Bucht der trügerischen Leidenschaft. Hannelore DiGuglielmo

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Bucht der trügerischen Leidenschaft - Hannelore DiGuglielmo

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wusste es.

      Tags darauf brachen wir nach herzlichem Abschied der gesamten Mannschaft zu unserem ca. 3 km entfernten Hotel in Gümbet auf. Vorher hatte ich den Staatsanwalt beiseite genommen und ihm anvertraut, dass Karim und ich die ganze Zeit über ein Paar waren. „Gut getarnt, ich hatte zwar den Verdacht, habe euch beobachtet, war mir aber nie zweifellos sicher.“ Er bedankte sich für mein Vertrauen und wünschte mir mit Karim alles Gute für die Zukunft. Warum?

      4. Kapitel – „Gümbet“, Mitte August 2005

      Auf dem Weg nach Gümbet erzählte mir Sophia von ihrer vergangenen Nacht. „Vergiss es, der Kerl war total impotent, ein kompletter Reinfall“ und „das gestern mit Harlikanas, war sein Vorschlag.“ Ihre Aussage erstaunte, ja, war unvorstellbar für mich. Wir gingen eine Weile und wurden von einem toll gesteilten jungen Türken in seinen Beauty- Salon gebeten. Voller Staub, mitsamt Gepäck, ließen wir uns zu einer Maniküre und Pediküre überreden. Wir lachten, ob der obskuren Umstände, die zu Hause undenkbar wären, und Sophia hatte danach an jedem Finger- und Zehen-Nagel eine andere Farbe, die zusätzlich diverse Diamantenaufkleber zierten; sehr neckisch.

      Am Hotel angekommen, gab es einen freudigen Empfang der Männerwelt, der vorwiegend Sophia galt, die sofort überall eingeladen wurde. „Lass uns woanders essen“ bat Sophia jedoch und so schafften wir es die Woche nur zwei Mal, die gebuchte HP wahrzunehmen. Frühstück fiel aus Zeitgründen aus, logisch, kein Mensch in Urlaub hat um 10.00 Uhr ausgeschlafen. Gegen Mittag telefonierte sie routiniert regelmäßig dem Kellner und ließ auf unser Zimmer servieren, nicht ohne reichlich Trinkgeld zu geben. Dazu aßen wir, am nahen Supermarkt gekaufte Melonen und frische Früchte, die wir dem großen Kühlschrank entnahmen, um alles auf dem Fußboden aus zu breiten. Tolle Frau, die Sophia, ganz unkompliziert und so praktisch. Lediglich für ihren Body und dessen Pflege benötigte sie täglich ausnehmend viel Zeit, vor allem beim Enthaaren und Cremen. Ihre Haare waren ein besonderes Kapitel, die intensivsten Aufwand erforderten. Bei der Gelegenheit verriet sie mir, dass sie Extension im deshalb fülligen Haar hätte, die bald einer Erneuerung bedürften, was wir jedoch aus Zeitmangel nie schafften. Bei dem täglichen Prozedere war sie gesprächig. So verriet sie mir, ansonsten eher eine wortkarge, wenn nicht gar verschlossene Person, sehr private Dinge. Z.B. dass sie wöchentlich viele Kilometer, zwischen ihrer Stadt und der Schweiz hin und her pendelte, um dort – ich kam nie ganz dahinter, was genau - zu arbeiten. Privatagentur aber welche? Egal, jedenfalls schien sie genügend Geld zu verdienen, um sich ein schickes Appartement in Bestlage, einen alten Z3, eine Putz- u. Bügelfrau, feste Termine im Beauty-Center usw. leisten zu können.

      Während einer Shopping-Tour durch Bodrum rief sie jedes Mal, wenn sie einen Türken mit Tüte in der einen, und Touristin an der anderen Hand sah: „Oh, kuck mal, schon wieder ein Tütenmann.“ Mit ihren Erfahrungen war sie mir eben weit voraus. Während ich die letzten 20 Jahre sicher wie in Abrahams Schoss verlebte, entging mir wohl so einiges in der Welt da draußen, keine Frage. Trotzdem, oder gerade weil hier der Kommerz so boomte, schwärmte sie von einem eigenen Geschäft hier, wobei sie gleich mehrere Ideen hatte. „Würde dir das nicht gefallen? Oder: „Könntest du dir dies oder jenes vorstellen?“ Ganz offensichtlich versuchte sie mich zu ködern.

      Nun, bald 39 Jahre, tickte ihre biologische Uhr unüberhörbar lauter denn je. Sie träumte von einem lieben, gutbetuchten Mann, „nicht zwingend nötig“, zumindest aber Kind. „Stell dir vor, Anna, du könntest dich ein wenig im Laden nützlich machen und auf das Kind schauen, während ich das Geschäft leite, mit allem was dazu gehört.“ Aha, dachte ich, ganz schön clever die Kleine, und wie glücklich ich doch wäre, das alles hinter mir zu haben. Sie blieb aber konkret, sprach von einem Erbe, das ihre Mutter verwalte, aber bei Bedarf zur Verfügung stünde und ob ich mir unter den gegebenen Umständen nicht vorstellen könne, hier zu leben. „Du bist doch viel zu jung, zum Nichtstun, jetzt hast du auch noch Karim.“ Sicher, ganz von der Hand zu weisen waren diese Überlegungen nicht. Vielleicht spürte sie ja auch meine Suche nach einer neuen Aufgabe für die Zeit nach der regulären Arbeit und vor allem nach „Schnuffi“, von dem ich ihr viel erzählte, ihrer aufrichtigen Anteilnahme sicher. „Alles ist möglich, sagte ich, aber ich sehe nur ein wirklich rentables Geschäft hier, und das ist der Wasserverkauf.“ So naiv war ich nun wieder nicht, um dahinter nicht eine gut funktionierende Organisation zu vermuten, für die man in Italien einen einschlägig bekannten Namen hat. Und dann der Kram mit einem Kind! Zeit meines Lebens vertrat ich nur eine Devise, die da hieß: 1 Kind ist 1 Kind zuviel. Zwar war ich überaus glücklich, einen Prachtmenschen von Sohn und drei süße Enkelkinder zu haben, aber das war’s auch. Mit dem Thema Aufzucht wollte ich jedenfalls nichts mehr zu tun haben.

