Kanada abseits der ausgetretenen Pfade. Marc Lautenbacher

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Kanada abseits der ausgetretenen Pfade - Marc Lautenbacher

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Weitab der Zivilisation: ein Leben als Trapper in der Pourvoirie Beauchêne

       Echt romatisch: Blockhaus in der Wildnis

      Ein Bekannter hat uns empfohlen, im Fall, dass wir die echte kanadische Wildnis und das Leben als Jäger wie vor hundert Jahren erleben wollten, uns einige Tage in einer Pourvoirie einzumieten. Die touristische Region Abitibi-Témiscamingue steht dabei ganz an der Spitze dieser Freizeiteinrichtungen, manches Mal fast schon luxuriös, manches Mal völlig primitiv.

      Zur Erklärung: eine Pourvoirie, wie sie in Québec heißt (Englisch: Outfitter), ist erstens ein lizenziertes Jagd- und Angelterritorium, zweitens ein Beherbergungsunternehmen, drittens ein Serviceunternehmen zum Transport und zur Versorgung der Gäste mit allem Lebensnotwendigen und viertens ein Organisator professioneller Naturführungen. Im lokalen Sprachgebrauch gibt es dabei zwei Unterscheidungen: Der Plan européen ist für Selbstversorger ausgerichtet, beim Plan américain dagegen ist die komplette Verpflegung inbegriffen, was sich natürlich auch im Mietpreis niederschlägt. Manche Etablissements sind nur in der Sommersaison geöffnet, meist von Mai bis Oktober. Andere dagegen bieten das ganze Jahr über ihre Dienste an.

      Eines der schönsten Anwesen – mitten in der kanadischen Einsamkeit gelegen – ist die Pourvoirie Beauchêne, die sich selbst auch Wilderness Lodge bezeichnet. Ideal für Gäste, die auf ein wenig Komfort nicht verzichten wollen, sich aber dennoch in die unberührte Natur wagen wollen. Man könnte sich dort sogar als Bärenjäger aufspielen! Es gibt eine zentrale Lodge sowie einzelne, abgelegene Chalets, die zum Übernachten in der Wildnis, sogar auf einer Insel in einem der vierzig Seen, einladen. Auch Gruppen bis zu zehn Personen sind gern gesehene Gäste im „Beauchêne“.

       Info

      Lage: Ortsdaten Pourvoirie Beauchêne: GPS: 46.678887, -78.987236

       Anfahrt:

      –Mit dem Auto von Montréal aus auf der Route Transcanadienne, die auch die Autoroute 417 ist, in Richtung Ottawa fahren, weiter über Arnprior, wo die vierspurige Route Transcanadienne zur zweispurigen Route nationale 17 wird, weiter über Pembroke (ON), Deep River (ON) bis Mattawa (ON), wo die Route nationale 533 beginnt, die ab hier nur noch einspurig ist. Nach rund 50 Kilometern mündet diese wieder in die zweispurige Route nationale 63, die bis nach Témiscaming führt. Dort nach der Brücke in den chemin du Cimetière rechts abbiegen (Schild ZEC MAGANASIPI) und noch 30 Kilometer (am Golfplatz vorbei) bis zum Reserve Beauchêne fahren. Fahrzeit insgesamt rund 6,5 Autostunden für 590 Kilometer.

      –Mit dem Auto von Québec aus auf der Autoroute 20 bis Montréal muss man rund 3,5 Stunden Fahrzeit hinzurechnen.

      –Regelmäßige Flüge ab Montréal (Flugzeit ca. 4 Std.) und ab Québec (Flugzeit ca. 4,5 Std.) nach North Bay (ON) mit Air Canada oder Porter Airlines. Von dort nur mit dem Mietwagen 87 Kilometer weiter bis zum Reserve Beauchêne fahren. Auf Wunsch kann ein Abholservice organisiert werden.

