Räuchern, Raunacht, Rituale. Sigrid Csurda-Steinwender
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Bevor wir uns näher mit diesem Thema befassen und in die Zeit der Raunächte, des Räucherns und der rituellen Feste des Jahresrades eintauchen, werfen wir zunächst einen bewussten Blick zurück zu unseren Wurzeln und unseren Ahnen. Generell ist es wichtig zu wissen, dass es bei Ritualen immer um die Haltung und innere Einstellung geht. Es ist wichtig zu prüfen, woher eine Handlung kommt, was dahintersteckt und was damit bezweckt werden soll. Etwas nebenher in Eile und halbherzig zu tun, wird den gewünschten Erfolg vermissen lassen.
In den Rhythmus finden
Rituale sind Handlungen, die einem gewissen Rhythmus folgen. Somit dienen Rituale gewissermaßen auch als »Zeitgeber«. Wir kennen bereits die Eckpfeiler des rituellen Jahres mit den Rhythmen der Mondfeiertage. Daneben finden sich aber im alltäglichen Leben unzählige andere Rhythmen, vor allem künstliche Rhythmen wie Arbeitszeiten, Fahrpläne und Terminkalender. Solche Rhythmen sind statisch und starr und erzeugen mitunter das Gefühl der Überlastung und des Fremdbestimmtseins.
Das alte Wissen unserer Ahnen bildet heute noch eine wichtige Basis für gesundes und harmonisches Bauen und Wohnen.
Übung zur Verbindung mit den eigenen Wurzeln
Suchen Sie sich einen stillen Platz, an dem Sie während der nächsten paar Minuten ungestört sind. Bitte stellen Sie auch das Handy in den Ruhemodus. Setzen oder legen Sie sich bequem hin und nehmen Sie sich ausreichend Zeit für diese Übung:
Nehmen Sie ein paar tiefe Atemzüge und atmen Sie bewusst in Ihre Mitte. Stellen Sie sich diese Mitte als Ihr emotionales Herz vor, dort wo Sie Ihre Gefühle spüren. Genießen Sie die stärkende und erfüllende Kraft des Einatmens. Und lassen Sie mit dem Ausatmen alle Gedanken und auch mögliche Skepsis los. (Sie können bei dieser Übung nichts falsch machen – es geht darum, sich einzulassen und erwartungsfrei zu spüren, was sich zeigen mag.)
Wenn Ihre Atemzüge in einen angenehmen Rhythmus gefunden haben, gehen Sie mit Ihrer Aufmerksamkeit in Ihr Zentrum (Ihre Mitte, Ihr Herz). Stellen Sie sich vor, wie aus Ihrem Herzen mit Hilfe Ihrer Atemzüge ein Lichtstrahl zu wachsen beginnt. Folgen Sie mit Ihrer Aufmerksamkeit diesem Lichtstrahl und beobachten Sie ihn beim Wachsen: Er strahlt durch Ihren Körper, Ihren Rumpf, Ihr Becken und Ihre Beine bis zu Ihren Fußsohlen. Und mit dem nächsten Atemzug wächst dieser Lichtstrahl wie eine Wurzel weiter und verzweigt sich in die Erde. Sie folgen dem Wachstum Ihrer Wurzeln und gelangen so weiter und weiter in die Erde und nähern sich dem Zentrum, dem Herz der Erde. Stellen Sie sich dieses Zentrum als hellstrahlenden Kristall vor und verbinden Sie sich mit dem nächsten Atemzug mit diesem Kristall. Aus der Mitte Ihres Herzens schicken Sie einen Gruß und Ihr Gefühl der Dankbarkeit zum Herz der Erde. Wenn Sie sich dort gut verankert fühlen, schicken Sie einen liebevollen Gruß zu Ihren Ahnen – Ihren Anknüpfungspunkten im großen Netz des Seins. Danken Sie für alles, was ist. Und bitten Sie darum, dass die Kraft des Verwurzeltseins aus dieser Verbindung zu Ihnen aufsteigen darf. Stellen Sie sich vor, wie mit Ihren Atemzügen die Kraft Ihrer Ahnen höher und höher steigt, durch Ihre Fußwurzeln in Ihren Körper fließt und höher und höher steigt, bis diese Kraft in Ihrer Mitte, in Ihrem Herz anlangt. Spüren Sie diese Verbindung einige Atemzüge lang bewusst nach. Seien Sie dankbar dafür. Konzentrieren Sie sich jetzt wieder bewusst auf Ihre Atmung und fühlen Sie sich wieder gut angekommen und geerdet in Ihrem Körper und in Ihrem Zuhause. Seien Sie dankbar.
