Zwei gegen Ragnarøk. Hans-Jürgen Hennig
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Читать онлайн книгу Zwei gegen Ragnarøk - Hans-Jürgen Hennig страница 36
Draußen rannte er um das Haus herum und suchte nach Arnor, aber dort war er nicht. Falki zog einen größeren Kreis und da sah er Arnor, am Dorfbach sitzend, mit den Füßen im Wasser und den Kopf in die Arme gestützt.
Falki näherte sich mit leisen Schritten und setzte sich neben seinen Freund. So wie Arnor da saß, war er doch noch verstimmt. Falki rückte ganz dich an ihn heran und stieß ihn sanft an. „Komm essen. Es gibt einen riesigen, leckeren Fisch und Erbsen. Sie warten alle auf dich, komm. Nimm das nicht so tragisch mit der Faulheit. Irgendwann bist du hier der Schmied von Björkendal und alle Leute werden dich achten.“
Arnor schaute zu Falki auf und in seinem Gesicht erhellte sich langsam wieder.
„Falki, du hast Recht und mein Magen schreit auch wirklich schon nach richtigem Essen.“
Arnor stand auf und wollte Falki freundschaftlich auf die Schulter klopfen, aber das Klopfen war wohl etwas zu kräftig und Falki fiel kopfüber in den Bach.
Prustend kroch Falki die Böschung hoch. „He, du Kraftprotz, ich wollte doch jetzt gar nicht baden. Hilf mir wenigstens wieder hoch“ – und er streckte seine Hand nach Arnor aus.
Arnor griff hilfsbereit zu und grinste dabei unverschämt, aber er hatte nicht mit Falkis List gerechnet – platsch, lag er auch im Wasser und prustete.
Nun grinste Falki. „Na jedenfalls kann keiner sagen, dass wir uns ungewaschen an den Tisch setzten.“
Kurze Zeit später standen sie, in triefender Kleidung und lachenden Gesichtern, wieder in Steinars Hütte.
„Wir haben uns nur etwas gewaschen, aber jetzt haben wir Hunger“, sagte Arnor und setzte sich in seiner klitschnassen Kleidung an den Tisch. Falki tat es ihm nach, weil er nun auch riesigen Hunger hatte und der große Kabeljau ihn magisch anzog.
Birta wollte wohl etwas wegen der nassen Kleidung sagen, aber Steinar winkte ab und grinste verständnisvoll.
Als sich alle satt und zufrieden zurück lehnten, stellte Birta noch eine Schüssel mit gekochten Äpfeln auf den Tisch.
Kibba, die bisher geschwiegen hatte, wohl weil die nassen Jungen ihren Kopf zu sehr beanspruchten, wurde jetzt munter. „Hmmm, Mama, kann ich einen ganz großen Löffel haben?“
Falki konnte es sich nicht verkneifen: „Da merkt man, dass du Arnors Schwester bist, hihi, aber ich mag die gekochten Äpfel auch gerne. Ich will auch einen großen Löffel.“
Birta schob die große Schüssel in die Tischmitte und legte mit der Bemerkung, „hier habt ihr noch zwei große Löffel“, zwei Suppenkellen auf den Tisch.
Steinar schaute erst etwas komisch drein, dann lachte er lauthals los, sein dröhnendes Lachen, dass der ganze Tisch wackelte.
„So lass ich mir das gefallen. Keiner soll sagen, dass er an unserem Tisch hungrig aufstehen muss. Und noch etwas: Jetzt lasst mich alle mal für eine kurze Weile in Ruhe. Mein Körper braucht Ruhe.“
Nachdem Steinar das gesagt hatte, stand er auf und plumpste auch schon auf sein Lager.
Birta lächelte und machte eine Handbewegung, dass die Jungen verschwinden sollten.
