Zwei gegen Ragnarøk. Hans-Jürgen Hennig
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Читать онлайн книгу Zwei gegen Ragnarøk - Hans-Jürgen Hennig страница 31
Von Falki wusste sie, dass er ganz sicher noch in der Schmiede war. Er würde bestimmt zusammen mit Steinar herkommen. Da schob sich auch schon Steinars riesige Gestalt durch die Eingangstür, begleitet von Birta, und hinter ihnen huschte Falki ins Haus.
Falki rief schon vom Eingang her: „Hilda, ich komme ja schon! Ist bei dir noch ein Platz frei?“
Kurz darauf kamen Hildas Vater, Finnur der Bootsbauer, mit seiner Frau Selja und Haida. Alle reckten ihre Hälse und hielten nach freien Plätzen Ausschau. Da dröhnte Steinars Bassstimme durch das Gemurmel der Leute: „Macht doch mal Licht. Hier ist es ja dunkel, wie in einer Bärenhöhle!“
Eine Stimme rief zurück: „Bring doch deine eigene Ölfunzel mit!“
„Wo sind denn noch ein paar Lampen?“, fragte Falki die Frauen am Kochfeuer.
„He, he, wollt ihr hier ein Lichterfest feiern?“, fragte prompt eine von den Frauen.
„Schau mal dort rechts, neben den Regalen, dort müssten noch ein paar Lampen herumstehen. Öl ist hier bei mir.“
Selja rief scherzhaft: „Steinar, du kannst wohl im Dunkeln Alviturs Stimme nicht hören?“ Dann lachte sie laut über ihren eigenen Witz. „Steinar wird wohl alt, der kann im Dunkeln nicht mehr gut hören. Ha, ha!“, kam noch eine spitze Bemerkung von Hildas Mutter und die Frauen kicherten.
Steinar lachte selber mit und drohte den Frauen mit dem Finger.
Falki holte zwei Lampen, füllte Öl nach und hängte sie an die beiden Pfosten, neben der hintersten Reihe, wo der Lichtschein des Feuers nicht mehr hinreichte. Als umsichtiger Kopf stellte er auch gleich fest, dass Alviturs Stuhl noch nicht am Feuer stand und er rief: „Arnor, pell dich mal aus deinem Fell und komm her! Wir holen Alviturs Stuhl und stellen ihn hier vorne ans Feuer!“
Arnor stand wirklich auf, obwohl er am liebsten sitzen geblieben wäre. Er ächzte gekünstelt, wie ein alter Mann, schob sich schnell noch einen Bissen in den Mund und fragte dann, übertrieben laut: „Falki, du kannst wohl den kleinen Stuhl nicht alleine tragen?“
Wer in seiner Nähe saß, sah, dass Arnor bei dieser Frage über das ganze Gesicht grinste. Alviturs Stuhl war nämlich ein riesiges, großes Monstrum, aber mit prächtig beschnitzten Armstützen und einer großen Rückenlehne, die oben von zwei schönen Wolfsköpfen gekrönt war.
Falki stand schon neben dem Stuhl und wartete, dass sich Arnor endlich bei ihm einfand, damit sie ihn gemeinsam an den vorbestimmten Platz tragen konnten. Doch Arnor ging breit grinsend auf Falki zu und sprach so laut, dass es wieder alle hören konnten: „Falki lass mal, das mache ich lieber alleine, damit du dich nicht verhebst.“
Nun musste Falki grinsen. Er wusste ja, dass es Arnor nur darauf ankam, hier vor allen Leuten zu zeigen, wie stark er war.
Arnor wuchtete den Stuhl hoch über seinen Kopf und ging mit ihm bis zu Feuerstelle. Dort stelle er ihn mit Schwung und lautem Krach so ab, dass er genau an der richtigen Stelle stand.
