Jenseits des schweigenden Sterns. C. S. Lewis

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Jenseits des schweigenden Sterns - C. S. Lewis

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Klasse an, dass solche Dinge außer in Romanen niemals einem gewöhnlichen Menschen widerfahren und schon gar nicht mit Professoren und alten Schulkameraden in Zusammenhang zu bringen waren. Selbst wenn sie den Jungen misshandelt hatten, sah er kaum eine Möglichkeit, ihn gewaltsam aus ihren Händen zu befreien.

      Während Ransom diese Gedanken durch den Kopf gingen, hatte Devine leise auf Weston eingeredet, wie jemand, der in der Gegenwart eines Gastes Fragen der Unterbringung bespricht. Schließlich stimmte Weston grunzend zu. Ransom, zu dessen übrigen Schwierigkeiten nun noch eine gesellschaftliche Verlegenheit kam, wollte eine Bemerkung machen. Doch Weston wandte sich gerade an den Jungen.

      »Für heute haben wir genug Ärger mit dir gehabt, Harry«, sagte er. »Und in einem vernünftig regierten Land wüsste ich schon, was ich mit dir machen würde. Halt den Mund und hör auf zu heulen. Du brauchst nicht ins Waschhaus, wenn du nicht willst …«

      »Es war nicht das Waschhaus, das wissen Sie genau«, schluchzte der einfältige Junge. »Ich will nicht wieder in dieses Ding da hinein.«

      »Er meint das Labor«, unterbrach ihn Devine. »Er ist mal hineingeraten und durch einen unglücklichen Zufall ein paar Stunden darin eingesperrt gewesen. Das hat ihm aus irgendeinem Grund einen Schrecken eingejagt.« Er wandte sich dem Jungen zu. »Hör zu, Harry«, sagte er. »Sobald dieser freundliche Herr sich ein wenig ausgeruht hat, wird er dich nach Hause bringen. Wenn du reinkommst und ruhig in der Halle sitzen bleibst, gebe ich dir etwas, das du magst.« Er machte das Geräusch nach, das beim Entkorken einer Flasche entsteht – Ransom erinnerte sich, dass dies schon in der Schule einer von Devines Tricks gewesen war –, und Harry brach in ein kindliches, wissendes Lachen aus.

      »Bring ihn rein«, sagte Weston, wandte sich ab und verschwand im Haus. Ransom zögerte, ihm zu folgen, aber Devine versicherte ihm, dass Weston über seinen Besuch sehr erfreut sei. Das war offensichtlich gelogen, aber Ransoms

      Verlangen nach Ruhe und etwas zu trinken war stärker als

      seine gesellschaftlichen Skrupel. Er folgte Devine und Harry ins Haus und einige Augenblicke später saß er in einem Sessel und wartete auf Devine, der Erfrischungen holen wollte.

      2 _______

      Das Zimmer, in das man ihn geführt hatte, wies eine seltsame Mischung aus Luxus und Verwahrlosung auf. Die Fenster hatten keine Vorhänge und waren von außen mit Läden verschlossen; der nackte Boden war mit Kisten, Holzwolle, Zeitungen und Büchern übersät; auf der Tapete hatten die Bilder und Möbel der früheren Bewohner helle Stellen hinterlassen. Die einzigen beiden Sessel dagegen waren höchst wertvoll und in dem Durcheinander auf dem Tisch fanden sich Zigarren, Austernschalen und leere Champagnerflaschen neben Kondensmilchdosen, geöffneten Ölsardinenbüchsen, billigem Geschirr, Brotresten, halb leeren Teetassen und Zigarettenstummeln.

      Seine Gastgeber schienen lange auszubleiben und Ransom überließ sich seinen Gedanken an Devine. Er empfand für ihn jene Abneigung, die man jemandem entgegenbringt, den man in seiner Jugend sehr kurze Zeit bewundert und dann als hohl durchschaut hat. Devine hatte einfach etwas früher als andere jene Art von Humor beherrscht, die aus einer ständigen Parodie überlieferter sentimentaler oder idealistischer Klischees besteht. Ein paar Wochen lang hatten seine Anspielungen auf die »gute alte Schule«, »Fairness«, die »Bürde des weißen Mannes« und »Geradlinigkeit« alle, auch Ransom, begeistert. Doch schon bevor Ransom Wedenshaw verließ, hatte er Devine langweilig gefunden; in Cambridge war er ihm aus dem Weg gegangen und hatte sich von ferne gewundert, wie ein so oberflächlicher und letzten Endes alltäglicher Mensch so viel Erfolg haben konnte. Dann war es zu der rätselhaften Berufung Devines an die Universität Leicester gekommen; und sein zunehmender Reichtum war ein nicht minder rätselhaftes Phänomen. Devine war seit Langem nach London übergesiedelt und stellte in der Geschäftswelt vermutlich etwas dar. Hin und wieder fiel sein Name und gewöhnlich schloss der Gesprächspartner mit der Bemerkung, Devine sei »auf seine Art ein verdammt gerissener Bursche«, oder seufzte, »es sei ihm ein Rätsel, wie dieser Mann es so weit habe bringen können«.

