Zwei gegen Ragnarøk. Hans-Jürgen Hennig

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Zwei gegen Ragnarøk - Hans-Jürgen Hennig

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in den leicht bewölkten Himmel. Sie überlegte jetzt angestrengt was sie nun wirklich mit dem Tag anfangen sollte. Ihre besten Freunde waren alle woanders; Falki war bei Steinar in der Schmiede, Alfger mit den Männern zum Fischfang, die großen Mädchen waren auch im Wald und im Dorf mit den kleinen Kindern spielen, dazu hatte sie schon gar keine Lust.

      „Na gut“, entschied sie endlich, „dann gehe ich eben auch in den Wald und sammle mit.“

      Sie nahm sich ihren Umhängekorb, steckte etwas Brot, ein paar Nüsse und einen Apfel ein. An der Tür ließ sie noch einmal ihren Blick durch die Hütte schweifen, nahm sich noch einen weiteren Sammelkorb und ging los.

      Skyggi würde bestimmt zu Sölvi fliegen, weil die beiden sich mochten, da brauchte sie sich keine Sorgen um den Raben machen.

      „Hm, hatten die Frauen eigentlich gesagt, wo sie heute sammeln wollten?“, fragte sie sich selbst. So ein Pech, Mutter Hilda hatte nichts gesagt und so ging sie auf gut Glück los.

      Bestimmt lag es daran, dass sie diese Gegend besonders mochte, denn fast von alleine trugen sie ihre Beine in die Richtung zu den Dreien, wo sie das Rabenei hergeholt hatten.

      Weil es in den letzten Tagen öfter geregnet hatte, war der Waldboden noch ziemlich weich und die Rentierflechten, die bei Trockenheit unter den Füßen laut knirschten, waren nun wie weiche Wolle unter ihren Schritten.

      Dort wo die Sonne den Waldboden erreichte, stieg dampfend Feuchtigkeit auf. So mochte sie den Wald ganz besonders und sie dachte kurz an Alviturs Geschichten, die von heimlichen Waldwesen handelten.

      Es gefiel ihr, bei dieser Stimmung durch den Wald zu laufen und sie begann leise vor sich hin zu summen. Die Luft war mild und ihre Füße flink. Schon nach kurzer Zeit war Hilda in der Nähe der besagten Felsen.

      Nicht weit davon, fand sie auch eine verlockende Stelle, an der Blaubeeren und Preiselbeeren massenhaft wuchsen. Als erstes musste sie sich eine ganze Hand voll Blaubeeren in den Mund stecken, dann hockte sie sich hin und begann die Beeren in ihren Korb zu sammeln.

      Hilda fühlte sich richtig gut und sang leise vor sich hin. Das Beerensammeln ging hier so einfach und es gefiel ihr bedeutend besser, als das langweilige Stricken. Obwohl Hilda sich immer wieder eine Handvoll Blaubeeren in den Mund schob, füllte sich ihr Korb langsam. Die Sonne schien gerade wieder durch eine große Wolkenlücke und mit jedem Sonnenstrahl fühlte sich Hilda noch besser.

      Als sie wieder auf allen Vieren herumkrabbelte, um Beeren zu sammeln, nahm sie einen etwas sonderbaren Geruch war. Sie schnüffelte in alle Richtungen und plötzlich erinnerte sie dieser an Etwas, aber es fiel ihr nicht sofort ein, an was. Es roch ziemlich intensiv nach dickem Moos, aber das war ja normal, hier im Wald. Sie schnüffelte weiter und fand: Es roch auch nach Pferd. Hilda schaute sich mehrfach um, aber sie entdeckte nichts, was ihre Aufmerksamkeit erregte. Sie dachte dann auch nicht länger nach und sammelte weiter die saftigen Beeren.

      Als sie einen Korb schon fast voll hatte, dachte sie, dass es toll wäre, den anderen Korb mit Pilzen zu füllen. Sie überlegte kurz, wo Pilze wachsen könnten und schlug dann die Richtung, nach Norden, in die Bergwälder ein. Sie wusste, dass dort um diese Jahreszeit Pilze wuchsen. „Vielleicht treffe ich ja dort auch die anderen Frauen“, dachte sie bei sich.

      Ihre Augen suchten eine ganze Weile den Waldboden nach Pilzen ab, aber noch hatte sie keine lohnenswerte Pilzstelle gefunden, nur hier und da mal einen einzelnen Pilz. Irgendwann erreichte sie eine kleine, enge Schlucht, die aber so verlief, dass sie jetzt voll im Sonnenlicht lag.

      „Na, da war doch meine Nase richtig“, frohlockte sie und staunte über die riesige Ansammlung von rothütigen Pilze.