Wie ein Sieger stand Arnor neben dem Stuhl in Pose und reckte seine Brust. Falki, hinter ihm, klatschte laut in die Hände und rief: „Na prima, du Recke, hast ja Kraft wie ein Troll!“
Aus dem Halbdunkel, von der Bank der Mädchen, kam nun wirklich eine lautes und begeistertes Klatschen und plötzlich klatschen auch alle anderen mit. Falki und Hilda reckten ihre Hälse um zu sehen, welche von den Mädchen da Arnors Verehrerin war. Gleich drei Plätze links neben Hilda saß Stina und klatschte begeistert, mit glänzenden Augen, in ihre Hände. Nun wurde Arnor plötzlich etwas verlegen. Er wollte sich nur einen kleinen Spaß machen, aber nun war er plötzlich der Mittelpunkt aller Aufmerksamkeit und die Leute beklatschten ihn. Er wusste nicht so recht, was er tun und wo er hinsehen sollte und als dann plötzlich Stille um ihn herum war, weil das Klatschen aufhörte, kam er sich richtig verlassen vor. Es war so still, dass man jetzt sogar das Feuer knistern hörte. Er drehte sich zu Falki um, doch der schaute an ihm vorbei, zur hinteren Tür. Jetzt bekam auch Arnor den Grund für die plötzliche Stille mit und dass die Leute nicht ihn anstarrten, sondern in das Dunkel hinter ihm. Im Schein einer Fackel näherten sich zwei Gestalten, Alvitur und an seiner Seite Sölvi, der für ihn die Fackel trug.
Die plötzliche Stille im Langhaus war fast hörbar. Die Flammen des großen Feuers knisterten jetzt scheinbar viel lauter als vorher. Selbst die Frauen am Kochfeuer schlossen für einen Moment ihre Münder und hielten inne. Auf allen Plätzen wurde es mucksmäuschenstill. Beschienen vom flackernden Schein der Fackel, trat Alviturs große, schlanke Gestalt ins Licht. In seinem blauen Filzmantel, der auf der Brust von eine wunderschönen, Bronzefibel zusammengehalten wurde, war Alvitur, schon wegen seiner Größe, eine beachtliche Erscheinung. Mit seinem dunkelblauen Filzhut und dem reich verzierten Stab, dessen Ende ein großer Drachenkopf zierte, legte er es gerne darauf an, dass ihn die Kinder mit Odin verglichen, zumal seine Einäugigkeit diesen Vergleich geradezu herausforderte.
Alvitur schritt würdevoll, fast feierlich, auf das Feuer zu. Durch Alviturs beeindruckender Erscheinung, wirkte Sölvi neben ihm, fast wie ein Schatten, geräuschlos und farblos. Er begleitete Alvitur zu seinem Stuhl und wartete, bis dieser sich gesetzt hatte, dann löschte er die Fackel und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Alvitur nickte und Sölvi drängelte sich zwischen den Leuten hindurch, in Hildas Richtung. Von allen unbemerkt, wie aus dem Nichts, stand plötzlich die gute Fifilla neben Alvitur. Er raunte ihr etwas zu, dann gab er ihr seinen Hut und den Stab. Sie nahm beides, lehnte den Stab an den nächsten Pfosten und setzte den Hut oben auf den Drachenkopf.
Tyra rückte einen Schemel neben Alvitur zurecht und Fifilla stellte einen großen, dampfenden Krug darauf ab und einen silbernen Trinkbecher. Sie neigte sich noch einmal Alvitur zu und schien ihm etwas Nettes zuzuflüstern, dabei legte sie ihm noch seine beiden Zöpfe ordnend über die Schultern und lächelte. Alvitur ließ es mit Wohlgefallen über sich ergehen und streichelt ihr die Wange.
Plötzlich drangen vom Eingang her wieder Geräusche, die in der Stille doppelt laut und störend wirkten. Alle Köpfe drehten sich zur Tür. Ein großer, schlanker Schatten huschte durch den Raum und drängte sich eilig zu den Sitzenden. Unwilliges Geraune quittierte die Störung.
Hilda rief erfreut: „Alfger, endlich kommst du! Komm hierher!“
Falki wandte seinen Kopf zu Alfger, winkte ihm zu und flüsterte: „Warum kommst du jetzt