Die böse Macht. C. S. Lewis

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Die böse Macht - C. S. Lewis

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die mindestens so begierig sind wie wir, aus Ihrer Fähigkeit Nutzen zu ziehen, denen Ihr Leben und Ihr Glück aber nicht mehr bedeuten als das Leben und das Glück einer Fliege. Die Menschen, die Sie in Ihren Träumen gesehen haben, sind wirkliche Menschen. Es ist keineswegs unwahrscheinlich, dass sie wissen, dass Sie ihnen unabsichtlich nachspioniert haben. Und wenn das so ist, dann werden sie nicht ruhen, bis sie Sie in ihrer Gewalt haben. Ich würde Ihnen, auch um Ihrer selbst willen, raten, sich uns anzuschließen.«

      »Sie sprechen ständig von ›wir‹ und ›uns‹. Sind Sie eine Art Gesellschaft?«

      »Ja. Man könnte es eine Gesellschaft nennen.« Jane war stehen geblieben; und sie hatte beinahe geglaubt, was sie hörte. Dann überkam ihr ganzer Abscheu sie plötzlich erneut – ihre ganze verletzte Eitelkeit, ihre Erbitterung über die unsinnige, verwickelte Situation, in der sie sich gefangen sah, und ihre allgemeine Abneigung gegen das Geheimnisvolle und Unvertraute. Sie wollte jetzt nur noch aus diesem Raum hinaus, fort von Miss Ironwoods ernster, geduldiger Stimme. »Sie hat es nur noch schlimmer gemacht«, dachte Jane, die sich noch immer als Patientin betrachtete. Laut sagte sie: »Ich muss jetzt gehen. Ich weiß nicht, wovon Sie reden. Ich will nichts damit zu tun haben.«

      4 _______

      Mark fand schließlich heraus, dass man erwartete, er werde wenigstens die eine Nacht bleiben, und als er hinaufging, um sich zum Abendessen umzukleiden, hatte sich seine Stimmung gebessert. Dies lag zum Teil an einem Whisky-Soda, den er unmittelbar zuvor mit ›Fee‹ Hardcastle getrunken hatte, und zum Teil daran, dass der Wattebausch auf der Oberlippe inzwischen entbehrlich geworden war, wie er durch einen Blick in den Spiegel feststellte. Auch das Zimmer mit seinem hellen Kaminfeuer und dem eigenen Bad hatte etwas damit zu tun. Wie gut, dass er sich von Jane hatte überreden lassen, diesen neuen Abendanzug zu kaufen! Er sah sehr gut aus, wie er da auf dem Bett lag; und Mark sah jetzt, dass der alte es nicht mehr getan hätte. Am meisten Mut aber hatte ihm das Gespräch mit der Fee gemacht.

      Man konnte nicht gerade sagen, dass er sie mochte. Im Gegenteil, sie hatte in ihm die ganze Abneigung geweckt, die ein junger Mann in der Gegenwart einer übermäßigen, ja unverschämten und zugleich völlig unattraktiven Sexualität empfindet. Und etwas in ihrem kalten Blick hatte ihm gesagt, dass sie sich dieser Reaktion wohl bewusst sei und sie amüsant finde. Sie hatte ihm allerhand anstößige Geschichten erzählt. Immer schon hatte es Mark bei den ungeschickten Versuchen emanzipierter Frauen, sich in dieser Art von Humor zu ergehen, geschaudert, aber das war stets von einem Gefühl der Überlegenheit gemildert worden. Diesmal hatte er das Gefühl, selbst die Zielscheibe zu sein. Diese Frau provozierte die männliche Prüderie zu ihrer Unterhaltung. Später dann hatte sie ihm Erinnerungen aus dem Polizeidienst aufgetischt. Trotz anfänglicher Skepsis war Mark entsetzt über ihre Vermutung, dass ungefähr dreißig Prozent aller Mordverfahren damit endeten, dass ein Unschuldiger gehängt wurde. Und sie gab Einzelheiten über den Hinrichtungsraum zum Besten, die ihm bis dahin nicht bekannt gewesen waren.

      All dies war wenig erfreulich. Aber es wurde durch den angenehm vertraulichen Charakter des Gesprächs mehr als ausgeglichen. Immer wieder hatte man ihn im Laufe des Tages spüren lassen, dass er ein Außenseiter war: dieses Gefühl war völlig verschwunden, solange Miss Hardcastle mit ihm sprach. Er hatte den Eindruck, aufgenommen zu sein. Miss Hardcastle hatte offenbar ein bewegtes Leben hinter sich. Sie war nacheinander Frauenrechtlerin, Pazifistin und Faschistin gewesen. Sie war von der Polizei misshandelt und eingekerkert worden. Sie hatte aber auch mit Premierministern, Diktatoren und berühmten Filmstars verkehrt. Sie hatte mit beiden Enden des Gummiknüppels Bekanntschaft gemacht und wusste, was polizeiliche Gewalt vermochte und was nicht. In ihren Augen gab es nur wenig, was sie nicht vermochte. »Besonders jetzt«, sagte sie. »Hier im Institut unterstützen wir den Kreuzzug gegen den Bürokratismus.«

