Ungelöste Rätsel. Reinhard Habeck
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Wer sie wozu errichtet hat, weiß niemand. Der Bogen ihrer möglichen Funktion ist weit gespannt: Observatorium, Signalturm, Mausoleum, Scheingrab oder Siegesdenkmal lauten die gängigsten Hypothesen. Keine überzeugt wirklich. Im Ziegelmauerwerk wird ein künstlicher Schacht oder eine Aushöhlung vermutet, doch bisher fehlt der Beweis für Hohlräume. Alte Kupferstiche bezeugen, dass die Pyramide bis zum 16. Jahrhundert mit weißen Marmorplatten verkleidet war.
Welche Bedeutung hatte die Autun-Pyramide in römischer Zeit?
Das Verblüffende: Wir finden die gleiche pyramidenförmige Bauart beim 36 Meter hohen Denkmal des Volkstribuns Gaius Cestius Epulo an der Piazza Ostiense in Rom. Es besteht ebenso aus Ziegeln, die mit weißen Marmorplatten verkleidet sind. Ein schmaler, niedriger Gang führt hinein zu einer 4 mal 6 Meter großen Gruft. Als Papst Alexander VII. anno 1663 den Zugang zur Pyramide freilegen ließ, fand man nur ein leeres Grab. Selbst die sterblichen Überreste des hohen römischen Beamten sind verschwunden. Grabräuber im Mittelalter hatten die Kammer geplündert.
Das Monument ist die einzige noch erhaltene römische Pyramidengrabstätte aus dem ersten vorchristlichen Jahrhundert. In jener Zeit soll es in der Ewigen Stadt mindestens vier weitere Standbilder dieser Art gegeben haben. Marmorblöcke aus einer Pyramide, die nahe der heutigen Engelsburg stand, wurden im Bereich des Petersdoms verbaut. Recycling nennt das die Industrie. Anerkennender wäre die Erhaltung gewesen. Ab und zu erinnern romantische Nachbeter an vergangenen Ruhm. Sind die eigenartigen Pyramiden von Falicon und Marseille verkleinerte Kopien der römischen Cestius-Pyramide?
VERHEXTE
VERFORMUNGEN
Heilige Abdrücke, kuriose Kultsteine und der „Thron des Teufels“
Aus jener Zeit, die man „damals“ nennt, die man heute nur mehr aus Märchen kennt, liegt wie ein Bote im Wald ein Stein und so wird’s wohl auch noch in tausend Jahren sein. Roland Kernstock, Schriftsteller und Liedermacher aus dem Waldviertel
Wundersame Souvenirs
DIE FUSSABDRÜCKE VON JESUS UND MOHAMMED
Gibt es verborgene Kräfte, durch die Steine weich wie Butter werden können? Bei eigentümlichen Versteinerungen, die an Fuß-, Knie, Arm- oder Handspuren erinnern, könnte man zu dieser Auffassung gelangen. Solche Funde stehen meist in Verbindung mit Sagen über Hexen, Dämonen, Götter, Helden und Heilige. Die berühmtesten Beispiele sind die angeblichen Fußabdrücke von Jesus in den Kirchen „Quo vadis Domine“ und „San Sebastiano“ an der Via Appia Antica in Rom sowie in der Himmelfahrtskapelle auf der höchsten Stelle des Ölbergs in Jerusalem. Es soll jener Platz sein, wo Christus zum Himmel aufgefahren ist.
Fußabdrücke in der Kirche Santa Maria an der Via Appia Antica in Rom. Stammen sie wirklich von Jesus?
Dagegen gibt es in Srinagar im Himalaja-Staat Kaschmir ebenfalls Fußabdrücke, die Wundmale zeigen und einer Legende zufolge Jesus zugeschrieben werden. Einige Forscher schließen daraus, dass sich dort im Haus „Rozabal“ das Grab des Erlösers befindet. Ebenfalls deutliche Zeichen seiner Existenz soll der islamische Religionsstifter Mohammed im 7. Jahrhundert der Nachwelt hinterlassen haben. Eine Steinplatte mit dem angeblichen Fußabdruck des Propheten wird im Topkapi-Palast in Istanbul aufbewahrt. Und am Tempelberg in Jerusalem sieht man im Fels Fußspuren, die dem Glauben nach von Mohammed verewigt worden sind, als er der Überlieferung nach mit dem geflügelten Luftgefährt Al-Buraq zu einer Himmelsreise aufstieg. Auch Fingerabdrücke, die vom Erzengel Gabriel stammen sollen, sind im Stein zu erkennen.