      Eine neue Verpflichtung irgendwelcher Art eingehen auch nicht. Ich fing gerade erst wieder an, mich in meiner neu gewonnenen Unabhängigkeit einzurichten. Was sollte es erstrebenswerteres geben als meine soeben mühsam erkaufte Freiheit. Sie ließ nicht locker und kam das eine oder andere Mal darauf zurück. Die Geschäftsgründung- oder - übernahme war ihr ein ernstes Anliegen und damit die Bemühung, mich dafür zu gewinnen. Langsam musste auch sie einsehen, dass ich auf diesem Ohr taub war und blieb. Tja, war wohl nix. Mir dämmerte, dass sie in mir womöglich eine wohlhabende Frau vermutete. Gegen ihre Ansprüche jedoch fand ich mich geradezu arm. So ging sie mit mir ständig in pikfeine Restaurants, aß kaum etwas von den erlesenen Speisen, da überaus figurbetont. Ließ mich die Rechnung bezahlen, mit dem Hinweis, es später wieder zu erhalten, was sie auch prompt einhielt. Allerdings, sie trank kaum Alkohol und es war einfach toll, mit ihr und ihrer all gegenwärtiger Gunst zu sein. Für Ambiente hatte auch ich ein ausgeprägtes Faible. Ansonsten war sie geradezu bescheiden und sparsam, was irgendwie nicht zusammen passte, mich aber nur kurz irritierte. Jeder Mensch ist eben anders, zerstreute ich meine Bedenken. Wo sie auftauchte, gab es schließlich Sonderbehandlung.

      Als wir ein Mal an einem Geldautomaten waren, erhielt sie nach mehrmaligen Versuchen kein Geld. „Probier es doch du mal“, bat sie mich. Ich hatte Bargeld genug, doch ihr zuliebe versuchte ich es mit 300 Euro, die ich prompt erhielt. Ein weiterer Versuch ihrerseits blieb ebenso erfolglos. Da telefonierte sie mit ihrem „einzig guten Freund“ und ein schier endloses Palaver über Banken hin und her begann. Abends wurde sie vom Freund zurückgerufen. Diskret fragte ich einige Zeit später nach dem Ergebnis. „Ach so, das meinst du, es gibt da ein paar Probleme; kurzfristig kann ich nicht an mein Geld ran, ich muss dich also bitten, mir die 300 Euro zu borgen, die du heute aus dem Automaten gezogen hast, du brauchst sie doch sowieso nicht.“ „Sobald ich in Deutschland bin, schicke ich dir das Geld“, was sie auch tat. So etwas gibt es also auch, dir ist das noch nie passiert, dachte ich und war sehr glücklich über meine Lage.

      Nicht, dass ich gänzlich weltfremd wäre, aber immerhin naiv genug, um mich in sporadisch wiederkehrenden Zeiten von einer ganz bestimmten Sorte Mensch übertölpeln zu lassen. Offenbar war es wieder mal meine Zeit. Das musste ich auch diesmal wieder feststellen, schämte mich aber zugleich für fehlendes Vertrauen. Wieder fiel mir ihre Ähnlichkeit zu Karim auf, die beiden zeigten ein ähnliches Verhalten und hätten sich toll ergänzt. Als ich das vor einigen Tagen Karim zu bedenken gab, sagte er: „Nein, nein, du gut.“ Heute ist mir klar warum.

      An einem Tag überraschte mich Sophia mit der Mitteilung: „Ich glaube, jetzt wird es langsam Zeit, dass auch ich eine Einladung annehme.“ Einverstanden, sagte ich, wer von den hübschen Jungs soll’s denn sein? „Da kam heute einer, der die Bar übernimmt, schau ihn dir mal an.“ So bestellte sie an der Bar einen „Sex on the Beach“, ihren derzeitigen Lieblingsdrink, während ich Mojito bevorzugte, und wahrlich, der Bar-Mann sah überaus gut aus, glich aber ebenfalls eher einem Griechen als Türken, zudem war er blond, wenn auch Strähnchen getönt. Er stellte sich kurz vor, war aber total unter Stress, da ihm sein Vorgänger, nach fristloser Kündigung, ein einziges Chaos hinterlassen hatte. Beide verabredeten sich nach Feierabend. Er holte sie ab, indem er an unsere Terrasse kam und fröhlich pfiff. Na endlich, dachte ich, es wurde aber auch Zeit. Ich zog mich aus, duschte und hörte lautes Husten auf der Terrasse. Da war ein großer Mann, der gerade um die Ecke bog. Zwei Minuten später wiederholte sich das ganze.

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