      Der polizeiliche Aspekt des Instituts war, wie Mark ihren Ausführungen entnahm, für die Fee das Wichtigste. Die Institutspolizei war dazu da, der Institutsleitung all das abzunehmen, was man vielleicht als Hygieneangelegenheiten bezeichnen könnte. Darunter fielen sowohl Impfungen als auch Beschuldigungen wegen widernatürlicher Verirrungen; von da, meinte die Fee, sei es nur noch ein Schritt, um auch alle Erpressungsfälle an sich zu ziehen. Was das Verbrechen im Allgemeinen betraf, so hatten sie bereits in der Presse dafür geworben, dem Institut weitgehend freie Hand bei Experimenten zu lassen, die aufzeigen sollten, inwieweit eine humane, heilende Behandlung an die Stelle der alten vergeltenden oder rächenden Strafe treten könnte. Hier stand ihnen noch viel gesetzlicher Bürokratismus im Weg. »Aber es gibt nur zwei Tageszeitungen, die wir nicht kontrollieren«, sagte die Fee. »Und die werden wir fertig machen. Man muss den Mann auf der Straße dahin bringen, dass er automatisch Sadismus sagt, wenn er das Wort Bestrafung hört.« Dann habe man freie Bahn. Mark konnte diesem Gedankengang nicht gleich folgen, doch die Fee erklärte ihm, dass es gerade der Gedanke der verdienten Strafe sei, der der britischen Polizei bis zum heutigen Tage ihre Arbeit so schwer mache. Verdiente Strafe habe nämlich immer ihre Grenzen: man könne dem Kriminellen nur soundso viel antun und nicht mehr. Bei der heilenden Behandlung dagegen gebe es keine feste Grenze; sie könne fortgesetzt werden, bis sie eine Heilung bewirke, und jene, die sie verabreichten, würden entscheiden, wann dieser Zeitpunkt gekommen sei. Und wenn Heilung human und wünschenswert war, wie viel mehr galt dies erst für die Vorbeugung? Bald werde jeder, der schon einmal mit der Polizei zu tun gehabt habe, unter die Kontrolle des N.I.C.E. kommen, und am Ende jeder Bürger. »Das ist der Punkt, wo wir beide ins Spiel kommen, Kleiner«, fügte die Fee hinzu und tippte mit dem Zeigefinger gegen Marks Brust. »Auf lange Sicht gibt es keinen Unterschied zwischen Polizeiarbeit und Soziologie. Sie und ich, wir müssen Hand in Hand arbeiten.«

      Dies hatte in Mark wieder die alten Zweifel geweckt, ob man ihm wirklich einen Posten anbot, und wenn ja, was für ein Posten das war. Die Fee hatte ihn vor Steele gewarnt, er sei ein gefährlicher Mann. »Es gibt zwei Leute, auf die Sie sehr Acht geben sollten«, sagte sie. »Der eine ist Frost, und der andere ist der alte Wither.« Aber über seine allgemeinen Befürchtungen hatte sie nur gelacht. »Sie sind schon mittendrin, Kleiner«, sagte sie. »Seien Sie nur nicht zu wählerisch, was Ihre Arbeit angeht. Sie müssen die Dinge nehmen, wie sie kommen. Wither mag keine Leute, die ihn festzunageln versuchen. Es hat keinen Zweck zu sagen, Sie wären hierher gekommen, um dieses zu tun, und würden jenes nicht tun. Dafür entwickeln sich die Dinge zurzeit einfach zu schnell. Sie müssen sich nützlich machen. Und glauben Sie nicht alles, was man Ihnen erzählt.«

      Beim Abendessen saß Mark neben Hingest. »Nun«, sagte Hingest, »hat man Sie also doch noch eingefangen, wie?«

      »Sieht so aus, ja«, antwortete Mark.

      »Sollten Sie sich nämlich eines Besseren besinnen«, sagte Hingest, »könnte ich Sie mitnehmen. Ich fahre heute Abend zurück.«

      »Sie haben mir noch nicht erzählt, warum Sie selbst uns verlassen wollen«, sagte Mark.

      »Ach, wissen Sie, es hängt davon ab, was einer mag oder nicht mag. Wenn Sie Gefallen an der Gesellschaft dieses italienischen Eunuchen und des verrückten Pfarrers und dieser Hardcastle finden – ihre Großmutter würde ihr die Ohren lang ziehen, wenn sie noch lebte –, dann gibt es natürlich nichts mehr zu sagen.«

      »Ich glaube, man kann das Institut kaum von einem rein gesellschaftlichen Standpunkt aus beurteilen – ich meine, es ist etwas mehr als ein Club, nicht wahr?«

      »Wie? Beurteilen? – Soviel ich weiß, habe ich in meinem ganzen Leben noch nie etwas beurteilt, außer auf einer Blumenausstellung. Es ist alles eine Frage des Geschmacks. Ich bin hierher gekommen, weil ich dachte, es hätte etwas mit Wissenschaft zu tun. Nun, da ich sehe, dass es eher eine politische Verschwörung ist, gehe ich nach Hause. Ich bin zu alt für solche Sachen, und wenn ich an einer Verschwörung teilnehmen wollte, dann sicher nicht an dieser.«

      »Vermutlich meinen Sie damit, dass das Element der sozialen Planung Ihnen missfällt? Ich

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