In den Rhythmus finden
Halten Sie inne, bleiben Sie stehen und nehmen Sie den Moment als besonderen Augenblick wahr – was bietet der Tag für Sie, wie geht es Ihnen in diesem Moment? Worauf legen Sie den Fokus? Wie gestaltet sich dieser Tag oder Moment für Sie, damit es ein glücklicher und erfüllender Tag oder Moment ist? Nehmen Sie diesen Augenblick mit allen Sinnen wahr und richten Sie Ihre Aufmerksamkeit auf sich selbst – auf Ihre Rhythmen, Ihre innere Stimme und auf Ihre Bedürfnisse: Sie sind das Stück Natur, das Ihnen am nächsten steht! Nehmen Sie sich einige Augenblicke Zeit für sich selbst (bitte verwechseln Sie dies nicht mit Egoismus, sondern als eine Form der Selbstliebe). Wenn Sie Ihre Rhythmen gut kennen, finden Sie sicher auch im Alltagsgeschehen Rituale, die Sie stärken und nähren. Machen Sie sich der Kraft Ihrer Rituale bewusst. Vielleicht gelingt es Ihnen, diese ja noch ein wenig liebevoller zu zelebrieren? Seien Sie dankbar für Ihre Rhythmen und Rituale, die Ihren Takt angeben.
Bevor wir uns den großen Rhythmen der Natur zuwenden, müssen wir unsere eigenen, kleineren Rhythmen erkennen, verstehen und wertschätzen.
Was wir aber für ein gesundes Leben brauchen, ist der Einklang mit den natürlichen Rhythmen. Aber abgesehen von den großen astronomischen Rhythmen des Jahres: Kennen Sie die vielen kleinen und greifbareren Rhythmen, die Ihren Tag bestimmen und Ihr Leben einteilen?
Haben Sie schon mal versucht, den Rhythmus Ihrer Atmung zu unterbrechen oder bewusst zu steuern? Länger als ein paar Atemzüge lang gelingt dies wohl nicht, ohne außer Takt zu geraten. Auch wenn der Rhythmus unseres Schlafes unterbrochen wird, schwächt uns dies innerhalb kürzester Zeit. Kurzum: Wir brauchen die natürlichen Rhythmen in hohem Maße als Takt- und Zeitgeber für ein gesundes Wohlbefinden.
Natürliche Rhythmen beschwingen, künstliche Rhythmen lähmen und versteifen. Ergänzt man die Kraft von Rhythmen als lebendige Impulsgeber mit dem Potenzial von Ritualen als heilende Handlung, versetzt dies Ihren Tagesablauf in Schwingung und in einen lebendigen Rhythmus.
Vielleicht finden Sie für sich eine kleine Handlung, die Sie jeden Tag – idealerweise zur annähernd gleichen Zeit – bewusst durchführen. Dies kann der morgendliche Kaffee sein oder das Zubereiten des Abendessens, die Dusche nach dem Aufstehen oder natürlich auch ein kurzes Innehalten während des Tages. Wesentlich dabei ist, diesem Moment ganz bewusst Sinn zu geben.
Schenken Sie einer kleinen alltäglichen Handlung ganz bewusst Ihre Aufmerksamkeit.
Erst, wenn Sie sich selbst und Ihre eigenen Rhythmen und Rituale erkennen, werden Sie auch die größeren Rhythmen erleben und verstehen, in die Sie eingebunden sind. Ohne liebevolle Zuwendung zu sich selbst – dem kleinsten System unserer Verantwortung – bleiben Anstrengungen in größerem Rahmen wohl wirkungslos.
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