      „Hmmm, na Pilze, wie heißt ihr den?“, stellte sie sich selbst die Frage und ahmte dabei Fifillas Ton nach. Lachend gab sich Hilda auch gleich selbst die Antwort, nachdem sie kurz nachgedacht hatte: „Ja, ihr seid Apfeltäublinge, und die schmecken gut.“

      Voller Freude auf die lohnende Entdeckung, kroch Hilda auf allen Vieren über den Waldboden und sammelte die Täublinge ein. Sie merkte in ihrem Eifer nicht, dass sie sich einem tiefen Loch im Waldboden näherte, das von Blaubeerbüschen verdeckt war.

      „Ha, du bist aber schön“, sagte sie zu einem prachtvollen Pilz und reckte sich, um ihn zu greifen, doch sie war dem Rand der Erdspalte schon zu nahe und verlor den Halt. Hilda stürzte kopfüber in das verdeckte Loch. Der Fall schien ihr unendlich zu dauern, dann wurde es dunkel um sie.

      Als Hilda ziemlich benommen wieder zu sich kam, sah sie, dass sie auf dem Boden eines sehr tiefen Loches lag. Rings um sie herum war ihre gesamte Ausbeute an Pilzen und Beeren verstreut.

      Ihr war schwindelig im Kopf und vom Sturz taten ihr alle Knochen weh. Sie setzte sich langsam auf und schaute sich um.

      „Auuu, mein Kopf. Oooch, das wird ’ne dicke Beule“, jammerte sie und schaute sich dann ihre abgeschürften Knie und Hände an, die ziemlich doll brannten.

      Eine ganze Weile saß Hilda so da, ohne überhaupt etwas zu denken, doch dann rappelte sie sich auf und begann die Beeren und Pilze wieder einzusammeln. Als ihre Ernte wieder vollständig eingesammelt war, betrachtete die Wände, die um sie herum steil aufragten und ihr wurde bewusst, dass sie nicht so einfach aus diesem Loch herausklettern konnte. Als sie nämlich einen ihrer Körbe auf den Rand des Loches abstellen wollte, merkte sie, dass sie ihn nicht einmal durch Springen erreichen würde.

      Hilda schob ihr Kinn vor und sagte entschlossen: „Dann muss ich eben versuchen, zu klettern und meine Körbe hier unten lassen. Schade um die schönen Beeren und Pilze, da war meine ganze Mühe umsonst.“

      Hilda suchte Halt an der steilen Wand und griff nach ein paar Würzelchen, die zahlreich aus den Spalten im Fels herausguckten. Hilda war stark für ein Mädchen und sie schaffte es, sich ziemlich weit hoch zu ziehen, doch dann; ratsch, rissen die Wurzeln ab und Hilda saß wieder unten.

      Alle folgenden Versuche endeten ähnlich und ihre Fingernägel brachen auch vom ständigen Abrutschen am harten Fels ab. Als ihre Hände von den erfolglosen Kletterversuchen heftig schmerzten, wurde sie sich der ausweglosen Situation bewusst. Sie stieß ein wütendes Keuchen aus und setzte sich, mit grimmigem Gesicht, auf den Boden.

      „Hier hört mich doch nicht mal jemand, wenn ich schreie“, dachte sie verzweifelt.

      In tiefem Grübeln versunken, begriff sie langsam ihre Hilflosigkeit und die Tränen traten ihr in die Augen. Verzweifelt legte sie den Kopf auf ihre Knie und begann zu weinen.

      Irgendwann verschwand auch noch die Sonne hinter dicken Wolken und es begann zu nieseln. Ganz fein fiel der Regen und Hilda wurde nass.

      Ein paar Mal noch stand sie auf und schrie sich die Lunge aus dem Hals. Sie rief alle Namen die ihr grade einfielen und: „Hier bin ich, hiiiiiier …!“, aber niemand hörte sie. Die Wildnis um sie herum schien überhaupt leer zu sein, denn nicht mal Vögel waren zu hören.

      Immer wieder rief sie, immer wieder, bis sie sich, unendlich verzweifelt, hinsetzte und weinte.

      Die Zeit schlich nur so dahin und trotz ihrer nassen Kleidung, döste sie, irgendwann erschöpft, ein. Hilda schlief so fest, dass sie zu träumen begann. Alles Mögliche purzelte ihr durch den Kopf, auch dieser seltsamen Geruch fiel ihr wieder ein, der ihr unterwegs aufgefallen war und doch irgendwie bekannt vorkam. Im Traum begann sie wieder danach schnüffeln und wurde langsam davon wach.

      Halb im Traum, halb Wirklichkeit, formten ihre Lippen das Wort: „Trolli“, dann spürte sie in

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