      Öffnungszeiten: von Mai bis Oktober

      Aktivitäten: Angeln, Jagen, Camping, Trekking, Kanu und Kajak, Mountainbiking, Stehpaddeln, Baden, Wandern, Beobachtungstouren

       Unterkünfte:

      • Pourvoirie Beauchêne – Wilderness Lodge, 3 Nächte im Blockhaus (siehe Foto) auf einer Insel, inkl. Boot, Grill und Jagdlizenz, 1290 CAD/2 Pers., 100 Lac Beauchêne, PO Box 910, Témiscaming (QC) J0Z 3R0, Tel.: 1-888-627-3865, Web: www.beauchene.com

      9. Rouyn-Noranda: einst Bergarbeiterdorf, heute Kulturmetropole

       Wichtigstes Transportmittel des Bergbaus: die Eisenbahn

      Hauptstadt von Abitibi-Témiscamingue ist mit aktuell über 42.000 Einwohnern Rouyn-Noranda. Ursprünglich waren es zwei getrennte Orte: Die Holzfällersiedlung am Südufer des Lac Osisko wurde zu Ehren des Jean-Baptiste de Rouyn benannt, einem wichtigen französischen Offizier während des Siebenjährigen Krieges (1754 bis 1763) in Québec. Am Westufer des Sees entstand um ein Kupferbergwerk die Siedlung Noranda, dessen Name als reines Kunstwort aus „Northern Canada“ gebildet wurde.

       Universität von Rouyn-Noranda

      Dieses Bergwerk wurde 1911 aufgrund der Funde von umfangreichen Kupfervorkommen eröffnet, was in der abgelegenen Gegend viele Arbeitsplätze schuf. Das zog bis in die 1950er-Jahre zahlreiche Einwanderer aus Deutschland, Polen, der Ukraine, Italien und aus dem damaligen Jugoslawien an. Anfangs stellten Frankokanadier die Bevölkerungsmehrheit, aber auch englischsprachige Kanadier lebten in den damaligen Siedlungen Rouyn und Noranda. Als diese im Verlauf der kommenden 30 Jahre in die übrigen kanadischen Provinzen emigrierten, wurden die beiden prosperierenden Städtchen fast rein frankophon. Heute geben etwa 96 Prozent der Einwohner Französisch als ihre Hauptsprache an.

      Eine Besonderheit ist die immense Fläche des heutigen Gemeindegebietes von 6010,5 Quadratkilometern, da im Rahmen der Gebietsreform im Jahr 2002 sämtliche Orte der Umgegend mit der Hauptstadt fusioniert wurden. Gründe für das weiterhin ungebremste Wachstum der Stadt sind sicherlich ein Flughafen mit einem 2286 Meter langen Asphalt-Rollfeld, die Anbindung an das Fernstraßennetz und nicht zu vergessen der Hauptsitz der Université du Québec en Abitibi-Témiscamingue, kurz UQAT.

      Ein Besuch der Stadt lohnt allemal, Gründe dafür gibt es viele: mehr als 170 Kilometer(!) Wanderwege, 49 große und kleine öffentliche Stadtparks, sehr schöne Radwanderwege, Botanischer Garten mit etwa 25.000 Pflanzen, interessante Führungen zur Geschichte von Rouyn und Noranda, herrlicher Golfplatz am Lac Pelletier gelegen, moderne Ausstellungshalle Centre d'exposition de Rouyn-Noranda, jährliches internationales Kinofestival, mehrere Musikfestivals, Stadttheater, historisches russisch-orthodoxes Kirchengebäude Église orthodoxe russe Saint-Geor-ges, Badestrand Plage Kiwanis mit sanitären Anlagen. Nicht zuletzt der Parc national d’Aiguebelle in unmittelbarer Nähe.

       Fahrradwege durch ganz Rouyn-Noranda

       Info

      Lage: Ortsdaten für Rouyn-Noranda: GPS: 48.2342362, -79.0187836

       Anfahrt:

      –Mit dem Auto ab Montréal benötigt man für die 520 Kilometer über die Route Transcanadienne etwa 6,5 Stunden. Von der Stadtmitte fährt man auf die Autoroute 15 bis nach Sainte-Agathedes-Monts, wo sie in die Route nationale 117 Nord mündet. Für den Autofahrer macht das jedoch keinen Unterschied, denn die Straße ist immer noch vierspurig bis kurz nach Labelle. Von da an sind es gut 530 Kilometer zweispurig auf der Route nationale 117 bis zum Ziel. Fahrzeit insgesamt 7,5 Stunden für 640 Kilometer.

      –Mit dem Auto von Québec aus bis Montréal auf der Autoroute 20 oder 40 rund 3,5 Stunden Fahrzeit.

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