      Soweit Ransom dem kurzen Gespräch im Hof entnehmen konnte, hatte sein alter Schulkamerad sich kaum geändert.

      Die Tür öffnete sich und er wurde in seinem Gedankengang unterbrochen. Devine war allein und brachte ein Tablett mit einer Flasche Whisky, Gläsern und einem Siphon.

      »Weston sucht etwas zu essen«, sagte er, setzte das Tablett neben Ransoms Sessel auf dem Boden ab und machte sich daran, die Flasche zu öffnen. Ransom, der inzwischen wirklich brennenden Durst hatte, sah, dass sein Gastgeber zu den irritierenden Leuten gehörte, die beim Sprechen vergessen, ihre Hände zu gebrauchen. Devine hatte angefangen, das Stanniol, das Flaschenhals und Korken umhüllte, mit der Spitze des Korkenziehers aufzuschlitzen. Doch dann ließ er seine Hand sinken und fragte: »Wie kommst du eigentlich in diese gottverlassene Gegend?«

      »Ich bin auf einer Wanderung«, sagte Ransom. »Gestern habe ich in Stoke Underwood übernachtet und heute wollte ich in Nadderby einkehren. Dort habe ich aber kein Quartier bekommen und mich also auf den Weg nach Sterk gemacht.«

      »Mein Gott!«, rief Devine, den Korkenzieher in der untätigen Hand. »Machst du das für Geld oder ist es purer Masochismus?«

      »Vergnügen, natürlich«, sagte Ransom, den Blick unverwandt auf die noch immer ungeöffnete Flasche gerichtet.

      »Kann man den Reiz daran einem Uneingeweihten erklären?«, fragte Devine. Er erinnerte sich seines Vorhabens insoweit, dass er ein kleines Stück Stanniol abriss.

      »Ich weiß nicht. Zunächst einmal laufe ich einfach gern …«

      »Mein Gott! Nun, dann muss es dir beim Militär ja gefallen haben. Links zwo drei vier, eh?«

      »Nein, nein. Es ist gerade das Gegenteil vom Militär. Dort läuft alles darauf hinaus, dass man keinen Augenblick allein ist und nie bestimmen kann, wohin man geht. Man kann sich nicht einmal aussuchen, auf welcher Straßenseite man gehen will. Bei einer Wanderung bist du völlig unabhängig. Du rastest, wo du willst, und gehst weiter, wann du willst. Solange du unterwegs bist, brauchst du auf niemanden Rücksicht zu nehmen und niemanden um Rat zu fragen als dich selbst.«

      »Bis du eines Abends im Hotel ein Telegramm vorfindest, in dem steht: ›Komm sofort zurück‹, nicht wahr?«, sagte Devine, der endlich das Stanniol ablöste.

      »Das kann dir nur passieren, wenn du dumm genug bist, eine Adressenliste zu hinterlassen und dich auch danach zu richten. Das Schlimmste, was mir zustoßen könnte, wäre, dass der Rundfunksprecher sagt: ›Doktor Elwin Ransom, zurzeit auf einer Wanderung durch die Midlands, wird gebeten …‹«

      »Verstehe«, sagte Devine und hielt mitten im Korkenziehen inne. »Das könntest du nicht tun, wenn du wie ich im Geschäftsleben stündest. Bist du ein Glückspilz! Aber kannst du wirklich einfach so verschwinden? Hast du keine Frau, keine Kinder, keine alten, ehrwürdigen Eltern oder so?«

      »Nur eine verheiratete Schwester in Indien. Und dann bin ich Dozent, verstehst du? In den Sommerferien ist ein Dozent sozusagen inexistent, wie du dich vielleicht erinnerst. Die Universität weiß nicht, wo er steckt, und kümmert sich auch nicht darum, und das gilt erst recht für alle anderen.«

      Endlich kam der Korken mit einem herzerquickenden Geräusch aus dem Flaschenhals.

      »Sag halt, wenn du genug hast«, sagte Devine, als Ransom ihm sein Glas hinhielt. »Aber irgendwo hat die Sache doch bestimmt einen Haken. Du meinst, niemand weiß, wo du bist, wann du zurückkommst oder wie man dich erreichen kann?«

      Ransom

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