Zwei gegen Ragnarøk. Hans-Jürgen Hennig

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Zwei gegen Ragnarøk - Hans-Jürgen Hennig

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Djarfur, sei Alvitur,

       zeige zweien einen Weg,

       unendlich Zeit, ihr Privileg.

       Für die Götter 1000 Jahre,

       begleiten sie drei Augenpaare.

       Der Erste ihnen Zeit bemisst,

       damit ihn Fenriswolf nicht frisst.

       Kraft schöpfen aus dem eig’nen Blut.

       Es stirbt zu viel ohn’ der zwei Mut.

       Mit gleichem Namen sei ein Kind,

       das sie zu ihrem Ende find’«

      Trotz gemeinsamen Grübelns, entdeckten sie keinen wirklich verbindenden Sinn zur heutigen Geburt, außer dass Djarfur nun wirklich Alvitur hieß.

      „Fifilla, ich sehe noch keinen wirklichen Zusammenhang und doch bin ich mir Sicher, dass es da einen gibt. Wenn dir dazu irgendetwas einfallen sollte, sag es mir.“

      Sonst schien ihnen, aus der heutigen Sicht nichts, von Bedeutung zu sein, außer dass er von einem Händler aus Hjemma, heute früh, erfahren hatte, dass Olaf Tryggvason König von Norwegen geworden war.

      Zu Fifilla sagte er: „Leif und ich, wir kennen diesen Hund. Der Tryggvason ist früher, mit Leuten wie uns auf Wikingfahrt gegangen und jetzt ist er dabei unsere Götter zu verraten.“

      „Wie meinst du das? Warum sollte er das tun?“, fragte Fifilla.

      „Ich denke, dass ihm klar geworden ist, dass er mit dem neuen Gott und den Kirchenfürsten an seiner Seite, noch mehr Macht erlangen kann. Damals hat er seine Zukunft noch aus Krähenknochen gelesenen und jetzt tauft er die Leute mit dem Schwert, im Namen des neuen Gottes. Aber zum Glück liegen wir hier weit ab von ihm, und ich glaube kaum, dass er hier so bald auftauchen wird. Der weiß ja, zum Glück, nicht einmal, dass es unser Björkendal überhaupt gibt.“

      Wochen später, als sich an den Apfelbäumen schon viele winzige Äpfelchen andeuteten und der Sommer noch einmal seine schönste Seite zeigte, ging Alvitur mit dem jungen Leifur durch den Apfelhain. In Alviturs Kopf kreisten viele Gedanken um die Zukunft Björkendals und er wusste, dass es nicht so leicht werden würde, alle Leute für seine Pläne zu gewinnen.

      Leifur war ihr Töpfer, hatte geschickte Hände und Alvitur hatte ein paar hervorragende Krüge bei ihm gesehen, die ihn auf eine gute Idee brachten.

      „Alvitur, warum hast mich hierher geführt? Ich kenne doch die Apfelbäume, oder willst du ein Geheimnis mit mir bereden?“

      „Du triffst den Nagel auf den Kopf“, meinte Alvitur nun in einem etwas geheimnisvollen Ton. „Ja, es ist etwas sehr Wichtiges und es sollte möglichst noch unter uns bleiben, denn ich habe etwas vor, das unserem Dorf viel Gutes bringen kann und du sollst mir dabei helfen.“

      Leifur war nun wirklich gespannt, was Alvitur mit ihm vorhatte und er schaute neugierig.

      „Ich habe bei dir sehr gute Krüge gesehen, die du getöpfert hast. Kannst du auch Krüge herstellen, die viel größer sind und ich meine, wirklich richtig große Krüge?“

      Leifur nickte. „Kann ich, aber dazu brauche ich auch sehr viel Ton. Wenn du dafür sorgst, dass ich genügend Ton bekomme, dann könnte ich dir Krüge machen, wo ein halber Ochse reinpassen würde.“

      „Hmm“, machte Alvitur, „irgendwie werden wir das mit dem Ton schon hinbekommen, aber ich meine wirklich große Krüge, wo ein Fjerding11 reinpasst.“

      Leifur grübelte und kratzte sich den Kopf. „Hm, das ist wirklich nicht einfach, da muss ich mir erst noch etwas bauen, eine größere Töpferscheibe. Kannst du Egill, sagen, dass er mir dabei helfen soll? Aber wozu denn so viele große Krüge?“

      Alvitur griff in einen Apfelbaum und bog einen Zweig herunter. Er deutete lächelnd auf die kleinen Äpfelchen am Zweig. „Schau, diese kleinen Dinger sind ein Schatz, wenn wir sie richtig nutzen.“

      „Äpfel, ein Schatz?“, fragte Leifur ungläubig.

