Die böse Macht. C. S. Lewis

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Die böse Macht - C. S. Lewis

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gesagt, denn sie war sehr darauf bedacht, sich nicht mit ihren Ahnen zu brüsten.

      »Die Warwickshire-Linie der Familie?«

      »Ja.«

      »Haben Sie jemals das kleine Buch gelesen – es hat nur vierzig Seiten –, das einer Ihrer Vorfahren über die Schlacht von Worcester geschrieben hat?«

      »Nein. Vater hatte ein Exemplar davon – ich glaube, er sagte, es sei das einzige. Aber ich habe es nie gelesen. Es ging verloren, als der Haushalt nach seinem Tod aufgelöst wurde.«

      »Ihr Vater hat sich geirrt. Es gibt zumindest zwei weitere Exemplare: Eins ist in Amerika, und das andere befindet sich in diesem Haus.«

      »Und?«

      »Ihr Ahnherr hat eine vollständige und im Großen und Ganzen richtige Schilderung der Schlacht geliefert, und er gibt an, er habe dies noch am Tage der Schlacht niedergeschrieben. Nur war er nicht auf dem Schlachtfeld. Er war zu der Zeit in York.«

      Jane konnte nicht recht folgen und sah Miss Ironwood an.

      »Wenn das stimmt, was er sagt«, sagte Miss Ironwood, »und wir gehen davon aus, dann hat er das alles geträumt. Verstehen Sie?«

      »Er hat von der Schlacht geträumt?«

      »Ja. Aber er träumte sie richtig. Er hat in seinem Traum die wirkliche Schlacht gesehen.«

      »Ich sehe den Zusammenhang nicht.«

      »Das Zweite Gesicht – die Gabe, Wirklichkeit zu träumen – ist manchmal erblich«, sagte Miss Ironwood.

      Etwas schien mit Janes Atem nicht zu stimmen. Sie fühlte sich irgendwie verletzt – das war genau das, was sie immer schon gehasst hatte: etwas aus der Vergangenheit, etwas Irrationales und völlig Unerwünschtes, das aus seinem Versteck hervorkroch und sie nun belästigte.

      »Kann man es beweisen?«, fragte sie. »Ich meine, wir haben doch nur seine Aussage, nicht wahr?«

      »Wir haben Ihre Träume«, sagte Miss Ironwood, und ihre ernste Stimme war streng geworden. War diese alte Frau vielleicht der Meinung, man sollte seine fernen Vorfahren nicht als Lügner bezeichnen?

      »Meine Träume?«, fragte Jane etwas scharf.

      »Ja.«

      »Was soll das heißen?«

      »Meiner Meinung nach haben Sie in Ihren Träumen wirkliche Ereignisse gesehen. Sie haben wirklich Alcasan in seiner Todeszelle sitzen sehen; und Sie haben einen Besucher gesehen, den er wirklich hatte.«

      »Aber … aber nein, das ist lächerlich!«, sagte Jane. »Dieser Teil war bloßer Zufall. Und der ganze Rest war ein reiner Albtraum. Es war absolut unsinniges Zeug. Er hat ihm wie gesagt den Kopf abgeschraubt. Und dann haben sie diesen grässlichen alten Mann ausgegraben und zum Leben erweckt.«

      »Zweifellos gibt es da einige Unklarheiten. Aber meiner Ansicht nach stehen selbst hinter diesen Episoden wirkliche Ereignisse.«

      »Ich fürchte, ich glaube nicht an solche Dinge«, sagte Jane kalt.

      »Das ist bei Ihrer Erziehung ganz natürlich«, antwortete Miss Ironwood. »Sofern Sie nicht bereits selbst festgestellt haben, dass Sie dazu tendieren, wirkliche Dinge zu träumen.«

      Jane dachte an das Buch auf dem Tisch, das sie anscheinend gekannt hatte, ohne es je zuvor gesehen zu haben. Und dann Miss Ironwoods Erscheinung – auch die war ihr bereits bekannt, bevor sie sie mit eigenen Augen gesehen hatte. Dennoch, es war einfach widersinnig.

