Die Saga von Witte Wittenson. Skalbard Odinson

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Die Saga von Witte Wittenson - Skalbard Odinson

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wildes Gedränge, als die Männer zum Tor eilten, sich nach draußen zwängten und in Richtung des Feuerscheins rannten. Als letzter, da er von seinem Hochstuhl aus den weitesten Weg hatte, kam Gunnar aus seine Halle und rannte den anderen hinterher.

      „Was hat das zu bedeuten?“, brüllte er, als er sich durch die verwunderte Menge zwang, die vor Eskils Lagerfeuer zum Stehen gekommen war.

      Nachdem er sich umgeschaut hatte, stellte er zudem verwundert fest, dass alle, die hier zusammengekommen waren, nun nicht mehr nur das Feuer, sondern dafür umso mehr ihn mit großen Augen anstarrten. Irgendetwas an ihm schien ihre Blicke anzuziehen. Bald zeigten auch einige mit ihren Fingern auf seinen Kopf und offensichtlich auch auf seinen Hintern.

      Beunruhigt taste er zuerst nach seinem Hintern. Schnell fand seine Hand etwas Langes, Dünnes, seltsam Weiches, was dort aber ganz und gar nicht hingehörte. Er zog es nach vorne und stellte zu seiner Überraschung fest, dass ihm irgendjemand einen abgetrennten Kuhschwanz an den Gürtel gebunden hatte.

      Dann taste er nach seinem Kopf und stellte verwundert fest, dass er wohl seinen Helm trug, der ihm obendrein plötzlich schwerer als sonst vorkam. Langsam nahm er ihn vom Kopf. Als er ihn ansah, traute er seinen Augen nicht. Links und rechts an den Seiten waren mit Eisenringen zwei gewaltige Kuhhörner, wie man sie als Trinkhorn benutzen könnte, an seinen Helm geschmiedet worden.

      „Wer in Hels dunklem Reich“, polterte er mit lauter Stimme, „wagt es, mir solche Streiche zu spielen und mich zu verkleiden wie einen alten dummen…!“ Noch bevor er es aussprach, traf ihn die Erinnerung wie ein Blitz aus heiterem Himmel.

      „…Ochsen?“, vollendete Eskil seine Frage und trat mit Stolz erhobenem Haupt vor.

      Gunnar schäumte vor Wut: „Dafür wirst du…“

      „Deine Tochter heute Abend zur Frau bekommen.“, unterbrach ihn Eskil. „Denn genauso hast du es bei den Göttern geschworen, und jeder hier“, er deutete auf die versammelte Menge, „ist mein Zeuge!“

      An seinen Schwur gebunden konnte Gunnar nun nicht mehr anders, als Eskil Dotta zum Weibe zu geben. Doch erst viele Winter später ballte er nicht mehr vor plötzlicher Mordlust die Finger, wenn er seinen Schwiegersohn zu Gesicht bekam.

      Den Helm aber behielt er als Warnung, nicht mehr im Rausche auf die Götter zu schwören, und sein Anblick versetzte ihn auch später noch so in Rage, dass er ihn zu jedem Raubzug, den er unternahm, mitnahm und ihn in jedem Kampf aufsetzte, um in seinem Zorn wie ein Berserker unter seine Gegner zu fahren.

      Viele, die eine Plünderung überlebten, an der Gunnar Stierkopf teilgenommen hatte, sprachen von den Wikingern später als Teufel, die mit Hörnern und rotglühenden Augen über sie hergefallen waren. Und selbst Jahrhunderte später noch sollte sich im mittlerweile christianisierten Abendland der Irrglaube halten, alle Wikinger hätten Hörner an ihren Helmen befestigt.

      2.

      IN VINUM VERITAS

      Es war im Jahre 870 nach christlicher Zeitrechnung, als der tapfere Mönch Calvinus sein sicheres Kloster im Frankenland verließ, um den heidnischen Nordmännern seinen Glauben zu bringen.

      Über Friesland stieß er mit zwei Glaubensbrüdern bis ins Land der Dänen vor und traf dort beizeiten auf die ersten Anhänger des in seinen Augen falschen Glaubens.

      Die Gefahr für Leib und Leben verachtend, betraten sie waffenlos die nächst größere Siedlung und verlangten, vor den Dorfobersten geführt zu werden.

