Unheimliches Wien. Gabriele Lukacs
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Beim Sagenkreis um Bertha oder Perchta von Rosenberg kann man übrigens feststellen, dass hier offenbar alte, heidnische Elemente eingeflossen sind, wie dies ja oft bei Geistergeschichten der Fall ist: Es handelt sich dabei um verschwommene Erinnerungen an die Göttin Perchta, auch Hulda genannt, die zumindest im „Perchtenlauf“ noch immer von sich reden macht.
Wer ist die „weiße Frau“ in der Hofburg?
Klagt die Skandalwitwe noch heute in den Gängen der Hofburg?
Auf den Titel der „weißen Frau“ in der Hofburg gibt es noch eine andere Anwärterin, sonderbarerweise war auch sie eine lustige Witwe, und damals war noch weiß die Trauerfarbe. Nachdem er die Babenbergerin Margarete verstoßen hatte, heiratete König Przemysl Ottokar II. im Jahre 1261 die wunderschöne, sechzehnjährige Kunigunde von Kiew, die mit ihm zeitweise in der Wiener Hofburg residierte. Als sie 1278 Witwe wurde, trauerte sie nicht allzu lange um ihren Gatten, sondern ging – welch ein Skandal – eine Liebschaft ein mit einem gar nicht ebenbürtigen Mann namens Zawisch von Falkenstein, dem sie einen Sohn schenkte. Wohlgemerkt, ohne den Segen der Kirche! Zawisch wurde zu einem einflussreichen Mann und endlich holte man die Hochzeit im Jahre 1285 nach, da Rudolf von Habsburg, der kurz danach zwei seiner Kinder mit den ihren und Ottokars vermählte, Druck ausübte. Zawisch wurde Hofmeister und faktisch Regent im Lande, Kunigunde starb aber bald. Fünf Jahre später ließ ihn Wenzel II., König Rudolfs Schwiegersohn, hinrichten. Die Habsburger haben Kunigunde also kein Glück gebracht. Klagt die „Skandalwitwe“ noch heute in den Gängen der Hofburg um König Ottokar und um Zawisch?
Die weiße Frau im Theresianum
Die adeligen Zöglinge des Theresianums wurden ebenfalls von einer umgehenden Frauenfigur erschreckt, wenn ein Todesfall in ihren Reihen bevorstand. Sie soll sich auch heute noch vor einem solchen Unglück zeigen, übrigens nicht immer in Weiß, sondern auch häufig in Schwarz gekleidet.
TIPP
1., Schottenkirche. Besichtigung der Kirche, Gruft, Bibliothek und Gemäldegalerie jeden Samstag 14 : 30. Das Grabmal der Bertha von Rosenberg existiert heute nicht mehr. Leider konnte auch anhand alter Archivmaterialien nicht mehr festgestellt werden, wo sich dieses Grab befunden hat.
Gottfried von Einem, Komponist und ehemaliger Bewohner der Hofburg, meldet sich aus dem Jenseits.
4. LITERARISCHE GEISTER IN DER HOFBURG
Die Wiener Hofburg verzeichnet alljährlich zwei Millionen Besucher, sie ist eines der Highlights jeder Stadtbesichtigung und zieht auch als Kongresszentrum viele Menschen an. Die meisten Besucher drängen sich von morgens bis abends durch die Kaiserzimmer, darunter die Wohnräume des Kaiserpaares Elisabeth („Sisi“) und Franz Joseph, die beide zum Mythos geworden sind. Erst nachdem am Abend der letzte Gast gegangen ist, die Büros und Veranstaltungsräume geschlossen sind, senkt sich allmählich Ruhe über die weitläufige Burg. Um Mitternacht jedoch, zur Geisterstunde, soll in dem ehrwürdigen Gemäuer emsiges Treiben erwachen. Dann kommen die ruhelosen Seelen ehemaliger Bewohner aus ihren Gräbern zurück und geistern durch die Hallen und Gänge.
Sie sind gut Freund mit einer lebenden Bewohnerin der Burg.
Lotte Ingrischs Jenseitskontakte
Geister und Gespenster bevölkern die Gänge der Wiener Hofburg.
Lotte Ingrisch (geb. 1930) wohnt an der nach ihrem verstorbenen Mann benannten Gottfried-von-Einem-Stiege, am Übergang zwischen der ältesten Hofburg, dem Schweizerhof, und dem barocken Reitschultrakt. Sie ist nicht nur die Grande Dame der österreichischen Geisterliteratur, sondern auch ein Medium mit intensiven Jenseitskontakten. 1993 gründete sie die „Schule der Unsterblichkeit“, um den Menschen die Angst vor dem Tod zu nehmen. In ihren Büchern berichtet sie von Geistern und Gespenstern, von ihren Jenseitskontakten mit dem verstorbenen Ehemann, dem Komponisten Gottfried von Einem (1918 – 1996) und sogar mit verblichenen österreichischen Politikern. In ihrem jüngsten Werk „Der Geisterknigge“ gibt sie Anleitungen zum Umgang mit Verstorbenen. Geister haben für sie nichts Unheimliches an sich, ganz im Gegenteil: Sie unterhält sich sehr gerne mit ihnen, denn schließlich waren sie ja einmal Menschen. Wie es unter den Lebenden Narren gibt, so gäbe es diese unter den Geistern. Warum sollte es also nicht auch geisteskranke Geister geben?
Schauplatz mehrerer Geistererscheinungen: die Gottfried-von-Einem-Stiege
Die ruhelosen Geister der Hofburg warnten die Habsburger vor Unglück
Mystik und Musik spielten im Leben des Ehepaares Ingrisch/Von Einem eine wesentliche Rolle. Schon zu Lebzeiten hatte auch Gottfried Kontakt mit dem Jenseits, beide machten mystische Erfahrungen und hatten Kontakt mit Geistern. Die telepathische Verbindung zwischen den Eheleuten besteht über den Tod hinaus weiter. Lotte Ingrisch besitzt übrigens sieben Katzen, die allesamt höchst sensitiv sind und ihr die Geisterscheinungen ankündigen. Sie sieht und spricht mit ruhelosen Seelen, die einst zum Gefolge oder zur Dienerschaft der Habsburger gehörten und sich noch immer nicht von diesen lösen können. Manche wurden wegen Diebstahls aus dem Dienst entlassen und wollen sich rächen. Andere, wie ein Soldat der Leibwache, der fälschlich einer Vergewaltigung für schuldig gesprochen wurde, will sich rechtfertigen und seine Unschuld beweisen. Und wieder andere Geister wollen die Bewohner der Burg vor Unglück warnen.
Bei den vielen Menschen, welche im Laufe der Jahrhunderte in der Hofburg wohnten, wäre es wohl kein Wunder, dass deren Energien auf diesem geschichtsträchtigsten Ort der Stadt noch immer lebendig sind.
Alexander Lernet-Holenia und sein Hund Cinderella
Schriftsteller mit Hang zum Transzendenten: Alexander Lernet-Holenia
Der Schriftsteller Alexander Lernet-Holenia lebte von 1952 bis zu seinem Tod im Jahre 1976 im zweiten Stock des Reichskanzleitrakts,