Oberhausen: Eine Stadtgeschichte im Ruhrgebiet Bd. 4. Группа авторов
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Wo steht Oberhausen nun mit seiner Neuen Mitte 150 Jahre nach der Gemeindegründung? Der Erlebnis-Einkaufs- und Erlebnis-Freizeit-Standort aus einer vielseitigen Kombination öffentlicher wie privater Angebote ist als wichtigste Freizeit-Landschaft des Ruhrgebiets stetig gewachsen und etabliert. Zugleich ist mit der Neuen Mitte im Emscher Landschaftspark zwischen Haus Ripshorst im Osten und Kaisergarten im Westen eine Kulturlandschaft ganz neuer Art entstanden: Vielfach durchgrünt, kombiniert aus historischer Bau- und Landschaftskultur – Schloss Oberhausen, Kaisergarten und Siedlung Grafenbusch – mit der Raum gestaltenden Eigenart des ersten deutschen Urban Entertainment Centers aus den Jahren um den Jahrtausendwechsel ist die Neue Mitte Oberhausen zum wertvollen und vollgültigen Gegenstück der historischen Parkstadt des frühen 20. Jahrhunderts in der Oberhausener City geworden. Damit hat die Neue Mitte Oberhausen das Zeug dazu, den Oberhausenerinnen und Oberhausenern als wichtiges Stück lokaler Identität zum wesentlichen Element ihrer gewandelten Identifikation mit ihrer Heimatstadt im weiteren 21. Jahrhundert zu werden. Da die Menschen indes weiterhin in ihren Stadtvierteln leben, wird die Kommune auch fortan gut daran tun, auf das sensible Gleichgewicht aus Stadtentwicklung in den Stadtbezirken und in der Neuen Mitte größten Wert zu legen.
Abb. 35: Luftbild Neue Mitte Oberhausen 1999, Centro mit Stahlwerk SWO, Blick nach Osten
Und wie ist die gesamte Stadt Oberhausen rund 50 Jahre nach ihrem Eintritt in einen beschleunigten, umfassenden sozialen und wirtschaftlichen Strukturwandel für die Zukunft gerüstet? Da bietet sich dem Betrachter ein vielschichtiges und nicht zuletzt widersprüchliches Bild. Tiefgreifende Umbrüche, spektakuläre Erfolge und fortbestehende Herausforderungen prägen das Ganze der Stadtentwicklung. Auf der Haben-Seite steht nicht allein die Neue Mitte Oberhausen mit ihren rund 12.000 Arbeitsplätzen. Oberhausen hat seinen Menschen Lebensfähigkeit und Lebensqualität erhalten. Ohne den Wandel zu Neuem hätte die Stadt von ihren 108.600 Arbeitsplätzen des Jahres 1962 rund 58.600 verloren und wäre zu einem Ort der Hoffnungslosigkeit abgestiegen. Mit dem vollzogenen Wandel sind von 1961 bis 2010 rund 38.900 Arbeitsplätze für die Menschen in Oberhausen in Stadt und Region neu entstanden und wieder 88.900 Bewohner der Stadt erwerbstätig. Allein im Jahrzehnt seit 2000 kamen 8.000 Arbeitsplätze für Oberhausenerinnen und Oberhausener in der Stadt und in der Region hinzu. Mit 80 Prozent aller Beschäftigten in den Dienstleistungen, mit einem im Ruhrgebietsvergleich leistungsstarken Handwerk, mit einem ebenfalls überdurchschnittlich breiten Spektrum an unternehmensnahen Dienstleistungen, mit einem starken Leitmarkt Immobilien, Wohnen und Bauen sowie schließlich mit einem verbliebenen industriellen Kern aus Chemie, Anlagenbau und mit vielen starken Mittelständlern aus weiteren Branchen verfügt die Oberhausener Wirtschaft über eine robuste Substanz.
