sei, da war ich voller Hoffnung. Doch er hatte mich noch immer vergessen und ich glaubte

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