UNBEACHTETES „CHRISTUS-RELIEF“
Ein einzigartiges Steinexponat stammt aus La Mana in Ecuador. Es ist erzhaltig, zieht Magnete an, misst 24 cm in der Länge, 18 cm in der Breite und ist 6 cm dick. Die Vorderseite zeigt unterschiedliche miteinander verschmolzene Gesteinsformen, die die Konturen eines bärtigen Gesichtes bilden. Manche Betrachter erinnert das Antlitz an das Aussehen jenes Mannes, das auf dem Turiner Grabtuch wiedergegeben ist. Für Gläubige ist es ja das Leichentuch, in dem Jesus von Nazareth nach der Kreuzigung begraben wurde. Die Rückseite des Steinfundes gibt ebenfalls Rätsel auf: Im Gestein ist eine linienförmige Einlegearbeit zu sehen, die in gewundener Schlangenform in die Spitze eines Dreiecks mündet. In den 1980er-Jahren wurde das Relikt gemeinsam mit rund 300 anderen grotesken Kunstobjekten unbekannten Ursprungs in einer verlassenen Goldmine entdeckt und befindet sich heute in Privatbesitz (siehe Farbabbildung S. 57).
Antlitz auf dem Turiner Grabtuch.
DAS SEEFELDER ALTARGEHEIMNIS
Es gibt Legenden mit sichtbaren Spuren, wo Menschen unvermittelt im weich gewordenen Steinboden versanken. Ein Vorfall hat sich als Altargeheimnis im österreichischen Wallfahrtsort Seefeld (17 Kilometer westlich von Innsbruck) erhalten. Die Chronik erzählt, dass am 25. März 1384 ein Ritter namens Oswald Milser sich nicht mit einer kleinen Hostie begnügen wollte, wie sie fürs arme Volk üblich war, sondern das „große Sakrament“ forderte. Aus heutiger Sicht ein lächerliches Ansinnen, damals jedoch ein unverzeihlicher Frevel. Der Pfarrer hatte eine Heidenangst vor dem Rüpel, reichte ihm widerwillig die große Hostie, und dann soll der Sage nach das Unfassbare passiert sein: Die Oblate begann zu bluten und Milser versank einen halben Meter tief in der Erde. In Panik hielt er sich am ebenfalls butterweich gewordenen Altarstein fest. Dort wurden Finger und Handfläche als steinerner Abdruck verewigt. Erst als der Priester die blutige, mit Bisszeichen versehene Hostie aus dem Mund des Ritters nahm, festigte sich der Boden wieder. In der Seefelder Pfarrkirche St. Oswald wird diese Wunderhostie in der Blutskapelle aufbewahrt. Wer dem Autor folgt und sich beim Schatzhüter Pfarrer Egon Pfeifer höflich nach dem Steinrätsel erkundigt, dem wird das Geheimnis enthüllt. Das Tuch wird vom Hochaltar entfernt und zum Vorschein kommen, an einer Kante Spuren der Vertiefung, in die Finger und Handfläche passen. Daneben am Kirchenboden hinter Gittern geschützt: jene Stelle, wo – der Legende nach – Oswald Milser knöcheltief im Erdreich versunken sein soll. Die Abdrücke seiner Schuhsohlen sind noch heute sichtbar.
Der Legende nach versank 1384 Ritter Oswald Milser knietief im plötzlich weich gewordenen Stein. Spuren seiner Hand- und Fußabdrücke sind am Fußboden und an der Altarkante der Pfarrkirche Seefeld in Tirol sichtbar.
NOCH MEHR HAND- UND FUSSSPUREN
Schwarzer Tritt am Boden der Eingangshalle der Münchner