Rundgang nur mit Korb. Peter Schmidt

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Rundgang nur mit Korb - Peter Schmidt

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anderen Tipp geben.«

      »Es wird schon werden.«, sagte Gerda versöhnlich, obwohl es ihr sichtlich schwerfiel. »Kann ich diese Steine mit nach Hause nehmen.« Jana hatte ihre Hosentasche voller Kieselsteine gesammelt und holte sie jetzt heraus. Gerda streichelte ihr über das Haar. »Na klar, dann sind es schon mal ein paar weniger, die uns ärgern können.« Sie lachte Axel an und gab ihm das Zeichen, dass sie wieder auf Frieden eingestellt war.

      *

      »Wir benötigen einen Plan.« Er hatte seinen Optimismus nicht vergraben und die Zweifel seiner Frau bestärkten nur seinen Tatendrang. ›Man kann erst zur Höchstform auflaufen, wenn man auf Widerstände stößt‹, hatte er als Jugendlicher in einer Zeitung gelesen. Diese Worte waren für ihn zu einem Kompass durch sein Leben geworden. Hier fanden sie wiederum einen guten Platz, um zu wirken. Sein Ziel war es, ein Fleckchen Gartenland so zu zähmen, dass es bereitwillig vervielfältigt, was man ihm anvertraut. »Wie bekommen wir die Erde fruchtbar?« Gerda entgegnete nüchtern: »Zuerst müssen die Steine und der Wildwuchs weg, dann sollten wir umgraben und ein paar Beete anlegen.«

      »Mit dem Steine Sammeln haben die Kinder ja schon begonnen.«

      »Und woher bekommen wir das Werkzeug zum Umgraben? Wir brauchen doch mindestens einen oder zwei Spaten, eine Schippe, eine Hacke und eine Harke.«

      »Ich frage Krugmann morgen früh. Der kennt sich ja aus.«

      *

      Genosse Krugmann war schon vor ihm im Betrieb. Seine ETZ stand auf dem Parkplatz neben den Fahrradständern. Aber vor der Arbeit wollte Axel ihn auch nicht schon wieder mit seinen persönlichen Problemen belagern. Er begann seine Arbeit und nahm sich vor, seinen Gartenkollegen in der Frühstückspause aufzusuchen.

      Sie begegneten sich schon auf dem Gang. »Hey Axel, Glückwunsch zu eurem Garten. Ich habe es vom Genossen Blume erfahren. Ihr seid recht mutig hat er gemeint.«

      »Ja, der Garten ist nicht unbedingt in einem optimalen Zustand, aber wir können ja alles so herrichten, wie es uns gefällt.«

      »Das denke ich auch. Und einen Eindruck hast du schon gemacht. Blume hat gesagt, wer sich an so ein Stückchen Erde herantraut, der beweist Charakter.«

      »Ja, aber um sich an das Land heranzutrauen, brauchen wir doch wenigstens ein bisschen Werkzeug, einen Spaten und eine Hacke. Du weißt nicht zufällig, wo man so etwas herbekommt?« Er kratzte sich am Kopf. »Keine Ahnung. Du kannst es bei der BHG3 versuchen. Dort ist die Chance zwar klein, aber immer noch größer als woanders. Nur dummerweise kenne ich dort niemanden, den man mal persönlich ansprechen könnte.«

      »Wo ist denn die BHG?«

      »Gleich hinter der Brücke rechts. Dann siehst du es schon.« Er sprach es für sich selber noch einmal nach: »Hinter der Brücke rechts.«

      »Aber wenn du willst, können wir auch mal schnell zusammen hinfahren. Ich habe nämlich vor einiger Zeit einen Sack Zement bestellt und soll in Abständen immer mal nachfragen, wie weit die Bearbeitung ist. Ich will mir nämlich einen massiven Grill neben die Laube mauern. Die Steine habe ich schon, aber irgendwie müssen die ja noch zusammenhalten.«

      »Wann hast du denn mal Zeit?«

      »Eigentlich nie, aber du weißt ja: die einzige Möglichkeit Zeit zu haben ist sich welche zu nehmen. Also fahren wir gleich.«

      »Aber wir haben doch gar nicht so lange Pause.«

      »Dann sage einfach deinen Kollegen, dass du noch ein bisschen an der frischen Luft bist, dann wissen alle bescheid.«

      »An der frischen Luft?«

      »Ja, dann fragt niemand nach Dir, weil jeder mal was benötigt und solange man es nicht übertreibt ist alles in bester Ordnung.«

      »Und was ist, wenn Genosse Liedke davon Wind bekommt?«

      »Du kannst dich beliebt machen, wenn du ihm berichtest, was es an Besonderheiten in der BHG gibt und sonst ist er doch freitags immer an der frischen Luft.« Zehn Minuten später saßen sie beide auf der ETZ vom Genossen Krugmann und waren auf dem Weg zur BHG.