Auch die Bilanz der Wirtschaftsförderung, 2007 in der WFO – Wirtschaftsförderung Oberhausen GmbH – operativ gebündelt, kann sich sehen lassen. Vielen Unkenrufen zum Trotz weist das Werben um alte und neue Unternehmen einen bemerkenswert positiven Saldo auf: In den sechs Jahren von 2005 bis 2010 einschließlich verließen Betriebsstätten mit 660 Arbeitsplätzen die Stadt. Dem stehen jedoch gut 3.100 Arbeitsplätze gegenüber, die in der gleichen Zeit angesiedelt wurden oder aber deren akut bevorstehender Fortzug aktiv verhindert werden konnte. Und in einer dynamischen Marktwirtschaft kommt es schließlich auf die Bilanz an, während einzelne Standortaufgaben wohl Veränderung anzeigen – und Dynamik kommt nicht ohne Wandel aus – nicht aber eine Schwäche des Standortes markieren. Denn wer käme auf den Gedanken, Chinas oder Deutschlands Außenhandel ein Schwächeln zu unterstellen, nur weil beide Volkswirtschaften bei hohen Exportüberschüssen auch noch beachtliche Einfuhrvolumina aufweisen? Auch das Angebot an Wirtschaftsflächen vor Ort liegt im Verhältnis zur Stadtgröße mit rund 100 Hektar an der Spitze der Städte im westlichen Ruhrgebiet, und dies nach einem halben Jahrhundert erfolgreicher Revitalisierung von Industriebrachen, deren Umgestaltung zu Gewerbeparks nicht mit Bedauern über abnehmende Flächenreserven vermerkt werden sollte, sondern eher als Beleg für den Erfolg des Strukturwandels gelten darf.37
Allerdings stellt die Herausbildung der Wissensgesellschaft als großer Trend des 21. Jahrhunderts Oberhausen vor große Herausforderungen. Der Anteil der Akademiker an den Beschäftigten und der Anteil der Abiturienten an den Schulabgängern liegen auf den letzten Plätzen unter Deutschlands Großstädten. Zudem ist Oberhausen Deutschlands größte Stadt ohne staatliche Hochschule. Angesichts des demografischen Wandels und dem damit einher gehenden Stopp von Hochschulgründungen könnte dies auch für längere Zeit so bleiben. Diese durchaus beachtenswerten Merkmale der Stadt sind aber kein Grund zum Defätismus. Statt dessen können diese Eigenschaften Oberhausens zum Ansporn dafür werden, den Stellenwert von Bildung und Wissen im öffentlichen Handeln noch weiter zu erhöhen. Statt Anlass zum Pessimismus zu geben, können Oberhausens Rückstände bei der Gestaltung der Wissensgesellschaft Impuls dazu sein, die ganz spezifischen Stärken und Chancen der Stadt zu suchen, zu analysieren und in Handlungsprogramme umzusetzen. Dass es solche Perspektiven geben mag, sei mit nur einem Beispiel benannt: Oberhausen liegt nicht nur in der Region Rhein-Ruhr, der mit 11,5 Millionen Menschen größten Ballung Europas; Oberhausen befindet sich sogar an dem begünstigten Schnittpunkt von Ruhrgebiet und Rheinschiene. Das verschaffte der Stadt bisher schon große Vorteile: Erstens finden Oberhausener Unternehmen vor ihrer Haustüre einen fast unerschöpflichen Markt. Ohne diesen Umstand wäre Oberhausens Stärke in Freizeitwirtschaft und unternehmensnahen Dienstleistungen unvorstellbar. Zweitens finden die Menschen, die Oberhausen zu ihrem Wohnort gewählt haben, weil es sich hier gut und bezahlbar leben lässt, in Dienstleistungszentren wie Düsseldorf oder Essen oftmals Arbeit, ohne dass sie deshalb einen Wohnortwechsel vornehmen müssen und wollen. Beide Eigenschaften der Stadt können als Stärken betrachtet, erkannt und gepflegt werden. Beide Qualitäten Oberhausens können den Anstoß geben zu kommunalem Handeln, das der Stadt neue Perspektiven zutraut statt im Zeichen leerer Kassen allein Mängel zu verwalten. Über die Konsequenzen aus Oberhausens Lage in der Metropolregion Rhein-Ruhr hinaus wird es weitere wichtige Aspekte der Stadtentwicklung geben, die bei der Gestaltung der Zukunft von Nutzen sein werden. Es sind die Oberhausenerinnen und Oberhausener, die es als nach Lösungen suchende, als Herausforderungen bewältigende Stadtgesellschaft zu aller erst im Kopf und in der Hand haben, das Oberhausen des 21. Jahrhunderts kreativ zu erschaffen.
„Historischer Städtebau prägt die Stadt – das Beispiel Antonyhütte, Schacht IV“
Interview mit Klaus Wehling (Teil 3)
Das wirtschaftliche Erbe, soweit es sich in Gebäuden manifestiert hat, ist ja in Oberhausen nicht mehr allzu stark sichtbar. Die großen Industrieanlagen, Kokereien, Zechen, alles weitgehend abgerissen. Einzelne Gebäude sind aber noch stehen geblieben und werden genutzt. Hostel Veritas ist ein Beispiel, ein anderes ist Schacht 1, der jetzt als Diskothek weiterhin sein Leben führt, Druckluft gehört auch dazu. Es gibt dann aber noch einen Schacht, nämlich den Schacht 4 in Osterfeld, der einer weiteren Nutzung harrt.
Hier sind ja seit längerem Wohnprojekte in der Diskussion und ich bin nach einem erst vor kurzem geführten Gespräch sehr guten Mutes, dass sich in 2012 hier erste Baumaßnahmen realisieren werden, die sich zunächst schwergewichtig auf den Bereich des betreuten Wohnens beziehen. Und ich finde die bisherigen Entwürfe sehr interessant, in deren Mittelpunkt der Förderturm steht.
Das ist ein Turm, der von der Bauhausarchitektur geprägt ist, die in den 1920er Jahren richtungweisend war. Ich finde wichtig, dass der Turm erhalten bleibt. Inwieweit er genutzt werden kann, muss man der Phantasie bzw. den Geldbeuteln der Entwickler überlassen. Aber auch in Beziehung zur benachbarten Antony-Hütte hat er eine sehr hohe städtebauliche Bedeutung. Der ausgegrabene