      Die Nordmänner, denen dieses furchtlose Auftreten sehr zu gefallen schien, brachten sie ohne ihnen ein Leid zuzufügen in die große Halle ihres Jarls.

      „Wer bist du und warum verlangtest du, zu mir gebracht zu werden?“, wollte der Jarl, ein blonder Hüne namens Fargrim Aalspießer, von Calvinus wissen.

      „Ich bin gekommen, um euch auf den Pfad des wahren Glaubens zu führen!“, antwortete dieser mit ruhiger, fester Stimme.

      „Uns zu führen?“, wiederholte Fargrim fragend. „Du siehst nicht so aus, als wolltest du uns als Söldner verdingen, oder sagen wir lieber, du siehst nicht so aus, als könntest du uns bezahlen.“

      „Du verstehst mich nicht“, unterbrach ihn Calvinus schnell, und mahnte sich, seine Formulierungen besser zu durchdenken. „Ich will euch den einzig wahren Gott nahebringen, der obersten Macht über alles Leben!“

      „Oh, wir verehren Odin bereits sehr, doch auch Thor und Freyr haben ihre Anhänger und unsere Fischer halten es natürlich mit Njörd“, antwortet der Jarl.

      Calvinus schüttelte aufgebracht den rasierten Kopf: „Nein! Nicht diese Götzen! Den wahren Gott, den Vater im Himmel, der seinen Sohn Jesus Christus auf die Erde gesandt hat, um uns sein Reich zu verkünden.“

      Endlich schien der Hüne zu verstehen: „Ah, du bist Christ! Warum sagst du das denn nicht gleich? Von deiner Sorte haben wir auch einen hier.“ Er wandte sich zu einem der Männer in der Halle: „Arn, hol Helger den Händler her, sicherlich wird er unseren Gast gerne kennen lernen wollen.“

      „Es wohnt ein Christ unter euch?“, fragte Calvinus ungläubig. „Also werdet ihr schon bekehrt?“

      „Bekehrt?“ Mit diesem Wort konnte Fargrim nichts anfangen.

      „Verkündet er euch aus der heiligen Schrift?“, erklärte der Mönch. „Hält er Messen mit euch ab?“

      „Oh, nein“, der Jarl schüttelte lachend den Kopf. „Helger ist wohl eher ein scheuer Mensch. Er meidet unsere Gesellschaft und bleibt lieber für sich!“

      „Wer will es ihm verdenken“, flüsterte Calvinus zu seinen Begleitern. „Es wird nicht leicht sein, als einziger Christ unter diesen Heiden zu leben!“

      „Wahrere Worte wurden in dieser Halle noch nie gesprochen!“

      Calvinus drehte sich erschrocken zu dem Mann um, der plötzlich hinter ihm aufgetaucht war und sein Flüstern offenbar gehört hatte.

      Noch bevor der Mönch irgendetwas sagen konnte reichte ihm der Neuankömmling aber mit einem freundlichen Lächeln die Hand zum Gruße: „Mein Name ist Helger Hafgerson. Ich bin erfreut, Männer meines Glaubens in diesem ungläubigen Vorhof der Hölle anzutreffen!“

      „Ebenso wie ich“, versicherte ihm der Mönch.

      „Doch was führt euch hierher?“, wollte der bekehrte Nordmann wissen.

      „Ich habe es mir zum Ziel gesetzt“, erklärte Calvinus voller Stolz, „den Heiden des Nordens den wahren Glauben zu verkünden.“

      „Da habt ihr euch viel vorgenommen!“, lachte Helger. „Ich habe schon oft versucht, ihnen die heilige Schrift nahe zu bringen, aber glaubt mir, es gab auf diesen ganzen Seiten voller Weisheit und Erhabenheit nur eine Stelle, die ihre Aufmerksamkeit erregt hat. Die Hochzeit von Kanaan, auf der Jesus Wasser in Wein verwandelte. Das war für sie ein wahres Wunder. Alles andere…“ Er zögerte: „Nun, ich wiederhole ihre Worte besser nicht. Sie waren auf jeden Fall nicht besonders angebracht.“

      „Das glaube ich euch ungesehen!“, murmelte Calvinus und schaute in die grinsenden Gesichter der Nordmänner. „Aber warte ab, Bruder. Vielleicht kann ich ihnen auf andere Weise klar machen, dass

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