      »Dann können Sie nichts für mich tun?«

      »Ich kann Ihnen die Wahrheit sagen«, sagte Miss Ironwood. »Ich habe versucht, es zu tun.«

      »Ich meine, können Sie mich nicht befreien – mich heilen?«

      »Das Zweite Gesicht ist keine Krankheit.«

      »Aber ich will nichts damit zu tun haben«, sagte Jane heftig. »Es muss aufhören. Ich hasse solche Dinge.«

      Miss Ironwood sagte nichts.

      »Kennen Sie denn nicht jemanden, der dem Einhalt gebieten könnte?« fragte Jane. »Können Sie mir niemanden empfehlen?«

      »Ein normaler Psychotherapeut«, sagte Miss Ironwood, »wird davon ausgehen, dass die Albträume bloß Ihr eigenes Unterbewusstsein reflektieren. Er würde versuchen, Sie zu behandeln. Ich weiß nicht, welche Ergebnisse eine Behandlung haben würde, die auf dieser Annahme beruht, aber ich fürchte, die Folgen könnten ernst sein. Und verschwinden würden die Träume mit Sicherheit nicht.«

      »Aber was hat das alles zu bedeuten?«, sagte Jane. »Ich will ein normales Leben führen. Ich will meine Arbeit tun. Es ist unerträglich! Warum sollte gerade ich für so etwas Schreckliches auserwählt sein?«

      »Die Antwort darauf ist nur viel höheren Mächten als mir bekannt.«

      Sie schwiegen. Jane machte eine unbestimmte Geste und sagte verdrießlich: »Nun, wenn Sie nichts für mich tun können, gehe ich wohl besser …« Dann fügte sie unvermittelt hinzu: »Aber woher wissen Sie das alles überhaupt? Ich meine … von welchen wirklichen Geschehnissen sprechen Sie?«

      »Ich denke«, erwiderte Miss Ironwood, »dass Sie selbst wahrscheinlich mehr Grund haben, Ihre Träume für wahr zu halten, als Sie mir gegenüber zugeben. Wenn nicht, wird es bald so sein. Aber um Ihre Frage zu beantworten: Wir wissen, dass Ihre Träume teilweise wahr sind, weil sie Informationen entsprechen, die wir bereits haben. Professor Dimble hat Sie zu uns geschickt, weil er die Bedeutung dieser Träume erkannt hat.«

      »Wollen Sie damit sagen, dass er mich hierher geschickt hat, nicht weil er mir helfen wollte, sondern damit ich Ihnen Informationen liefere?«, fragte Jane. Die Vorstellung passte gut zu Dimbles Verhalten, als sie ihm von ihren Träumen erzählt hatte.

      »Genau.«

      »Ich wollte, ich hätte das etwas eher gewusst«, sagte Jane kalt und stand entschlossen auf, um zu gehen. »Ich fürchte, es handelt sich um ein Missverständnis. Ich hatte gedacht, Professor Dimble wollte mir helfen.«

      »Das wollte er auch. Aber er hat versucht, zugleich etwas noch Wichtigeres zu tun.«

      »Wahrscheinlich sollte ich dankbar sein, dass man mich überhaupt beachtet hat«, sagte Jane trocken. »Und wie wollte er mir helfen? Vielleicht mit all diesem Zeug?« Der Versuch, beißende Ironie in ihre Stimme zu legen, misslang, als sie diese letzten Worte sagte, und heißer, unverhüllter Zorn schoss wieder in ihr Gesicht. In gewisser Hinsicht war sie sehr jung.

      »Junge Frau«, sagte Miss Ironwood, »Sie sind weit davon entfernt, den Ernst dieser Angelegenheit zu begreifen. Was Sie gesehen haben, betrifft etwas, im Vergleich zu dem Ihr und mein Glück und sogar unser beider Leben keinerlei Bedeutung haben. Ich muss Sie bitten, der Situation ins Auge zu sehen. Sie können sich Ihrer Gabe nicht entledigen. Sie können versuchen, sie zu unterdrücken, aber es wird Ihnen nicht gelingen, und Sie werden sich schrecklich fürchten. Sie können Ihre Gabe aber auch uns zur Verfügung stellen. Wenn Sie das tun, werden Sie sich auf lange Sicht viel weniger fürchten müssen, und Sie werden dabei helfen, die Menschheit vor einem sehr großen Unheil zu bewahren. Die dritte Möglichkeit

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