      *

      Die Löcher im Putz des BHG – Gebäudes legten den Blick auf das Mauerwerk aus roten Ziegelsteinen frei. ›Läuferverband‹ dachte Axel, als er von der ETZ stieg, seinen Helm abnahm und sich die Haare vom morgenfrischen Wind umwehen ließ. Unter dem verwitterten Dachvorsprung klebten ein paar Schwalbennester. Zwischen den Treppenstufen machten sich Hirtenstängel und Spitzwegerich breit. Am Eingang hing eine verrostete Laterne. Er bezweifelte, dass sie überhaupt noch funktionierte. Doch ob sie nachts leuchtete, war ihm jetzt egal, denn es war bereits 10 Uhr und die Morgensonne erwärmte und erhellte die ganze Umgebung. Die Eingangstür war abgeschlossen. Hinter einem Türspalt aus Fensterglas baumelte ein selbst geschriebenes Schild aus Pappkarton, das in der Lage war, allen Lesern Respekt einzuflößen: Wegen Warenannahme bis 14:00 Uhr geschlossen! wehrte es alle kaufwilligen Kunden ab. Krugmann schüttelte niedergeschlagen den Kopf. Seine Enttäuschung dauerte allerdings nicht besonders lang, denn er hatte sich schnell wieder aufgerappelt. »Dann müssen wir gleich um zwei wieder hier sein, vielleicht haben die heute etwas bekommen, was wir gebrauchen können.« Sie waren zwar noch nicht weiter gekommen und hatten doch einen Informationsvorsprung vor allen denen, die nicht wussten, dass heute neue Ware gekommen war. Und wie oft entscheidet der richtige Ort zur richtigen Zeit über Erfolg oder Misserfolg. »Lass uns lieber zehn Minuten eher hier sein, damit wir in der Schlange ganz vorn stehen.« Krugmann nickte. »Frühzeitiges Erscheinen sichert die besten Plätze.« Und das traf nicht nur auf die Abendveranstaltungen im Kino oder im Kulturhaus zu.

      *

      Um 13:50 Uhr warfen die Lindenbäume schon die ersten Schatten auf den ausgetretenen Vorplatz aus Sand und Steinen. Das Befahren und Betreten drängte das Gras zurück und übrig blieb ein vertrocknetes und staubiges Niemandsland zwischen ausgeblühten Fliederbüschen und rissigem Straßenasphalt. Sie waren nicht die ersten Interessenten. Vor der Treppe der kleinen BHG wartete schon eine Traube von zehn bis fünfzehn Menschen, die nicht miteinander sprachen, in unterschiedliche Richtungen starrten und sich abwechselnd immer wieder mithilfe ihrer Armbanduhren über die aktuelle Uhrzeit informierten. Jürgen Krugmann und Axel Weber vergrößerten die Schlange um zwei weitere Personen. Sie ließen sich von der verriegelten Eingangstür aufhalten wie der strömende Fluss von einer Schleuse. Krugmann zwinkerte: »Wir bekommen noch einen Korb.« Dann verstummte auch er, ließ sich von der drückenden Stimmung voller Hoffnungen und Vorahnungen anstecken und starrte wie Axel Weber geduldig auf das Pappschild hinter dem gläsernen Türspalt, dass sich pünktlich um 14:00 Uhr bewegte, ein Schlüsselklappern im Türschloss nach sich zog und die Menschenmenge vor der BHG in einen langsam fließenden und seufzenden Strom verwandelte.

      Hinter dem Eingang, der nach Holz und Linoleum roch, standen etwa zwanzig Handkörbe aus Drahtgeflecht. Über dem Tisch war ein Schild an die Wand angebracht: Rundgang nur mit Korb. »Nimm dir auch einen Korb, Axel.« riet ihm Krugmann. »Dann kommen weniger andere Leute in den Laden. Und wenn du keinen Korb in den Händen hältst, macht die Leiterin wieder ein Riesentheater. Die kann ein ganz schöner Besen sein. Wenn du es bei ihr verspielt hast, dann bekommst du nicht mal einen rostigen Nagel zu kaufen. Dafür sorgt sie schon.« Axel nickte »Ordnung muss sein« und zog an dem Bügel eines Korbes, drückte mit der anderen Hand die restlichen Körbe zurück und begann seinen Einkauf, indem er durch die Gänge mit überwiegend leeren Regalen schlenderte. Mausefallen. Friedhofsvasen. Tüten mit Sämereien. Hier gab es einen Überfluss an Dingen, die man nicht benötigte.

      »Sagen

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