      „Damit wir diesen Schatz nutzen können, brauchen wir viele von diesen großen Krügen“, fuhr Alvitur fort.

      „Wenn ihr mich nun schon zum Dorfältesten gewählt habt, dann will ich auch etwas für unser Dorf tun. Sag allen, dass wir am Tag nach dem nächsten Vollmond ein Thing abhalten werden, auf dem Platz unter der großen Eiche. Wir werden dann auch über die Äpfel reden, aber vor allem darüber, wie wir hier in Zukunft leben wollen.“

      Der Ruf zum Thing, beschäftigte die Björkendaler schon seit Tagen und immer wenn sich zwei irgendwo begegneten, tauschten sie Gedanken darüber aus. Seit vielen Jahren war in Björkendal kein Thing mehr abgehalten worden und nun warteten alle mit Spannung darauf. Egill meinte, das letzte Thing habe stattgefunden, als sie damals beschlossen hatten, wie Erik der Rote, neues Land zu suchen und viele danach aus Björkendal weggegangen sind. Das aber war bestimmt schon mehr als fünfzehn Jahre her.

      Am Tage des Things lag Spannung in der Luft und als die Sonne hinter den Bergen verschwand, standen alle Männer von Björkendal unter der großen Eiche versammelt. Sie waren voller Erwartung gekommen, denn für die meisten von ihnen, war es das erste Thing, an dem sie als Männer teilnahmen. Alvitur hatte sie erwartet und ein großen Holzhaufen aufgeschichtet und als die Spannung das Geraune ersterben ließ, winkte er Steinar heran und bat ihn das Feuer zu entzünden. Alle Augen ruhten jetzt auf Alvitur, dem Mann, dem sie vertrauten, der für sie Klugheit, Gerechtigkeit und Güte zu gleichen Teilen verkörperte.

      Alvitur eröffnete die Versammlung mit den Worten: „Männer, schaut euch um, schaut euch gegenseitig an und dann sagt mir, was ihr hier seht!“

      Ernir fragte etwas unsicher: „Was sollen wir den anderes sehen, als einen kleinen Haufen von Männern?“

      Egill rief hinterher: „Aber wir waren hier mal ein großer Haufen von Männern!“

      „Genau das meine ich, ihr habt es richtig erkannt, auf das ich euch aufmerksam machen wollte“ bestätigte Alvitur. „Wir sind nur noch eine Handvoll Männer, anders als es hier früher einmal war. Ich denke, es ist an der Zeit, über unsere Heimat ernsthaft nachzudenken. Sind wir in so einer kleinen Gemeinschaft noch lebensfähig, oder sollten wir auch über das Meer fahren und unsere Leute suchen, die damals Björkendal verließen?“ Alvitur trat einen Schritt zurück und zeigte ihnen so an, dass sie jetzt reden sollten.

      Die meisten Männer waren das Thing nicht gewohnt und nur die älteren unter ihnen hatte es schon erlebt.

      Einen Moment lang war Stille und mancher schaute unsicher drein, bis Ernir sich meldete. Er trat vor und rief: „Ja, Alvitur, du hast Recht, wir sollten alle über unser Leben hier nachdenken, und ich sage gleich vorweg, dass ich hier leben will, zusammen mit meiner Frau und mit meinem Sohn … äh und mit meiner Tochter. Ja, jetzt habe ich ja zwei Kinder.“

      Die anderen Männer lachten.

      „Sie sollen hier aufwachsen, und so schlecht sieht es ja hier auch nicht aus. Ich meine, die Handvoll Männer, die wir sind. Ich denke, dass ich nicht der Einzige bin, der weiß, wie Kinder gemacht werden und

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