Hauptsache verliebt?. Reinhold Ruthe
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Die Erfahrungen der Verliebten scheinen makellos. Viele Verliebte reagieren verständnislos, wenn die Bewegungen der Schmetterlinge im Bauch hinterfragt werden:
– Sind die Schmetterlinge ein Zeichen echter Liebe?
– Sind die Schmetterlinge ein Hinweis für die Harmonie von morgen?
– Sind die Schmetterlinge ein Beweis für eine tragfähige Übereinstimmung?
Dieses Buch will Denkanstöße geben,
– um das Schlaraffenland der Verliebtheit (ein wenig) zu entzaubern,
– um die Fallen im Paradies der Liebe aufzudecken,
– um die berühmten Schmetterlinge im Bauch unter die Lupe zu nehmen,
– um die „psychische Angina“, wie der spanische Philosoph Ortega y Gasset die Verliebtheit genannt hat, zu lindern.
Von Linderung oder Heilung spreche ich eigentlich ungern, weil Verliebte in ihrem Höhenflug sich ungern mit Alltagsfragen auf der problemübersäten Erde beschäftigen. Ich weiß, Liebe besteht nur aus fünf Buchstaben, aber Ungezählte buchstabieren ihr ganzes Leben daran herum.
Die einen lassen den Partner oder die Partnerin wie eine heiße Kartoffel fallen, fliegen von einem Schmetterlingsausflug zum nächsten, wenn die Schmetterlinge müde geworden sind und die Lust am Schwirren verloren haben. Andere verstehen die Welt nicht mehr,
– wenn die Verliebtheit ihre Schattenseite offenbart,
– wenn Missverständnisse und Konflikte auflodern und
– wenn nach dem Höhenrausch Katerstimmung herrscht.
In mehr als fünfunddreißig Jahren Eheberatung habe ich leider viele Paare erlebt, die alle ins Schwärmen geraten, wenn sie über ihre Verliebtheitsphasen nachsinnen. Sie schauen sich begeistert und entzückt an, wenn sie von kurz oder lange zurückliegenden euphorischen Begegnungen reden. Sie fragen sich,
– wo die Begeisterung geblieben ist,
– warum die Glückseligkeit ihnen die kalte Schulter zeigt,
– warum sich plötzlich Abgründe zwischen ihnen auftun,
– warum sich – wie aus heiterem Himmel – kleine und große Unterschiede zeigen.
Ich will Verliebten und jung Verheirateten Denkanstöße anbieten, damit sie nicht aus dem Himmel der Glückseligkeit in ein Loch der Verzweiflung oder in die Einsamkeit der Resignation fallen.
Auch Eltern, Freunden der Verliebten und Betroffenen, die ihre Wunden lecken, kann dieser oder jener Denkanstoß wie ein Putztuch für die rosarote Brille helfen.
– Wahre Liebe ist mehr als ein schönes Gefühl.
– Wahre Liebe ist mehr als Schmetterlinge im Bauch.
– Wahre Liebe kostet Arbeit, Fantasie, Engagement wie auch Kreativität und nicht selten auch Aufopferung.
Verstehen Sie mich nicht falsch. Ich möchte die schönen Gefühle der Verliebtheit nicht als Kinderei abtun. Aber hinter dem Schlaraffenland und dem paradiesischen Hochgefühl lauern unzählige Missverständnisse, die später – in der Ehe – Enttäuschungen mit sich bringen und zur beschleunigten Trennung oder Scheidung führen können.
Verliebtheit ist mit Sicherheit auch Gottes wunderbare Schöpfung, sonst würde vermutlich die Menschheit aussterben. Aber Verliebtheit ist vorübergehend, endlich und ein Übergangsstadium. Aus ihr kann Liebe werden,
– wenn die berauscht Verliebten nüchtern werden,
– wenn der Höhenflug beendet ist,
– wenn der Alltag einkehrt,
– wenn beide zueinander verbindlich Ja sagen.
Tipp 1
Verliebtheit – wie sieht die Wirklichkeit aus?
Dieses Buch ist kein Dolchstoß für alle glücklich Verliebten. Es will die schönste Sache der Welt nicht in Stücke zerreißen. Dieses Buch ist all denen gewidmet,
– die sich als Verliebte verstehen,
– die Verliebtheit als paradiesisch schön erleben,
– die blind vor Glück viele notwendige Sachfragen übersehen,
– die durch spätere Liebesenttäuschungen sich und die Welt nicht mehr verstehen,
– die wütend über sich und den Partner Beziehungen abbrechen,
– die sich in sexuelle Abenteuer stürzen, weil ihre Innenwelt Kopf steht.
Ich hoffe, durch diese Denkanstöße Verletzungsrisiken zu verringern, und wünsche mir, dass Verliebte sachlich, kritisch und nachdenklich sich und ihre Beziehungen hinterfragen.
Sex & Hopp
Das ist die freche Überschrift in einem Magazin über Liebe im Internet. Das Magazin „Stern“ beschäftigt sich mit diesem Thema und schreibt:
„Millionen Deutsche suchen im Internet die große Liebe. Doch das UNENDLICHE ANGEBOT an potenziellen Partnern lässt längere Beziehungen oft gar nicht entstehen, Gefühle werden zum Hindernis (…). Es scheint absurd: Die Liebe ist freier denn je, aber so schwer wie nie. Verbindlichkeit und Unverbindlichkeit sind statistisch nicht zu messen, aber es gibt Indikationen, wie die Zahl der jährlichen Scheidungen: Sie stieg zwischen 1960 und 2010 von 73.000 auf 187.000, die Zahl der Singlehaushalte liegt heute bei rund 40 Prozent. Keineswegs nur Witwen und Witwer: Von den 20–35-Jährigen leben vier Millionen allein, jeder Vierte, vor 20 Jahren war es jeder Sechste.“1
Folgendes stellen die Autoren noch fest:
– In Deutschland gibt es 2500 Singlebörsen.
– Mehr als sieben Millionen Menschen sind in Online-Kontaktportalen registriert.
– 3,5 Millionen Deutsche leben mit jemandem zusammen, den sie im Netz kennengelernt haben.
– Viele junge Menschen sind beziehungsunfähig.
– Viele moralische Gesetze werden nicht mehr beachtet.
– Viele unkomplizierte One-Night-Stands zerstören feste Beziehungen.
– Viele haben übersteigerte Erwartungen, sie sehnen sich nach dem Traummann oder der Traumfrau.
– „Das Internet ist ohne Zweifel ein wirksamer Paarungsbeschleuniger.“
– „Partnersuchende sind Kunde und Ware zugleich, sie lechzen nach dem Optimalen.“