Draußen sagte Falki zu Arnor: „Komm, wir setzen uns wieder an den Bach, mir ist auch nach Ruhe. Ich spüre meine Arme kaum noch.“
„Ich weiß“, sagte Arnor, „ich stehe ja auch oft genug am Blasebalg. Es ist ja nicht so, dass ich immer nur herumsitze und vor mich hin mampfe.“
Nach einer kleinen Weile fügte er noch hinzu: „Aber die Blasebalge geben Dampf in den Armen, wirst’ schon noch merken“ – und dabei zeigte er stolz sie Muskeln an seinen Oberarmen.
Als sie am Bachufer saßen, hatte Arnor plötzlich noch zwei Äpfel in der Hand und hielt sie Falki hin.
Falki dachte noch: „Die sind aber schrumpelig“, da fiel er auch schon ins Gras und schlief ein.
Etwas zwickte in Falkis Lippe und er öffnete die Augen. Auf seiner Brust saß ein schwarzes Ungeheuer und zwickte schon wieder in seine Lippe, aber da war noch was. Zwischen seinen Lippen steckte ein Stück Trockenfisch.
Falki spuckte und richtete sich auf.
Verwirrt schaute er in die Runde und Skyggi flatterte empört um seinen Kopf.
„Du schläfst ja wie ein Toter und merkst nicht mal, wenn Skyggi dich füttern möchte, oder küsst“, schimpfte Hilda entrüstet.
„Irgendwie hatte ich mir Küsse anders vorgestellt. Ich glaube auch nicht, dass man dazu Trockenfisch im Mund haben muss, „empörte sich Falki.
Da lachte Hilda, die hinter Falki saß. „Irgendwie musste ich Skyggi ja dazu bringen, ein Küsschen zu geben. Er hat wirklich gut gelernt und es schnell begriffen. Wenn ich jetzt sage gib Küsschen, dann macht er das auch.“
Falki ließ sich wieder nach hinten fallen und machte: „Pffft, und ich habe gelernt, einen Blasebalg zu bedienen.“
„Warum seid ihr beiden denn so nass, habt ihr beim arbeiten so doll geschwitzt?“
„Ha, das merkst du jetzt erst. Aber das ist nur so, weil wir uns vor dem Essen hier im Bach die Hände gewaschen haben“, antwortete Falki.
Hilda machte ein grüblerisches Gesicht und Arnor lachte laut los, weil dieser Witz nun noch einmal funktioniert hatte.
Falki stand auf und bewegte seine Arme hin und her, hoch und runter. „Ich glaube, den Blasebalg kann ich heute nicht mehr bedienen. Arnor, jetzt musst du das machen, sonst falle ich um.“
Arnor nickte nur und meinte: „Komm, wir kriegen das schon hin. Vater wartet bestimmt schon auf uns.“
Hilda setzte sich Skyggi auf die Schulter und lächelte die beide Jungs mitleidig an. „Na dann macht’s mal gut, ihr kaputten Helden.“
Wieder in der Schmiede, stand Steinar schon am Feuer und schüttete etwas Holzkohle nach.
„Falki, komm, jetzt wirst du lernen, wie man Nägel schmiedet. Arnor bedient den Blasebalg, aber vorher geh mal zu Gunnar und hole dir rasch einen Lederschutz, damit du auch aussiehst, wie ein richtiger Schmied. Nimm ihm noch den Schaber mit, der dort liegt.“
Als Falki wieder in der Schmiede zurück war, suchte Steinar in seinen Eisenvorräten einen ziemlich dünnen Stab aus und hielt ihn Falki hin. „So, mein Junge, daraus machen wir jetzt Nägel und wenn du nachher nach Hause geht’s, bist du in der Lage, alleine Nägel zu schmieden.“
Falki guckte ungläubig, dann fragte er: „Wirklich?“ Und als Steinar nickte, hellte sich sein Gesicht voller Erwartung auf.
Steinar griff das dünne Eisen und ging an die Esse.
„Falki schau’ her, du musst dir merken, wie die Farbe des glühenden Eisens sein muss, damit du es gut schmieden kannst. Na ja, du bist fix im Kopf. Wenn du aufmerksam zuschaust, muss ich nicht so viel reden. Du wirst das schon verstehen.“
Mit