Die böse Macht. C. S. Lewis

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Die böse Macht - C. S. Lewis

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ist keine Wissenschaft. Und wenn ich merken würde, dass die Chemie mit einer Geheimpolizei zusammenarbeitet, die von einem ältlichen Mannweib geleitet wird, das keine Korsetts trägt, und Pläne ausarbeitet, jedem Engländer Heim und Hof und Kinder zu nehmen, würde ich die Chemie zur Hölle fahren lassen und zur Gärtnerei zurückkehren.«

      »Ich verstehe dieses Gefühl der Zuneigung für den kleinen Mann, aber wenn man wie ich die Wirklichkeit studiert…«

      »Dann würde auch ich den Wunsch verspüren, alles niederzureißen und etwas anderes an seine Stelle zu setzen. Natürlich. Genau das passiert, wenn Sie die Menschen studieren: Sie finden einen Saustall vor. Ich bin im Übrigen der Meinung, dass man Menschen nicht studieren kann, man kann sie nur kennen lernen, was etwas ganz anderes ist. Weil Sie die Menschen studieren, wollen Sie die Unterschichten das Land regieren lassen und ihnen klassische Musik vorsetzen – so ein Unsinn! Und Sie wollen ihnen alles wegnehmen, was das Leben lebenswert macht; nur ein Haufen von Spitzbuben und Professoren soll davon ausgenommen bleiben.«

      »Bill!«, rief Miss Hardcastle plötzlich vom anderen Ende des Tisches herüber, so laut, dass selbst Hingest es nicht überhören konnte. Er sah sie an, und sein Gesicht wurde dunkelrot.

      »Stimmt es«, schrie die Fee, »dass Sie gleich nach dem Abendessen wegfahren wollen?«

      »Ja, Miss Hardcastle, das stimmt.«

      »Könnten Sie mich vielleicht mitnehmen?«

      »Mit Vergnügen«, sagte Hingest in einem Ton, der niemanden täuschte, »wenn wir den gleichen Weg haben.«

      »Wohin fahren Sie?«

      »Nach Edgestow.«

      »Fahren Sie durch Brenstock?«

      »Nein, ich verlasse die Umgehungsstraße bei der Kreuzung gleich hinter Lord Hollywoods Eingangstor und fahre dann die Potter’s Lane hinunter.«

      »Schade! Nützt mir nichts. Dann warte ich lieber bis morgen früh.«

      Danach wurde Mark von seinem Nachbarn zur Linken in ein Gespräch verwickelt und sah Bill den Blizzard erst nach dem Abendessen in der Eingangshalle wieder. Er hatte bereits den Mantel an und wollte gerade zu seinem Wagen gehen.

      Als er die Tür öffnete, begann er zu reden, und Mark sah sich genötigt, ihn über den kiesbestreuten Vorplatz zum Wagen zu begleiten.

      »Befolgen Sie meinen Rat, Studdock«, sagte er, »oder denken Sie wenigstens darüber nach. Ich selbst halte zwar nichts von Soziologie, aber Sie haben eine recht anständige Karriere vor sich, wenn Sie am College bleiben. Sie tun sich selbst keinen Gefallen, wenn Sie sich mit dem N.I.C.E. einlassen – und bei Gott, Sie werden auch sonst keinem damit nützen.«

      »Ich denke, man kann über alles zweierlei Ansicht sein«, sagte Mark.

      »Wie? Zweierlei Ansicht? Es gibt ein Dutzend Ansichten über alles, bis man die Antwort weiß. Dann gibt es niemals mehr als eine. Doch das ist nicht meine Sache. Gute Nacht.«

      »Gute Nacht, Hingest«, sagte Mark. Hingest ließ den Motor an und fuhr davon.

      Ein leiser Frosthauch lag in der Luft. Über den Baumwipfeln stand Orion und funkelte auf ihn herab, doch Mark kannte dieses erhabene Sternbild nicht einmal. Er zögerte, ins Haus zurückzugehen. Vielleicht erwarteten ihn dort weitere Gespräche mit interessanten und einflussreichen Leuten; vielleicht aber würde er sich auch wieder als Außenseiter fühlen, allein herumstehen und Gespräche beobachten, an denen er nicht teilnehmen konnte. Er war ohnehin müde. Als er die Vorderseite des Gebäudes entlangschlenderte, kam er bald zu einer weiteren, kleineren Tür, durch die man wahrscheinlich ins Haus gelangen konnte, ohne die Eingangshalle oder die öffentlichen Räume zu betreten. Er ging hinein, stieg die Treppe hinauf und legte sich schlafen.

      5 _______

      Camilla Denniston brachte Jane hinaus – nicht durch die kleine Tür in der Mauer, durch die sie hereingekommen war, sondern durch das Haupttor, das ungefähr hundert Schritte weiter auf dieselbe Straße hinausführte. Gelbes Licht ergoss sich von Westen her durch einen Spalt in der grauen Wolkendecke und tauchte die Landschaft für kurze Zeit in eine kalte Helligkeit. Jane hatte sich geniert, vor Camilla Denniston Zorn oder Furcht zu zeigen, und so war beides fast vergangen, als sie sich verabschiedete. Aber eine entschiedene Abneigung gegen das, was sie »all diesen Unsinn« nannte, blieb zurück. Sie hatte keine absolute Gewissheit, dass es Unsinn war, war aber entschlossen, es so zu behandeln. Sie wollte nicht hineingezogen, nicht vereinnahmt werden. Jeder musste sein eigenes Leben leben. Verstrickungen und Einmischungen zu vermeiden war seit langem eines ihrer wichtigsten Prinzipien. Selbst als sie entdeckt hatte, dass sie Mark heiraten würde, wenn er sie fragte, war sofort der Gedanke »aber ich muss trotzdem mein eigenes Leben weiterführen« aufgekommen und niemals länger als ein paar Minuten aus ihrem Bewusstsein geschwunden. Ein gewisser Groll gegen die Liebe selbst und darum auch gegen Mark, der auf diesem Weg in ihr Leben eingedrungen war, blieb zurück. Inzwischen wusste sie sehr genau, wie viel eine Frau durch die Heirat aufgab. Mark schien das nicht klar genug zu erkennen. Obwohl sie es nicht aussprach, war diese Furcht vor Beeinträchtigungen und Verstrickungen der tiefere Grund für ihren Entschluss, kein Kind zu bekommen – oder jedenfalls erst viel später. Jeder musste sein eigenes Leben leben.

      Kaum war sie wieder in ihrer Wohnung, läutete das Telefon. »Sind Sie es, Jane?«, fragte eine Stimme. »Ich bin es, Margaret Dimble. Etwas Furchtbares ist geschehen. Ich werde es Ihnen erzählen, wenn ich komme. Im Moment bin ich zu wütend, um zu sprechen. Hätten Sie vielleicht zufällig noch ein Bett? Wie? Mr. Studdock ist gar nicht da? Nicht ein bisschen, wenn es Ihnen nichts ausmacht. Ich habe Cecil zum Schlafen ins College geschickt. Sind Sie sicher, dass ich Sie nicht störe? Tausend Dank. In einer halben Stunde bin ich bei Ihnen.«

      4 Die Beseitigung von Anachronismen

      Kaum hatte Jane Marks Bett frisch bezogen, als auch schon, mit vielen Paketen beladen, Mrs. Dimble eintraf. »Sie sind ein Engel, dass Sie mich für die Nacht aufnehmen«, sagte sie. »Ich glaube, wir haben es bei jedem Hotel in Edgestow versucht. Dieser Ort wird schier unerträglich. Überall die gleiche Antwort! Alles voll bis unters Dach mit der Gefolgschaft dieses abscheulichen N.I.C.E. Sekretärinnen hier, Stenotypistinnen dort, Bauingenieure, Vermessungsleute – es ist schrecklich. Hätte Cecil nicht ein Zimmer im College, so müsste er wohl tatsächlich im Wartesaal des Bahnhofs schlafen. Ich hoffe nur, dass dieser Hausdiener im College das Bett gelüftet hat.«

      »Aber was in aller Welt ist geschehen?«, fragte Jane.

      »Man hat uns an die Luft gesetzt, meine Liebe!«

      »Aber das ist doch nicht möglich, Mrs. Dimble. Ich meine, das kann unmöglich legal sein.«

      »Das hat Cecil auch gesagt … Stellen Sie sich bloß vor, Jane, als wir heute Morgen aus dem Fenster schauten, sahen wir als Erstes einen Lastwagen in unserer Einfahrt; er stand mit den Hinterrädern mitten im Rosenbeet und lud einen Haufen Leute mit Äxten und Sägen ab, Leute, die wie Kriminelle aussahen. Direkt in unserem Garten! Ein abscheulicher kleiner Mann mit Schirmmütze war dabei, der die Zigarette im Mund behielt, während er mit Cecil sprach – das heißt nicht im Mund, sie klebte an seiner Oberlippe. Und wissen Sie, was er gesagt hat? Er sagte, sie hätten nichts dagegen, wenn wir bis morgen früh um acht im Haus blieben – wohlgemerkt im Haus, nicht im Garten. Nichts dagegen!«

      »Aber das muss doch – muss doch ein Irrtum sein!«

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